05-05-2008, 19:36
Die Frage nach religiösem Recht bei Heirat, Scheidung, Erbschaft stellt sich so nicht, Moski, weder hier, noch in Frankreich oder in der Türkei. Das einzigste mir bekannte Land, in dem sich diese Frage für Angehörige ALLER Religionen stellt, ist Israel - hier gilt die Eheschliessung vor einem Iman, vor einem Rabbi, vor einer Körperschaft der Baha`i oder vor einem Priester gleichviel wie vor dem staatlichen Standesamt.... weil Israel in seiner Verfassung GRUNDSÄTZLICH die religiösen Instutionen den zivilrechtlichen Instutionen gleich stellt.
Machen wir einen Ausflug in`s deutsche Erbschaftsrecht: Hier sind lediglich die Pflichtanteile bei der Abfassung eines Tesdtamentes zu berücksichtigen - ansonsten kann ein Muslim, ein Christ, ein Jude, ein Baha`i seine Hinterlassenschaften frei nach seinem eigenen Glauben verteilen.
Zivilrechtlich MUSS in Deutschland zur steuerlichen und personenstandsrechtlichen Registrierung eine Ehe vor dem Standesamt geschlossen werden - aber es gibt kein Verbot zur Eheschliessung vor den religiösen Instutionen. Ein solches Verbot wäre grundgesetzwidrig....! Gleiches gilt für die Scheidung. Wo liegt hier (und in Frankreich und in England - und auch in der Türkei) das Problem?
Lass`und mal nach Teheran, nach Mekka reisen: Wir Baha`i dürfen uns dort zu unserem Glauben nicht bekennen - aber Christen und Juden, im Iran auch Zoroaster, dürfen es. Es ist den Christen, Juden, Zoroastern zwar verboten, neue Kirchen und Synagogen und Feuertempel zu bauen - sie erhalten aber von staatlicher Seite Zuschüsse, wenn die alten Gotteshäuser renoviert werden müssen. Es besteht ein Missionsverbot - aber kein Verbot für Muslime, die Gottesdienste der "Leute des Buches" zu besuchen. Christen, Juden und Zoroaster zahlen heute noch wie vor 1.000 Jahren eine Sondersteuer - und brauchen dafür keinen Militärdienst zu leisten. Und obwohl persische Juden durchaus Angst vor einer Atombombe des schiitischen Ahmadenidschad haben - werden sie nicht darin gehindert, zum Laubhüttenfest nach Tel Aviv zu reisen und werden nicht schikaniert, wenn sie wieder zurück kommen... Obwohl die Wahabiten und die Chommeney-Anhänger den Islam, den Qur`an bis zum geht-nicht-mehr verbiegen und verdrehen - von einer staatlich gelenkten Verfolgung der Christen, Juden und Zoroaster kann überhaupt keine Rede sein. Da scheinen die Diktatoren in Riad und Teheran noch um einiges "fortschrittlicher" zusein, als die Demokraten in Berlin.....
Anders im Sudan: Hier geht`s um den Machterhalt eines erklärtermassen fundamentalistisch-muslimischen Systems. Und die Machthaber im Sudan wissen sehr wohl, welche Macht eine Kirche in der Opposition ausüben kann - die haben die polnische, russische und ost-deutsche Geschichte sehr genau studiert. Und die wissen, dass eine "Kirche von unten" nicht nur ein theologisches Bemühen von Evangelikern und Katholiken darstellt, sondern dass sich eben eine Kirche von unten auch mit den wirtschaftlichen Gegensätzen zwischen den herrschenden Muslimen und den eher armen Christen kümmert. Die muslemischen Machthaber im Sudan pfeifen auf den Qur`an - sie haben kein Öl, ihre Zugänge zum Geld sind also begrenzter... und das wollen sie sich nicht mit der Nächstenliebe von Christen streitig machen lassen. Den Christen geht`s dabei aber weniger um die Verteilung der Güter, sondern eher darum, überhaupt was zu beissen zu bekommen....
Ähnlich verfahren ist die Situation auch in Somalia..... aber auch in Äthiopien (nur das hier die Herrscher christlich sind und die Minderheit sind Muslime).
Ich mach`jetzt hier mal ganz bewusst einen "Ausflug" zu "meinen Leuten": In unserem Heiligsten Buch stehen einige Sachen `drinn, die Dir, lieber Moski, mindestens "sauer aufstossen" (mir gelegentlich auch - aber das ist ein anderes Thema...). Der einzigste Grund, warum Du den Hauptkritiker meiner Religion nicht als Autorithät zur Abfassung Deiner Kritik mir/uns gegenüber anführst, liegt schlichtweg darin, dass wir Baha`i nur ein paar Millionen sind - die Muslime in ihrer Gesamtheit aber 1,5 Milliarden. Das zu diesen 1,5 Milliarden mit ihren 800 bis 900 unterschiedlichen Gruppierungen - auch wenigstens 500.000 "Grundlagenbücher" gehören, mit den verschiedensten Auslegungen zum Qur`an - übersiehst Du geflissentlich, Du hast Dir ja einen Hauptkritiker ausgesucht.... und dieser Hauptkritiker oder diese Hauptkritik ist nun für Dich der Masstab aller Dinge.... Du hast hier viel Ähnlichkeit mit der Islamwissenschaftlerin Frau Dr. Annemarie Schimmel - die anerkennt die tiefe Mystik im Qur`an, kann sich aber von ihren traditionellen Wurzeln nicht befreien und liest den Qur`an unter rein christlichen Gesichtpunkten. Und dabei kommt dann -platt formuliert- heraus, das "Muhammad ein weiser Mann war - aber kein Gesandter Gottes..." Da könnt`ich mich auch hinstellen und sagen:"... na ja, was will man von einer Christin erwarten...." - aber damit würde ich den Millionen Christen dieser Welt Unrecht tun, die sich tagtäglich mit dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen abmühen....
Zurück zum Haupthema: Es geht nicht darum, ob Yuissuf, Lütfie, Osman, Ayshe, Ali oder Rabah sich ein "islamisches Europa" vorstellen können oder wollen. Realistisch betrachtet wünscht sich jeder Gläubige eine "Einheit unter dem Dach des Glaubens" - und sieht doch, dass diese Einheit BISHER nie verwirklicht wurde - weder bei den Christen, noch bei den Juden oder den Muslimen. Da bleibt der Wunsch - ein Wunsch. Spielt das aber eine Rolle, wenn es in einer Zivilgesellschaft darum geht, ein friedliches Miteinander zu gestalten? Müssten z.B. alle Menschen im Nahen Osten Muslime, Juden oder Christen werden, um den Bürgern des Staates Israel Frieden zu bringen? Da schaue man sich nur mal die Eifersüchteleien der Christen untereinander an und in der Grabeskirche an.... oder den Bürgerkrieg zwischen Fata und Hamas.... oder die Auseinandersetzungen zwischen den orthodoxen und den reformierten Juden in der Knesset... Da kann niemand ensthaft behaupten, das unter dem einigenden "Dach" nur einer der drei Religionen Frieden im Staate Israel herrschen würde.... Glaubst Du, hier in Deutschland - oder in der Türkei wäre es anders`? Im Gegenteil....mit dem Ruf der französischen Revolution "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" würden sich Gläubige der verschiedensten Religionen und Atheisten der verschiedensten Prägung selbst dann noch bekämpfen, wenn im Streit eine Gruppierung sich diktatorisch über eine andere erhebt... Haben wir in der Geschichte ja auch schon erlebt - in der französischen Revolution, im Anschluss an die russische Revolution, bei den Nazi`s, nach der indischen Unabhängikeit....usw und so fort.... selbst bei "meinen Leuten" kann ich NICHT die Hand dafür in`s Feuer legen, das es nicht noch ein Desaster (mehr) gibt....
THEORETISCH - könnte natürlich so eine "Einheit unter einem Dach" möglich sein. Dafür müssten sich der Mensch im allgemeinen aber vorurteilsfrei verhalten, in seinem Mitmenschen nur das Gute sehen und sich zugunsten ALLER MENSCHEN EINER WELT bedeutend zurücknehmen. Leider - vorallem wenn man bedenkt, wieviel Angst aus Furcht und Furcht aus Unverständnis ensteht - ist das bisher aber nur eine Theorie.... Die Kraft hierzu bieten alle Religionen und fast alle Philosophien an. Wenn man aber bedenkt, dass der Mensch sich selbst immer besser ansieht als seinen Nachbarn und von daher "seine" Religion, "seine" Philosophie nicht als geistiges Eigentum der ganzen Menschheit betrachtet, sondern als "eigenen Baum der Erkenntnis" dem sich gefälligst alle anderen unterzuordnen zu haben - tja, dann wird das nix....auch nicht mit "meinen Leuten"...
Machen wir einen Ausflug in`s deutsche Erbschaftsrecht: Hier sind lediglich die Pflichtanteile bei der Abfassung eines Tesdtamentes zu berücksichtigen - ansonsten kann ein Muslim, ein Christ, ein Jude, ein Baha`i seine Hinterlassenschaften frei nach seinem eigenen Glauben verteilen.
Zivilrechtlich MUSS in Deutschland zur steuerlichen und personenstandsrechtlichen Registrierung eine Ehe vor dem Standesamt geschlossen werden - aber es gibt kein Verbot zur Eheschliessung vor den religiösen Instutionen. Ein solches Verbot wäre grundgesetzwidrig....! Gleiches gilt für die Scheidung. Wo liegt hier (und in Frankreich und in England - und auch in der Türkei) das Problem?
Lass`und mal nach Teheran, nach Mekka reisen: Wir Baha`i dürfen uns dort zu unserem Glauben nicht bekennen - aber Christen und Juden, im Iran auch Zoroaster, dürfen es. Es ist den Christen, Juden, Zoroastern zwar verboten, neue Kirchen und Synagogen und Feuertempel zu bauen - sie erhalten aber von staatlicher Seite Zuschüsse, wenn die alten Gotteshäuser renoviert werden müssen. Es besteht ein Missionsverbot - aber kein Verbot für Muslime, die Gottesdienste der "Leute des Buches" zu besuchen. Christen, Juden und Zoroaster zahlen heute noch wie vor 1.000 Jahren eine Sondersteuer - und brauchen dafür keinen Militärdienst zu leisten. Und obwohl persische Juden durchaus Angst vor einer Atombombe des schiitischen Ahmadenidschad haben - werden sie nicht darin gehindert, zum Laubhüttenfest nach Tel Aviv zu reisen und werden nicht schikaniert, wenn sie wieder zurück kommen... Obwohl die Wahabiten und die Chommeney-Anhänger den Islam, den Qur`an bis zum geht-nicht-mehr verbiegen und verdrehen - von einer staatlich gelenkten Verfolgung der Christen, Juden und Zoroaster kann überhaupt keine Rede sein. Da scheinen die Diktatoren in Riad und Teheran noch um einiges "fortschrittlicher" zusein, als die Demokraten in Berlin.....
Anders im Sudan: Hier geht`s um den Machterhalt eines erklärtermassen fundamentalistisch-muslimischen Systems. Und die Machthaber im Sudan wissen sehr wohl, welche Macht eine Kirche in der Opposition ausüben kann - die haben die polnische, russische und ost-deutsche Geschichte sehr genau studiert. Und die wissen, dass eine "Kirche von unten" nicht nur ein theologisches Bemühen von Evangelikern und Katholiken darstellt, sondern dass sich eben eine Kirche von unten auch mit den wirtschaftlichen Gegensätzen zwischen den herrschenden Muslimen und den eher armen Christen kümmert. Die muslemischen Machthaber im Sudan pfeifen auf den Qur`an - sie haben kein Öl, ihre Zugänge zum Geld sind also begrenzter... und das wollen sie sich nicht mit der Nächstenliebe von Christen streitig machen lassen. Den Christen geht`s dabei aber weniger um die Verteilung der Güter, sondern eher darum, überhaupt was zu beissen zu bekommen....
Ähnlich verfahren ist die Situation auch in Somalia..... aber auch in Äthiopien (nur das hier die Herrscher christlich sind und die Minderheit sind Muslime).
Ich mach`jetzt hier mal ganz bewusst einen "Ausflug" zu "meinen Leuten": In unserem Heiligsten Buch stehen einige Sachen `drinn, die Dir, lieber Moski, mindestens "sauer aufstossen" (mir gelegentlich auch - aber das ist ein anderes Thema...). Der einzigste Grund, warum Du den Hauptkritiker meiner Religion nicht als Autorithät zur Abfassung Deiner Kritik mir/uns gegenüber anführst, liegt schlichtweg darin, dass wir Baha`i nur ein paar Millionen sind - die Muslime in ihrer Gesamtheit aber 1,5 Milliarden. Das zu diesen 1,5 Milliarden mit ihren 800 bis 900 unterschiedlichen Gruppierungen - auch wenigstens 500.000 "Grundlagenbücher" gehören, mit den verschiedensten Auslegungen zum Qur`an - übersiehst Du geflissentlich, Du hast Dir ja einen Hauptkritiker ausgesucht.... und dieser Hauptkritiker oder diese Hauptkritik ist nun für Dich der Masstab aller Dinge.... Du hast hier viel Ähnlichkeit mit der Islamwissenschaftlerin Frau Dr. Annemarie Schimmel - die anerkennt die tiefe Mystik im Qur`an, kann sich aber von ihren traditionellen Wurzeln nicht befreien und liest den Qur`an unter rein christlichen Gesichtpunkten. Und dabei kommt dann -platt formuliert- heraus, das "Muhammad ein weiser Mann war - aber kein Gesandter Gottes..." Da könnt`ich mich auch hinstellen und sagen:"... na ja, was will man von einer Christin erwarten...." - aber damit würde ich den Millionen Christen dieser Welt Unrecht tun, die sich tagtäglich mit dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen abmühen....
Zurück zum Haupthema: Es geht nicht darum, ob Yuissuf, Lütfie, Osman, Ayshe, Ali oder Rabah sich ein "islamisches Europa" vorstellen können oder wollen. Realistisch betrachtet wünscht sich jeder Gläubige eine "Einheit unter dem Dach des Glaubens" - und sieht doch, dass diese Einheit BISHER nie verwirklicht wurde - weder bei den Christen, noch bei den Juden oder den Muslimen. Da bleibt der Wunsch - ein Wunsch. Spielt das aber eine Rolle, wenn es in einer Zivilgesellschaft darum geht, ein friedliches Miteinander zu gestalten? Müssten z.B. alle Menschen im Nahen Osten Muslime, Juden oder Christen werden, um den Bürgern des Staates Israel Frieden zu bringen? Da schaue man sich nur mal die Eifersüchteleien der Christen untereinander an und in der Grabeskirche an.... oder den Bürgerkrieg zwischen Fata und Hamas.... oder die Auseinandersetzungen zwischen den orthodoxen und den reformierten Juden in der Knesset... Da kann niemand ensthaft behaupten, das unter dem einigenden "Dach" nur einer der drei Religionen Frieden im Staate Israel herrschen würde.... Glaubst Du, hier in Deutschland - oder in der Türkei wäre es anders`? Im Gegenteil....mit dem Ruf der französischen Revolution "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" würden sich Gläubige der verschiedensten Religionen und Atheisten der verschiedensten Prägung selbst dann noch bekämpfen, wenn im Streit eine Gruppierung sich diktatorisch über eine andere erhebt... Haben wir in der Geschichte ja auch schon erlebt - in der französischen Revolution, im Anschluss an die russische Revolution, bei den Nazi`s, nach der indischen Unabhängikeit....usw und so fort.... selbst bei "meinen Leuten" kann ich NICHT die Hand dafür in`s Feuer legen, das es nicht noch ein Desaster (mehr) gibt....
THEORETISCH - könnte natürlich so eine "Einheit unter einem Dach" möglich sein. Dafür müssten sich der Mensch im allgemeinen aber vorurteilsfrei verhalten, in seinem Mitmenschen nur das Gute sehen und sich zugunsten ALLER MENSCHEN EINER WELT bedeutend zurücknehmen. Leider - vorallem wenn man bedenkt, wieviel Angst aus Furcht und Furcht aus Unverständnis ensteht - ist das bisher aber nur eine Theorie.... Die Kraft hierzu bieten alle Religionen und fast alle Philosophien an. Wenn man aber bedenkt, dass der Mensch sich selbst immer besser ansieht als seinen Nachbarn und von daher "seine" Religion, "seine" Philosophie nicht als geistiges Eigentum der ganzen Menschheit betrachtet, sondern als "eigenen Baum der Erkenntnis" dem sich gefälligst alle anderen unterzuordnen zu haben - tja, dann wird das nix....auch nicht mit "meinen Leuten"...