06-02-2009, 23:00
(06-02-2009, 17:44)jam schrieb: Durch das Christusgeschehen ist das Wesen der Sünde Offenbart und es betrifft nicht nur einen einzelnen sondern die gesamte Menschheit ist unter dieser Versklavung geraten und fern und getrennt von Gott unüberwindbar fern, die Macht der Sünde hat alle geknechtet und versklavt seit Adam.Man nehme sich eine Konkordanz vor und schlage "Sünde" und "sündigen" nach.
In den Texten ist primär davon die Rede, dass die Sünden vergeben werden sollen. Ich stimme auch zu, dass (schwere) Sünden Menschen "knechten" – ich hatte "traumatisieren" geschrieben.
Die Behauptung, seit Adam sei die Sünde durch die Herrschaft des Todes erkennbar, hat nicht nur die unterstellte Bedeutung. Stattdessen kann man dies als eine Bestandsaufnahme der Weltsituation sehen und damit als Verpflichtung, das Menschenmögliche im Innenverhältnis der Menschheit zur Versöhnung zu tun. Ich hatte vorgeschlagen, dies durch Kommunikation und Ausgleich zu tun, gewissermaßen als Täter-Opfer-Ausgleich.
Der theologische Überbau interessiert eigentlich nicht, weil es nur auf den Effekt ankommt, dass nämlich Menschen miteinander auskommen (in Frieden leben können). Gerade das begangene Unrecht entzweit und belastet ganze Völker (z. B. das Verhältnis der Weißen zu den indigenen Völkern in den Amerikas).
jam schrieb:Das Wesen der Sünde ist Auflehnung gegen Gott, dies gilt für Juden ebenso wie für Heiden ohne das Gesetz aber mit dem Zeugnis des Gewissens. Römer 2,15Das (mosaische) Gesetz ist eine Sittenlehre, in der aufgezählt wird, wie man leben soll. Verfehlungen sind natürlich Sünden. Und das gilt für alle menschlichen Gesellschaften (also auch für andere Gesellschaften, "Heiden"). Aber dies ist insofern nichts Neues, als dass die Sittenregeln gerade so beschaffen sind, dass sie häufige Konflikte vor-entscheiden. Ich würde bei einem Verstoß daraus keine "Auflehnung gegen Gott" machen zumal viele Stellen der Bibel immer wieder auf gegenseitige Vergebung pochen. Siehe auch die Ergänzung im Vaterunser: "…, wie wir vergeben unseren Schuldigern".
Römer 3, 20: Dass durch das Gesetz die Sünde erkannt wird, ist eine Binsenweisheit. Denn ohne solche Regeln würden wir nur durch unseren Vorteil geleitet. Und davon wissen wir seit der Vorgeschichte, dass damit eine menschliche Geschichte ausgeschlossen wäre. Das ist dermaßen banal, dass sich ein theologischer Überbau eigentlich erübrigt.
Die dennoch auftretenden Konflikte kommen nicht dadurch zustande, dass es die Bibel sagt, sondern dadurch, dass wir häufig gefühlsmäßig entscheiden, und manche Konflikte situationsbedingt unvermeidbar sind – es sei denn, wir geben unser Leben auf.
jam schrieb:… der Mensch … sündigt immer wieder sooft er sich auch vornimmt dieses nicht mehr zu tun, deshalb enthüllt das Gesetz den Charakter der Sünde, der Mensch erweist sich als unfähig von Gott gegebene Gebote zu erfüllen.Haach, was eine überbordende Theologie um eine ganz einfache, alltägliche Erkenntnis, für die es simpelste Algorithmen für den Bildschirm gibt. Überall da, wo "Leben herrscht" (auf dem Bildschirm: Bewegung) kommt es zu Konflikten. Wichtig ist, dass man sich wieder versöhnt und für Ausgleich sorgt. Und natürlich soll man nicht einfach fürbass leben, ohne sich um die Lebensverhältnisse der anderen zu kümmern – also das Gesetz erfüllen.
jam schrieb:Durch das Gesetz offenbart sich die Sünde als Feindschaft zu Gott die sich nicht darunter unterwerfen kann.Diese rein theologische Deutung entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten in einer lebendigen Gesellschaft. Ich bestreite nicht, dass es Menschenfeinde (Verbrecher) gibt, die ihr Leben gegen andere führen und dafür "über Leichen gehen". Aber Theologie sollte den Normalfall im Auge behalten und Menschen nicht dem Generalverdacht der Feindschaft gegen Gott aussetzen!
Zum Thema "Zielverfehlung":
Ich glaube zu verstehen, was du damit sagen wolltest, weil du Paulus anführst. Paulus' Theologie ist die einer Befreiung vom Gesetzeszwang. Für die nachösterliche Glaubensgemeinschaft ist Erfüllung der gesellschaftlichen Regeln eine wohl motivierte Haltung gegenüber den anderen Menschen. Die noch verbleibenden Konflikte (und ihre Sünden) werden "freudig" bekannt und dann gesamtgemeindlich vergeben.
Das ist in der Tat jene Art der Sündenvergebung, die ich gefordert hatte – aber bitte richtig und nicht so von der Kanzel herab. Redet miteinander, sagt euch, was ihr im Zusammenleben nicht so gut ertragen könnt. Das ist die beste Sündenvergebung.
(06-02-2009, 17:46)jam schrieb: Die Tanach hat dafür mehrere Ausdrucksweisen und Bewertungen diese Begriffs.Dann ist die Tanach eine sehr kluge Quelle. Natürlich gibt es solche Differenzierungen! Und das ist gut so und unterstreicht einmal mehr, dass es um die vielen Varianten menschlichen Zusammenlebens und dessen Probleme geht.
(06-02-2009, 17:50)jam schrieb: Als nächstes ganz anders gibt es die Wurzel pasha diese betont die Tatkräftigkeit des Sünders.Wenn du Amos anführst, dann geht es hierbei um die Haltung einer politischen Elite, wenn nicht gar eines ganzen "hoffärtigen" Volkes. Da kann ich schon verstehen, dass sich Gott meldet. Schließlich geht es um den allgemeinen Verfall der Sitten und um politische Torheiten. Wie entsetzlich sich solcher Verfall und solche Torheit auswirken, haben wir an der Ideologie des Dritten Reiches in Deutschland gesehen. Da brauchen wir gar nicht bis zum Propheten Amos zurück zu gehen. Im Übrigen halte ich auch die gegenwärtige Finanzkrise für die Folge einer sündigen Haltung.
Die Grundbedeutung ist Auflehnung, Empörung, Rebellion und bez. damit den Bruch des Treue- und Friedensverhältnisses! Könige 12,19,
also dadurch wird der Bund mit Menschen oder Gott gebrochen.
Man kann dies theologisch deuten und von einem Bruch mit Gott sprechen. Aber man kann auch eine Nummer bescheidener von einer sündhaften Haltung gegenüber den Mitmenschen sprechen, die nun in ihren Lebensgrundlagen beschnitten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard