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Einigkeit in einer Religion - wesentlich oder sekundär?
#12
Karla schrieb:...Für mich besteht da kein Zweifel, dass dieses "Vater in mir und ich in dir" nicht im Entferntesten von einer Organisation oder Gemeinde spricht. Das ist ein mystisch-gnostisches Denken, das das ganze Johannes-Evangelium durchzieht.
Und als Folgerung daraus sind dann auch die Jünger und die Nachfolger eins mit Jesus und Gott. Und über diesen Weg sind sie dann auch untereinander eine Einheit. Einheit ebenfalls im mystisch-gnostischen Sinn.
Diese Sicht, liebe Karla und lieber Ekkard,
teilt wohl auch die Mehrheit der Johannes-Ev.-Kommentare.
Gemeint ist die Einheit im Geiste Gottes, die die Jünger mit Jesus teilen sollen. Es ist typisch für die johanneische Eschatologie, die nicht den Menschensohn am Jüngsten Tag kommen sieht, sondern betont, dass, wer mit Jesus eins ist, "in ihm ist wie Jesus in Gott", jetzt schon "das ewige Leben hat" (präsentische Sicht). Die Autentizität von Kap. 17 wird deshalb weniger angezweifelt als z.B. Kap. 21.
Die Organisationsfrage ist dabei sekundär.
In jeder Gruppierung sind die, die im Geiste Jesu leben, eins mit Jesus und seiner Jüngerschar.

Die Gruppierungen innerhalb des heutigen Christentums
sollten wir vielleicht auch so sehen. Dann sind organistorische Unterschiede in Kauf zu nehmen und Rituale oder Symbole u.a. kultischen Fragen nichts, was die Einheit im obigen Sinne stören kann, auch wenn die Amtsträger das vielleicht gern hätten.
Allerdings ist dann die Frage: "Wer ist denn eins mit Jesus? Welche Kriterien gibt es dafür?" Leider führen uns dann zwangsläufig auch solche Fragen auseinander, es sei denn man hält die Zahl der Kriterien so gering wie Jesus mit seinem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Hier liegt wohl der Schlüssel für die Einheit.
Alles übrige sollte irrelevant oder so etwas wie "Lokalkolorit" sein für die Christen, dann könnten sie sich als "einig" betrachten mit unterschiedlichen Gewohnheiten.

Hier noch ein Auszug in diesem Sinne aus einem Joh.-Kommentar von John Gifford Bellett:
Aber diese Einheit ist nicht, wie ich glaube, die öffentliche Einheit der Kirche, wie man es gewöhnlich auslegt, sondern die Einheit in der persönlichen Erkenntnis des Vaters und des Sohnes und in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Es ist eine Einheit im Geist, in ihrer Gesinnung, weil jeder von ihnen den Geist der Sohnschaft hat, der eine besondere Gnade und Kraft jener Haushaltung ist, die der Sohn jetzt einzuführen im Begriff stand.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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RE: Einigkeit in einer Religion - wesentlich oder sekundär? - von Mandingo - 14-07-2008, 21:27

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