03-07-2008, 16:00
@ Julchen
Das patriarchale Denken ist bei uns nicht überwunden. Aber ich möchte es nicht an Mann und Frau selber festmachen, sondern an unterschiedlichen Wesenszügen: die einen suchen mehr das Verbindende und wollen vor allem verstehen, andere wollen sich durchsetzen mit ihrer Ansicht. Beides gibt es in beiden Geschlechtern. Dass aber mehr die Männer nach außen dominant wirken - was ich nicht leugnen kann -, mag ich nicht am genetischen Code festmachen. Das hat viele traditionelle Gründe, denke ich. Ich kenne einfach zu viele Gegenbeispiele, um an die genetische Begründung zu glauben. Jeder Mensch hat beide Anteile in sich.Und welche er mehr ausbildet, mag sehr viel mit den gesellschaftlichen Forderungen zu tun haben.
Angst wovor? Als es die kommunistischen Staaten noch vor unseren Toren gab, wäre die Angst viel berechtigter gewesen.
Vieleicht braucht der Memsch immer einen Klassenfeind? Als der Kommunismus (oder der Kapitalismus) es nicht mehr sein konnte, suchte man sich flugs einen anderen in den anderen Reiigionen oder Glaubensgemeinschaften?
Auf ein evangelikales Forum. Da ist vor einigen Wochen eine Verschärfung eingetreten, die mir noch mehr Angst macht, als ich schon vorher vor diesen Menschen, die von der Vernunft nicht erreichbar sind, hatte. Sie sind ja nicht mehr in der Minderheit, suchen Anbindung an die großen Kirchen (und scheinen da recht erfolgreich zu sein).
Dort werden die Christen - neuerdings - auf ein bestimmtes Glaubensbild verpflichtet, das Gott als den rein Liebenden ausschließt. Ein User, der konsequent Gott - und Jesus - als Gott der Liebe beschrieb (nachhaltig und unbelehrbar!) wurde wegen Irrlehre verwarnt. Gott sei auch der Strafende, und wer das anders verkündet, sei ein von Saten beeinflusster Irrlehrer, der hier nicht geduldet werde.
Konsequent sind in den letzten Wochen alle Christen gesperrt oder verwarnt worden, die in Jesus nur den Liebenden sehen. Es hat eine große Säuberungsaktion stattgefunden, und verpflichtend wurde das "evangelikale Glaubensbekenntnis", in dem steht, dass die Bibel wörltich Gottes Wort sei. Wer dagegen dauerhaft verstoße, sei Ermessenssache der Administration (des Forums). Das heißt, die Administration entscheidet, ob jemand das Wort Gottes richtig auslegt. Wer über die Trinität sagt, sie sei nicht in der Bibel enthalten, sondern nachträglich von der Kirche übergestülpt, dem wird diese Aussage als Irrlehre gelöscht.
Solange das nur in Foren verbalisiert wird und diese "Irrlehrer" gesperrt werden, kann das ja noch relativ egal sein. Aber da diese "junge und sich immer stärker fühlende Kraft" ja auch die Regeln des Alten Testamentes als Gottes Wort - das noch heute gelte - auffasst, wird die Demokratie als Irrtum angesehen. Gleichberechtigung der Frau wird in den Gemeinden rückgängig gemacht, in den Familien soll die "Züchtigung" der Kinder wieder eingeführt werden (ob das immer der Fall ist, weiß ich nicht, ich kann nur hoffen, dass das mehr Forderung als Fakt ist). Es wird die Todesstrafe gefordert, es wird die Diskriminierung von Minderheiten gefordert, es wird der Kampf gegen den Islam gefordert.
Meinem Gespür nach wird aber die "Basis" dieser Evangelikalen rebellischer, und da liegt auch meine große Hoffnung. Jedenfalls im deutschsprachigen Bereich. Darum wird die äußere Struktur solcher Foren ja auch brutaler, man will alle missliebigen Elemente eliminieren. Der Einfluss der liberalen Christen hat an der Basis nämlich Früchte getragen. Nicht alle bekämpfen mehr den Humanismus und die Humanität.
Öffentlicher Widerspruch gegen Admins und Mods ist allerdings verboten und wird umgehend gelöscht.
Ja, sie leben unter uns, und es sollen 30 % aller Christen in Europa sein. Tendenz steigend (die Zahlen konnen aber von der Evangelischen Allianz allerdings auch erschwindelt sein).
Was können wir dagegen tun?
Weshalb überhaupt halten die großen Kirchen an diesem "Heiligen Buch" fest, das doch letztlich wirklich nur Gewalt lehrt? Man muss schon arg anderthalb Augen zudrücken, um das zu übersehen.
Julchen schrieb:An dieser Stelle eine Frage an dich (eine Frage aber an alle) denkst du dass das auch unterschiedlich ist zwischen Mann und Frau ? Habe oft den Eindruck Männer etwas "rapiader" mit ihrem Glauben bzw. ihrer Religion umgehen.
Das patriarchale Denken ist bei uns nicht überwunden. Aber ich möchte es nicht an Mann und Frau selber festmachen, sondern an unterschiedlichen Wesenszügen: die einen suchen mehr das Verbindende und wollen vor allem verstehen, andere wollen sich durchsetzen mit ihrer Ansicht. Beides gibt es in beiden Geschlechtern. Dass aber mehr die Männer nach außen dominant wirken - was ich nicht leugnen kann -, mag ich nicht am genetischen Code festmachen. Das hat viele traditionelle Gründe, denke ich. Ich kenne einfach zu viele Gegenbeispiele, um an die genetische Begründung zu glauben. Jeder Mensch hat beide Anteile in sich.Und welche er mehr ausbildet, mag sehr viel mit den gesellschaftlichen Forderungen zu tun haben.
Zitat:Karla schrieb:Es gibt Zeiten, wo man wirklich Andersgläubige in Ruhe lässt, sie hinnimmt oder auch akzeptiert, dass jeder schräg drauf ist und jeder Jeck anders ist.
In den letzten Jahren aber hat sich der Wind gedreht. Da will man nicht mehr dulden, dass andere das Christentum anders auslegen. Und in solchen Zeiten, wo sich Leute da immer mehr hineinsteigern und Gläubigkeit damit verwechseln, die eigene Position als richtige hinzustellen, ist Vorsicht angesagt. Da muss man schon fragen, was eigentlich los ist oder was passiert ist.
...denke das hat viele Ursachen, eine ist vielleicht einfach nur: Angst.
Angst wovor? Als es die kommunistischen Staaten noch vor unseren Toren gab, wäre die Angst viel berechtigter gewesen.
Vieleicht braucht der Memsch immer einen Klassenfeind? Als der Kommunismus (oder der Kapitalismus) es nicht mehr sein konnte, suchte man sich flugs einen anderen in den anderen Reiigionen oder Glaubensgemeinschaften?
Zitat:Karla schrieb:Für mich ist die Grenze da, wo durch die eigene Gläubigkeit wirklich die Grundregeln unserer demokratischen Kultur angezweifelt oder gar verletzt werden. Das ist in diesem Forum hier meines Wissens nie geschehen. Das unterscheidet es wohltuend von wirklich evangelikalen Foren, in denen man Andersdenkenden täglich das ewige Feuer ausmalt, in das sie geraten werden, in denen man Szenarien von Gewalt auch im realen Leben entwirft, in denen sogar Gewalt gelehrt wird.
Wo hast du das erfahren ? Dass die Grenzen zwischen Grundregelen unserer Demokratie durch den christlichen Glauben angezweifelt werden ? Oder beziehst du das jetzt generell auf Gläubigkeit ? Oder auf andere Foren?
Auf ein evangelikales Forum. Da ist vor einigen Wochen eine Verschärfung eingetreten, die mir noch mehr Angst macht, als ich schon vorher vor diesen Menschen, die von der Vernunft nicht erreichbar sind, hatte. Sie sind ja nicht mehr in der Minderheit, suchen Anbindung an die großen Kirchen (und scheinen da recht erfolgreich zu sein).
Dort werden die Christen - neuerdings - auf ein bestimmtes Glaubensbild verpflichtet, das Gott als den rein Liebenden ausschließt. Ein User, der konsequent Gott - und Jesus - als Gott der Liebe beschrieb (nachhaltig und unbelehrbar!) wurde wegen Irrlehre verwarnt. Gott sei auch der Strafende, und wer das anders verkündet, sei ein von Saten beeinflusster Irrlehrer, der hier nicht geduldet werde.
Konsequent sind in den letzten Wochen alle Christen gesperrt oder verwarnt worden, die in Jesus nur den Liebenden sehen. Es hat eine große Säuberungsaktion stattgefunden, und verpflichtend wurde das "evangelikale Glaubensbekenntnis", in dem steht, dass die Bibel wörltich Gottes Wort sei. Wer dagegen dauerhaft verstoße, sei Ermessenssache der Administration (des Forums). Das heißt, die Administration entscheidet, ob jemand das Wort Gottes richtig auslegt. Wer über die Trinität sagt, sie sei nicht in der Bibel enthalten, sondern nachträglich von der Kirche übergestülpt, dem wird diese Aussage als Irrlehre gelöscht.
Solange das nur in Foren verbalisiert wird und diese "Irrlehrer" gesperrt werden, kann das ja noch relativ egal sein. Aber da diese "junge und sich immer stärker fühlende Kraft" ja auch die Regeln des Alten Testamentes als Gottes Wort - das noch heute gelte - auffasst, wird die Demokratie als Irrtum angesehen. Gleichberechtigung der Frau wird in den Gemeinden rückgängig gemacht, in den Familien soll die "Züchtigung" der Kinder wieder eingeführt werden (ob das immer der Fall ist, weiß ich nicht, ich kann nur hoffen, dass das mehr Forderung als Fakt ist). Es wird die Todesstrafe gefordert, es wird die Diskriminierung von Minderheiten gefordert, es wird der Kampf gegen den Islam gefordert.
Meinem Gespür nach wird aber die "Basis" dieser Evangelikalen rebellischer, und da liegt auch meine große Hoffnung. Jedenfalls im deutschsprachigen Bereich. Darum wird die äußere Struktur solcher Foren ja auch brutaler, man will alle missliebigen Elemente eliminieren. Der Einfluss der liberalen Christen hat an der Basis nämlich Früchte getragen. Nicht alle bekämpfen mehr den Humanismus und die Humanität.
Öffentlicher Widerspruch gegen Admins und Mods ist allerdings verboten und wird umgehend gelöscht.
Zitat:Habe nur kurze Zeit mal in ein "rein christliches" Forum geschaut und war ziemlich schnell wieder weg....es ist nur so, dass solche Menschen unter uns leben, da sehe ich schon eine Gefährdung für Kinder, die so "erzogen" werden...mit Drohungen von Fegefeuer und so was, dieses Angst machen, finde ich ganz fuchtbar.
Ja, sie leben unter uns, und es sollen 30 % aller Christen in Europa sein. Tendenz steigend (die Zahlen konnen aber von der Evangelischen Allianz allerdings auch erschwindelt sein).
Was können wir dagegen tun?
Weshalb überhaupt halten die großen Kirchen an diesem "Heiligen Buch" fest, das doch letztlich wirklich nur Gewalt lehrt? Man muss schon arg anderthalb Augen zudrücken, um das zu übersehen.