03-03-2009, 00:42
Schalom Jam :)
Das mit der Liebe hast Du schoen gesagt, glaube ich. Es ist immer schoen, etwas von Liebe zu lesen
- es ist nur so dicht geschrieben, rein technisch, dass man manche Strecke nicht genau lesen kann (wo ein Satz anfaengt oder ein Gedanke nicht zum davor Gesagten gehoert, ist bei so enger Schrift schwer zu erkennen)
- das juedische Anliegen ist es jedoch nicht, zu befinden, ob andere Gemeinschaften lieben, um dahin zu wechseln.
G0TT ist zu lieben moeglich, und auch der Naechste, das hat ER uns durch das Gebot verheissen, und Liebe ist immer an ein Individuum gerichtet, G0TT ist in der Hinsicht aber immer mit geliebt, wenn wir jemanden lieben - ER mag das und wuenscht es.
Menschen sehn das immer sehr kritisch, ob sie selbst "gemeint" sind - das hab ich schon beschrieben, ist ein Attribut davon, dass wir nicht all_gegenwaertig sind, sondern Personen. Wir kennen es ansatzweise, bei dem, was Psychoanalytiker eine Ich-Entgrenzung nennen:
Beispiel: "Laechel das Kind an, dann freut sich die Mutter" - Mutter und Kind sind anfangs naemlich noch so eng zueinander gehoerig, dass das Baby sich auch daran freut, indem es spuert, wie seine Mutter sich freut.
Es selbst lernt ja erst soeben, dass ein Laecheln nicht nur besagt, der Laechelnde sei satt und harmlos (daraus stammt diese Natur- Gebaerde), sondern Freundlichkeit und Liebe.
Eine ganze Gemeinschaft, das ist einmal eine Institution vieler Einzelner, mit Gemeinschaft-Geist, und wie das Wort es andeutet, ist es zumindest schwierig, zu definieren, ob ein Geist laechelt, liebt, sich erbarmt - man ist auf Worte angewiesen und auf Taten der Mitglieder der Gemeinschaft, und muss daraus auf Liebe folgern - verstehst Du?
Dann spielt es aber wiederum eine Rolle, wieweit die Einzelnen es "rueberbringen" koennen, wozu der Gemeinschaftsgeist oder der eigene Antrieb sie treibt. Gemeinschaftsgeist treibt Menschen erst an, wenn es mindestens drei sind, die zusammen motiviert sind, indem sie sich erinnern, hier fuer das Ganze aktiv sein zu muessen oder moechten. Sicherer ist man sich darueber ab 10 Vereinten derselben Gemeinschaft. - Vielleicht auch ein Einzelner und sein Lernen der Thorah.
Mein Leben wurde mehrmals gerettet, mal von sehr liebesfaehigen Christen - mal von Juden - von letzteren manchmal als Einzelnen und ihrer Kraft, zu vergeben und helfen her, und von ersteren manchmal eher aus dem Gemeinschaftsgeist heraus, wofuer sie sich als Gruppe entschieden und jeder etwas dran mittat.
Auch kann es mal jemand gewesen sein, der glaubte, glaubenslos zu sein.
- Es war selbstlos in all diesen Situationen, denn es war keine Pflicht mehr, und ich konnte nichts zum Dank geben. Das ist ein Kriterium, wo wir lernten, dass dann G0TT Sich ebenfalls spontan geliebt findet.
Gerade vor einigen Tagen habe ich von jemandem erzaehlen koennen, dem ich mehr indirekt mein Leben auch verdanke, der daran starb, uns selbstlos und unter Lebensgefahr zu ueberleben geholfen hatte und dabei schliesslich erschossen wurde - und zwar vermutlich "aus Versehen", es war Nacht und nur sternenhell bei Schnee, der Schuetze konnte aber erkennen, dass er ein paar kath.Geistliche vor sich hatte, die nichts weiter vorhatten, als um das Haus, in dem sie lebten, zum Haupt-Eingang zu gehn, nachdem sie - wie fast jeden Abend, im Hinterhaus etwas Kaffee getrunken hatten.
Der brauchte nur so etwas wie einen "Anlass", welchen von ihnen er abschoss. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass es ein Versehen war und der Schuetze (ein Wachtmann) noch neu war und deren Gewohnheit nicht kannte.
Er hatte aber gerade den getroffen, der noch der physisch Kraeftigste war und fuer deren ganzes Hilfsunternehmen und selbst Ueberleben Lebensmittel von weiter weg zu uns allen heranzuholen imstande gewesen war, und der unter ihnen auch die aufmunterndste Freude ausstrahlte.
Er nutzte diese naturgegebene "Sonnigkeit" sogar dazu aus, um durchzukommen, wohin er wanderte, und zurueck - und er war uns wertvoll, weil viele Menschen so sehr niedergeschlagen waren.
Die wenigen Prozent Auftrieb aus dem eigentlich Irrationalen einer persoenlichen Ausstrahlung konnten entscheiden, ob man aufgibt oder durchhaelt. Er war schon eigener Pflichten ledig, und hatte mehrere Moeglichkeiten gehabt, aus dieser Lage zu fliehen, und niemand haette ihm daraus einen Vorwurf gemacht, doch er kam wieder zu uns zurueck in die Lebensgefahren.
- Gerade deshalb hatte er sicher auch Feinde, denen das gar nicht gefiel, dass es einen solchen Menschen gab, und diese Hasser wuenschten uns allen weder Freude noch Leben noch letzte Liebe.
Doch selbst jene, die uns nicht leiden konnten, waren damals nicht so gut drauf, koerperlich, dass etwa sich jemand auf die Lauer gelegt haette, um genau diesen Mann zu erschiessen.
Wie gesagt, Liebe einer Koerperschaft wie Kirche ist sehr komplex
- vielleicht kannte er mich gar nicht persoenlich, ich war ein Baby, aber mithilfe der von ihm beschafften Zusatznahrung lebte meine Mutter kraeftig genug weiter, mich zu naehren. Es war eben eine unbeschreibliche Hungersnot, damals.
Wie kamen wir an diese Geistlichen als Helfer? Als ich gerade geboren war, starb mein Grossvater an Entkraeftung, und diese Geistlichen dienten als Totengraeber am Seuchen-Lazarett. Wir wollten ein Einzelgrab fuer unseren Lieben, darum konnte man diese auch bitten. Derjenige, der also zum Bestatten kam, sah erschrocken, dass eine aeltere Frau und ein 6-Jaehriger da allein hinterblieben, und diese berichteten von meiner Geburt, es sei also noch eine juengere Frau dabei, die fuer sie sorgen wuerde.
Der Geistliche erschrak dann doppelt, weil er wusste, dass es im Entbindungs-Krankenhaus eigentlich gar kein geeignetes Essen fuer Muetter gab und daher in letzter Zeit nie ein Baby zwei Wochen ueberlebte, es oblag Angehoerigen oder Freunden, denen im Krankenhaus etwas Essbares zu bringen. Seitdem schickten sie uns immer wieder eine Nonne mit etwas zum Essen.
So blieben wir etwas bei Kraeften, zwei Jahre lang standen sie uns immer wieder bei. Einmal fing ich, das Baby, mir eine Seuche ein, und wohin wir in Quarataene kamen, sind alle gestorben, ich fast auch, und wieder ging es darum, dass meine Familie fuer mich ein Einzelgrab wollte. Als ich also fast hin war, durfte ich deshalb auch aus der toedlichen Quarantaene raus. Meine Mutter wollte aber, dass ich lebe, ich als Kind gab ihr diese "Sonnigkeit", noch durchhalten zu koennen fuer uns alle 4.
Diesmal schlug eine Aerztin vor, eine Bluttransfusion wuerde mich retten koennen, wenn ueberhaupt noch was. Es war aber fuer jeden Spender eventuell lebensgefaehrlich, noch etwas Blut zu verlieren, weil uns schon so lange jedes richtige Essen fehlte. Da boten sich wieder die Familie, diese Geistlichen und ihre Nonne und ein paar andere "Totengraeber" vom anderen Krankenhaus an, die waren gefangene Soldaten. Aber es passte die Blutgruppe nicht. Da haben die Soldaten ihre "kleinen Freundinnen" ueberredet und davon passte eine mit der Blutgruppe. Ihre Religionen waren also sehr verschieden - aber es war praktizierte selbstlose Liebe, denn dafuer geben konnten wir nur "Danke" - und ich noch gar nichts ausser nun denn auch zu leben.
Das war aber nur die Erste Hilfe, wir brauchten wirklich nun noch etwas Kraftnahrung. Hier half uns schliesslich eine Juedin, die "Beziehungen" zu Ei-, und Milch-Pulver sowie etwas Weizenmehl hatte und je 1 kg fuer uns stahl. Das Lebensmittel-Abzweigen war besonders streng verboten, und es standen im Minimum 7 Jahre Zwangsarbeit drauf, und konnte auch nur einmal riskiert werden.
Wenn es um einen Preis fuer heroische Liebe gegangen waere, haetten wir ihn nun dieser Frau zugesprochen, so viel zu riskieren fuer ein Baby, das sie nicht kannte, nur weil wir so hilflos waren.
Fingerhutweise wurde ich wieder aufgepaeppelt, niemand in der ueberbesetzten Not-Wohnung durfte ahnen, dass wir einen solchen "Schatz" hatten und an ein inzwischen gelaehmtes Baby "verschwendeten", das immer noch sofort erloeschen konnte.
Etwas spaeter kriegte ich nun noch Keuchhusten dazu. Diesmal nahmen mich diese Nonnen zu sich ins Seuchenkrankenhaus auf und sparten es sich ab, womit sie mich durchbrachten.
Notzeiten, zumal politisch erzeugte, sind schrecklich und gewiss kommt auch das Unterste, dessen Menschen faehig sind, dabei zur Anwendung - das praegte die Tage und Naechte bei allen, damals, und, bis 9 von 10 binnen 2 Jahren darin gestorben oder ermordet worden waren, war das Boese in so viel Facetten entfaltet, dass man es kaum beschreiben konnte - und g=ttlose Lehren haetten reichlich Argumente gehabt, sollte man denken.
Aber gerade diese verloren unter diesen Umstaenden an Reiz.
Wir wurden Bekenner der Liebe, es stellte sich heraus, dass gerade hier sich zeigte, wer laenger zur Liebe erzogen worden war, sowohl darin, sie zu geben als auch darin, sie wahrzunehmen, selbst in der Verduennung einer ihr offiziell widersprechenden Ideologie, der jemand dennoch unterstellte, gerecht und fair sein zu sollen, und sich dazu bekannte, aber im Tun dann doch Liebe und Erbarmen selbst mit einem "Feind" bevorzugte.
Jam, versteh mich, ich werde es nicht billigen koennen, ganze Koerperschaften und damit deren einzelne Mitglieder als Konstrast zu benutzen, um etwas Anderes als gut hervorzuheben.
Die Ebene des Vergleichens der Lehren ist eins, und man mag auch Institution neben Institution halten, um zu ueberlegen, welcher man zugehoeren moechte, und welche einem persoenlich die Kraft zu garantieren scheint, einen auch geistig dazu auszuruesten, ein Mensch zu werden, dem man nachher nachsagen kann: Das war ein wirklicher Freund!
Erst dann kann man einen Schritt naeher herangehen und fragen, bei wem eine gut klingende Lehre im Haertefall am laengsten gut bleibt, also in punkto Liebe: wer schafft es, noch selbstlos einem anderen Gutes zu tun, ohne dass seine Lehre ihn davon abhaelt, indem das vielleicht einer ist, der zu "den anderen" gehoert?
Daran, was man in dieser Hinsicht selbst erlebte, und was man von Leuten, denen man es glauben kann, hoert, prueft dann das Gerechtigkeits-Gefuehl natuerlich subjektiv, wem er den "Zuschlag" geben sollte, "dazu" zu gehoeren, und ob ueberhaupt. Es ist sehr verfaenglich im Guten wie im Boesen, sich auf erweitert selbst Erlebtes zu verlassen.
Wer uns damals offiziell und so toedlich wirksam hasste, hatte auch etwas erlebt und war zu diesen grausamen Folgerungen gekommen, es an uns abzustrafen, was ihnen ziemlich sicher nicht wir angetan hatten. Ihnen selbst ging es schlecht genug durch ihre eigne - aber nicht selbst gewaehlte - Regierung.
Von manchem hatte man sie glauben lassen, dass auch das eine Folge von Aktivitaeten unserer "Seite" gewesen sei. Wem Morden nichts ausmacht, der hat auch kein Problem mit dem Luegen.
