17-02-2008, 21:17
Fritz7 schrieb:Wie naiv ist es dann, den Religionen die "Sittlichkeit" zuzutrauen, wo doch die Religionsgeschichte aller Religionen voll ist vom Gescheiterten, vom Versagen an den eigenen G-tt zugeschriebenen Kriterien ...Ich habe kürzlich einen zusammenfassenden Aufsatz über wissenschaftliche Untersuchungen zu menschlichem Verhalten gelesen. Danach läuft das soziale Miteinanden nicht über Regeln, sondern - salopp ausgedrückt - nach Gefühlen. Also z. B. nach Gerechtigkeitsempfindungen, Sympathie für den (Geschäfts-)Partner, das Gefühl des Richtigen, der Erfüllung (von Wünschen und Bedürfnissen). Das ganze soziale Verhalten stellt sich weitgehend nach der momentanen Stimmungslage ein. Die Regeln trainieren höchstens das Gefühl für das Richtige und gewähren manche Aha-Erlebnisse in kniffligen Fragen, entscheiden aber nichts im Augenblick der Handlung.
Wenn man ganz pragmatisch die gemeinsamen Interessen von Gruppen und Individuen langfristig optimieren wollte, dann könnte doch so ähnliches wie die 10 Gebote herauskommen und somit sittliche wie gesetzliche Norm werden, ganz ohne Sinai ...
Und ich fürchte, dies erklärt auch das ständig wiederholte Versagen von Normen (auch ethische) wie jetzt wieder im Hinblick auf den Steuerhinterziehungsskandal oder das Verhalten faschistischer Sozietäten usw. Daran wird keine Weltanschauung etwas ändern: Solange man im Beispiel gefühlsmäßig den Staat als Raubritter wahrnimmt, der "unsere Gelder" wegnimmt, solange werden Steuern hinterzogen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

