Ekkard schrieb:Zur Diskussion zwischen Ekkard und NealNeal schrieb:(…) die "Detailkenntnisse und Vorstellungen" der Wissenschaften beinhalten nun mal keine höhere Macht, sondern ruhen eben auf dieser Basis- Während Religionen, bleiben wir hier bei den westlichen, auf eine zentrale Götterrolle beharren. Oder verstehe ich da etwas falsch?Offensichtlich! Was soll eine Methode (Wissenschaft ist das Arbeiten nach Methoden!) denn mit einer "höheren Macht". Das wäre schlicht widersinnig, ja schädlich auch im Sinne der "Verträge mit Gott". Die vertragliche Verpflichtung gegenüber einer "höheren Macht" kann sinnvoll nur für die Verwendung von Wissen gegenüber den Vertragsparteien (Gott und Menschen) gelten.
möchte ich noch einen Aspekt betonen, den ich für besonders wichtig halte:
Wissenschaft ist,
soviel ich weiß, deskriptiv und i.d.R. auf den Ist-Zustand der Realität bezogen, selbst wenn sie Folgerungen aus ihren Statistiken zieht und aus Trends Zukunftsaussagen ableitet.
Glaube ist,
unabhängig von meinem Gottesbild eines Schöpfers u.ä., normativ und auf die Zukunft bezogen. Dabei heißt normativ nicht, dass ein Richter o.ä. Normen für unser Verhalten erlässt und uns zu deren Einhaltung zwingt.
"Normen" ergeben sich aus meinen Wünschen im Hinblick auf meine Mitmenschen und meine Welt und den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die diesen Wünschen dienlich oder hinderlich sind.
Normen
sind für mich Verhaltensregeln, die sich aus meiner Erwartung, was denn unser Leben und unsere Zukunft sichert, ergeben.
Wenn ich als Christ erwarte, dass nur die Praxis der geschwisterlichen Nächstenliebe Gerechtigkeit für alle und damit Leben für alle gewährleistet, und ich dieses Leben für alle will, dann bin ich verpflichtet zur Anwendung aller Wissenschaft im Dienste der Nächstenliebe.
Das Bild
eines Schöpfers, Vaters usw. ist ein Modell dafür, wie ich mit der von mir erwarteten Zukunftskraft umgehe. Wenn ich annehme, dass das Familien-Modell uns am ehesten ganzheitlich und spontan zur Anwendung der Nächstenliebe und der in deren Sinne anzuwendenden wissenschaftlichen Methoden führt, dann hilft mir dieses Modell und ist für meine Orientierung und auch die Kommunikation mit Gleichgesinnten eine Hilfe.
So sehe ich auch den Sinn religiöser Mythen:
Sie beschreiben narrativ, was zu erwarten ist, wenn jemand den Willen zur Nächstenliebe hat oder nicht, und wenn jemand die Regeln dazu einhält oder nicht. Welche Motive welche Kräfte symbolisieren, ist dann zeit- und kulturbedingt.
Eine Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Glaube
hat in diesem Ansatz nach meiner Auffassung gar keinen Platz. Er wird eher von den Gottesbildern und Mythen vorgegaukelt und löst sich in Wohlgefallen auf, wenn man sich klar macht, dass man, egal, wie Gott aussehen kann, ihn nicht anders als über die Macht der Liebe und Gerechtigkeit erfahren kann.
Die "höhere Macht" ist also für mich die Macht der Liebe und Gerechtigkeit, der ich den Erhalt unser aller Leben und dessen unserer Welt zutraue. Wer will, kann sie sogar wissenschaftlich (z.B. psychologisch oder soziologisch) erforschen.
In ihr wirkt für mein bildgesteuertes Gehirn mein "himmlischer Vater".
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)