Keiner schrieb:"Es macht sich immer gut, wenn Propheten über das Wasser gehen - die Legende reicht." KeinerGrundsätzlich
stimme ich Keiner zu,
nämlich darin, dass Wundergeschichten Legenden sind.
Nur: Sie reichen eben nicht, sondern es muss "ein Prophet" sein, einer, von dem man überzeugt ist, der über das Wasser geht, und nicht der Herr Nieselpriem aus Klein-Tirzheim an der Klatter.
Nehmen wir das Wunder der "Speisung der 5000" von Jesus (Matthäus 14,13-21):
Am Anfang steht der Glaube, dass Jesus Recht hat mit seiner Auffassung, Nächstenliebe und Teilen können alle Menschen satt machen. Würden wir gerecht und privilegienfrei teilen, gäbe es auf Erden keine Hungernden, und das ist wohl sogar wissenschaftlich beweisbar.
Diese Auffassung verbreiten nun Jesu Anhänger im Stil der religiösen Literatur,
die es in allen Relionen gibt, nämlich in Legenden, die das "Unglaubliche" als Realität darstellen.
Die Jünger verteilen das Wenige, was sie haben, 5 Brote und 2 Fische, an fünftausend Leute und es bleiben noch 12 Körbe voll übrig.
Allein an den Zahlen erkennt man die Symbolik. Das ist religiöser Expressionismus, der dick aufträgt, um wachzurütteln.
Heute, in Kenntnis der Welternährungslage erkennen wir die Wahrheit wunderbar. Genau so ist es: Wir hätten noch zu viel, wenn alle dasselbe bekämen, aber der Egoismus der Industrienationen lässt massenweise Menschen Hungers sterben.
Das ist eine Art "narrativer Theologie", die ähnlich den Mythen und Märchen für Kinder "höhere Wahrheiten" zu zentralen menschlichen Themen erzählerisch und mit Symbolen gespickt aufarbeiten und so viele Leser und Zuhörer finden, ja selbst Kindern die Lehre einprägsam vermitteln können.
Wunder-Legenden betonen das Unberechenbare,
das nach der Logik oft Widersinnige, das zum Segen für Menschen wird, z.B. dass Nachgeben mächtiger und erfolgreicher machen kann als Draufhauen, dass Verzicht reicher machen kann als Profitgier, dass die Schwachen oft die Starken und die Armen die eigentlich Reichen sind.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


