03-05-2008, 14:32
Sonne schrieb:melek schrieb:Aber ich wünsche ein Deutschland , in dem Menschen nicht aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit schief angesehen und beschimpft werden .
Ich denke, das ist nicht immer nur die Religion, sondern das Problem haben alle Migranten in Deutschland... Misstrauen und Ablehnung von deutscher Seite waren vom ersten Moment an da.
Deutschland war und ist ein Zuwanderungsland, auch wenn es viele nicht wahr haben wollten und wollen. Es gab immer wieder große Einwanderungswellen, angefangen von den französischen Hugenotten, den polischen Bergleuten während der Industrialisierungsphase im 19.Jahrhundert, den Vertriebenen aus dem Osten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Beim Wiederaufbau des Landes in den 1950ern haben Menschen aus Südeuropa entscheidenden Anteil. Alle diese Gruppen sind nach Deutschland gekommen und hatten mit Sicherheit große Probleme. Aber (und das ist ein ganz dickes Aber): Sie alle kamen und akzeptierten das bestehende Gesellschaftssystem. Jetzt ist Deutschland (und andere Länder in Europa) erstmals in der Situation, wo eine Migrationsbewegung besteht, die das bestehende Gesellschaftssystem kategorisch ablehnt - und diese Ablehnung ist religiös begründet.
Sonne schrieb:Es kommt mir vor, als wolltest du richten. Also wolltest du den Mulsimen erklären, wie sie ihre Religion ausüben sollten und den Koran auslegen, damit du sieh akzeptierst. Ist das wirklich deine Absicht? Das alles natürlich aus deiner westlichen Sicht.
ich will nicht richten. Ich äußere nur mein tiefstes Unbehagen über eine bevorstehende Veränderung in der Gesellschaft, die ich nicht gut finde. Ich halte es für äußerste bedenklich, wenn aus religiösen Gründen plötzlich Veränderungen z.B. im Lehrplan der Schulen auftauchen, wenn Menschen sich in ihrem Tun und Handeln einschränken müssen, weil es eine religiöse Minderheit so will. Und noch vieles andere mehr. ich halte es für bedenklich, wenn sich parallele Rechtssystem etablieren, wie es in GB bereits der Fall ist und von Muslimen in Skandinavien gefordert wird.
Interessant: Liberale muslimische Familen räumen ganze Stadtviertel in D und ziehen weg, weil in den bisherigen Wohngebieten die Fundamentalisten das Sagen haben.
Sonne schrieb:Meleks klare Aussagen FÜR eine liberale REligionsausübung und FÜR das demokratische Staatensystem übersiehst du scheinbar einfach. Du solltest dir vielleicht mal überlegen, ob du polarisieren, oder vermitteln willst. Wenn du Lesteres willst über deinen Eurozentrismus nachdenken und reflektieren.
Das ist Meleks Sicht auf die Dinge. Die ist genau so polarisierend und gutmenschlich, wie meine polarisierend und kritisch ist. Meine Sicht ist eurozentristisch, seine ist islamzentristisch. Na und? Ich sehe im Islam eine Gefahr, weil der Islam ein statisches, rückwärts gewandtes Gesellschaftssystem ist und in Europa Einzug hält. Warum hat die Bevölkerung Angst vor Muslimen, ihrer Religion, ihrer Weltanschauung und ihrem Wertesystem, aber keine Angst vor den eingewanderten Vietnamesen, Filipinos, Chinesen und deren Religion oder Kultur?
Sonne schrieb:Zuletzt wollte ich noch auf die Gleichberechtigung eingehen. Ist dir bekannt, dass es christliche (evangelikal-radikale) Lager gibt, die die Rechtssprechung in Deutschland nach der Bibel gestalten wollen? Also faktisch soll auch hier jede Ehebrecherin gesteinigt werden. Leider haben die PBCs es grade von ihrer HP genommen, aber hier kannst du das unter anderem verfolgen:
http://www.pbc.de
Klar kenne ich solche Kreise. Die gibt es hier und die finde absolut ätzend. Genau so wie die Kreationisten oder Scientologen.
Aber: Wie glaubwürdig ist ein fundamentaler Christ hierzulande, der eine wortwörtliche Umsetzung der Bibel verlangt? Nimmt man so einem die Forderung ab, dass die "Zauberinnen nicht am Leben zu lassen" sind? Wie viel Angst macht so ein Mensch?
So, und nun frag dich, wie glaubwürdig ist ein Muslim, der eine wortwörtliche Umsetzung des Korans fordert, wonach Andersgläubige (insbesondere von den nicht-abrahamitischen Religione) totzuschlagen sind? Und wie viel Angst macht so ein Muslim?
Worin liegt der Unterschied? Warum nimmt man dem fundamentalen Christen die wortgetreue Umsetzung der Bibel nicht ab, dem fundamentalen Muslim aber doch?
Sonne schrieb:Die beste Methode ist, seinen Feinden am nähesten zu sein, denn dann werden sie zu Freunden. Wenn jemand von aussen hier reinliest, hat er/sie sicher nicht das Bedürfnis sich hier freundschaftlich zu näheren... weil man nur Ablehnung liest. Ist das von dir wirklich so bezweckt?
Ich will darauf mal ganz zynisch antworten:
Gibst du diese Antwort auch jenen Menschen, die unter den Nazis im KZ gelandet sind? Frei nach dem Motto: Wenn ihr Juden euch nur mehr mit den Nazis befasst hättet und dichter an sie herangekommen wärt, dann hättet ihr Freundschaft schließen können.
Hast du deine Antwort auch an die Polizisten in Hamburg geschickt, die am 1.Mai von Rechtsradikalen und Linksradikalen in die Krankenhäuser geprügelt wurden? Haben die Polizisten es einfach versäumt, sich den Rechtsradikalen anzunähern und Freundschaft zu schließen?
Ich halte nichts von dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Haltung. Da ist mir die Aussage Martin Luthers wesentlich lieber: "Hier stehe ich - ich kann nicht anders!" Position beziehen, Flagge zeigen. Denn in der allergrößten Not bringt der Mittelweg den Tod (deutsches Sprichwort).
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)