17-10-2008, 12:40
(17-10-2008, 12:16)SchmetterMotte schrieb: Wo hört Trauer auf und beginnt Egoismus?
Hallo, SchmetterMotte,
ist Trauer nicht immer (zumindest etwas) "egoistisch"? "Man" hat ja etwas "verloren", man ist traurig darüber, man will es "wiederhaben" oder einfach nicht wahrhaben, dass es "weg" ist. Rein faktisch gesehen, könnte man das "egoistisch" nennen...
In dem Themenzusammenhang würde ich "egoistisch" finden, wenn jemand z.B. einen "suizidgefährdeten" Freund dadurch unter Druck setzt, dass er sagt "Das darfst Du MIR nicht antun..." DAS fände ich geradezu ungeheuerlich, weil das wirklich der Gipfel der Egozentrik ist...
>viele Menschen, die regelrecht wütend auf ihren Angehörigen sind, der
> sich getötet hat, weil er ihrer Meinung nach auch das Leben anderer
> zerstört hat.
Diese Wut als ERST-Reaktion kann ich aber auch durchaus verstehen. Die Familie wird ja aus dem "Bisherigen" gerissen und sie spürt und weiss, dass es nie mehr so wie früher war. Die von mir erwähnte Freundin, deren Sohn sich das Leben nahm, hat anfangs auch so reagiert. Ich finde, das ist eine menschlich-hilflose Reaktion. Bei ihr ist es dabei nicht geblieben, sie hat sich für ihren Weg und den ihrer Familie therapeutische Begleitung geholt (Familientherapie und Mitarbeit bei den "Verwaisten Eltern"), weil sie merkte, sie kommt aus dieser Wut nicht raus, obwohl sie sie nicht haben wollte.
> Soweit ist das richtig, aber bei einigen hört das an diesem punkt nicht
> auf, sondern Monate und Jahrelang wird diesem menschen und diesem
>Suizid alles an Unglück, dass der noch lebende Angehörige hat
>aufgeschoben.
Ja, das ist schlimm. Vor allem finden diese Menschen weder mit dem Verstorbenen noch mit sich selbst den inneren Frieden wieder. Das wird dann therapiebedürftig. Ich denke, unsere Freundin hat gemerkt, dass sie da nicht alleine rauskommt, und hat das einzige Richtige getan, nämlich eine (Familien)Therapie begonnen und sich den Verwaisten Eltern angeschlossen.
Dennoch würde ich diesen Menschen (wie denen im Board, von denen Du schriebst) nicht unterstellen, sie seien "egoistisch". Ich finde, das ist das falsche Wort. Sie können mit der Tat ihrer Angehörigen nicht adäquat umgehen, sie brauchen therapeutische Hilfe, auch um ihrer Selbst willen.
Liebe Grüsse
Petrus