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Navayana
#8
Hallo Francesco,

selbstverständlich wäre eine genuin eurobuddhistische Gemeinschaft (bzw. natürlich mehrere Traditionen parallel) nicht nur nicht verwerflich, sondern ganz im Gegenteil - das wäre ja genau dieselbe Entwicklung, die in Asien ein so breites Spektrum grundgelegt hat. Meine Kritik bezog sich eher auf die Ankündigung
Zitat:Ich möchte auf die Gründung eines genuin westlichen Buddhismus´ hinweisen, und fragen ob es interessierte Menschen da draussen gibt, die bereit wären dabei mitzumachen
die zumindest zu suggerieren scheint dass es eine solchen noch nicht gibt, er sich aber jetzt in einer konkreten Gründungsphase befindet. Auch die - durchaus erstrebenswerte - Höherbewertung der Ethik gegenüber Kult und Ritual (weniger vielleicht gegenüber meditativer Versenkung) ist nicht nur im Westen schon seit Langem auf dem Vormarsch, sondern hat wie erwähnt auch auf die asiatischen Länder bereits rückzuwirken begonnen (vgl. die 'Engaged Buddhists', als deren Schirmherren immerhin der Dalai Lama, Thich Nhat Hanh und Sulak Sivaraksa figurieren; Glassman's 'Peacemaker Order' o.ä.). Im Amida-Buddhismus z.B. hat sie ja auch in Asien bereits eine längere Geschichte. Über Vereinigungen, die wegen ihrer politischen Verbindungen in den westlichen Dachorganisationen keinen Eingang gefunden haben (wie z.B. Soka Gakkai) weiß ich wenig zu sagen - ich betrachte sie mit ähnlicher Skepsis wie z.B. die Theosophen. Die FWBO scheint mir dagegen in ihren Lehrinhalten durchaus anerkannt; sie wird unter den Teilnehmerorganisationen geführt und war auch bei einer EBU-Tagung, an der ich vor Jahren einmal teilnahm, gut vertreten und in absolut keiner Außenseiterposition. Daß es hier gewisse Bedenken gibt, ist mir bekannt, die liegen aber in einem anderen Bereich.

Wenn das Projekt Navayana 'die Lehre reformulieren' und 'auf die Vier edlen Wahrheiten reduzieren' will, dann steht sie vielleicht nicht gerade in Gegnerschaft, aber immerhin in einem sehr ausgeprägten Spannungsverhältnis zu den asiatischen Formen des Buddhismus. Das ist an sich keine verwerfliche Sache, aber dass Menschen, die in diesen Traditionen stehen, darauf mit Begeisterung reagieren, ist wohl auch nicht zu erwarten. Das exotische und farbenprächtige Buddhismusbild hat bei vielen Praktizierenden schon lange einer recht nüchternen Betrachtung Platz gemacht, und die gründliche Entmystifizierung traue ich der natürlichen Entwicklung auch ohne Brainstorming zu. Alle 'geistigen Höhenflüge' als Ballast zum Gerümpel zu werfen, auf 'eine nüchterne Anweisung für die Lebenspraxis' allein zu bauen, scheint mir jedenfalls ein etwas vorschneller Vorschlag. Das wird wohl ein längerer Prozess werden, zu dem die jeweiligen Traditionen sicher auch Einiges beizutragen haben.

Ein genuin westliche Buddhismus wird IMHO ganz sicher entstehen, und er wird - ebenso wie der asiatische - ein gewisses Spektrum von Traditionen haben. Daß darin die des Navayana auch Platz findet, ist durchaus möglich, dass er sich - als Ganzes - einen neuen Namen sucht, ganz gleichgültig welchen, scheint mir eher unwahrscheinlich. Ergreifende Zeremonien, heilsvermittelnde Gurus und kritikloses Übernehmen alter Regeln sind meine Sache auch nicht, aber in der (erst hundertjährigen) Geschichte des europäischen Buddhismus sind solche Dinge immer wieder auf- und wieder abgekommen - ich sehe eigentlich weder viel Möglichkeit noch viel Notwendigkeit, da lenkend einzugreifen...

() qilin
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Navayana - von Jazzter - 20-02-2003, 04:10
Re: Navayana - von qilin - 20-02-2003, 10:06
[Kein Betreff] - von Jazzter - 21-02-2003, 04:05
[Kein Betreff] - von qilin - 21-02-2003, 10:05
[Kein Betreff] - von Jazzter - 24-02-2003, 00:02
[Kein Betreff] - von qilin - 24-02-2003, 12:35
Navayana - von Gast - 04-07-2003, 15:25
[Kein Betreff] - von qilin - 06-07-2003, 22:02

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