16-11-2008, 22:44
(16-11-2008, 21:13)gudrun schrieb: Ich denke nur an meinen Religionsuntericht(1960 und später...), in dem die Juden immer noch als die Mörder Christi dargestellt wurden...(Sarkasmus on) Dies erscheint mir einmal mehr die Dominanz des Besonderen über das Allgemeine zu sein! (Sarkasmus off)
Nicht zuletzt wurde in diesem Zusammenhang Martin Luther zitiert.
Offenbar gab es - und gibt es - immer noch unbelehrbar Gestrige, obwohl sich die protestantischen Kirchen (im Allgemeinen) von dieser Art der Theologie längst emanzipiert haben. Wir Protestanten sind - viel weiter gefasst - gegen jede Art der Diskriminierung von Menschen. Natürlich wissen wir, dass der von dir genannte Vorwurf sogar auf Stellen des Neuen Testaments zurückgeht. Und Luther war ein eifernder Verfechter des Neuen Testaments.
(16-11-2008, 21:13)gudrun schrieb: WER hat Ihm denn überhaupt seine Fähigkeiten zugestanden, eine neue Kirchengemeinschaft zu gründen?Zunächst niemand. Er war ein klar strukturiert denkender Kopf, der eine einzige Sache klar erkannt hatte: 'Seine Kirche' war ein aufgeblasener Machtkomplex mit sehr weltlichen (Geld-) Interessen geworden, die er mit seinen 95 Thesen 1517 an die Kirchentür in Wittenberg aufgespießt hatte. Den entscheidenden Gedanken findet man bereits bei Paulus: Allein der Glaube an den Christus (und die damit verbundene Sündenvergebung) führt zur Erlösung (zur Gottesnähe) und keine Werke vor allem nicht an der Kirche. Dadurch wurde er zeitweise zum Spielball der Machtverhältnisse verschiedener Fürsten, denen eine Schwächung der allmächtigen römischen Kirche ebenfalls sehr gut in den Kram passte.
(16-11-2008, 21:13)gudrun schrieb: Er konnte sich irren, wie andere auch, nur er tat so, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen.Wenn man eine klare Erkenntnis gewonnen hat, dann gibt es keine Zweifel mehr. Dann bedarf es des freien Wortes! (Nur mit dem feinen Unterschied zu heute: Damals durfte man nicht frei reden. Daran hat sich in der römischen Kirche ja bis heute nichts geändert (Küng, Drewermann und andere) – eine Schande für die Welt des Glaubens.)
Dass "unser heiliger Mann" (Martin Luther) erhebliche Schattenseiten hat, bestreitet niemand, mit dem ich je über unseren Reformator gesprochen habe. Im Gegenteil, mein (vormals) jugendlicher Enthusiasmus wurde von verschiedenen evangelischen(!) Pfarrern mit eben den genannten Publikationen stark gedämpft. So bin ich - lange nach meiner Religionsausbildung in der Schule - auf die dunkle Seite des Reformators aufmerksam geworden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard