20-09-2008, 02:17
Hi Wojciech!
Dass Glaube nichts ist, wobei man seinen Verstand ausschaltet, sehe ich genauso, und trotzdem finde ich den Vergleich zur Liebe gar nicht so abwegig – und ich meine eher tiefgehende Liebe als die kurzzeitige Schwärmerei, die man mit Verliebtheit verbindet. Denn dass man in der Liebe seinen Verstand einfach ausschaltet, dem würde ich widersprechen. Wenn ich jemanden liebe, dann geht das natürlich über das hinaus, was ich verstandesmäßig erfassen kann, aber es widerspricht dem nicht, was ich mit meinem Verstand über die geliebte Person denke, und weil es keinen Widerspruch gibt, gibt es auch keine Notwendigkeit, eins von beidem, das Gefühl oder den Verstand, auszuschalten.
Glaube scheint mir, zumindest in meiner persönlichen Erfahrung, sehr ähnlich. Ich kann (vielleicht) mehr glauben als das, was ich mit dem Verstand erfassen kann, aber ich kann nichts glauben, was dem, was ich mit dem Verstand erfassen kann, widerspricht. Ähnlich scheint mir beides auch darin zu sein, dass ich in beiden Fällen nur feststellen kann, ob ich jemanden liebe bzw. ob ich einen Glauben habe, aber ich kann es nicht willkürlich entscheiden. Kann aber natürlich sein, dass du da andere Erfahrungen gemacht hast und es bewusst entscheiden konntest.
Es mag Fälle geben, wo es schlichte Not ist, aber im allgemeinen stimme ich dir da zu – und für schlecht für den Menschen, der heuchelt oder heucheln muss, halte ich es in jedem Fall.
Hm… Du kannst mir nicht beweisen, dass ich Muslim wäre, wenn ich den Islam verstanden hätte, und ich kann dir nicht beweisen, dass die Tatsache, dass ich es nicht bin, nicht nur an mangelndem Verständnis liegt. Also muss man es wohl offen lassen und jeder behält seine Vermutung zum „Was wäre wenn…“, oder?
Gerade dieses klare Wissen, dass das, was man da denkt und fühlt, ehrlich ist, finde ich auch sehr wichtig, ebenso den Unterschied zwischen etwas, was wirklich zu einem gehört, und nur einer flüchtigen Empfindung. Das ist durchaus auch etwas, was ich über meinen Glauben sagen könnte, sofern ich denn einen habe: ich kann nicht wissen, ob ein Glaube, den ich habe, wahr ist, ich werde das auch nie wissen – aber ich kann wissen, und das sehr deutlich, ob er aus mir heraus ehrlich ist.
Hier haben wir aber auch schon die Schwierigkeit: Ich habe keinen Zweifel daran, dass dein Glaube als Moslem ehrlich ist, ich habe aber auch keinen Zweifel daran, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die in ihrem Glauben genauso ehrlich sind und sich darin genauso „zuhause“ fühlen, wie du es hier für dich und den Islam beschreibst – nur dass sie dabei ganz verschiedenen Religionen angehören. Sie könnten ihre Religion genauso wenig ehrlich wechseln wie du deine ehrlich aufgeben und eine andere annehmen könntest. Wie soll es da eine einzige Religion für alle geben können?
Können Menschen überhaupt etwas wollen, was Gott nicht will? Das könnte ich mir z.B. nicht vorstellen, du hingegen kannst es dir wahrscheinlich vorstellen. Da haben wir schon zwei unterschiedliche Vorstellungen von Gott bei gerademal zwei Menschen. Schon wir könnten uns, vermute ich, nicht auf eine gemeinsame einigen. Das auf die ganze Menschheit hochgerechnet, sehe ich (mal davon ab, dass ich es auch gar nicht für erstrebenswert halte) schon rein praktisch keine Möglichkeit, alle unter einen Hut zu bekommen.
Für manche Menschen wäre die Annahme des Islam kein kleiner Schritt, sondern eine große Lüge – so wie es für andere eine große Lüge wäre, nicht dem Islam anzugehören.
Grüße, Melmoth
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: Sicher kann man sich seinen Glauben heraussuchen wenn man frei von Vorurteilen daran geht die Wahrheit herauszufinden.
Glaube ist nicht mit der Verliebtheit zu verwechseln die Dir irgendwann und irgendwo geschehen kann
ohne dass Du dazu Deinen Verstand einsetzen musst, der ist einem dabei meist nur im Weg.
Dass Glaube nichts ist, wobei man seinen Verstand ausschaltet, sehe ich genauso, und trotzdem finde ich den Vergleich zur Liebe gar nicht so abwegig – und ich meine eher tiefgehende Liebe als die kurzzeitige Schwärmerei, die man mit Verliebtheit verbindet. Denn dass man in der Liebe seinen Verstand einfach ausschaltet, dem würde ich widersprechen. Wenn ich jemanden liebe, dann geht das natürlich über das hinaus, was ich verstandesmäßig erfassen kann, aber es widerspricht dem nicht, was ich mit meinem Verstand über die geliebte Person denke, und weil es keinen Widerspruch gibt, gibt es auch keine Notwendigkeit, eins von beidem, das Gefühl oder den Verstand, auszuschalten.
Glaube scheint mir, zumindest in meiner persönlichen Erfahrung, sehr ähnlich. Ich kann (vielleicht) mehr glauben als das, was ich mit dem Verstand erfassen kann, aber ich kann nichts glauben, was dem, was ich mit dem Verstand erfassen kann, widerspricht. Ähnlich scheint mir beides auch darin zu sein, dass ich in beiden Fällen nur feststellen kann, ob ich jemanden liebe bzw. ob ich einen Glauben habe, aber ich kann es nicht willkürlich entscheiden. Kann aber natürlich sein, dass du da andere Erfahrungen gemacht hast und es bewusst entscheiden konntest.
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: Heuchelei ist schlecht und führt sicher in ein Unglück, Glaube zu heucheln ist Feigheit oder Betrug gegenüber Anderen
Es mag Fälle geben, wo es schlichte Not ist, aber im allgemeinen stimme ich dir da zu – und für schlecht für den Menschen, der heuchelt oder heucheln muss, halte ich es in jedem Fall.
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: Wenn Du wissen würdest was Islam bedeutet dann wärest Du schon lange Muslim.
Alle Menschen wären Muslime wenn sie das wissen würden.
Hm… Du kannst mir nicht beweisen, dass ich Muslim wäre, wenn ich den Islam verstanden hätte, und ich kann dir nicht beweisen, dass die Tatsache, dass ich es nicht bin, nicht nur an mangelndem Verständnis liegt. Also muss man es wohl offen lassen und jeder behält seine Vermutung zum „Was wäre wenn…“, oder?
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: …es ist eine Beziehung zwischen Gott und dem Mensch die eine ganz persönliche Angelegenheit ist.
Und das ist auch nicht diese "Auserwähltheit" wegen der Viele in der Psychatrie sitzen, es ist ein "Gefühl" wenn man von Gott beachtet wird,
nicht zu vergleichen mit einer Massenpsychose die man bekommen kann wenn man an großen religiösen Veranstaltungen teilnimmt,
diese geht bei den Meisten bald wieder vorbei.
Man kann sich auch das nicht selbst einreden oder sonstwie erzeugen, und es ist auch nicht wie "Weihnachten".
Und es ist ein Zuhause, egal wo man sich gerade befindet, man ist immer "da".
Ich kanns eben nicht besser beschreiben.
Erklär mal Jemand wie eine Traube schmeckt, erfahren kannst Du das erst wenn Du eine im Mund hast.
Gerade dieses klare Wissen, dass das, was man da denkt und fühlt, ehrlich ist, finde ich auch sehr wichtig, ebenso den Unterschied zwischen etwas, was wirklich zu einem gehört, und nur einer flüchtigen Empfindung. Das ist durchaus auch etwas, was ich über meinen Glauben sagen könnte, sofern ich denn einen habe: ich kann nicht wissen, ob ein Glaube, den ich habe, wahr ist, ich werde das auch nie wissen – aber ich kann wissen, und das sehr deutlich, ob er aus mir heraus ehrlich ist.
Hier haben wir aber auch schon die Schwierigkeit: Ich habe keinen Zweifel daran, dass dein Glaube als Moslem ehrlich ist, ich habe aber auch keinen Zweifel daran, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die in ihrem Glauben genauso ehrlich sind und sich darin genauso „zuhause“ fühlen, wie du es hier für dich und den Islam beschreibst – nur dass sie dabei ganz verschiedenen Religionen angehören. Sie könnten ihre Religion genauso wenig ehrlich wechseln wie du deine ehrlich aufgeben und eine andere annehmen könntest. Wie soll es da eine einzige Religion für alle geben können?
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: Wie kann es Frieden geben wenn es Menschen gibt die nicht das wollen was Gott will?
Können Menschen überhaupt etwas wollen, was Gott nicht will? Das könnte ich mir z.B. nicht vorstellen, du hingegen kannst es dir wahrscheinlich vorstellen. Da haben wir schon zwei unterschiedliche Vorstellungen von Gott bei gerademal zwei Menschen. Schon wir könnten uns, vermute ich, nicht auf eine gemeinsame einigen. Das auf die ganze Menschheit hochgerechnet, sehe ich (mal davon ab, dass ich es auch gar nicht für erstrebenswert halte) schon rein praktisch keine Möglichkeit, alle unter einen Hut zu bekommen.
(20-09-2008, 00:59)wojciech schrieb: Die Einladung zum Islam gilt für alle Menschen, und es ist nur ein kleiner Schritt und das ganze Leben verändert sich zum Guten.
Für manche Menschen wäre die Annahme des Islam kein kleiner Schritt, sondern eine große Lüge – so wie es für andere eine große Lüge wäre, nicht dem Islam anzugehören.
Grüße, Melmoth
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)

