20-01-2009, 20:57
Hi :)
Eins ist sicher, denk ich, dass ich persoenlich Partei bin, aber ich bin wenigstens soweit nahe dran am Problem, dass ich Leute da und dort kenne und mir nicht wenig Muehe gegeben habe, mich zu informieren, den Schritt zurueck zu machen, um die Positionen aus etwas mehr Abstand zu ueberblicken, und dass ich Euch schreibe, was ich herausgefunden habe.
Dabei bin ich aber ein 1-Mann Unternehmen mit begrenzten Moeglichkeiten und 24 Std Tag, und persoenlich so besorgt und traurig, weil ich das Besorgt-und-Traurig-Sein an der Bericht-Erstattung wirklich einfach vermisse.
Nun, andererseits, ein Nachrichten-Bringer - der einzelne - muss ja nicht seine Gefuehle mit einbringen, insofern ist es ja auch unterschiedlich profiliert, wie neutral der "Stil des Hauses" jeweils ist. Eine Tagesschau ist kein Kochbuch und die Neue Zuericher Zeitung kein Groschen-Roman.
"Medien" sind wir hier im Grunde ja auch, insofern wir uns einander mitteilen, was der eine weiss und was der andere, und was sich welche dabei denken, in ihrem Medium etwas mitzuteilen oder nicht. Zeitungen haben doch auch Intentionen, an welche Leser sie sich richten moegen und muessen.
Wir haben ja soeben "40"-Jaehriges der "Gesellschaft fuer Leben und Zukunft bedrohter Voelker" und was mich als Mitgruender angeht, sind das 40 Jahre Bemuehungen, auf einem jedermann zugaenglichen Wege an Informationen zu kommen, mein "Job" war eben damals das taegliche Nachsehn in 40-50 Zeitungen, ob sie Fakten aus dem Biafra-Krieg in Nigeria mitteilen. Ich hatte sogar die Erlaubnis erbettelt - denn reich waren wir dabei nicht - Agentur-Nachrichten direkt in einer Redaktion nachts lesen zu koennen, ehe die Papierkoerbe entsorgt wurden.
Da hat man aber wirklich lange lesen muessen, um auf etwas zu stossen, was nicht irgendwer von irgendem ganz einfach abgeschrieben hatte, es wurde aber gerne gleich viel dazu "gemeint". Also die erste Aufgabe fuer mich war es, herauszufinden, wem am ehesten zum Daten-Uebernehmen getraut wurde und dann einfacherweise solche Quellen direkt zu lesen. Denn was die Redaktionen dann dazu "meinen" wuerden, war mit der Zeit erkennbar. Bei kuenftigem Direktlesen ergab das dann ja einen Filter, was man aus einem Artikel nicht als mitgeteiltes Faktum zu rechnen brauchte.
Wir hatten auch einige Auslands-Korrespondenten im Freundeskreis, die von da, wo sie naeher dran waren, mit Bildern und Landkarten kamen, und auch etwas berichten konnten, was noch nicht "jeder" wusste.
Deine Gleichsetzung "Terror (Krieg)" akzeptiere ich daher nicht, Marlene.
Wer das gleichsetzt, begreift nicht die Not der betroffenen Bevoelkerung. Es geht nicht um unaesthetische Anblicke oder "Leichen"-Herstellungen mit und ohne Erlaeuterung ("Rechtfertigungen") dazu.
Wenn eine Erlaeuterung dazu gegeben wird, ist es ja auch berechtigt, sich diese anzusehen, und ich erlebe im Bekannten-und Freundeskreis eben auch wirklich, dass bei unerfreulichen Themen lieber schneller dem ersten gehoerten Argument der Zuschlag gegeben wird, mit dem einer in der vermuteten Mitte der allgemeinsten Meinung schnell seine Ruhe zu kriegen vermutet. Auch setzen sich Formeln und Sprachgebraeuche mal fest.
Man muss beruecksichtigen, dass in der realen Nachrichtenwelt ein hohes Tempo herrscht und eine Meldung von gestern schon morgen nicht mehr gekauft wird. Kuerzlich las ich die Geschichte eines Praelaten aus Rom, der bei der Presse als vatikanischer "Insider" galt und zeitweise extrem gut bezahlt wurde, fuer Andeutungen, aus denen eine Zeitung schneller als die andere einen Aufmacher basteln konnte.
Einmal aber hatte er "durchblicken lassen", dass ein hoher USA-heimischer Kardinal (und vermittelnder neutral-Diplomat im 2.WK) nun die "Truppen im Nahen Osten" besuchen werde.
Dabei stolperte irgendjemand ueber den Sprachgebrauch und die Vokabeln, er oder sein Nachrichten-Empfaenger - jedenfalls, es kam heraus, er hatte einfach ueber diesen Kardinal nur etwas in einer frz.Zeitung gefunden, der besuche "ouest" (frz = West) und das klingt sehr aehnlich zu "est" (=Osten) - das war aber in der Zeit und Situation und bei dem Tempo, in dem das daraus zu folgern Moegliche dann schon Titelzeilen fuellte, schwerwiegend genug, dass der Herausgeber der NY-Times persoenlich genoetigt war, sich bei Lesern (und Weiter-Abschreibern) zu entschuldigen.
Man gibt ja seine Quellen nicht preis, im Journalismus, aber ziemlich schnell war dieser Praelat keine Anlauf-Adresse mehr - denn Zeitungen anderer zu lesen, waren alle auch selber imstande und trauten sich auch zu, Ost und West sprachlich gut unterscheiden zu koennen - von ihm hatte man doch gehofft, er "plaudere" nur-dem-Vatikan-bekannte Besprechungen aus.
Es war im von Faschisten umzingelten Vatikan (Rom selbst war ja schon Ausland) laengst klar, das da jemand "plauderte", denn so viel Beteiligte laufen da ja nicht herum, also liess man die grosse anti-faschistische Vorkriegs-Enzyklica in Paris drucken und von da aus veroeffentlichen.
Nach dem Krieg bekam der eigentlich nun schon fuer die Medien ganz in Acht-und-Bann geratene Praelat noch einen letzten Schuss vor den Bug, und es hiess, Dokumente seien gefunden worden, wonach er dem Geheim-Dienst Mussolinis mit Auskuenften "behilflich" gewesen sei, dem also etliche Kirchenleute als Freiheits-Befuerworter ins Messer geliefert habe - und als er sich dagegen verwahren wollte, traf ihn anscheinend der Schlag am Schreibtisch.
Weil er zuvor ja auch nie wirklich als Quelle von Auskuenften gesichert war, eruebrigte sich auch jeglicher Nachruf auf ihn. Sicher ist nur, dass es damals einen Praelaten dieses Namens gab und er gerne reich lebte. Auf die Story stiess ich nur, weil er mal 1925 einen Orden erhielt.
Worauf ich hinaus wollte, "gute Medien / boese Medien" ist eine Idee, die ich mir nicht anmessen lasse, es so simpel zu nehmen. Allerdings ist festzustellen, dass es nach meiner eigenen Erfahrung schon vor 40 Jahren eindeutig Abhaengigkeiten gab, auf welche Ruecksicht genommen wurde, welche Nachrichten ueberhaupt gedruckt wurden und von wem jeweils welche nicht, doch damals ging es noch nicht soweit, Nachricht-bares selbst herzustellen, es sei denn, wie jener "Leuchtturm"-Redakteur der Hizbollah es sagte: Was erwartet man denn in einem Krieg Anderes als Propaganda-Arbeiten?
Als ich den das sagen sah, musste ich direkt lachen, weil er doch recht hatte, soweit sein Direkt-Adressat doch die eigne Bevoelkerung als zu engagierende Kriegspartei war. Da ist die Intention doch auch klar und es ist nicht "boese", sondern eine Art Gewitztheits-Wettbewerb der Parteien.
Wer das "Spiel" kennt, liest es ja auch gleich direkt daraufhin, wo hier am Koernchen Wahrheit die Kunst des Kuenstlers ansetzte, also faelscht. Der macht ja auch nur seinen Job.
Allerdings, wenn bei uns, die wir keine Kriegs-Partei sind, sogar in den oeffentlich rechtlichen Sendern dieser Faktor ignoriert wird, kann ich es nicht "gute Medien" nennen, wenn das nicht zumindest zusammen mit einer solchen "Quelle" auch mal mit erlaeutert wird.
Ausserdem muss ich es nochmal sagen: soweit es um Judentum und den Staat Israel geht, und wir im Ausland, denen man nur das Bekenntnis zur Religion "anlasten" koennte, werden schon seit mindestens fast 30 Jahren einfach mit als Kriegspartei behandelt, und zwar wie keine der anderen Religionen hierzulande.
