02-11-2008, 20:54
Hallo Petrus,
Nein, natürlich nicht. Wollen wir Meister Eckhart vorwerfen, dass er nicht im Sinne der Kirche dachte? Oder auch Luther, der das ja ebenfalls nicht tat?
Darum versuche ich doch andauernd zu erklären, dass es außerhalb der Kirchen jede Menge Christen gibt, die ihr Jesus-Bild nicht aus den kirchlichen Lehren geholt haben - die sie teilweise gar nicht kennen -, sondern aus einem Direkterlebnis heraus. Sie bestehen darauf, dass die Tradition eine lebendige ist und immer wieder neu verstanden werden kann.
Das ist DIE klassische Antwort der christlichen Fundamentalchristen. Genauo argumentieren sie, fast wortwörtlich. Sie bestehen auf der "reinen Lehre". Obwohl da mindestens zwanzig verschiedene "reine Lehren" in einem einzigen Forum den Anspruch auf Reinheit erheben.
Geht es denn aber darum, eine einzige wahre Religionsinstitution zu zementieren, die - ich übertreibe jetzt - per Gehirnoperation so in die Köpfe hineingehauen wird, dass jede persönliche Regung ausgemerzt wird? Wieso wollen wir denn eine Religion haben, die mit den einzelnen Menschen nichts zu tun hat? Solange Religionen existieren, ist es nicht gelungen, die Menschen auf Linie zu trimmen. Es gelingt einfach nicht. Man kann Menschen verbrennen, foltern oder ins Gefängnis bringen, aber man kann sie nicht dazu bekommen, das zu denken und zu glauben, was irgendjemand vorgeschrieben hat.
Christliche Religion ist der Oberbegriff. Und dadrunter gibt es genauso viele "Christentümer" wie Menschen, die sich als Christen bezeichnen. Da sind sämtliche Facetten enthalten.
In Worten können sie übereinstimmen. Aber was sie damit verbinden, das ist jeweils etwas anderes. Und meist stimmen sie nicht einmal in den Worten überein. Dass auch jeder Christ sich "irgendwas Beliebiges" aus der Bibel holt, ist augenfällig. Du wirst keinen Menschen finden, der das nicht tut.
Das glauben nicht nur Christen. Das ist so alt wie die älteste Religion (nehme ich an). Dass die verstorbenen Verwandten einen stützen, ist, vermute ich, eines der ältesten religiösen Überzeugungen. Und es hat nichts mit einem Gott zu tun, zunächst.
Die modernen Manager glauben das ja auch, sie werden darin ja geschult, dass sie "Hilfe" der überall herumfliegenden Energie anzapfen können, wenn sie sich konzentrieren oder meditieren. Das ist also auch ein ganz säkuläres Phänomen.
Meine Schwierigkeit in diesem Thread, Deine Sprache oder Dein Denken zu verstehen, liegt vielleicht darin, dass ich nie je in meinem Leben einen solchen Glauben hatte. Geborgenheit und Urvertrauen ist erst ab Lebensmitte entstanden, und erst dadurch, dass ich endgültig darauf verzichtet habe, in der Religion mein "Urverlangen" (doofes Wort) gestillt zu bekommen. Für mich war es die Kunst, vor allem die Musik, die meinen Blick klarer gemacht hat. Ich kann mir auch keinen Bühnenschauspieler vorstellen, der nicht von dieser "Transzendenz" weiß, da sie ja zum Beruf gehört. Das Gefühl dafür wird in den Schauspielschulen sozusagen geschult, und das Ergebnis gehört zum täglichen Handwerk. Es ist diese Selbstverständlichkeit, an der mir liegt, an dem Tagesgefühl, das sich dadurch verändert. Das ganze ideologische Brimborium halte ich für überflüssigen Ballast.
(02-11-2008, 18:18)Petrus schrieb: ist das denn dann noch christlich im Sinne der Kirche?
Nein, natürlich nicht. Wollen wir Meister Eckhart vorwerfen, dass er nicht im Sinne der Kirche dachte? Oder auch Luther, der das ja ebenfalls nicht tat?
Darum versuche ich doch andauernd zu erklären, dass es außerhalb der Kirchen jede Menge Christen gibt, die ihr Jesus-Bild nicht aus den kirchlichen Lehren geholt haben - die sie teilweise gar nicht kennen -, sondern aus einem Direkterlebnis heraus. Sie bestehen darauf, dass die Tradition eine lebendige ist und immer wieder neu verstanden werden kann.
Zitat:Ich meine jetzt nicht Dich (!), aber dieses Handeln dieser Christen scheint mir etwas "beliebig". Ich kann schwer erklären, was ich meine, aber das sieht mir alles doch sehr danach aus, als ob man sich aus dem "Angebot" dasjenige raussucht, das man glauben kann, und fertig ist die "eigene" Religion.
Das ist DIE klassische Antwort der christlichen Fundamentalchristen. Genauo argumentieren sie, fast wortwörtlich. Sie bestehen auf der "reinen Lehre". Obwohl da mindestens zwanzig verschiedene "reine Lehren" in einem einzigen Forum den Anspruch auf Reinheit erheben.
Geht es denn aber darum, eine einzige wahre Religionsinstitution zu zementieren, die - ich übertreibe jetzt - per Gehirnoperation so in die Köpfe hineingehauen wird, dass jede persönliche Regung ausgemerzt wird? Wieso wollen wir denn eine Religion haben, die mit den einzelnen Menschen nichts zu tun hat? Solange Religionen existieren, ist es nicht gelungen, die Menschen auf Linie zu trimmen. Es gelingt einfach nicht. Man kann Menschen verbrennen, foltern oder ins Gefängnis bringen, aber man kann sie nicht dazu bekommen, das zu denken und zu glauben, was irgendjemand vorgeschrieben hat.
Zitat:Vielleicht ist es ja so, vielleicht ist das ja auch richtig, aber wenn das so ist, könnte es ja eigentlich gar keine "christliche Religion" auf dieser Welt geben, sondern nur x Milliarden "Christentümer". Oder habe ich das jetzt falsch verstanden?
Christliche Religion ist der Oberbegriff. Und dadrunter gibt es genauso viele "Christentümer" wie Menschen, die sich als Christen bezeichnen. Da sind sämtliche Facetten enthalten.
In Worten können sie übereinstimmen. Aber was sie damit verbinden, das ist jeweils etwas anderes. Und meist stimmen sie nicht einmal in den Worten überein. Dass auch jeder Christ sich "irgendwas Beliebiges" aus der Bibel holt, ist augenfällig. Du wirst keinen Menschen finden, der das nicht tut.
Zitat:>Dass ein Theist - wie Du im Zitierten schreibst - annimmt, dass
>Gott oder seine Helfer helfend eingreifen, kann ich nicht erkennen.
> Das liegt doch nicht im Wesen des Theismus.
Naja, ich hätte "Christ" schreiben können. Glauben Christen nicht, dass Gott ihnen in der Not hilft, und sei es, dass er ihnen hilft, stark zu werden, um das Leid, das sie ertragen müssen, zu tragen?
Das glauben nicht nur Christen. Das ist so alt wie die älteste Religion (nehme ich an). Dass die verstorbenen Verwandten einen stützen, ist, vermute ich, eines der ältesten religiösen Überzeugungen. Und es hat nichts mit einem Gott zu tun, zunächst.
Die modernen Manager glauben das ja auch, sie werden darin ja geschult, dass sie "Hilfe" der überall herumfliegenden Energie anzapfen können, wenn sie sich konzentrieren oder meditieren. Das ist also auch ein ganz säkuläres Phänomen.
Zitat:Ich habe immer naiv geglaubt, und vielleicht ist diese Naivität sogar mit der Grund gewesen, warum ich das Christentum verlassen habe/musste.
Meine Schwierigkeit in diesem Thread, Deine Sprache oder Dein Denken zu verstehen, liegt vielleicht darin, dass ich nie je in meinem Leben einen solchen Glauben hatte. Geborgenheit und Urvertrauen ist erst ab Lebensmitte entstanden, und erst dadurch, dass ich endgültig darauf verzichtet habe, in der Religion mein "Urverlangen" (doofes Wort) gestillt zu bekommen. Für mich war es die Kunst, vor allem die Musik, die meinen Blick klarer gemacht hat. Ich kann mir auch keinen Bühnenschauspieler vorstellen, der nicht von dieser "Transzendenz" weiß, da sie ja zum Beruf gehört. Das Gefühl dafür wird in den Schauspielschulen sozusagen geschult, und das Ergebnis gehört zum täglichen Handwerk. Es ist diese Selbstverständlichkeit, an der mir liegt, an dem Tagesgefühl, das sich dadurch verändert. Das ganze ideologische Brimborium halte ich für überflüssigen Ballast.