30-09-2008, 16:18
Liebe Karla,
ich wollte Dir auf Deinen Beitrag ja noch antworten, obwohl es ausser ein paar wenigen Anmerkungen und vielleicht ein paar neugierigen Fragen kaum mehr etwas nachzufragen gibt, denn Dein Beitrag ist sehr klar und sehr eindeutig. Zumindest für mich. Ich belasse es daher bei zwei Dingen.
Zum einen:
>Von Krishnamurti habe ich gelernt, auch von anderen wie
>Erich Fromm, dass man sich in der ANGST vertut.
>Dass man meist vor etwas ganz anderem Angst hat,
>als man diese Angst lokalisiert.
Das ist sicher richtig. Auch meine "allgemeine Todes-Angst" hat vermutlich mehrere Ursachen, nicht nur die Angst vor dem Tod. Es ist kindheitsbedingt auch die Angst vor dem Leben. Aber darüber möchte ich hier nicht näher eingehen, das ist mir zu intim. Aber es ist aufgearbeitet, ich habe einige Jahre meines Lebens daran gesessen, durchaus auch mit professioneller Hilfe.
Hinzu kommt, dass durch meine plötzlich auftretende Herzkrankheit von heute auf morgen alles in meinem Leben, was bis dahin war und wichtig war, infrage gestellt wurde. Ich war von einer Sekunde auf die nächste schwerkrank, behindert, ich musste meinen Beruf aufgeben, ich musste die Sicherheit bzw. das Vertrauen in meinen Körper aufgeben, und ich musste die Gewissheit "schlucken", wie schnell alles zu Ende gehen kann, und damit unwichtig (!) wird.
Das alles (und einiges mehr, was mir durchaus bewusst ist) ist zum einen "mehr" als "nur" Todesangst, zum anderen aber auch im Tiefsten etwas ganz anderes als Todesangst. Meine Todesangst ist sicherlich auch Sicherheitsverlust (und ich denke, nicht "umsonst" komme ich immer wieder zu religiösen Fragen, in der Hoffnung, dass mir da "Etwas" Sicherheit geben könnte).
Ja, es ist Verlustangst. Angst vor dem Verlust meiner sowieso schon so reduzierten "Sicherheit", Angst vor einem weiteren Verlust meiner Rest-Gesundheit, es ist Angst vor dem Verlust des Menschen, der mir noch am meisten Sicherheit schenkt, nämlich meiner Frau.
*
Zum anderen:
>Ernst Bloch, der große jüdisch-marxistische Philosoph, sprach von dem
> nächsten großen Abenteuer, das auf ihn warte. Und er war alles andere
> als gläubig.
Und genau das verstehe ich nicht. Was ist dieses Abenteuer? Und was meinst Du mit diesem Abschnitt, der mich zwar fasziniert, den ich aber nicht verstehe:
>Dass mit dem Tod "alles aus ist" - davon glaube ich kein Wort.
>Das Wissen, das in den letzten Jahrzehnten in mir gewachsen ist
> - ohne jegliche religiöse Überzeugung - hat auch ein Urvertrauen
>in mir erzeugt, das ich als Kind und Pubertierender noch nicht
>hatte. Es ist entstanden gerade durch diese letzten Tode,
> von denen ich erzählt habe. Als ob dadurch, dass der Tod
>mich GEZWUNGEN hat, loszulassen, mir den Zugang zu
>uraltem Wissen geöffnet hat, der vorher verstopft war.
>Aber dieses Wissen hatte ich latent auch schon früher.
>Der PANTHEISMUS hat von diesem Wissen einiges formuliert,
>die Mystik auch. Angezogen hat mich auch gerade Spinoza
>und Meister Eckhart aus diesem Grund. Sie wussten etwas
>davon, wie "das Sein" funktioniert, frei von dem, was unsere
> vernaturwissenschftlichte Weltsicht uns glauben machen will.
>Die Dinge sind ganz anders, ganz anders.
Einen lieben Gruss
Petrus
ich wollte Dir auf Deinen Beitrag ja noch antworten, obwohl es ausser ein paar wenigen Anmerkungen und vielleicht ein paar neugierigen Fragen kaum mehr etwas nachzufragen gibt, denn Dein Beitrag ist sehr klar und sehr eindeutig. Zumindest für mich. Ich belasse es daher bei zwei Dingen.
Zum einen:
>Von Krishnamurti habe ich gelernt, auch von anderen wie
>Erich Fromm, dass man sich in der ANGST vertut.
>Dass man meist vor etwas ganz anderem Angst hat,
>als man diese Angst lokalisiert.
Das ist sicher richtig. Auch meine "allgemeine Todes-Angst" hat vermutlich mehrere Ursachen, nicht nur die Angst vor dem Tod. Es ist kindheitsbedingt auch die Angst vor dem Leben. Aber darüber möchte ich hier nicht näher eingehen, das ist mir zu intim. Aber es ist aufgearbeitet, ich habe einige Jahre meines Lebens daran gesessen, durchaus auch mit professioneller Hilfe.
Hinzu kommt, dass durch meine plötzlich auftretende Herzkrankheit von heute auf morgen alles in meinem Leben, was bis dahin war und wichtig war, infrage gestellt wurde. Ich war von einer Sekunde auf die nächste schwerkrank, behindert, ich musste meinen Beruf aufgeben, ich musste die Sicherheit bzw. das Vertrauen in meinen Körper aufgeben, und ich musste die Gewissheit "schlucken", wie schnell alles zu Ende gehen kann, und damit unwichtig (!) wird.
Das alles (und einiges mehr, was mir durchaus bewusst ist) ist zum einen "mehr" als "nur" Todesangst, zum anderen aber auch im Tiefsten etwas ganz anderes als Todesangst. Meine Todesangst ist sicherlich auch Sicherheitsverlust (und ich denke, nicht "umsonst" komme ich immer wieder zu religiösen Fragen, in der Hoffnung, dass mir da "Etwas" Sicherheit geben könnte).
Ja, es ist Verlustangst. Angst vor dem Verlust meiner sowieso schon so reduzierten "Sicherheit", Angst vor einem weiteren Verlust meiner Rest-Gesundheit, es ist Angst vor dem Verlust des Menschen, der mir noch am meisten Sicherheit schenkt, nämlich meiner Frau.
*
Zum anderen:
>Ernst Bloch, der große jüdisch-marxistische Philosoph, sprach von dem
> nächsten großen Abenteuer, das auf ihn warte. Und er war alles andere
> als gläubig.
Und genau das verstehe ich nicht. Was ist dieses Abenteuer? Und was meinst Du mit diesem Abschnitt, der mich zwar fasziniert, den ich aber nicht verstehe:
>Dass mit dem Tod "alles aus ist" - davon glaube ich kein Wort.
>Das Wissen, das in den letzten Jahrzehnten in mir gewachsen ist
> - ohne jegliche religiöse Überzeugung - hat auch ein Urvertrauen
>in mir erzeugt, das ich als Kind und Pubertierender noch nicht
>hatte. Es ist entstanden gerade durch diese letzten Tode,
> von denen ich erzählt habe. Als ob dadurch, dass der Tod
>mich GEZWUNGEN hat, loszulassen, mir den Zugang zu
>uraltem Wissen geöffnet hat, der vorher verstopft war.
>Aber dieses Wissen hatte ich latent auch schon früher.
>Der PANTHEISMUS hat von diesem Wissen einiges formuliert,
>die Mystik auch. Angezogen hat mich auch gerade Spinoza
>und Meister Eckhart aus diesem Grund. Sie wussten etwas
>davon, wie "das Sein" funktioniert, frei von dem, was unsere
> vernaturwissenschftlichte Weltsicht uns glauben machen will.
>Die Dinge sind ganz anders, ganz anders.
Einen lieben Gruss
Petrus