25-08-2008, 00:42
(22-08-2008, 19:20)Der Atheist schrieb: ... und wie kann man an etwas glauben, da es kein empirisches Objekt ist .. also glaubst du an Geister?Glaube ist oder beruht auf Konvention. Die Glaubenszweifel beruhen im Allgemeinen auf einem Missverständnis: Die Tradition konfrontiert uns mit bestimmten Gottesbildern oder bietet sie wenigstens an. Bilder aber bedeuten vorgefertigte Vorstellungen, die im Einzelfall durchaus zum Widerspruch meiner Haltung zu der Handlungsnotwendigkeit führen - meist der Ausgangspunkt des Zweifels.
Der Atheist verwirft genau deshalb alle Gottesbilder als falsch und streicht die Konvention "Gott" komplett aus dem Kasten seiner Denkwerkzeuge.
Der Atheismus ist damit genauso weit, wie die Forderung des Alten Testaments: Mache dir kein Bildnis noch Gleichnis und bete sie nicht an!
Auf die Gefahr, Grundvorstellungen über die Relationen von Mensch zu Mensch, zu Menschheit und zur Welt absolut zu setzen, kann ein Atheist genauso herein fallen, wie der Gläubige auf bestimmte Gottesbilder, die letztlich ja auch nichts anderes bewirken sollen. (Das ist ihre Aufgabe).
Es ist deshalb wichtig festzuhalten, dass unsere Grundvorstellungen, also grundsätzliche Haltungen zu Mensch und Welt wie Gutes und Böses (Ethik), Glück und Trauer, Liebe und Hass, durch Konvention "gesetzt" werden, Gott ja oder nein.
Die Empirie hilf uns in dieser Angelegenheit nicht unmittelbar weiter, weil es um (Vor-)Urteile bzw. um Wertvorstellungen geht, die sich durch Versuch und Irrtum nicht ohne Weiteres ergeben. Erst eine lange Wirkungsgeschichte (Tradition) kann zeigen, ob bestimmte Werturteile leisten, was wir kollektiv von ihnen erwarten.
Ein krasses Beispiel, da wir an anderer Stelle heftig über Martin Luthers Antisemitismus gestritten haben:
Beim Antisemitismus, geboren aus dem Absolutheitsanspruch christlichen Glaubens, zeigt erst die völlig desolate Wirkungsgeschichte (Eine wahrhafte Horror-Geschichte für das betroffene Volk aber auch für das Volk der Täter) den tödlichen Irrtum des Vorurteils. Wir sehen erst heute im Nachhinein, dass der abendländisch christliche Absolutheitsanspruch eine Haltung ist, die dringend aufzugeben ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard