31-01-2009, 00:27
Gut, sprechen wir also uber den Artikel im Einzelnen.
Da ist also der Artikel von Schaikh 'Abdulqadir Al-Murabit, 1995 - das war vor Bin Laden, vor der Intifada II und vor dem Selbst-Vernichten so vieler Muslime in einer Haltung, die in keiner Weise als ein sich friedliches Ergeben in von ALLAH gesandtes Lebensschicksal erknnen kann - und gut 200 Jahre nach dem, wovon ein Goethe hoerte, das sei der Islam.
Erstmal - der Artikel erwaehnt nicht, dass der Geheirat jemals ein Land des real praktizierten Islam betrat. Haette er es, waere es sicherlich auch erwaehnt worden.
Ich hab mir erlaubt, die genannten und weitere Goethe-Daten zum Zweck der Kommentierung in eine historische Reihenfolge zu bringen.
1869 - das erzaehlt er spaeter Zelter (3,193), war der 20j Goethe krank und kam damals in Kontakt zur Alchemia, in der Chemie noch in vielen Gleichnissen aus dem arabischen Sprachgebrauch wie eine Mystik formuliert klingt (aber ist nicht so wild gemeint, die Ausdrucksweise war eher praktisch bedingt).
Damals kamen ihm die Konzepte zum "Goetz von Berlichingen" und zum "Doctor Faustus" zuerst. Er lebte damals in Strassburg und war oft mit J.G.v.Herder zusammen, dem er davon aber lieber nicht schon erzaehlte, und er schrieb auch nichts auf, ueber diesen Dr.Faustus, der zu sein ihm vielleicht heimlich als Tragoedie vorschwebte. auf der Basis dieser im Mittelalter kursierenden und spielenden Geschichte ueber einen vielleicht mit dem Teufel verbuendeten "zu sehr Gelehrten" (damals namens Reikmann).
- Doch er formuliert innerlich seine ihn vielleicht immer wieder als eigene ihn beschaeftigende Tragoedie von "Dr.Faustus" sein Leben fuer damals sehr langes 83j Leben lang weiter, als traue er sich gar nicht, vorher zu sterben.
Es ist in den
- Das entnimmt man auch schon der Bibel. Falls man sie laese.
Als junger Erwachsener fuehrte Goethe hierzulande die Bewegung "Sturm-und-Drang" an.
Mit schon einem groesseren Leserkreis passierte ihm ein Unglueck, das er wohl nicht vorhergesehn hatte: Er schrieb das leidenschaftliche Werk "Die Leiden des jungen Werther", das in packender Sprache darstellt, wie ein junger Mann - wie er damals - sich so zwischen Gefuehl, Liebe und scharfem Nachdenken-Wollen verfranselt, dass er sich am Ende das Leben nimmt. Ihm ging es danach besser als jenem. Das erfolgreiche Buch fuehrte leider dazu, dass junge Leute, die es ab 1774 zu lesen bekamen, sich mit der Figur identifizierten und sich epidemie-artig umzubringen begannen - es war nicht so leicht, das zu stoppen.
- So aehnlich muss sich Martin Luther gefuehlt haben, als mit seiner NT-Uebersetzung in der Hand der furchtbare Bauern-Aufstand ausbrach.
Jemand sagte einmal, Goethe sei mit diesem von-der-Seele-Schreiben sein "Problem" los geworden, doch nun bekam es jeder Leser. Vielleicht war es schlimmer, er war eine Sprachbegabung und konnte mitreissend formulieren, einfach weil er es konnte. Rainer Maria Rilke ertappte sich fast 100 Jahre spaeter einmal dabei, so gelaeufig dichten zu koennen, dass ihm Dichtungen gelangen, bei denen er sich an sich gar nichts gedacht hatte, es damit "auszusagen", und da erschrak er so, dass er sich 10 Jahre lang das Dichten selber verbot - dies Gedicht, ausgerechnet, "Die Rose: Wo ist zu diesem Innen / ein Aussen? - auf welches Weh / legt man solches Linnen?" - hat man ihm auf seinen Grabstein gesetzt....
- Vor diesem Hintergrund, so viele junge Leute versehentlich zum Suizid inspiriert zu haben, geben Goethes "Zauberlehrling"-Gedicht eine ganz traurige Deutung: was Sprachgewalt vermag, als grad angelernter Poet erst am Effekt zu entdecken - und man hat es noch nicht im Griff, diese Worte zurueckzuholen oder lebensvertraeglicher zu verpacken.
- Es war nicht das Buch an sich, denn das steht ja heute in vielen Regalen als "dt.Klassiker", sondern dies Buch zu jenem Zeitpunkt, 1774, was die jungen Leute in ein gegen "Identifizierungs-Gestalten", fluesternd auf deutsch noch nicht abgehaertetes, ganz ungeschuetztes, Gemuet traf. Doch 1867 traut sich der Cotta-Verlag noch nicht, es unter den 17 Goethe-und 22 Schiller-Werken preisguenstig mitanzubieten.
Das war aber dieser "Sturm-und-Drang" in naiv noch ungemilderter Sprach-Wucht: "Wer Wind saet, wird Sturm ernten", und ich denke doch, dass Goethe ganz innerlich seither ein schlechtes Gewissen hatte und es irgendwie mit seinem "Faust" zu einer Loesung verarbeiten wollte, die doch noch auch ihm ein bisschen Jenseits zu erhoffen uebrig liess - seine "Ratte" zu retten.
Erst 15.Spt.1775 findet sich, genau dazu passend, dass Goethe, 26j, es nun wirklich ankuendigte und an dieser "Faust"-Tragoedie zu schreiben begann, er schrieb an Auguste Stolberg, er fuehle sich dabei gerade wie eine Ratte, die Gift gefressen habe (und nun von innen verbrennt), die verzweifelt herumrenne und aus jeder Pfuetze trinke. Man meint, da schrieb er die "Auerbachs Keller"-Szene.
- Das war in Wetzlar. Seine Freunde (z.B.Merck an Nicolai, 1776) nehmen an, es sei ihm darum zu tun, naturgetreu Szenen erstellen zu koennen, wie es eben bei "solchen" zuzugehen pflege. Er nahm das Faust-Fragment dann mit nach Italien
- am 8.Spt.1787 ist Goethe aber 11 Jahre spaeter immer noch dabei, seine Faust-Tragoedie weiterzuformulieren, vermutlich schrieb er damals in Faust I die "Hexenkuechen-Szene". - Er hockte nun in Rom in einem Keller der kuenstlerfreundlichen Villa Borghese und "schluerfte" in sich rein, was auch immer er ueber Alchemie, Hexerei und Magie fand.
Also sein Interesse am Arabischen hatte damals eher hiermit zu tun
- doch sicherlich auch seine Kernfrage: ist das zuviele Lernen vom Teufel?
- Immerhin wurden damals in Deutschland gerade noch die letzten Menschen fuer Hexerei verbrannt, noch wurde man "auf's Rad geflochten" - wogegen eine Kreuzigung beinah noch milde war - und eben solche Fragen waeren nicht theoretisch. Protestanten und Saekularisierte hatten ja viel mehr Befuerchtungen vor "sowas" als Katholiken, Araber und Juden, die mit den "alche-mystischen" Woertern viel laengere Erfahrung hatten.
Goethe spielte hier buchstaeblich mit dem Feuer und dem Hoellenfeuer, wenn man an seine damals uebliche Buerger-Kindheits-Erziehung mit nicht wenigen Angstmachern denkt - aber eben das reizte ihn auch, andererseits.
Weise Lebenskunst ist es, sich darin ein Glueck zu suchen, wohin man sich gesetzt sieht, so aehnlich mag er wohl Schiller geraten haben.
1789 beschloss er, die Faust-Tragoedie, soweit wie sie geschrieben war, im nun schon 7.Band seiner Werke 1790 abdrucken zu lassen, da startete es mit dem Monolog "Habe nun, ach" und der Beschwoerung des Mephistoteles, direkt - ohne Zueignung, ohne Theater-Vorspiel und ohne Prolog im Himmel (womit er sich nachtraeglich, vielleicht damals sozial vertraeglicher, formal an das biblische Buch Hiob "anlehnte"), es fehlen der 2.Monolog des Faust, die muntere Szene vor dem Tor beim Wandern mit dem immer-besorgten Wagner, die Studierstube des Bibel-Uebersetzungs-Versuchs (auf Luther anspielend), der Auftritt des Mephistoteles, der Geister-Gesang, und sein Satans-Pakt sowie die dann aufschaeumenden Leidenschaften des Gelehrten. - Es fehlt da noch etliches mehr, u.a. auch Valentins Ermordung und Fluch, die Walpurgisnacht, und noch einiges, Gretchens Wahnsinn im Kerker und ihre Rettung im letzten Moment, durch ihr Gebet, waehrend sein Faust "dem Satan anheimfaellt", als Schluss des 1808 abgeschlossenen 1."Faust".
Seine eigenen Lebens-Umstaende waren aber recht angenehm. Aufgrund seiner "empfindsamen Aesthetik" vermied er es, sich der Haesslichkeit wirklich armer Menschen seiner Zeit auszusetzen, und bis 1792 die Massen-Guillotinen der Franzosen - das Elend der Fliehenden - das stellte sich niemand im Land nebenan als begehrenswerter vor.
Er ist jetzt 40j, aber diese Frage - "ist derjenige, der nichts mehr entdeckt, was noch zu lernen interessant genug waere, so etwas wie jetzt schon verdammt? - kommt er da noch heraus?" - wird ihn, je mehr er als Universal-Genie gefeiert werden wird, bis zuletzt immer wieder beschaeftigen.
Das gibt Folgendem einen ganz anderen Anklang:
Eine Maxime, "Lebens-Weisheiten", auch mal "Sprueche", mal "Bonmots" und mal "Aphorismen" genannt verdichtet eine Aussage knapp und einpraegsam "besser kann man es nicht ausdruecken".
- Also eigentlich, wie er das erlaeutert - fuer jeden Zustand im Leben eine fertig dazu sagbare Formulierung bekommen zu haben - kann man den Qur'an aber doch wirklich nicht als eine Aphorismen-Sammlung ansehn - ziemlich sicher sehn das die Richter und Gerichtshoefe im Islam selber nicht so.
- Oder es gaelte umso eher noch fuer die Bibeln, zu jeder Lebenslage einen Vers zu wissen. Aber Goethe konnte Arabisches ja nur in Uebersetzungen und Auszuegen lesen und erlebte es nie in seiner Real-Anwendung.
1808 - da wurde ganz Europa ausser Russland von Napoleon regiert, Goethe auch - da veroeffentlichte der nun 59j seinen Faust I, nun komplettiert.
Faust 1.Teil endet mit dem beruehmten "Heinrich! - mir graut's vor Dir!" des betrogenen Gretchens, welche dennoch ihr um Hilfe Beten zum "Vater" rettet, nun hat er das Gretchen doch "mithilfe ihres Glaubens in den Himmel gerettet" und seinen "daemonisch wissbegierigen Faust" halt ganz "vernunft-betont" (Napoleon!) schlicht und knapp durch ein "Du kommst mit mir"-unsensationell "vom Teufel holen lassen", politisch ungefaehrlich (falls nicht ein Regierender grad Heinrich hiess). Das moralische Gefuehl der Leute war damit beruhigt - und er dachte vermutlich auch, dass er den damit auch selber los sei - bei all dem Ueberarbeiten und Ergaenzen war der ihm auch profan geworden, ein Stueck Texte zum Lebensunterhalt.
- Der Faust II.Teil ist erst im Sommer 1831 von ihm fertig formuliert worden und kam dann erst nach Goethe's Tod, 1832, heraus. Der gilt ja als sein "Lebenswerk".
Europa konnte nach diesem Freiheitskrieg nun wieder waehlen, ob sie die vorher gehabte Religion wieder ausueben wollten oder wechseln.
Das Roemische Reich dt.Natoion war nun auch zuende, Oesterreich hatte seine Donau-Monarchie als Imperium, das auch Laender mit Muslimen enthielt, Russland hatte sein einig-Kaiserreich unter die russ.orth.Kirche gestellt, und Deutsche sich noch nicht so ganz weit festgelegt.
Wohl aber war vom Preussen-Koenig aus die Vereinigung der nun wieder erlaubten dt.Protestanten in Gang gesetzt worden, mit der Bestimmung, dass Religion "etwas sehr Schoenes und Erhabenes, aber auch sehr Haeusliches und Persoenliches" zu sein habe, und aus der merkantilistischen absolutistischen oeffentlichen Welt zu verschwinden habe. Enteignungen der kirchlichen Liegenschaften zugunsten des Staates, die schon Napoleon besorgt hatte, behielt man einfach bei. wer sich jetzt eigentlich um die Armen und Kranken, Waisen und Witwen und Invaliden kuemmern sollte, musste muehsam von den Kirchen neu aufgebaut werden. Der Staat kam nicht gleich drauf, und dem nun 63j Herrn Geheimrat fiel das anscheinend auch noch nicht auf.
- So gesehen stand er jetzt schon an der Grenze heutiger Pensionierung. Sein Ruhm als Sprach-Vorbild war gefestigt. Zu vermerken ist, dass in Sachen Islam bisher nichts ueber die Massen sein Leben beeindruckt hatte.
Die spaeteren Saudi-Arabier traf man noch als an ein eine toedlich-harte Natur gelassen ertragendes und karg umherzirkulierendes, aber seelenstolz fast unabhaengiges Volk der Wuesten, dem der geschaeftige Islam der bevoelkerteren sesshaften Regionen nicht so recht die Rechtglaeubigkeit zutraute - doch ihre Karawanen-Geleite waren immer noch unentbehrlich - fuer Europaeer war das eine komplett bewundernswerte "reine Freiheits" -Lebensweise
- erst jetzt gerade machte Wahab, deren Prophet der "reinen Qur'an und nichts Anderes" einen Aufstand, der dem "Sola scriptura!" (nichts ausser der Hl.Schrift) der Reformationszeit in Deutschland eigentlich glich - allerdings dieser wurde hingerichtet, weil es den Muslimen Mekka versperrte und das Grab Mohammeds zu ehren verbot und ein paar Jahre versperrte. Ob Goethe davon etwas mitbekommen hat, ist aus dem Artikel nicht genau zu entnehmen.
Die Kluft begann gerade damals durch Beginn der Industrialisierung sehr aufzureissen - die Moeglichkeiten, in grossen Sippen-Verbaenden sozial aufgefangen zu werden, schwanden mit den Kattun-Fabriken dahin, das flache Land war mit seinen Leineweber-Haus-Arbeiten im Nun nicht mehr existenzfaehig - die Bauern als niemandes Leibeigene mehr hatten nun Geldwirtschaft zu erlernen, und kamen sie unter Null, fing sie niemand mehr bis zu neuer Existenz-Faehigkeit auf. Ihre Maenner, die als Soldaten dienten, hatten einen so niedrigen Sold, dass sie von Zuhause gern mitverpflegt wurden.
Ein Freiherr von Bodelschwingh war noch nicht vorhanden, der sich der oeffentlichen Armen mit Energie erbarmen koennte. Aber ein Herr Goethe spuert in sich das wundervolle Gefuehl, einem armen Mitmenschen etwas zu geben, wovon man hat.... - och ja.
- man sieht, sein eignes Werk hat ihn gepackt - aber er trat dennoch dem Islam nicht bei, es gab in erreichbarer Naehe doch allenfalls kleine Gemeinschaften von Ulanen in diesen Landen.
Das Wort "Prophet" war auch damals im Deutschen nicht mehr eines rein theologischen Inhalts wegen in Gebrauch, meine ich, weil es im Volksmund zu viele Verallgemeinerungen erlebte, sich verschob, auf Leute, die etwas Kommendes schon zu kennen behaupten, die vor einer Zukunft mahnen, oder die nicht belegen koennen, woher sie etwas wissen u.a. Man hat jetzt ja das Jahrhundert der erbitterten Sekten-Gruendungen begonnen, saekular der Parteien.
Der aeltere Geheimrat von Goethe, zu dem man schon geradezu wallfahrtete, um ihn einmal aus der Naehe zu sehen (wie Heinrich Heine es noch von sich mit Erbitterung beschreibt, dass dieser "Fuerst", den er verehrungswillig und poetischen Rat ersehnend aufgesucht hatte, einem kaum einen Blick schenkte, nur noch geschaeftsmaessig aktiv war, und nun rein nichts mehr von jenem Sturm-und-Drang"-Poeten an sich hatte - Heine (*1797-1856^) war jung und ihm erschien jener als die erschreckende Mumie eines Dichters) - dieser Goethe sah sich beileibe nicht als einen Visionaer oder Gesandten G0TTES
- er definierte doch kurz zuvor, worin er Propheten und Dichter unterscheidet: auf den Propheten geht etwas zurueck, was nachher Gesetz "auf ewig" [b]sein wird[/b] - und seine, Goethes, Werke sind nicht nur Dichtung, sondern haben querbeet aller Themen-Bereiche ganz nuechtern die offizielle Funktion gehabt, damit fuer das kommende Dt.Kaiserreich ein "klassisches" Deutsch zu lehren, was auch ein Gesetz ist, ich hoere es hier mit heraus: "... Gesetz und nicht etwa als menschliches Buch, zum Unterricht oder zum Vergnügen, anzusehen" Gerade ein Jurist wie er hatte Sinn fuer eine eindeutige Sprache der Leute.
In diesem Sinne hatte er nun auch den Ausdruck "Islam" als Fremdwort in sein Deutsch integriert, als das Wort fuer "sich in das Schicksal zu ergeben, weil es von GTT kommt, was auch immer einem geschieht", denn so hatte er es ja zuvor selbst definiert.
Seit 1825 arbeitet der 76j Goethe merklich fuer sein Umgebung an seiner Fortsetzung der Tragoedie Faust. Nun kommt das Allegorisch-Symbolische in den Vordergrund mit viel Zuwendung zum Hellenismus des Altertums. Er schreibt daran bis 1831, und verfuegte, diesen Text erst mach seinem Tos zu oeffnen und zu veroeffentlichen. Er hat sich wieder neu mit diesem Faust identifiziert, und konnte den doch nicht in des Teufels Haenden lassen. Nicht sich selber!
Hierin wird er dann voellig unvereinbar mit JJuden, Christen und Muslimen. Sein Faust kommt hinter Gretchen her in ein seliges Ende - und er wirft sich nieder und betet eine Muttergestalt an.... - da ist er nun wirklich nicht mehr ein bisschen muslimisch.
mfG WiTaimre
Da ist also der Artikel von Schaikh 'Abdulqadir Al-Murabit, 1995 - das war vor Bin Laden, vor der Intifada II und vor dem Selbst-Vernichten so vieler Muslime in einer Haltung, die in keiner Weise als ein sich friedliches Ergeben in von ALLAH gesandtes Lebensschicksal erknnen kann - und gut 200 Jahre nach dem, wovon ein Goethe hoerte, das sei der Islam.
Erstmal - der Artikel erwaehnt nicht, dass der Geheirat jemals ein Land des real praktizierten Islam betrat. Haette er es, waere es sicherlich auch erwaehnt worden.
Ich hab mir erlaubt, die genannten und weitere Goethe-Daten zum Zweck der Kommentierung in eine historische Reihenfolge zu bringen.
1869 - das erzaehlt er spaeter Zelter (3,193), war der 20j Goethe krank und kam damals in Kontakt zur Alchemia, in der Chemie noch in vielen Gleichnissen aus dem arabischen Sprachgebrauch wie eine Mystik formuliert klingt (aber ist nicht so wild gemeint, die Ausdrucksweise war eher praktisch bedingt).
Damals kamen ihm die Konzepte zum "Goetz von Berlichingen" und zum "Doctor Faustus" zuerst. Er lebte damals in Strassburg und war oft mit J.G.v.Herder zusammen, dem er davon aber lieber nicht schon erzaehlte, und er schrieb auch nichts auf, ueber diesen Dr.Faustus, der zu sein ihm vielleicht heimlich als Tragoedie vorschwebte. auf der Basis dieser im Mittelalter kursierenden und spielenden Geschichte ueber einen vielleicht mit dem Teufel verbuendeten "zu sehr Gelehrten" (damals namens Reikmann).
- Doch er formuliert innerlich seine ihn vielleicht immer wieder als eigene ihn beschaeftigende Tragoedie von "Dr.Faustus" sein Leben fuer damals sehr langes 83j Leben lang weiter, als traue er sich gar nicht, vorher zu sterben.
Zitat:"Als junger Mann wollte Goethe Philologie bzw. Arabistik studieren- hier war Goethe (*1749) 22j.
- Nachdem er arabische Handschriften gesehen und vom Qur'an erfahren hatte, empfand er eine große Sehnsucht, Arabisch zu lernen.
Während seiner ersten intensiven Qur'an-Studien in den Jahren 1771/1772 kopierte und verbesserte Goethe teilweise den Text der ersten direkten Qur'an-Übersetzung aus dem Arabischen ins Deutsche.
Zitat:Goethe notierte verschiedene Ayats des Qur'an, die dem Menschen zeigen, wie er die Natur in all ihren Erscheinungsformen betrachten möge: als Zeichen göttlicher Gesetze. Die Vielfalt der Phänomene weist hin auf den Einen Gott. Die Bezugnahme auf die Natur, wie der Qur'an sie darstellt, verbunden mit der Lehre von der Güte und Einheit Gottes, die Goethe in den Ayats aus der zweiten Sure (Al Baqara) des Qur'an kennenlernte, wurden zu den Hauptpfeilern, auf denen seine Sympathie und Affinität zum Islam beruhen sollten.
Er sagte, wir sollten "Gottes Größe im Kleinen" erkennen und bezieht sich dabei auf das Ayat 25 aus der zweiten Sure des Qur'an, wo das Bild der Fliege gegeben wird.
Es ist in den
Zitat:Suren 2:24-27 "Und wenn ihr im Zweifel seid ueber das, was Wir zu unserem Diener hinabgesandt haben, dann bringt eine Sura wie diese hervor, und ruft eure Helfer auf - ausser ALLAH - wenn ihr wahrhaftig seid - doch wenn iihr es nicht tut - und nie werdet ihr es vermoegen - dann huetet euch vor dem Feuer, dessen Nahrung Menschen und Steine sind, bereitet fuer die Unglaeubigen.
- Und bring frohe Nachricht denen, die glauben und gute Werke tun, dass Gaerten, durch welche Stroeme fliessen, fuer sie da sind. Wann immer ihnen daraus gegeben wird, werden sie sprechen: "Das ist, was uns zuvor gegeben wurde", und gleicher Art soll ihnen gebracht werden, und sie werden darin Gefaehrten und Gefaehrtinnen von vollkommener Renheit haben. Und darin werden sie weilen.
2:27 ALLAH verschmaeht es nicht, ueber ein Ding zu sprechen, das so klein ist wie eine Muecke / Fliege, oder gar noch kleiner (...)"
- Das entnimmt man auch schon der Bibel. Falls man sie laese.
Als junger Erwachsener fuehrte Goethe hierzulande die Bewegung "Sturm-und-Drang" an.
Mit schon einem groesseren Leserkreis passierte ihm ein Unglueck, das er wohl nicht vorhergesehn hatte: Er schrieb das leidenschaftliche Werk "Die Leiden des jungen Werther", das in packender Sprache darstellt, wie ein junger Mann - wie er damals - sich so zwischen Gefuehl, Liebe und scharfem Nachdenken-Wollen verfranselt, dass er sich am Ende das Leben nimmt. Ihm ging es danach besser als jenem. Das erfolgreiche Buch fuehrte leider dazu, dass junge Leute, die es ab 1774 zu lesen bekamen, sich mit der Figur identifizierten und sich epidemie-artig umzubringen begannen - es war nicht so leicht, das zu stoppen.
- So aehnlich muss sich Martin Luther gefuehlt haben, als mit seiner NT-Uebersetzung in der Hand der furchtbare Bauern-Aufstand ausbrach.
Jemand sagte einmal, Goethe sei mit diesem von-der-Seele-Schreiben sein "Problem" los geworden, doch nun bekam es jeder Leser. Vielleicht war es schlimmer, er war eine Sprachbegabung und konnte mitreissend formulieren, einfach weil er es konnte. Rainer Maria Rilke ertappte sich fast 100 Jahre spaeter einmal dabei, so gelaeufig dichten zu koennen, dass ihm Dichtungen gelangen, bei denen er sich an sich gar nichts gedacht hatte, es damit "auszusagen", und da erschrak er so, dass er sich 10 Jahre lang das Dichten selber verbot - dies Gedicht, ausgerechnet, "Die Rose: Wo ist zu diesem Innen / ein Aussen? - auf welches Weh / legt man solches Linnen?" - hat man ihm auf seinen Grabstein gesetzt....
- Vor diesem Hintergrund, so viele junge Leute versehentlich zum Suizid inspiriert zu haben, geben Goethes "Zauberlehrling"-Gedicht eine ganz traurige Deutung: was Sprachgewalt vermag, als grad angelernter Poet erst am Effekt zu entdecken - und man hat es noch nicht im Griff, diese Worte zurueckzuholen oder lebensvertraeglicher zu verpacken.
- Es war nicht das Buch an sich, denn das steht ja heute in vielen Regalen als "dt.Klassiker", sondern dies Buch zu jenem Zeitpunkt, 1774, was die jungen Leute in ein gegen "Identifizierungs-Gestalten", fluesternd auf deutsch noch nicht abgehaertetes, ganz ungeschuetztes, Gemuet traf. Doch 1867 traut sich der Cotta-Verlag noch nicht, es unter den 17 Goethe-und 22 Schiller-Werken preisguenstig mitanzubieten.
Das war aber dieser "Sturm-und-Drang" in naiv noch ungemilderter Sprach-Wucht: "Wer Wind saet, wird Sturm ernten", und ich denke doch, dass Goethe ganz innerlich seither ein schlechtes Gewissen hatte und es irgendwie mit seinem "Faust" zu einer Loesung verarbeiten wollte, die doch noch auch ihm ein bisschen Jenseits zu erhoffen uebrig liess - seine "Ratte" zu retten.
Erst 15.Spt.1775 findet sich, genau dazu passend, dass Goethe, 26j, es nun wirklich ankuendigte und an dieser "Faust"-Tragoedie zu schreiben begann, er schrieb an Auguste Stolberg, er fuehle sich dabei gerade wie eine Ratte, die Gift gefressen habe (und nun von innen verbrennt), die verzweifelt herumrenne und aus jeder Pfuetze trinke. Man meint, da schrieb er die "Auerbachs Keller"-Szene.
- Das war in Wetzlar. Seine Freunde (z.B.Merck an Nicolai, 1776) nehmen an, es sei ihm darum zu tun, naturgetreu Szenen erstellen zu koennen, wie es eben bei "solchen" zuzugehen pflege. Er nahm das Faust-Fragment dann mit nach Italien
- am 8.Spt.1787 ist Goethe aber 11 Jahre spaeter immer noch dabei, seine Faust-Tragoedie weiterzuformulieren, vermutlich schrieb er damals in Faust I die "Hexenkuechen-Szene". - Er hockte nun in Rom in einem Keller der kuenstlerfreundlichen Villa Borghese und "schluerfte" in sich rein, was auch immer er ueber Alchemie, Hexerei und Magie fand.
Also sein Interesse am Arabischen hatte damals eher hiermit zu tun
- doch sicherlich auch seine Kernfrage: ist das zuviele Lernen vom Teufel?
- Immerhin wurden damals in Deutschland gerade noch die letzten Menschen fuer Hexerei verbrannt, noch wurde man "auf's Rad geflochten" - wogegen eine Kreuzigung beinah noch milde war - und eben solche Fragen waeren nicht theoretisch. Protestanten und Saekularisierte hatten ja viel mehr Befuerchtungen vor "sowas" als Katholiken, Araber und Juden, die mit den "alche-mystischen" Woertern viel laengere Erfahrung hatten.
Goethe spielte hier buchstaeblich mit dem Feuer und dem Hoellenfeuer, wenn man an seine damals uebliche Buerger-Kindheits-Erziehung mit nicht wenigen Angstmachern denkt - aber eben das reizte ihn auch, andererseits.
Zitat:Ergebung in den Willen Gottes; d.h., Goethe nahm es als Befehl, diesen dankbar anzunehmen und nicht dagegen aufzubegehren.- es haette einen auch gewundert, wenn man Jurist in einem damaligen Staat war - und bis zum Minister - wenn er nach aussen hin oder wirklich anders darueber gedacht haette, als dass der Staat von G0TT gesetzt ist und man den Obrigkeiten schon deshalb gehorchen muesse (und auch weil nun er dazugehoerte).
In seinem literarischen Werk finden sich hierfür starke Anklänge in "Egmont" (1788), "Dichtung und Wahrheit", "Urworte Orphisch" und "Wilhelm Meisters Wanderjahre" (1796) u.a.
Weise Lebenskunst ist es, sich darin ein Glueck zu suchen, wohin man sich gesetzt sieht, so aehnlich mag er wohl Schiller geraten haben.
1789 beschloss er, die Faust-Tragoedie, soweit wie sie geschrieben war, im nun schon 7.Band seiner Werke 1790 abdrucken zu lassen, da startete es mit dem Monolog "Habe nun, ach" und der Beschwoerung des Mephistoteles, direkt - ohne Zueignung, ohne Theater-Vorspiel und ohne Prolog im Himmel (womit er sich nachtraeglich, vielleicht damals sozial vertraeglicher, formal an das biblische Buch Hiob "anlehnte"), es fehlen der 2.Monolog des Faust, die muntere Szene vor dem Tor beim Wandern mit dem immer-besorgten Wagner, die Studierstube des Bibel-Uebersetzungs-Versuchs (auf Luther anspielend), der Auftritt des Mephistoteles, der Geister-Gesang, und sein Satans-Pakt sowie die dann aufschaeumenden Leidenschaften des Gelehrten. - Es fehlt da noch etliches mehr, u.a. auch Valentins Ermordung und Fluch, die Walpurgisnacht, und noch einiges, Gretchens Wahnsinn im Kerker und ihre Rettung im letzten Moment, durch ihr Gebet, waehrend sein Faust "dem Satan anheimfaellt", als Schluss des 1808 abgeschlossenen 1."Faust".
Seine eigenen Lebens-Umstaende waren aber recht angenehm. Aufgrund seiner "empfindsamen Aesthetik" vermied er es, sich der Haesslichkeit wirklich armer Menschen seiner Zeit auszusetzen, und bis 1792 die Massen-Guillotinen der Franzosen - das Elend der Fliehenden - das stellte sich niemand im Land nebenan als begehrenswerter vor.
Er ist jetzt 40j, aber diese Frage - "ist derjenige, der nichts mehr entdeckt, was noch zu lernen interessant genug waere, so etwas wie jetzt schon verdammt? - kommt er da noch heraus?" - wird ihn, je mehr er als Universal-Genie gefeiert werden wird, bis zuletzt immer wieder beschaeftigen.
Das gibt Folgendem einen ganz anderen Anklang:
Zitat:Als Teilnehmer des Kriegsheeres gegen Frankreich, bemerkt Goethe am 7./8.Okt.1792, dass jener Glaube an die Vorherbestimmung Gottes seinen reinsten Ausdruck im Islam finde: "Der Mensch, wenn er sich getreu bleibt,- er kannte sie ausschliesslich durch deutsche Gelehrte gefiltert, sagt der Artikel selbst. Folgerichtig fand er auch Sammlungen mit "Maximen" gut, und er war selbst sicherlich auch gerne eine sprudelnde Quelle fuer solche Sammlungen.
findet zu jedem Zustande eine hilfreiche Maxime; ... Die Mahomedanische Religion gibt hievon den besten Beweis." (WA I,33,123)
Eine Maxime, "Lebens-Weisheiten", auch mal "Sprueche", mal "Bonmots" und mal "Aphorismen" genannt verdichtet eine Aussage knapp und einpraegsam "besser kann man es nicht ausdruecken".
- Also eigentlich, wie er das erlaeutert - fuer jeden Zustand im Leben eine fertig dazu sagbare Formulierung bekommen zu haben - kann man den Qur'an aber doch wirklich nicht als eine Aphorismen-Sammlung ansehn - ziemlich sicher sehn das die Richter und Gerichtshoefe im Islam selber nicht so.
- Oder es gaelte umso eher noch fuer die Bibeln, zu jeder Lebenslage einen Vers zu wissen. Aber Goethe konnte Arabisches ja nur in Uebersetzungen und Auszuegen lesen und erlebte es nie in seiner Real-Anwendung.
Zitat:"Goethe ist weiterhin bekannt für seine klare Ablehnung der Vorstellung eines Zufalls: "Was die Menschen bei ihren Unternehmungen nicht in Anschlag bringen und nicht bringen koennen, und was da, wo ihre Groesse am herrlichsten erscheinen sollte, am auffallendsten waltet - der Zufall nachher von ihnen genannt -, das ist eben G0tt, der hier unmittelbar mit Seiner Allmacht eintritt und Sich durch das Geringfuegigste verherrlicht." (Gespräch mit Riemer, Nov.1807)- das ist die korrekt wiedergegebene Ansicht des Protestanten - und generell der Christen, wie sie sie auch vom Judentum her mit der Bibel uebernahmen. Aber der Bibel scheint er nicht wirklich getraut zu haben. Das war schon sehr verbreitet und zur Zeit vom Napoleon-Reich auch unerwuenscht.
1808 - da wurde ganz Europa ausser Russland von Napoleon regiert, Goethe auch - da veroeffentlichte der nun 59j seinen Faust I, nun komplettiert.
Faust 1.Teil endet mit dem beruehmten "Heinrich! - mir graut's vor Dir!" des betrogenen Gretchens, welche dennoch ihr um Hilfe Beten zum "Vater" rettet, nun hat er das Gretchen doch "mithilfe ihres Glaubens in den Himmel gerettet" und seinen "daemonisch wissbegierigen Faust" halt ganz "vernunft-betont" (Napoleon!) schlicht und knapp durch ein "Du kommst mit mir"-unsensationell "vom Teufel holen lassen", politisch ungefaehrlich (falls nicht ein Regierender grad Heinrich hiess). Das moralische Gefuehl der Leute war damit beruhigt - und er dachte vermutlich auch, dass er den damit auch selber los sei - bei all dem Ueberarbeiten und Ergaenzen war der ihm auch profan geworden, ein Stueck Texte zum Lebensunterhalt.
- Der Faust II.Teil ist erst im Sommer 1831 von ihm fertig formuliert worden und kam dann erst nach Goethe's Tod, 1832, heraus. Der gilt ja als sein "Lebenswerk".
Zitat:- Goethe betrachtete es nicht als bloßen Zufall, sondern vielmehr als bedeutsame Ereignisse, ja als Teil seines Schicksals und Zeichen von Allah, dass ihm im Herbst 1813 von einem aus Spanien heimkehrenden Soldaten eine alte arabische Handschrift gebracht wurde, die die letzte Sure (114) des Qur'an enthielt.- nun, der Inhalt ist kurz, uebersetzt:
- Spaeter versuchte Goethe sie mithilfe der Professoren in Jena eigenhaendig zu kopieren, die ihm auch dabei halfen, den Inhalt der Handschrift zu ermitteln.
Zitat:Sure 114:1-6 Ayat. An-Nás (Die Menschheit). Im Namen ALLAHs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Sprich: "lch nehme meine Zuflucht beim Herrn der Menschen, dem Koenig der Menschen, dem G0TT der Menschen - vor dem Uebel des Einfluesterers, der entweicht und wiederkehrt, der in die Herzen der Menschen hinein fluestert - sei dieser aus den Dschinn (Geistern) oder den Menschen "- es ist eine der Schutz-Suren, und war sicherlich wunderschoen kalligrafisch geschrieben, es sah fuer den Soldaten vielleicht aus wie ein Amulett, und war fuer einen akademisch ausgebildeten buergerlichen Protestanten sicherlich spannend, darin den Text zu entziffern, denn mit dem arab.26-Zeichen Alphabeth alleine ist es trotzdem nicht so einfach, die Zeichen zu definieren. Inzwischen ist es 19 Jahre her, dass er selbst Soldat war, er ist nicht mehr ein Untertan Napoleons und dieser neu-heidnischen "Religion der Vernunft".
Europa konnte nach diesem Freiheitskrieg nun wieder waehlen, ob sie die vorher gehabte Religion wieder ausueben wollten oder wechseln.
Das Roemische Reich dt.Natoion war nun auch zuende, Oesterreich hatte seine Donau-Monarchie als Imperium, das auch Laender mit Muslimen enthielt, Russland hatte sein einig-Kaiserreich unter die russ.orth.Kirche gestellt, und Deutsche sich noch nicht so ganz weit festgelegt.
Wohl aber war vom Preussen-Koenig aus die Vereinigung der nun wieder erlaubten dt.Protestanten in Gang gesetzt worden, mit der Bestimmung, dass Religion "etwas sehr Schoenes und Erhabenes, aber auch sehr Haeusliches und Persoenliches" zu sein habe, und aus der merkantilistischen absolutistischen oeffentlichen Welt zu verschwinden habe. Enteignungen der kirchlichen Liegenschaften zugunsten des Staates, die schon Napoleon besorgt hatte, behielt man einfach bei. wer sich jetzt eigentlich um die Armen und Kranken, Waisen und Witwen und Invaliden kuemmern sollte, musste muehsam von den Kirchen neu aufgebaut werden. Der Staat kam nicht gleich drauf, und dem nun 63j Herrn Geheimrat fiel das anscheinend auch noch nicht auf.
- So gesehen stand er jetzt schon an der Grenze heutiger Pensionierung. Sein Ruhm als Sprach-Vorbild war gefestigt. Zu vermerken ist, dass in Sachen Islam bisher nichts ueber die Massen sein Leben beeindruckt hatte.
Zitat:- "er wohnte im Januar des Jahres 1814 einem Freitagsgebet von Muslimen, Baschkiren aus der russischen Armee des Zaren Alexander, im protestantischen Gymnasium Weimars bei.
Im Brief an Trebra vom 5.1.1814 (WA IV, 24, 91) schreibt er: "Da ich von Weissagungen rede, so muß ich bemerken, daß zu unserer Zeit Dinge geschehen, welche man keinem Propheten auszusprechen erlaubt hätte. Wer durfte wohl vor einigen Jahren verkünden, daß in dem Hörsaale unseres protestantischen Gymnasiums mahometanischer Gottesdienst werde gehalten und die Suren des Korans würden hergemurmelt werden, und doch ist es geschehen, wir haben der baschkirischen Andacht beygewohnt, ihren Mulla geschaut, und ihren Prinzen im Theater bewillkommt.
- Aus besonderer Gunst hat man mir Bogen und Pfeile verehrt, die ich, zu ewigem Andenken, über meinen Kamin, aufhängen werde, sobald Gott diesen lieben Gästen eine glückliche Rückkehr bestimmt hat."
- In einem Brief vom 17.1.1814 (WA IV, 24, 110) an seinen Sohn August fügt er hinzu: "Mehrere unserer religiösen Damen haben sich die Übersetzung des Korans von der Bibliothek erbeten."
Zitat:- Goethe schätzte die deutsche Übersetzung von Hafis' "Diwan" (Mai 1814) und studierte die verschiedenen Qur'an-Übersetzungen seiner Zeit.- Ja, wenn man sich dranwagen moechte, nun eine orientalische Poesie ins eigene Sprach-und Gedankengut zu transponieren, bereitet man sich entsprechend vor.
- All dies inspirierte ihn, seinen eigenen "West-Östlichen Divan" zu verfassen, der selbst wiederum viele Gedichte enthält, die eindeutig durch den Qur'an angeregt wurden und sich auf verschiedene seiner Ayats beziehen (siehe Mommsen, 269-274).
- Goethe kaufte alte arabische Handschriften von Rumi, Dschami, Hafis, Saadi, Attar, Qur'an-Tafsir, verschiedene Segenswünsche (Du'as),
- ein Arabisch-Türkisches Wörterbuch, Texte über Angelegenheiten wie die Befreiung von Sklaven, das Kaufen und Verkaufen, Zins, Wucher sowie originale Handschriften von Sultan Selim.
Zitat:Er kopierte eigenhändig kurze arabische Bittgebete (Du'as) und schrieb: "In keiner Sprache ist vielleicht Geist, Wort und Schrift so uranfänglich zusammengekörpert." (Brief an Schlosser, 23.1.1815, WA IV, 25, 165)- es war noch so, dass man sein Leben riskierte, als Nicht-Muslim Mekka zu nahen.
- zeitlebens bewunderte er die ersten Arabienreisenden (Michaelis, Niebuhr) und las fasziniert alles, was sie über ihre Reisen veröffentlichten.
Die spaeteren Saudi-Arabier traf man noch als an ein eine toedlich-harte Natur gelassen ertragendes und karg umherzirkulierendes, aber seelenstolz fast unabhaengiges Volk der Wuesten, dem der geschaeftige Islam der bevoelkerteren sesshaften Regionen nicht so recht die Rechtglaeubigkeit zutraute - doch ihre Karawanen-Geleite waren immer noch unentbehrlich - fuer Europaeer war das eine komplett bewundernswerte "reine Freiheits" -Lebensweise
- erst jetzt gerade machte Wahab, deren Prophet der "reinen Qur'an und nichts Anderes" einen Aufstand, der dem "Sola scriptura!" (nichts ausser der Hl.Schrift) der Reformationszeit in Deutschland eigentlich glich - allerdings dieser wurde hingerichtet, weil es den Muslimen Mekka versperrte und das Grab Mohammeds zu ehren verbot und ein paar Jahre versperrte. Ob Goethe davon etwas mitbekommen hat, ist aus dem Artikel nicht genau zu entnehmen.
Zitat:Als Goethe 1814/1815 seinen "West-Östlichen Divan" verfasste, hatte er sich mit den Professoren für Orientalistik Paulus, Lorsbach und Kosegarten (Jena) im Lesen und Schreiben des Arabischen geübt. Goethe las den Mitgliedern der Herzogsfamilie von Weimar und ihren Gästen die deutsche Übersetzung des Qur'an von J.Hammer laut vor. Als Zeugen berichten Schiller und seine Frau über diese Lesungen. (Schillers Brief an Knebel vom 22.2.1815)- andere bemuehten sich zugleich, den Gedanken an eine soziiale Gerechtigkeit auf der Basis einer neuen gesetzlich beanspruchbaren Gesellschaftsordnung dem Almosen-Geben vorzuziehen. - Andererseits, dass im Islam die milde Gabe an die Aermeren etwa nicht im Jenseits belohnt wird, hat auch niemand gesagt.
(vermutlich auch die prosaischere englische Übersetzung von G.Sale)
In seinem "Divan" betont Goethe den Wert des kostbaren gegenwärtigen Augenblickes anstelle der christlichen Haltung des Wartens auf die nächste Welt und damit der Erniedrigung all dessen, was Gott dem Menschen in jedem Augenblick seines Lebens gibt.
"Divan"-Verse: "Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,/ So hätt' er mich als Wurm geschaffen." (WA I, 6, 113)
In einem Gedicht seines "Divan" sagt Goethe:
"Närrisch, daß jeder in seinem Falle / Seine besondere Meinung preist!
Wenn Islam Gott ergeben heißt, / In Islam leben und sterben wir alle." (WA I, 6, 128)
(...) Verhaltens des Muslim. Hier war es das Geben der Sadaqa, das großzügige Geben des Muslim (...). In mehreren Gedichten seines "Divan", im "Buch der Sprüche", beschreibt er "die Wonne des Gebens" und sagt "Schau' es recht und du wirst immer geben." (WA I, 6, 70)
An dieser Handlung faszinierte Goethe, dass sie nicht erst später belohnt, sondern unmittelbar als segensreich erfahren wird.
Die Kluft begann gerade damals durch Beginn der Industrialisierung sehr aufzureissen - die Moeglichkeiten, in grossen Sippen-Verbaenden sozial aufgefangen zu werden, schwanden mit den Kattun-Fabriken dahin, das flache Land war mit seinen Leineweber-Haus-Arbeiten im Nun nicht mehr existenzfaehig - die Bauern als niemandes Leibeigene mehr hatten nun Geldwirtschaft zu erlernen, und kamen sie unter Null, fing sie niemand mehr bis zu neuer Existenz-Faehigkeit auf. Ihre Maenner, die als Soldaten dienten, hatten einen so niedrigen Sold, dass sie von Zuhause gern mitverpflegt wurden.
Ein Freiherr von Bodelschwingh war noch nicht vorhanden, der sich der oeffentlichen Armen mit Energie erbarmen koennte. Aber ein Herr Goethe spuert in sich das wundervolle Gefuehl, einem armen Mitmenschen etwas zu geben, wovon man hat.... - och ja.
Zitat:In seinem "Mahomet" verfaßte Goethe seinen berühmten Lobgesang "Mahomets Gesang". Er beschreibt den religiösen Genius, wie er, dem Strom- ja, als Dichter
e gleich, die anderen Menschen, wie Bäche und Flüsse, mit sich fort zieht auf seinem Weg zum Meer.
- Auf einer Handschrift der Paralipomena III, 31 schreibt Goethe am 27.1.1816: "Oberhaupt der Geschöpfe - Muhammed." (WA I, 6, 482)
Am 24.2.1816 veröffentlichte er folgenden Satz: "Der Dichter (Goethe) ... lehnt den Verdacht nicht ab, daß er selbst ein Muselmann sei." (WA I, 41, 86)
- man sieht, sein eignes Werk hat ihn gepackt - aber er trat dennoch dem Islam nicht bei, es gab in erreichbarer Naehe doch allenfalls kleine Gemeinschaften von Ulanen in diesen Landen.
Zitat:Als tiefbewegendes Beispiel aus seinem Leben kann sein Verhalten im Juli 1816 bei seiner dritten Reise zu [b]Marianne von Willemer[/b] gesehen werden, die kurz nach der Abfahrt nach dem Bruch der Wagenachse durch einen Unfall abrupt beendet wurde. Goethe hatte diese Reise sehnsüchtig herbeigesehnt, denn er beabsichtigte, kurz nach dem Tode seiner geliebten Frau Christiane, deren Verlust ihn tief erschüttert hatte, erneut zu heiraten. Den Unfall seiner Reisekutsche nahm Goethe als unmittelbaren Schicksalswink und entschlug sich augenblicklich seiner anfänglichen Absicht und sollte Marianne von Willemer tatsächlich nie mehr sehen.- das ist genau, was sein eigener Protestantismus, zumal in der damals pietistischen Form ihm auch nahelegen wuerde. Es war ja auch so: fuer 1816 war er ein nun schon "steinalter Mann, 67j" - und denn erneut "auf Freiersfuessen gehn" und seine Bequemlichkeiten verlassen?
- Danach schrieb Goethe: "Und so müssen wir denn wieder im Islam, (das heißt: in unbedingter Hingebung in den Willen Gottes) verharren..." (WA IV, 27, 123)
Zitat:Goethe spricht über den Unterschied zwischen einem Propheten und einem Dichter: "Er sei Prophet und nicht Poet und daher auch sein Koran als göttliches Gesetz und nicht etwa als menschliches Buch, zum Unterricht oder zum Vergnügen, anzusehen." (Noten und Abhandlungen zum West-Östlichen Divan, WA I, 7, 32)- ja, einem Juristen sollte es aufgefallen sein.
Er schrieb auch: [es] "darf sich über die große Wirksamkeit des Buches niemand verwundern. Weshalb es denn auch von den echten Verehrern für unerschaffen und mit Gott gleich ewig erklärt wurde." und fügte hinzu: "so wird doch dieses Buch für ewige Zeiten höchst wirksam verbleiben" (WA I, 7, 35/36)
Zitat:Neben seiner Faszination für die Sprache des Qur'an, ihre Schönheit und Erhabenheit, empfand Goethe eine große Anziehung für seine religiöse und philosophische Bedeutung: die Einheit Gottes, sowie die Überzeugung, dass Gott sich in der Natur, in der Schöpfung offenbare, ist eines der zentralen Themen in Goethes Werk.- das hat doch der Islam mit Judentum und Christentum durch das AT der Bibel am ehesten gemeinsam, man sehe doch einfach in die Psalmen Davids. - Wieso soll es nur aus seinen Islam-Kenntnissen stammen?
- Über die Einheit Gottes sagte Goethe: "Der Glaube an den einigen Gott wirkt immer geisterhebend, indem er den Menschen auf die Einheit seines eignen Innern zurückweist." (Noten und Abhandlungen zum West-Östlichen Divan, WA I, 7, 42)
Zitat:"Die Parabeln (Metaphern des "Divan") ... lehren und bestätigen den eigentlichen Islam, die unbedingte Ergebung in den Willen Gottes, die Überzeugung, dass niemand seinem einmal bestimmten Loose ausweichen könne." (WA I, 7, 151)- das ist auch jued.christl. gemeinsames Lehren, am staerksten bei den Reformierten Christen, die eine voellige Praedestination annehmen, sogar ob man verdammt werden wird - was Lutheraner, Katholiken und die meisten Juden allerdings nicht lehren oder denken. In jenen Jahren regte daher die Lutheraner eines Zwangsunion mit Reformierten Christen so auf, dass nicht wenige in den nicht-deutschen Osten Europas auswanderten oder sogar dann lieber katholisch wurden.
Zitat:Im Alter von 70 Jahren (1819) schreibt Goethe (Noten und Abhandlungen zum West-Östlichen Divan, WA I, 7, 153), dass er beabsichtige - seine Worte: "ehrfurchtsvoll jene heilige Nacht [zu] feiern, wo der Koran vollständig dem Propheten von obenher gebracht ward".- er stellt sich hier allerdings etwas Anderes vor, fuerchte ich fast, denn nun wird er, der "Dichter-Fuerst der deutschen Sprache", deutlicher, was ihm vielleicht vorschwebte:
Zitat:In einem Brief an Blumenthal vom 28.5.1819 schreibt Goethe, indem er sich auf die Sure Ibrahim, Ayat 4 bezieht: "denn es ist wahr, was Gott im Koran sagt: Wir haben keinem Volk einen Propheten geschickt, als in seiner Sprache!" (WA IV, 31, 160)- man muss ja zugeben: einen Propheten in deutscher Sprache hatte man hierzulande eigentlich nie definiert.
Indem er sich auf das gleiche Ayat bezieht, wiederholt er in einem Brief an Carlyle: "Der Koran sagt: Gott hat jedem Volke einen Propheten gegeben in seiner eigenen Sprache." (WA IV, 42, 270)
Das Wort "Prophet" war auch damals im Deutschen nicht mehr eines rein theologischen Inhalts wegen in Gebrauch, meine ich, weil es im Volksmund zu viele Verallgemeinerungen erlebte, sich verschob, auf Leute, die etwas Kommendes schon zu kennen behaupten, die vor einer Zukunft mahnen, oder die nicht belegen koennen, woher sie etwas wissen u.a. Man hat jetzt ja das Jahrhundert der erbitterten Sekten-Gruendungen begonnen, saekular der Parteien.
Der aeltere Geheimrat von Goethe, zu dem man schon geradezu wallfahrtete, um ihn einmal aus der Naehe zu sehen (wie Heinrich Heine es noch von sich mit Erbitterung beschreibt, dass dieser "Fuerst", den er verehrungswillig und poetischen Rat ersehnend aufgesucht hatte, einem kaum einen Blick schenkte, nur noch geschaeftsmaessig aktiv war, und nun rein nichts mehr von jenem Sturm-und-Drang"-Poeten an sich hatte - Heine (*1797-1856^) war jung und ihm erschien jener als die erschreckende Mumie eines Dichters) - dieser Goethe sah sich beileibe nicht als einen Visionaer oder Gesandten G0TTES
- er definierte doch kurz zuvor, worin er Propheten und Dichter unterscheidet: auf den Propheten geht etwas zurueck, was nachher Gesetz "auf ewig" [b]sein wird[/b] - und seine, Goethes, Werke sind nicht nur Dichtung, sondern haben querbeet aller Themen-Bereiche ganz nuechtern die offizielle Funktion gehabt, damit fuer das kommende Dt.Kaiserreich ein "klassisches" Deutsch zu lehren, was auch ein Gesetz ist, ich hoere es hier mit heraus: "... Gesetz und nicht etwa als menschliches Buch, zum Unterricht oder zum Vergnügen, anzusehen" Gerade ein Jurist wie er hatte Sinn fuer eine eindeutige Sprache der Leute.
In diesem Sinne hatte er nun auch den Ausdruck "Islam" als Fremdwort in sein Deutsch integriert, als das Wort fuer "sich in das Schicksal zu ergeben, weil es von GTT kommt, was auch immer einem geschieht", denn so hatte er es ja zuvor selbst definiert.
Zitat:Brief an Zelter vom 20.9.1820: "Weiter kann ich nichts sagen, als daß ich hier mich im Islam zu halten suche." (WA IV, 33, 123)- aber was ist hier ein "Islam", indem es zu JEDER religioes-ver nuenftigen Ansicht stimme? - das Baendchen mit Aphorismen, welches ihm sein Freund schenkte?
Am 22.12.1820 bedankte sich Goethe brieflich für das Geschenk eines Aphorismen-Buches seines Freundes Willemer und sagt darüber: "Es stimmt ... zu jeder religiös-vernünftigen Ansicht und ist ein Islam, zu dem wir uns früher oder später alle bekennen müssen." (WA IV, 34, 50)
Seit 1825 arbeitet der 76j Goethe merklich fuer sein Umgebung an seiner Fortsetzung der Tragoedie Faust. Nun kommt das Allegorisch-Symbolische in den Vordergrund mit viel Zuwendung zum Hellenismus des Altertums. Er schreibt daran bis 1831, und verfuegte, diesen Text erst mach seinem Tos zu oeffnen und zu veroeffentlichen. Er hat sich wieder neu mit diesem Faust identifiziert, und konnte den doch nicht in des Teufels Haenden lassen. Nicht sich selber!
Hierin wird er dann voellig unvereinbar mit JJuden, Christen und Muslimen. Sein Faust kommt hinter Gretchen her in ein seliges Ende - und er wirft sich nieder und betet eine Muttergestalt an.... - da ist er nun wirklich nicht mehr ein bisschen muslimisch.
mfG WiTaimre