Begreif es, Marlene, dass mir auch inzwischen ein Touch von Paranoia oder einseitiger Sich zusteht, wenn ich, hier im neutralen Deutschland, wegen des Rauswurfs der PLO-Kaempfer aus dem Libanon, dessen Bevoelkerung sie wirklich qualvoll terrorisiert hatten, mich vor einem Karton im Vorgarten oder einem im Gang allein stehenden Plastikbeutel oder einer nur herausgesprungenen Sicherung in der Hochschule zu Tode zu fuerchten lernen musste, wenn man ohne Polizeischutz nicht zur Semesterparty gehn kann, und beim Betreten einer Synagoge in z.B.Bonn erstmal an einem beschuetzenden Panzerrohr vorbei muss, wenn wegen nochmal einer Bombendrohung hier - und der Nachricht von einer hochgegangenen 200 Ztr-Bombe im Libanon - schliesslich nur noch 50 von 1000 Leuten am hoechsten Feiertag zum Gebet zu kommen wagten, man neben sich direkt am "Eingang fuer Feinde" eine Mutter mit Baby aus Israel sitzen hat und sie dem Kind zuseufzt: "Wenn schon, dann waere es uns doch besser zuhause ... zugestossen"
- es sind so Szenen, die um einen herum niemand sonst ueberhaupt wahrnimmt.
- ich weiss noch einen Sabbath, was ja ein normaler Werk-und Einkaufstag im Lande hier ist, da hat man sich noch nach dem Beten am Morgen etwas zusammengesetzt und zur Entspannung dann noch zusammen etwas Gruenkernsuppe gegessen
- vorher, am Freitag, war noch mein Nachbar, ein Pali aus Bethlehem, der ab seinem 16.Lebensjahr hier lebte, zu mir gekommen und sagte, nachdem wir jeder zuhause die Nachrichten gesehn hatten - ich weiss nicht mehr welche grad - etwas besorgt: "Ich wuensch Ihnen, bleiben Sie gesund ..... - und, dass meine Leut Ihren Leuten nichts antun."
- also dann kam ich so etwa halb zwoelf mittags aus der Syagoge und war irgendwie ganz verwirrt, bis mir wieder klar wurde, dass dies immer noch in Deutschland ist, meinem Land meiner Geburt und Umgebungs-Kultur und ein ganz normaler Samstag: Einkaufen, Putzen, Strassen Fegen ...
Damals ungefaehr war in Berlin ein Strassencafe mit Juden drin Opfer eines Sprengstoff-Anschlags geworden - ein andermal war die Hauptsynagoge in der Tuerkei in Schutt und Asche gelegt worden - ein andermal wurde in der Olympiade in Muenchen die Israel-Mannschaft ermordet - ein andermal wirft man uns in der Hochschule Attentats-Drohungen in den Postkasten, denn "schon Luther habe gesagt" - ein andermal zeigt mir der Vorsaenger der Gemeinde in Muenster ganz traurig, was er diese Woche persoenlich an Droh-Post bekam, einfach so, sei es "wegen Fuehrers Geburtstag", oder wegen einem noch inhaftierten NS-Grossen, und anonym, nur weil er durch sein Amt anfassbar ist, mehr als ich zum Beispiel
- aber an der Uni erklaerte man mir, dass ein Anti-Zionismus ja wirklich nichts mit Anti-Semitismus zu tun haben KOENNE, und Jude ausserhalb Palaestinas sein - duerfe man ja ruhig.
- Also ich bin wirklich gespraechsbereit und hoere mir viele Ansichten an.
Dann geh ich auch hin und erkunde es genauer, wenn es mir neu ist.
- Und ich weiss nie im Voraus, wie sich das Ergebnis eines Ansichten-Austauschs gestalten wird. Woher sollte ich denn vorher wissen, welcher wunde Punkt bei mir von jemand angeklingelt werden wird?
Ein solcher Punkt ist der kluge Rat (aus weiter Ferne von der Lage), man sollte doch auch einen "Dialog" in Betracht ziehen und mal ganz auf Gegen-Gewalt verzichten, mal dem anderen vergeben und mal einfach dem Andern auch einmal was Gutes tun etc
- zum Einen ist das alles schon geschehen und man kam auch von selbst darauf - zum Andern wird das kam in Nachrichten Erwaehnung finden, wenn's geschieht - daher komme solche Ideen Leute immer erst erstmals und sind gewiss auch lieb gemeint, aber treffen nicht die aktuelle Situation
- zum Dritten, ich nehm nochmal zur Verdeutlichung dessen, um was es sich im Moment bei der Hamas dreht, die Situation des Libanon-Feldzugs.
Der Libanon ist ein selbststaendiger Staat mit eigner Verfassung und hat Buerger mehrerer Konfessionen, wovon die Drusen inzwischen nach Israel geflohen sind, als die isr.Besatzung auf allseitigen Wunsch sich daraus zurueckzog.
Dies Land empfinden aber sowohl Syrien als auch Persien nicht als Staat, der ein Recht auf sich haette, auch Staat Irak hat unter Saddam Hussein sicher Interesse an diesem Mittelmeer-Zugang gehabt. Khomeinis Garden missionierten den Neu-Shiitismus hinein, Hizbollah nimmt deren als auch syrische Foerderung gerne entgegen, woher auch immer sie Waffen liefern, ist als Sippenverband weit im Libanon ueber Verwandte von Einfluss, auch im Parlament, in der Armee und in der Polizei, und attakierte nun eifrig von Norden wieder nach Israel rein. Im voelkerrechtlichen Sinne sind das aber Grenzuebergriffe seitens des Staats Libanon, denn dessen Polizei obliegt es, sowas im Lande selber zu unterbinden. Die Besatzung davor hatte den Zweck, dass die Menschen in Galilaea mal nicht dauernd in Bunkern sein muessen, kaum war die Besatzung nun weg, trat das wieder so ein.
Es gibt keinerlei Anlass, es so hinzudrehen, dass durch Israels Besatzung im Suedlibanon die humanitaere Lage der Bewohner "ganz unertraeglich" gemindert gewesen sei. Am Grenz-Gebiet Galilaea laesst sich auch nicht feststellen, da schreie ein unterdrueckter Bevoelkerungs-Anteil lauthals um Befreiung von nebenan.
Diese Ecke in den Golan-Hoehen war zuvor die beliebteste Abschussbasis fuer Raketen nach Galilaea hinein, ein zerklueftetes, baeuerlich nicht sehr genutztes, felsig-hochgelegenes Schlupfwinkelgebiet, das wurde in der Zeit seit 1967 nun aufgeforstet, agrarisch fruchtbar gemacht und vor den zuvor permanent stattfindenden Raubueberfaellen beschuetzt. Es ist ein gutes Land, wovon Menschen leben koennen. Niemand hat verlangt, dass Israel auch diese Gegend raeumt und in den Vorzustand zurueckversetzt und seinen Norden wieder dieser Abschussbasis aussetzt - ausser Syrien, Iran und der Hizbollah.
Nachdem die Grenzuebergriffe im Interesse aller ausser der libanesischen Regierung ein gewisses Mass ueberschritten hatten und auch noch Grenzer ermordet und gekidnapt und dann ermordet, aber versteckt gehalten wurden, kam es zu diesem Feldzug unter Duldung des Staats Libanon, weil dieser trotz verschiedener diplomatischer Bemuehungen in der Tag weder seine Armee noch seine Polizei gegen die damit vielfach verwandtschaftlich vernetzte Hizbollah wirksam einsetzen konnte.
Kaum erschien nun dieser Kampf entsprechend aufbereitet ("Leuchtturm" -Sender, eigne Worte) in unseren Nachrichten, wurde alsbald verlangt und gefordert, Israel-Staat solle mit der Hizbolla-Guerilla in Dialog treten, also unter Ignorierung des Staats Libanon.
Menschen moegen eben keine Katastrophen-Bilder im Fernsehn, die hier im "Westen" jedenfalls nicht. Waehrend jenem Sommerfeldzug verschoss die Hizbollah ziemlich eifrig mindestens 1/3 ihrer Raketen-Spenden an Artillerie. Ein Teil ist auch gefunden und vernichtet worden - und so ganz kostenlos ist das Zeug aber auch nicht zu kriegen.
Intern besehen arbeiten sie zwar auch mit Material und Soeldnern der Zwist schuerenden Spender-Nationen - also es fanden sich kaempfende Syrer und Perser - aber im Wesentlichen schaetze ich doch den Kern der Bewegung als alt-ansaessige Sippen-Koalition im Sinne einer Cosa-Nostra ein, die genauso gut, wie ihnen mal der Staat Libanon nicht zusagt, wenn er ihnen etwas vorschreiben moechte, ein andermal stur werden koennen, wenn es Syrien oder der Iran waere.
Schliesslich kam es ja zu einer Art Verhandlungen, damit die Toten Grenz-Soldaten endlich an ihre Familien und Graeber kommen, aber eben nicht unter Umgehung der Hoheit des Staats Libanon.
Der Unterschied zu Autonomie-Palaestina und dessen Verhaeltnis zur Hamas ist in manchem parallel. Wer nun den Palis ihren Staat goennt, muss auch jeden als Raeuber betrachten, der aus deren Grenzen heraus und zu deren echtem Schaden mit Artillerie-Angriffen in ein Nachbar-Gebiet keine Ruhe gibt. Es ist ja nun schon fast gedankenloses Formel auch dass immer als Palaestinenser-Aktionen zu bezeichnen, wobei ich es sehr zur Klaeung der Dinge begruessen wuerde, es so zu definieren, dass das Volk diesseits des Jordan, auf das niemand sonst Anspruch erhebt (also die nun aus eigner und aus fremder Sicht hier weder Syrer noch Jordanier noch Aegypter sind), und sie gemeint waren, als nach 1922 unter brit.Mandat dieser Wettbewerb zur Staatswerdung lief, nun halt die "Palaestinenser" sind, egal woher sie eingewandert kamen, ganz parallel zu Israels "Juden" andererseits, auch egal woher sie eingewandert kamen.
Wenn Israel es leisten kann, mehr-national und multikonfessionell bewohnt zu sein, kann das auch Palaestina als Saekularstaat.
An der Gruendung waren massgeblich die beteiligt, die auch interessiert daran waren, hierhin ein eignes Staatswesen zu bekommen, in dem man sich Gesetze setzt und anrufen kann und eben dann auch leben kann.
Ob es nun dem fernen Iran oder dem naeheren Syrien oder Anderen mit dieser PLO und ihren "Exekutiven" als Traegern des neuen Staats-Gebildes nicht passt, ist an sich egal, denen wuerden auch andere nicht gefallen. Sie fuehrten sich ein als die Kaempfertrupps, die den Platzhirschen Arafat aufstellen und durchsitzen konnten - und mehr laesst sich historisch von der Epoche nicht verlangen. Die Alternative waren rivalisierende Banden in fast woechentlich wechselnder Oberhand, und kein Einheimischer hatte Ruh. Vermutlich wurden die PLO-Ankoemmlinge nicht durchwegs als ganz Einheimische betrachtet. "Man" kam aus dem Exil Arafats in Algerien und anderswo als fertig trainierte Truppe zwecks Macht-Uebernahme daher.
Es ging aber zunaechst zwischen den kaempfenden heimischen Banden um die Frage, wer mehr Schreckensglanz auf sich vereinen kann.
In der Region ist das historisch etwas durchaus Bekanntes. Auch die Moeglichkeiten solcher Verbaende aus Kaempfern unter nach innen und aussen sehr harscher Disziplin soll man nicht unterschaetzen.
Mameluken waren die relativ kleine Regierungs-Truppe, die im Prinzip mit niemand verwandt war, weil jeder als Sklave in sie hinein gekauft oder geraubt worden war, und daher als ungefaehr unbestechlich galt, die lange Zeit hindurch das grosse Osmanenreich von Aufstaenden "bereinigte" und ihm gelegentlich weitere Voelker unterwarf. Man stellte sie auch als hohe Staatsbeamte ein. Eigentlich blieben sie ledig und kein Amt war erblich. Nachdem man das lockerte, ging auch ihre Macht abwaerts, es gab sie noch als Regierung Aegyptens, und schliesslich endete es in einem Anti-Mameluken-Gemetzel. Reste retteten sich zu den Franzosen in Napoleons Armee.
Dies ungefaehr stelle ich mir als Wunsch-Hintergrund der PLO-Bewegung vor, also eine Truppe zu sein, die zwar regiert, aber nicht verschwaegert mit den Einheimischen ist. Dies allerdings mit Lenins Revolutions-Handbuch technisch-psychologisch bereichert - und ohne islamischen Anstrich.
Mameluken kuerten dereinst auch noch einen Kalifen und wer hineinkam, geraubt oder gekauft, hatte islamisch zu sein, nicht wegen der Konfession selbst, sondern als Normung, um intern keine Sonderwuensche bestehen zu lassen. Waren zu viele gefallen, holte man sich eben christl. Georgier, Armenier, irgendwo aus den Grenz-Anliegern her, und es gab fuer die keine Chance mehr auf Heimkehr, wenn man zusaetzlich etwa gleich deren Dorf und Familien voellig ausrottete und nur die Jungen um 12j auswaehlte.
Es war so unglaublich rabiat, zeitweise, was diesen Voelkern des Nah-Ost Landstrichs schon alles "alltaeglich" und jahrhundertelang bis 1802, bis an die Schwelle der Gegenwart, geschah, und das geht keineswegs auf das "Konto" des Islams, sondern ist aelter - dass sie dabei Ueberlebenskuenste erlernten, die uns doch ziemlich unbekannt sind. Dazu gehoert es, eine von "oben" angeordnete Erregung an-und-abstellen zu koennen. Da gibt es komplette Rollen-Rituale, auch beim Umwerben von Kaeufern.
So etwas war einfach von aussen her notig und wurde auch perfektioniert.
Darueber hinaus gibt es trotzdem den einzelnen Menschen und Denker, der waehlen kann, wessen Freundschaft er will und mit dem er sein Ehrgefuehl bindet. Das aber ist nicht auf Anhieb zu finden, denn jeder braucht seine Zeit zur Entscheidung.
Nennen wir es Strategie und Taktik, so ist der Bereich, der zur Taktik zu rechnen ist, von der man sich ohne Weiteres auch wieder trennt, weiter gefasst als es uns im Westen gelaeufig und verfuegbar ist. Mal aus der neueren Zeit, etwa 2001, da war die Rede von der noch existenten Familie el-Husseini, alter einheimischer Adel, ihr Gebiet ist um Jerusalem herum, und der Grossmufti, der 1930 noch vermittelte, wo zwischen Jemen und Saudi-Arabien im Sueden sowie Irak, Syrien und den Scheichtuemern im Norden und Osten die Grenze der Land-Eroberungskaempfe vorlaeufig stehen bleiben sollte, und der die Schleierpflicht der Frauen aufhob, war anfangs bei den Mandats-Maechten dafuer als umgaenglich und modern anerkannt - doch als er sich der Frage zuwandte, was er von westlichen Einfluessen hielte, und nun dazu anhob, sich durch Aufrufe zu Attentaten und Gemetzeln ein neues kalifatisches Grossreich zu erstreben, wurde er schliesslich abgesetzt und verbannt. Ein Neffe von ihm war ein beruehmter Kaempfer, der einmal sogar aus 800m aus einem Flugzeug absprang, um illegal wo "einzureisen", wo Briten ihn nicht haben wollten, der wurde einheimisch Legende, zumal, nachdem er in einem Handgemenge bald danach gefallen war. Dieser Grossmufti war sogar bei Hitler zu Gaste und in Ehren, ihm versprechend, sich daheim um die Briten zu "kuemmern", sowie die Wehrmacht auch soweit dort sei. - Das war aber erstmal Taktik und nichts weiter. Jeder von beiden hatte gewiss nicht ernsthaft vor, diese Freundschaft nachher zu vertiefen.
Nun also, es kam zu einem Gespraech, dass ein neuzeitlicher el-Husseini in den Verhandlungen um die Erstellung Palaestinas teilnahm und auf die Westler einen sehr zuverlaessigen sogar Staat-Israel tolerierenden Eindruck machte - er war damals unerwartet gestorben, meine ich. Waehrend die einen (Journalisten, Friedensbewegung etc) ihn fuer einen wahren Freund der Friedensverhandlungen erklaerten, ergaenzte ein anderer, der Arabisch versteht, dass er bei seiner letzten oeffentlichen Rede im Libanon allerdings ganz schlicht davon sprach, Israel gehoere "von der Landkarte ins Mittelmeer gefegt" - kurz gesagt: unter Leuten seiner Sprache klinge er komplett anders. Nun, er ruhe in Frieden. Man kann ihn doch nicht mehr fragen, was nun seine Meinung war, was Taktik und was Strategie.
Nun nochmal zur Hamas - es ist keine PLO und auch kein heimischer Sippen-Verbund, wie mir scheint. Es sind zwar am ehesten Sinnverandte der ex-aegyptischen Moslembrueder, jedoch als Caritas verkleidet mit einem Ansatz dazu, die Armen ohne Sippen-Hintergrund durch Wohltaten so an sich zu binden, dass sie nun dafuer sterben wuerden, und diese dann nach mehreren Seiten hin auf andere zu hetzen. Man muesste das einmal genauer analysieren, wer in den letzten 20 Jahren innerhalb der Palis von ihnen exekutiert wurde. Man fand sie meistens passend dekoriert mitten in der Hauptstrasse auf, etwa in Bethlehem sind doch inzwischen beinah alle Christen angegraust da weggezogen. Sie betonen ja den Islam-Anspruch sehr, gestalten ihre Geisslerzuege-Grusel-"Fest-Paraden" aber eher wie ein KuKluxKlan. Sie halten viel von unheimlichen Zeremonialen.
Im Werde-Palaestina zogen sie zunaechst mit Westbank-Wohlfahrtsgaben den PLO-Anhaengern Waehler weg und setzten neue Normen hinsichtlich der Attentate, wie auch immer man es finden mag - die "Suizid-Bomber" lagen eigentlich nicht in der Linie der el-Fatah, die eher vorzogen, ihre Bomben abzulegen und dann doch zu leben.
Jedoch sie brachten es per "Dialog" und Hohn zustande, dass auch die el-Fatah nun nicht zurueckstehn wollte, und eine Menge treuer junger Leute in diesen grauenvollen Moerder-Wettbewerb verbraten hat. Das war viel Zukunft Palaestinas, junge nette, auch studierte Leute, und immer wieder so lanciert, dass im Verhandeln um die Werdung Palaestinas Pause auftrat. Dasselbe Muster des Kleine-Leute-Anbindens-Vereins ist aber nicht nur hier zu finden, man trifft es in Marokko auch, und das sind eindeutig keine Palis, dort geht es um den Koenigsthron, der weg soll, und so kommt man unweigerlich auch auf Al-Qaida - wieder ganz woanders, da sind es sued-saudische Ex-Jemeniten, denen der Saudi-Thron missfaellt - obgeich sie in Afghanistan "arbeiteten".
Es geht da anscheinend nicht um bestimmte Personen, wer grade Koenig ist, sondern deren Reich an sich, und es geht nicht um Einheimische, denn wer das grad ist, scheint ihnen gleichgueltig, eigene Belange, Sicherheit, sich etws Eignes aufzubauen, sogar der Wunsch nach Leben wird ihnen einfach abgesprochen. Wenn Unterhalt, dann sollen sie ihn als Almosen nur aus dieser Quelle nehmen, die jeden auch jederzeit ausschliessen kann, und ansonsten gehorchen bis in den Tod von Kind, Frau oder Mann.
Das ist, kurz gesagt, ein danz anderes "Kaliber" neben dem ein Arafat fast noch ein Romantiker zu nennen waere. Sein Vater war ein aegyptischer Schneider, und keineswegs reich, soweit man weiss, und als Saddam Hussein meinte, sich im vollen Namen ein dezentes "Said" (Nachlkomme Mohammeds) beilegen zu muessen, fuegte Arafat sich ganz hinten dezent ein "el-Husseini" dran, was diese alte Adels-Familie wohl taktisch duldete, gewiss aber nicht beeidet haette. Volle arabische Namen zu deuten ist ohnehin eine Wissenschaft.
Dann nach der Wahl ins Pali-Parlament und speziell nach dem Abzug der Besatzung und aller jued.Siedler aus Gaza ist Hamas scheinbar ganz dahin gezogen, sodass das fast ein Staat im Staat geworden ist, man kam auch direkter an Waffen und Munition, diese etwa 800 unterirdischen Tunnel sind teils schon so uralte "Bergbaulichkeiten", dass es gradezu schade ist, sie wegen der Schmuggel-Verwendung ohne Archaeologen beendet zu haben, aber man graebt sie auch ziemlich schnell neu - das ist in Aegypten heimisch.
Sie unterwarfen sich die Menschen Gazas dort binnen eigentlich nur zwei Jahren in ungeahntem Ausmass. Auf einmal traegt man nicht ein nettes frommes Kopftuch wie an der Frauen-Universitaet in Westbanks, sondern huellt die Frauen wieder ganz in diesen praktischen Einheits-Schadur, unter dem man auch mit Vollbart und bewaffnet rumspazieren koennte, und es ist in der Tat auch ein Moebel, dem man als Frau noch Geschmack abgewinnen kann, sagte mir eine junge Frau aus Iran, denn man ist darin voellig anonym und privat. Die "Religions-Polizei", die in Aegypten, Saudi-Arabien und Afghanistan auch nicht angenehmer ist, schafft es in Kuerze, dass dann aber 80 von 100 von aussen her nichts mehr unterscheidet von den 20, die noch dafuer gewonnen wurden, so ein Regime zu wollen, und den Zugang zum Baecker.
Das ist nicht so einfach. Es ist auch nicht feststellbar, wenn zwei Hamas-Sprecher sich vor Kameras oeffentlich widerspruechlich aeussern, dass es den einen interessiert, was der andere gesagt habe. Beide reden im Namen der Organisation. - Es gibt dennoch eine innere Hierarchie und von dieser aus ist auch das ein Teil der Taktik. Wie soll man Leute richtig in Horror wiegen, wenn man sich eine zuverlaessige Seite zulegt? Willkuer wird fuer eine Aeusserung von wirklicher Macht angesehen.
Trotzdem waechst kein Baum in den Himmel. Wenn ich ein historisches Beispiel suche, fallen mir nur die alten "Assassins" ein. Denen ging es darum, dass sie niemanden ueber sich dulden wollten, aber nicht darum, selber ein sonderlich grosses Reich zu regieren und viel zu viel Leute zu unterwerfen und nachher regieren zu sollen, denn das braucht doch viel Personal und Kompromisse. Zuerst lebten sie in Persien auf einem fast unbezwingbaren Berg, und mit "nur" etwa 50 politisch gut ausgewaehlten Meuchelmorden hielten sie sich eussere Einfluesse om Leib. Aber spaeter sind sie ins Libanongebirge gezogen und residierten da abseits der Wege, wirtschaftlich autonom und zehrten ansonsten vom Ruhm der Legende, man konnte da Body-Guards oder auch mal einen Moerder dingen, beim "Alten vom Berge", was dann auch nachliess - und das ging dann auch.
Aga Khan stammt dann neuzeitlich daraus.
Ein "Dialog" haette das allerdings nie hingekriegt, denn dazu gehoert doch wohl auch ein Interesse. Wen sollte man ihnen den anbieten, der es ihnen genuegend wert waere?
Loesungs-Ideen vor Ort haette ich auch: ich wuerde den Leuten aus Gaza anbieten, aus Hamasland weg in die Westbank zu ziehen und Gaza ist zwar nicht riesig, war aber schonmal ein Reich, welches Seehandel trieb und eine eigene Landwirtschaft an sich nicht brauchte.
In Westbank koennte dass Abbas ohne die Hamas seinen Palistaat richtig mit Recht und Gesetzen aufrichten und zwischen Jordanien und Israel auch wieder soviel Nachbarschaft regeln, dass alle was finden, um davon zu leben, speziell wenn es doch denkbar wuerde, dass "Siedler" ihre Grundstuecke dort eben mieten, ohne sich permanent gegen Mord einzuriegeln. Infrastrukturen fuer alle gaebe es reichlich.
Jenseits des Jordan ist auch mit Israels technischen Hilfen waehrend der 40j Besatzung soviel Wueste begruent worden wie seit Menschengedenken noch nie, dem die Wasser vom Mittelmeer zugeleitet werden koennten, allerdings muss die private Morderei auch mal wieder aufhoeren. Kein Bewaesserungs-Land vertraegt staendige Anschlaege auf die Bewohner und ihre Einrichtungen.
Es gibt da keine Bodenschaetze, aber begabte Menschen auf allen Seiten.
Naja, so manchmal hab ich mit meinem damaligen Nachbarn aus Bethlehem darueber getraeumt, wie einfach es waere
- wenn es alles so einfach waere....
Schalom - Salaam - Pax
WiTaimre
Zitat:Marlene: ...täusche ich mich?ja, ein bisschen taeuschst Du Dich, ob hier die Diskussion oder der Thread oder was auch immer schon festgelegt ist, im Ergebnis und ob das Ergebnis so zusammenfassbar ist.
*Gute Seite, böse Seite. Die einseitige Berichterstattung unserer Medien.
Eins ist sicher, denk ich, dass ich persoenlich Partei bin, aber ich bin wenigstens soweit nahe dran am Problem, dass ich Leute da und dort kenne und mir nicht wenig Muehe gegeben habe, mich zu informieren, den Schritt zurueck zu machen, um die Positionen aus etwas mehr Abstand zu ueberblicken, und dass ich Euch schreibe, was ich herausgefunden habe.
Dabei bin ich aber ein 1-Mann Unternehmen mit begrenzten Moeglichkeiten und 24 Std Tag, und persoenlich so besorgt und traurig, weil ich das Besorgt-und-Traurig-Sein an der Bericht-Erstattung wirklich einfach vermisse.
Nun, andererseits, ein Nachrichten-Bringer - der einzelne - muss ja nicht seine Gefuehle mit einbringen, insofern ist es ja auch unterschiedlich profiliert, wie neutral der "Stil des Hauses" jeweils ist. Eine Tagesschau ist kein Kochbuch und die Neue Zuericher Zeitung kein Groschen-Roman.
"Medien" sind wir hier im Grunde ja auch, insofern wir uns einander mitteilen, was der eine weiss und was der andere, und was sich welche dabei denken, in ihrem Medium etwas mitzuteilen oder nicht. Zeitungen haben doch auch Intentionen, an welche Leser sie sich richten moegen und muessen.
Wir haben ja soeben "40"-Jaehriges der "Gesellschaft fuer Leben und Zukunft bedrohter Voelker" und was mich als Mitgruender angeht, sind das 40 Jahre Bemuehungen, auf einem jedermann zugaenglichen Wege an Informationen zu kommen, mein "Job" war eben damals das taegliche Nachsehn in 40-50 Zeitungen, ob sie Fakten aus dem Biafra-Krieg in Nigeria mitteilen. Ich hatte sogar die Erlaubnis erbettelt - denn reich waren wir dabei nicht - Agentur-Nachrichten direkt in einer Redaktion nachts lesen zu koennen, ehe die Papierkoerbe entsorgt wurden.
Da hat man aber wirklich lange lesen muessen, um auf etwas zu stossen, was nicht irgendwer von irgendem ganz einfach abgeschrieben hatte, es wurde aber gerne gleich viel dazu "gemeint". Also die erste Aufgabe fuer mich war es, herauszufinden, wem am ehesten zum Daten-Uebernehmen getraut wurde und dann einfacherweise solche Quellen direkt zu lesen. Denn was die Redaktionen dann dazu "meinen" wuerden, war mit der Zeit erkennbar. Bei kuenftigem Direktlesen ergab das dann ja einen Filter, was man aus einem Artikel nicht als mitgeteiltes Faktum zu rechnen brauchte.
Wir hatten auch einige Auslands-Korrespondenten im Freundeskreis, die von da, wo sie naeher dran waren, mit Bildern und Landkarten kamen, und auch etwas berichten konnten, was noch nicht "jeder" wusste.
Deine Gleichsetzung "Terror (Krieg)" akzeptiere ich daher nicht, Marlene.
Wer das gleichsetzt, begreift nicht die Not der betroffenen Bevoelkerung. Es geht nicht um unaesthetische Anblicke oder "Leichen"-Herstellungen mit und ohne Erlaeuterung ("Rechtfertigungen") dazu.
Wenn eine Erlaeuterung dazu gegeben wird, ist es ja auch berechtigt, sich diese anzusehen, und ich erlebe im Bekannten-und Freundeskreis eben auch wirklich, dass bei unerfreulichen Themen lieber schneller dem ersten gehoerten Argument der Zuschlag gegeben wird, mit dem einer in der vermuteten Mitte der allgemeinsten Meinung schnell seine Ruhe zu kriegen vermutet. Auch setzen sich Formeln und Sprachgebraeuche mal fest.
Man muss beruecksichtigen, dass in der realen Nachrichtenwelt ein hohes Tempo herrscht und eine Meldung von gestern schon morgen nicht mehr gekauft wird. Kuerzlich las ich die Geschichte eines Praelaten aus Rom, der bei der Presse als vatikanischer "Insider" galt und zeitweise extrem gut bezahlt wurde, fuer Andeutungen, aus denen eine Zeitung schneller als die andere einen Aufmacher basteln konnte.
Einmal aber hatte er "durchblicken lassen", dass ein hoher USA-heimischer Kardinal (und vermittelnder neutral-Diplomat im 2.WK) nun die "Truppen im Nahen Osten" besuchen werde.
Dabei stolperte irgendjemand ueber den Sprachgebrauch und die Vokabeln, er oder sein Nachrichten-Empfaenger - jedenfalls, es kam heraus, er hatte einfach ueber diesen Kardinal nur etwas in einer frz.Zeitung gefunden, der besuche "ouest" (frz = West) und das klingt sehr aehnlich zu "est" (=Osten) - das war aber in der Zeit und Situation und bei dem Tempo, in dem das daraus zu folgern Moegliche dann schon Titelzeilen fuellte, schwerwiegend genug, dass der Herausgeber der NY-Times persoenlich genoetigt war, sich bei Lesern (und Weiter-Abschreibern) zu entschuldigen.
Man gibt ja seine Quellen nicht preis, im Journalismus, aber ziemlich schnell war dieser Praelat keine Anlauf-Adresse mehr - denn Zeitungen anderer zu lesen, waren alle auch selber imstande und trauten sich auch zu, Ost und West sprachlich gut unterscheiden zu koennen - von ihm hatte man doch gehofft, er "plaudere" nur-dem-Vatikan-bekannte Besprechungen aus.
Es war im von Faschisten umzingelten Vatikan (Rom selbst war ja schon Ausland) laengst klar, das da jemand "plauderte", denn so viel Beteiligte laufen da ja nicht herum, also liess man die grosse anti-faschistische Vorkriegs-Enzyklica in Paris drucken und von da aus veroeffentlichen.
Nach dem Krieg bekam der eigentlich nun schon fuer die Medien ganz in Acht-und-Bann geratene Praelat noch einen letzten Schuss vor den Bug, und es hiess, Dokumente seien gefunden worden, wonach er dem Geheim-Dienst Mussolinis mit Auskuenften "behilflich" gewesen sei, dem also etliche Kirchenleute als Freiheits-Befuerworter ins Messer geliefert habe - und als er sich dagegen verwahren wollte, traf ihn anscheinend der Schlag am Schreibtisch.
Weil er zuvor ja auch nie wirklich als Quelle von Auskuenften gesichert war, eruebrigte sich auch jeglicher Nachruf auf ihn. Sicher ist nur, dass es damals einen Praelaten dieses Namens gab und er gerne reich lebte. Auf die Story stiess ich nur, weil er mal 1925 einen Orden erhielt.
Worauf ich hinaus wollte, "gute Medien / boese Medien" ist eine Idee, die ich mir nicht anmessen lasse, es so simpel zu nehmen. Allerdings ist festzustellen, dass es nach meiner eigenen Erfahrung schon vor 40 Jahren eindeutig Abhaengigkeiten gab, auf welche Ruecksicht genommen wurde, welche Nachrichten ueberhaupt gedruckt wurden und von wem jeweils welche nicht, doch damals ging es noch nicht soweit, Nachricht-bares selbst herzustellen, es sei denn, wie jener "Leuchtturm"-Redakteur der Hizbollah es sagte: Was erwartet man denn in einem Krieg Anderes als Propaganda-Arbeiten?
Als ich den das sagen sah, musste ich direkt lachen, weil er doch recht hatte, soweit sein Direkt-Adressat doch die eigne Bevoelkerung als zu engagierende Kriegspartei war. Da ist die Intention doch auch klar und es ist nicht "boese", sondern eine Art Gewitztheits-Wettbewerb der Parteien.
Wer das "Spiel" kennt, liest es ja auch gleich direkt daraufhin, wo hier am Koernchen Wahrheit die Kunst des Kuenstlers ansetzte, also faelscht. Der macht ja auch nur seinen Job.
Allerdings, wenn bei uns, die wir keine Kriegs-Partei sind, sogar in den oeffentlich rechtlichen Sendern dieser Faktor ignoriert wird, kann ich es nicht "gute Medien" nennen, wenn das nicht zumindest zusammen mit einer solchen "Quelle" auch mal mit erlaeutert wird.
Ausserdem muss ich es nochmal sagen: soweit es um Judentum und den Staat Israel geht, und wir im Ausland, denen man nur das Bekenntnis zur Religion "anlasten" koennte, werden schon seit mindestens fast 30 Jahren einfach mit als Kriegspartei behandelt, und zwar wie keine der anderen Religionen hierzulande.
Begreif es, Marlene, dass mir auch inzwischen ein Touch von Paranoia oder einseitiger Sich zusteht, wenn ich, hier im neutralen Deutschland, wegen des Rauswurfs der PLO-Kaempfer aus dem Libanon, dessen Bevoelkerung sie wirklich qualvoll terrorisiert hatten, mich vor einem Karton im Vorgarten oder einem im Gang allein stehenden Plastikbeutel oder einer nur herausgesprungenen Sicherung in der Hochschule zu Tode zu fuerchten lernen musste, wenn man ohne Polizeischutz nicht zur Semesterparty gehn kann, und beim Betreten einer Synagoge in z.B.Bonn erstmal an einem beschuetzenden Panzerrohr vorbei muss, wenn wegen nochmal einer Bombendrohung hier - und der Nachricht von einer hochgegangenen 200 Ztr-Bombe im Libanon - schliesslich nur noch 50 von 1000 Leuten am hoechsten Feiertag zum Gebet zu kommen wagten, man neben sich direkt am "Eingang fuer Feinde" eine Mutter mit Baby aus Israel sitzen hat und sie dem Kind zuseufzt: "Wenn schon, dann waere es uns doch besser zuhause ... zugestossen"
- es sind so Szenen, die um einen herum niemand sonst ueberhaupt wahrnimmt.
- ich weiss noch einen Sabbath, was ja ein normaler Werk-und Einkaufstag im Lande hier ist, da hat man sich noch nach dem Beten am Morgen etwas zusammengesetzt und zur Entspannung dann noch zusammen etwas Gruenkernsuppe gegessen
- vorher, am Freitag, war noch mein Nachbar, ein Pali aus Bethlehem, der ab seinem 16.Lebensjahr hier lebte, zu mir gekommen und sagte, nachdem wir jeder zuhause die Nachrichten gesehn hatten - ich weiss nicht mehr welche grad - etwas besorgt: "Ich wuensch Ihnen, bleiben Sie gesund ..... - und, dass meine Leut Ihren Leuten nichts antun."
- also dann kam ich so etwa halb zwoelf mittags aus der Syagoge und war irgendwie ganz verwirrt, bis mir wieder klar wurde, dass dies immer noch in Deutschland ist, meinem Land meiner Geburt und Umgebungs-Kultur und ein ganz normaler Samstag: Einkaufen, Putzen, Strassen Fegen ...
Damals ungefaehr war in Berlin ein Strassencafe mit Juden drin Opfer eines Sprengstoff-Anschlags geworden - ein andermal war die Hauptsynagoge in der Tuerkei in Schutt und Asche gelegt worden - ein andermal wurde in der Olympiade in Muenchen die Israel-Mannschaft ermordet - ein andermal wirft man uns in der Hochschule Attentats-Drohungen in den Postkasten, denn "schon Luther habe gesagt" - ein andermal zeigt mir der Vorsaenger der Gemeinde in Muenster ganz traurig, was er diese Woche persoenlich an Droh-Post bekam, einfach so, sei es "wegen Fuehrers Geburtstag", oder wegen einem noch inhaftierten NS-Grossen, und anonym, nur weil er durch sein Amt anfassbar ist, mehr als ich zum Beispiel
- aber an der Uni erklaerte man mir, dass ein Anti-Zionismus ja wirklich nichts mit Anti-Semitismus zu tun haben KOENNE, und Jude ausserhalb Palaestinas sein - duerfe man ja ruhig.
- Also ich bin wirklich gespraechsbereit und hoere mir viele Ansichten an.
Dann geh ich auch hin und erkunde es genauer, wenn es mir neu ist.
- Und ich weiss nie im Voraus, wie sich das Ergebnis eines Ansichten-Austauschs gestalten wird. Woher sollte ich denn vorher wissen, welcher wunde Punkt bei mir von jemand angeklingelt werden wird?
Ein solcher Punkt ist der kluge Rat (aus weiter Ferne von der Lage), man sollte doch auch einen "Dialog" in Betracht ziehen und mal ganz auf Gegen-Gewalt verzichten, mal dem anderen vergeben und mal einfach dem Andern auch einmal was Gutes tun etc
- zum Einen ist das alles schon geschehen und man kam auch von selbst darauf - zum Andern wird das kam in Nachrichten Erwaehnung finden, wenn's geschieht - daher komme solche Ideen Leute immer erst erstmals und sind gewiss auch lieb gemeint, aber treffen nicht die aktuelle Situation
- zum Dritten, ich nehm nochmal zur Verdeutlichung dessen, um was es sich im Moment bei der Hamas dreht, die Situation des Libanon-Feldzugs.
Der Libanon ist ein selbststaendiger Staat mit eigner Verfassung und hat Buerger mehrerer Konfessionen, wovon die Drusen inzwischen nach Israel geflohen sind, als die isr.Besatzung auf allseitigen Wunsch sich daraus zurueckzog.
Dies Land empfinden aber sowohl Syrien als auch Persien nicht als Staat, der ein Recht auf sich haette, auch Staat Irak hat unter Saddam Hussein sicher Interesse an diesem Mittelmeer-Zugang gehabt. Khomeinis Garden missionierten den Neu-Shiitismus hinein, Hizbollah nimmt deren als auch syrische Foerderung gerne entgegen, woher auch immer sie Waffen liefern, ist als Sippenverband weit im Libanon ueber Verwandte von Einfluss, auch im Parlament, in der Armee und in der Polizei, und attakierte nun eifrig von Norden wieder nach Israel rein. Im voelkerrechtlichen Sinne sind das aber Grenzuebergriffe seitens des Staats Libanon, denn dessen Polizei obliegt es, sowas im Lande selber zu unterbinden. Die Besatzung davor hatte den Zweck, dass die Menschen in Galilaea mal nicht dauernd in Bunkern sein muessen, kaum war die Besatzung nun weg, trat das wieder so ein.
Es gibt keinerlei Anlass, es so hinzudrehen, dass durch Israels Besatzung im Suedlibanon die humanitaere Lage der Bewohner "ganz unertraeglich" gemindert gewesen sei. Am Grenz-Gebiet Galilaea laesst sich auch nicht feststellen, da schreie ein unterdrueckter Bevoelkerungs-Anteil lauthals um Befreiung von nebenan.
Diese Ecke in den Golan-Hoehen war zuvor die beliebteste Abschussbasis fuer Raketen nach Galilaea hinein, ein zerklueftetes, baeuerlich nicht sehr genutztes, felsig-hochgelegenes Schlupfwinkelgebiet, das wurde in der Zeit seit 1967 nun aufgeforstet, agrarisch fruchtbar gemacht und vor den zuvor permanent stattfindenden Raubueberfaellen beschuetzt. Es ist ein gutes Land, wovon Menschen leben koennen. Niemand hat verlangt, dass Israel auch diese Gegend raeumt und in den Vorzustand zurueckversetzt und seinen Norden wieder dieser Abschussbasis aussetzt - ausser Syrien, Iran und der Hizbollah.
Nachdem die Grenzuebergriffe im Interesse aller ausser der libanesischen Regierung ein gewisses Mass ueberschritten hatten und auch noch Grenzer ermordet und gekidnapt und dann ermordet, aber versteckt gehalten wurden, kam es zu diesem Feldzug unter Duldung des Staats Libanon, weil dieser trotz verschiedener diplomatischer Bemuehungen in der Tag weder seine Armee noch seine Polizei gegen die damit vielfach verwandtschaftlich vernetzte Hizbollah wirksam einsetzen konnte.
Kaum erschien nun dieser Kampf entsprechend aufbereitet ("Leuchtturm" -Sender, eigne Worte) in unseren Nachrichten, wurde alsbald verlangt und gefordert, Israel-Staat solle mit der Hizbolla-Guerilla in Dialog treten, also unter Ignorierung des Staats Libanon.
Menschen moegen eben keine Katastrophen-Bilder im Fernsehn, die hier im "Westen" jedenfalls nicht. Waehrend jenem Sommerfeldzug verschoss die Hizbollah ziemlich eifrig mindestens 1/3 ihrer Raketen-Spenden an Artillerie. Ein Teil ist auch gefunden und vernichtet worden - und so ganz kostenlos ist das Zeug aber auch nicht zu kriegen.
Intern besehen arbeiten sie zwar auch mit Material und Soeldnern der Zwist schuerenden Spender-Nationen - also es fanden sich kaempfende Syrer und Perser - aber im Wesentlichen schaetze ich doch den Kern der Bewegung als alt-ansaessige Sippen-Koalition im Sinne einer Cosa-Nostra ein, die genauso gut, wie ihnen mal der Staat Libanon nicht zusagt, wenn er ihnen etwas vorschreiben moechte, ein andermal stur werden koennen, wenn es Syrien oder der Iran waere.
Schliesslich kam es ja zu einer Art Verhandlungen, damit die Toten Grenz-Soldaten endlich an ihre Familien und Graeber kommen, aber eben nicht unter Umgehung der Hoheit des Staats Libanon.
Der Unterschied zu Autonomie-Palaestina und dessen Verhaeltnis zur Hamas ist in manchem parallel. Wer nun den Palis ihren Staat goennt, muss auch jeden als Raeuber betrachten, der aus deren Grenzen heraus und zu deren echtem Schaden mit Artillerie-Angriffen in ein Nachbar-Gebiet keine Ruhe gibt. Es ist ja nun schon fast gedankenloses Formel auch dass immer als Palaestinenser-Aktionen zu bezeichnen, wobei ich es sehr zur Klaeung der Dinge begruessen wuerde, es so zu definieren, dass das Volk diesseits des Jordan, auf das niemand sonst Anspruch erhebt (also die nun aus eigner und aus fremder Sicht hier weder Syrer noch Jordanier noch Aegypter sind), und sie gemeint waren, als nach 1922 unter brit.Mandat dieser Wettbewerb zur Staatswerdung lief, nun halt die "Palaestinenser" sind, egal woher sie eingewandert kamen, ganz parallel zu Israels "Juden" andererseits, auch egal woher sie eingewandert kamen.
Wenn Israel es leisten kann, mehr-national und multikonfessionell bewohnt zu sein, kann das auch Palaestina als Saekularstaat.
An der Gruendung waren massgeblich die beteiligt, die auch interessiert daran waren, hierhin ein eignes Staatswesen zu bekommen, in dem man sich Gesetze setzt und anrufen kann und eben dann auch leben kann.
Ob es nun dem fernen Iran oder dem naeheren Syrien oder Anderen mit dieser PLO und ihren "Exekutiven" als Traegern des neuen Staats-Gebildes nicht passt, ist an sich egal, denen wuerden auch andere nicht gefallen. Sie fuehrten sich ein als die Kaempfertrupps, die den Platzhirschen Arafat aufstellen und durchsitzen konnten - und mehr laesst sich historisch von der Epoche nicht verlangen. Die Alternative waren rivalisierende Banden in fast woechentlich wechselnder Oberhand, und kein Einheimischer hatte Ruh. Vermutlich wurden die PLO-Ankoemmlinge nicht durchwegs als ganz Einheimische betrachtet. "Man" kam aus dem Exil Arafats in Algerien und anderswo als fertig trainierte Truppe zwecks Macht-Uebernahme daher.
Es ging aber zunaechst zwischen den kaempfenden heimischen Banden um die Frage, wer mehr Schreckensglanz auf sich vereinen kann.
In der Region ist das historisch etwas durchaus Bekanntes. Auch die Moeglichkeiten solcher Verbaende aus Kaempfern unter nach innen und aussen sehr harscher Disziplin soll man nicht unterschaetzen.
Mameluken waren die relativ kleine Regierungs-Truppe, die im Prinzip mit niemand verwandt war, weil jeder als Sklave in sie hinein gekauft oder geraubt worden war, und daher als ungefaehr unbestechlich galt, die lange Zeit hindurch das grosse Osmanenreich von Aufstaenden "bereinigte" und ihm gelegentlich weitere Voelker unterwarf. Man stellte sie auch als hohe Staatsbeamte ein. Eigentlich blieben sie ledig und kein Amt war erblich. Nachdem man das lockerte, ging auch ihre Macht abwaerts, es gab sie noch als Regierung Aegyptens, und schliesslich endete es in einem Anti-Mameluken-Gemetzel. Reste retteten sich zu den Franzosen in Napoleons Armee.
Dies ungefaehr stelle ich mir als Wunsch-Hintergrund der PLO-Bewegung vor, also eine Truppe zu sein, die zwar regiert, aber nicht verschwaegert mit den Einheimischen ist. Dies allerdings mit Lenins Revolutions-Handbuch technisch-psychologisch bereichert - und ohne islamischen Anstrich.
Mameluken kuerten dereinst auch noch einen Kalifen und wer hineinkam, geraubt oder gekauft, hatte islamisch zu sein, nicht wegen der Konfession selbst, sondern als Normung, um intern keine Sonderwuensche bestehen zu lassen. Waren zu viele gefallen, holte man sich eben christl. Georgier, Armenier, irgendwo aus den Grenz-Anliegern her, und es gab fuer die keine Chance mehr auf Heimkehr, wenn man zusaetzlich etwa gleich deren Dorf und Familien voellig ausrottete und nur die Jungen um 12j auswaehlte.
Es war so unglaublich rabiat, zeitweise, was diesen Voelkern des Nah-Ost Landstrichs schon alles "alltaeglich" und jahrhundertelang bis 1802, bis an die Schwelle der Gegenwart, geschah, und das geht keineswegs auf das "Konto" des Islams, sondern ist aelter - dass sie dabei Ueberlebenskuenste erlernten, die uns doch ziemlich unbekannt sind. Dazu gehoert es, eine von "oben" angeordnete Erregung an-und-abstellen zu koennen. Da gibt es komplette Rollen-Rituale, auch beim Umwerben von Kaeufern.
So etwas war einfach von aussen her notig und wurde auch perfektioniert.
Darueber hinaus gibt es trotzdem den einzelnen Menschen und Denker, der waehlen kann, wessen Freundschaft er will und mit dem er sein Ehrgefuehl bindet. Das aber ist nicht auf Anhieb zu finden, denn jeder braucht seine Zeit zur Entscheidung.
Nennen wir es Strategie und Taktik, so ist der Bereich, der zur Taktik zu rechnen ist, von der man sich ohne Weiteres auch wieder trennt, weiter gefasst als es uns im Westen gelaeufig und verfuegbar ist. Mal aus der neueren Zeit, etwa 2001, da war die Rede von der noch existenten Familie el-Husseini, alter einheimischer Adel, ihr Gebiet ist um Jerusalem herum, und der Grossmufti, der 1930 noch vermittelte, wo zwischen Jemen und Saudi-Arabien im Sueden sowie Irak, Syrien und den Scheichtuemern im Norden und Osten die Grenze der Land-Eroberungskaempfe vorlaeufig stehen bleiben sollte, und der die Schleierpflicht der Frauen aufhob, war anfangs bei den Mandats-Maechten dafuer als umgaenglich und modern anerkannt - doch als er sich der Frage zuwandte, was er von westlichen Einfluessen hielte, und nun dazu anhob, sich durch Aufrufe zu Attentaten und Gemetzeln ein neues kalifatisches Grossreich zu erstreben, wurde er schliesslich abgesetzt und verbannt. Ein Neffe von ihm war ein beruehmter Kaempfer, der einmal sogar aus 800m aus einem Flugzeug absprang, um illegal wo "einzureisen", wo Briten ihn nicht haben wollten, der wurde einheimisch Legende, zumal, nachdem er in einem Handgemenge bald danach gefallen war. Dieser Grossmufti war sogar bei Hitler zu Gaste und in Ehren, ihm versprechend, sich daheim um die Briten zu "kuemmern", sowie die Wehrmacht auch soweit dort sei. - Das war aber erstmal Taktik und nichts weiter. Jeder von beiden hatte gewiss nicht ernsthaft vor, diese Freundschaft nachher zu vertiefen.
Nun also, es kam zu einem Gespraech, dass ein neuzeitlicher el-Husseini in den Verhandlungen um die Erstellung Palaestinas teilnahm und auf die Westler einen sehr zuverlaessigen sogar Staat-Israel tolerierenden Eindruck machte - er war damals unerwartet gestorben, meine ich. Waehrend die einen (Journalisten, Friedensbewegung etc) ihn fuer einen wahren Freund der Friedensverhandlungen erklaerten, ergaenzte ein anderer, der Arabisch versteht, dass er bei seiner letzten oeffentlichen Rede im Libanon allerdings ganz schlicht davon sprach, Israel gehoere "von der Landkarte ins Mittelmeer gefegt" - kurz gesagt: unter Leuten seiner Sprache klinge er komplett anders. Nun, er ruhe in Frieden. Man kann ihn doch nicht mehr fragen, was nun seine Meinung war, was Taktik und was Strategie.
Nun nochmal zur Hamas - es ist keine PLO und auch kein heimischer Sippen-Verbund, wie mir scheint. Es sind zwar am ehesten Sinnverandte der ex-aegyptischen Moslembrueder, jedoch als Caritas verkleidet mit einem Ansatz dazu, die Armen ohne Sippen-Hintergrund durch Wohltaten so an sich zu binden, dass sie nun dafuer sterben wuerden, und diese dann nach mehreren Seiten hin auf andere zu hetzen. Man muesste das einmal genauer analysieren, wer in den letzten 20 Jahren innerhalb der Palis von ihnen exekutiert wurde. Man fand sie meistens passend dekoriert mitten in der Hauptstrasse auf, etwa in Bethlehem sind doch inzwischen beinah alle Christen angegraust da weggezogen. Sie betonen ja den Islam-Anspruch sehr, gestalten ihre Geisslerzuege-Grusel-"Fest-Paraden" aber eher wie ein KuKluxKlan. Sie halten viel von unheimlichen Zeremonialen.
Im Werde-Palaestina zogen sie zunaechst mit Westbank-Wohlfahrtsgaben den PLO-Anhaengern Waehler weg und setzten neue Normen hinsichtlich der Attentate, wie auch immer man es finden mag - die "Suizid-Bomber" lagen eigentlich nicht in der Linie der el-Fatah, die eher vorzogen, ihre Bomben abzulegen und dann doch zu leben.
Jedoch sie brachten es per "Dialog" und Hohn zustande, dass auch die el-Fatah nun nicht zurueckstehn wollte, und eine Menge treuer junger Leute in diesen grauenvollen Moerder-Wettbewerb verbraten hat. Das war viel Zukunft Palaestinas, junge nette, auch studierte Leute, und immer wieder so lanciert, dass im Verhandeln um die Werdung Palaestinas Pause auftrat. Dasselbe Muster des Kleine-Leute-Anbindens-Vereins ist aber nicht nur hier zu finden, man trifft es in Marokko auch, und das sind eindeutig keine Palis, dort geht es um den Koenigsthron, der weg soll, und so kommt man unweigerlich auch auf Al-Qaida - wieder ganz woanders, da sind es sued-saudische Ex-Jemeniten, denen der Saudi-Thron missfaellt - obgeich sie in Afghanistan "arbeiteten".
Es geht da anscheinend nicht um bestimmte Personen, wer grade Koenig ist, sondern deren Reich an sich, und es geht nicht um Einheimische, denn wer das grad ist, scheint ihnen gleichgueltig, eigene Belange, Sicherheit, sich etws Eignes aufzubauen, sogar der Wunsch nach Leben wird ihnen einfach abgesprochen. Wenn Unterhalt, dann sollen sie ihn als Almosen nur aus dieser Quelle nehmen, die jeden auch jederzeit ausschliessen kann, und ansonsten gehorchen bis in den Tod von Kind, Frau oder Mann.
Das ist, kurz gesagt, ein danz anderes "Kaliber" neben dem ein Arafat fast noch ein Romantiker zu nennen waere. Sein Vater war ein aegyptischer Schneider, und keineswegs reich, soweit man weiss, und als Saddam Hussein meinte, sich im vollen Namen ein dezentes "Said" (Nachlkomme Mohammeds) beilegen zu muessen, fuegte Arafat sich ganz hinten dezent ein "el-Husseini" dran, was diese alte Adels-Familie wohl taktisch duldete, gewiss aber nicht beeidet haette. Volle arabische Namen zu deuten ist ohnehin eine Wissenschaft.
Dann nach der Wahl ins Pali-Parlament und speziell nach dem Abzug der Besatzung und aller jued.Siedler aus Gaza ist Hamas scheinbar ganz dahin gezogen, sodass das fast ein Staat im Staat geworden ist, man kam auch direkter an Waffen und Munition, diese etwa 800 unterirdischen Tunnel sind teils schon so uralte "Bergbaulichkeiten", dass es gradezu schade ist, sie wegen der Schmuggel-Verwendung ohne Archaeologen beendet zu haben, aber man graebt sie auch ziemlich schnell neu - das ist in Aegypten heimisch.
Sie unterwarfen sich die Menschen Gazas dort binnen eigentlich nur zwei Jahren in ungeahntem Ausmass. Auf einmal traegt man nicht ein nettes frommes Kopftuch wie an der Frauen-Universitaet in Westbanks, sondern huellt die Frauen wieder ganz in diesen praktischen Einheits-Schadur, unter dem man auch mit Vollbart und bewaffnet rumspazieren koennte, und es ist in der Tat auch ein Moebel, dem man als Frau noch Geschmack abgewinnen kann, sagte mir eine junge Frau aus Iran, denn man ist darin voellig anonym und privat. Die "Religions-Polizei", die in Aegypten, Saudi-Arabien und Afghanistan auch nicht angenehmer ist, schafft es in Kuerze, dass dann aber 80 von 100 von aussen her nichts mehr unterscheidet von den 20, die noch dafuer gewonnen wurden, so ein Regime zu wollen, und den Zugang zum Baecker.
Das ist nicht so einfach. Es ist auch nicht feststellbar, wenn zwei Hamas-Sprecher sich vor Kameras oeffentlich widerspruechlich aeussern, dass es den einen interessiert, was der andere gesagt habe. Beide reden im Namen der Organisation. - Es gibt dennoch eine innere Hierarchie und von dieser aus ist auch das ein Teil der Taktik. Wie soll man Leute richtig in Horror wiegen, wenn man sich eine zuverlaessige Seite zulegt? Willkuer wird fuer eine Aeusserung von wirklicher Macht angesehen.
Trotzdem waechst kein Baum in den Himmel. Wenn ich ein historisches Beispiel suche, fallen mir nur die alten "Assassins" ein. Denen ging es darum, dass sie niemanden ueber sich dulden wollten, aber nicht darum, selber ein sonderlich grosses Reich zu regieren und viel zu viel Leute zu unterwerfen und nachher regieren zu sollen, denn das braucht doch viel Personal und Kompromisse. Zuerst lebten sie in Persien auf einem fast unbezwingbaren Berg, und mit "nur" etwa 50 politisch gut ausgewaehlten Meuchelmorden hielten sie sich eussere Einfluesse om Leib. Aber spaeter sind sie ins Libanongebirge gezogen und residierten da abseits der Wege, wirtschaftlich autonom und zehrten ansonsten vom Ruhm der Legende, man konnte da Body-Guards oder auch mal einen Moerder dingen, beim "Alten vom Berge", was dann auch nachliess - und das ging dann auch.
Aga Khan stammt dann neuzeitlich daraus.
Ein "Dialog" haette das allerdings nie hingekriegt, denn dazu gehoert doch wohl auch ein Interesse. Wen sollte man ihnen den anbieten, der es ihnen genuegend wert waere?
Loesungs-Ideen vor Ort haette ich auch: ich wuerde den Leuten aus Gaza anbieten, aus Hamasland weg in die Westbank zu ziehen und Gaza ist zwar nicht riesig, war aber schonmal ein Reich, welches Seehandel trieb und eine eigene Landwirtschaft an sich nicht brauchte.
In Westbank koennte dass Abbas ohne die Hamas seinen Palistaat richtig mit Recht und Gesetzen aufrichten und zwischen Jordanien und Israel auch wieder soviel Nachbarschaft regeln, dass alle was finden, um davon zu leben, speziell wenn es doch denkbar wuerde, dass "Siedler" ihre Grundstuecke dort eben mieten, ohne sich permanent gegen Mord einzuriegeln. Infrastrukturen fuer alle gaebe es reichlich.
Jenseits des Jordan ist auch mit Israels technischen Hilfen waehrend der 40j Besatzung soviel Wueste begruent worden wie seit Menschengedenken noch nie, dem die Wasser vom Mittelmeer zugeleitet werden koennten, allerdings muss die private Morderei auch mal wieder aufhoeren. Kein Bewaesserungs-Land vertraegt staendige Anschlaege auf die Bewohner und ihre Einrichtungen.
Es gibt da keine Bodenschaetze, aber begabte Menschen auf allen Seiten.
Naja, so manchmal hab ich mit meinem damaligen Nachbarn aus Bethlehem darueber getraeumt, wie einfach es waere
- wenn es alles so einfach waere....
Schalom - Salaam - Pax
WiTaimre