Weil es aber dann letztlich doch wieder um den Einzelnen und dessen Wahrnehmungs-Moeglichkeiten geht, ist es uns Menschen dann doch unentwirrbar, wer an was "schuld" war, warum dieser und jener so schrecklich handelte - und das muss nicht
- kleine Szene, die ein damals 17-Jaehriger erzaehlte:
eine Gruppe fas schon hungertoter Kinder schlich sich heran zu jemandem, der grad einen Apfel ass oder eine Suppe loeffelte, hoffend, dass der den Apfel-Griepsch auslaesst oder etwas von der Suppe nicht mag. Manche gaben ja einem kleinen Kind einen Loeffelvoll ab, sich sehnsuechtig an eigne erinnernd. Derjenige war bewaffnet, also keine Gefahr, dass man versucht haette, ihm das Essbare zu entreissen - dazu waren die Kinder nun auch schon zu schwach, es reichte nichtmal mehr dazu, sich um das Restchen dann etwa zu pruegeln.
- Wenn dejenige dann aber dieses Restchen Suppe von den Augen der wartenden Kinder langsam und bedeutungsvoll auf die Erde schuettete oder den Apfelgriepsch mit dem Stiefel ganz gruendlich zertrat - das brach dem von ferne zuschauenden Jungen dann beinah das Herz.
Warum dies - und nicht die taeglich 40 bis 60 Verhungerten, die teils gefroren im Dunkeln dasassen, ueber die man da immer mal stolperte, bis sie nach Tagen ein Karren absammelte - nicht diese auch haeufigen, so veraechtlichen Niederschiessungen anderer mit und ohne Anlass - nicht die zwei Jahre lang nicht aufhoerende koerperlich schwaechende und seelisch entsetzliche immer neue "Demuetigung" aller unterworfenen Frauen - auch nicht das Angeschrien- und immer mal von irgendwem einfach ganz brutal Geschlagen-Werden - nicht das Schikanieren auf Behoerden, deren man weit auseinander liegende 4 aufsuchen musste fuer eine Brotkarten-Aktivierung der sowieso knappen Ration fuer schwerste Arbeiten? - warum nicht der ausgerechnet nun sehr kalte Winter jener Jahre, und man hatte kein Heizmaterial?
Es war diese Szene:
garantiert hilflose Kleine in garantiert tiefster Not - nur ganz wenige, also zum Wahrnehmen geeignet, und das, was sie erhofften, war derart gering, aber ihnen das ganze Leben fuer vielleicht eins von ihnen, 1 Tag laenger - aber Hass oder gut verhehlte Verzweiflung des im Moment so Ueberlegenen waehlte, auch dass zu zerstoeren.
Der zuschauende Junge hatte ja auch nichts und torkelte durch die Tage auf der Suche nach etwas zum Leben fuer sich und seine Eltern, und er sagt auch selbst, wenn er mal etwas zu Essen fand, zu gering, es nachhaus zu tragen und zu teilen, ass er es sofort und heimlich, ganz schnell, eh es ein Staerkerer ihm aus der Hand raubte, und er hatte auch nichtmehr selber den Nerv, sich um diese herrenlosen Kinder zu kuemmern, es gab zunaechst noch derer zu viele, bis auch sie ihren Muettern nachstarben.
Aber dies war ihm zuviel:
diese Kleinen nicht nur-sowieso sterben zu lassen, sondern mit deren Hoffnung auch dann noch so empoerend zu quaelen, indem man das Bisschen zerstoerte.
So zu handeln griff etwas Heiliges an.
Unserer Familie ging es aehnlich, und man haertete sich auch schon bald ab, sich zu konzentrieren auf einen kleinen Kreis, mit dem man noch etwas teilte, ein Promille von dem Prozent, das man uns hatte abgeben koennen oder wir durch eine Arbeit oder Suche zu Essen fanden. Wir kamen aber noch an heisses Wasser, und als Weihnachten nahte, und diese armen Kinderhorden zogen heran zu den bewohnten Winkeln der Truemmer und - sangen um Brot. Diesen einen Abend wenigstens sollten sie etwas bekommen, fand meine Familie, also bekam jedes ein Schaelchen heiss Wasser mit wohl Bohnenkaffee und etwas hinein-gekruemeltem letzten Brot drin. Wir speisten Kartoffelschalen, eine festliche "Beute" des Tages.
Auch das war uns so etwas Heiliges, der Appell dieses Tags und der Lieder. Dies "bestanden" zu haben, gab den Kindern Kraft, auch wenn sicherlich noch in dieser Nacht einige starben - man sah es schon vorher - aber auch uns machte es Mut, irgendwie: und zwar auch durch die Lehre unserer Religionen bedingt.
Man handhabt in solchen Situationen einen solchen Glauben nicht sonderlich engagiert oder erhaben, sondern ganz praktisch, als etwas, das "muss" oder man koennte sich selbst nicht mehr achten.
Manche blieben allerdings auch damit in einer Routine, faellt mir ein, auch einer jener Priester, die uns halfen, der schon im Sommer an Typhus gestorben war, war pietistisch und wuerzte die Situationen eher als andere mit Bibelzitaten - das empfand man aber eher als persoenliche Variante, zumal er auch vorher "so" war.
Warum sollte es einer noch aendern, wo wir alle doch nun-sterben sollten? - haette mancher gesagt, wenn wir uns erlaubt haetten, uns die Situation je von aussen her zu objektivieren. Das aber verboten wir uns sehr diszipliniert. Man durfte nicht vergleichen oder um Verlorenes trauern.
Am Pruefstein einer grossen Not zeigt sich Kraft einer Lehre nicht darin, sie nun noch zu rezitieren oder eben erst zu erlernen, sondern nun funktioniert das, was man geuebt hatte, eben ohne Wort weiter - oder nicht. Manche vermeiden es dann sogar, damit es einem noch fuer bessere Tage wirklich heilig bleibt.
"Not lehrt Beten", sagen manche - das gilt aber nur begrenzt. Es stimmt, dass in jenen Tagen viele in ihre Religion wieder zurueck gingen, die sie vorher mal irgendwo abgelegt zu haben glaubten.
Es war nicht etwa deswegen, nun etwa von einem Allmaechtigen Wunder zu erbitten oder sowas wie Bevorzugung im Ueberleben, sondern etwas viel Einfacheres, meine ich: einen Freund, der nicht auch sterben kann wie die alle - Einen, der auch-ueberall ist, wo die sind, von denen man gar nichts erfuhr, die man gebraucht haette und denen man gern geholfen haette, die man liebte, falls sie einen gebraucht haetten - also auf der Basis von gegenseitiger Treue und Hilfe.
Ja, ich denke, es ging einem nur noch um IHN Selbst, um im Falle des eigenen Zugrundegehens in Seine Schar zu gehoeren, die Seite der Liebe und Gerechtigkeit, die alleine Ewigkeit zu erreichen verdient.
Die gehabte Lehre gab einem so etwas wie ein Mass, meine ich, eine Grenze, unter die man nun nicht mehr zu sinken bereit war, auch nicht um selbst zu ueberleben. In dem Moment wird man mutig und entwickelt Reserven - und kann dann spontan lieben.
Das koennte ich von Juden und Christen aus der damaligen Zeit sagen, ist gemeinsam. Der einzige Ueberzeugungs-Buddhist, von dem ich hoerte, hat das nicht gehabt, und bei denen, die auch nicht als Kinder ein bisschen der biblischen Lehre erhielten, war davon gar nichts, unter denen hielten am ehesten Geschwister-Kinder laenger durch - eins dem anderen beistehend
- also nicht die Natur befaehigt den Menschen, "edel, hilfreich und gut" durchzuhalten.
Verstehst Du, das ist biografisch bedingt eben mein Blickwinkel auf die Konfessionen, daran messe ich sie eben. Manche anderen Zugaenge sind mir daher nicht attraktiv genug, dazu etwas zu sagen.
mfG WiT
Das mit der Liebe hast Du schoen gesagt, glaube ich. Es ist immer schoen, etwas von Liebe zu lesen
- es ist nur so dicht geschrieben, rein technisch, dass man manche Strecke nicht genau lesen kann (wo ein Satz anfaengt oder ein Gedanke nicht zum davor Gesagten gehoert, ist bei so enger Schrift schwer zu erkennen)
- das juedische Anliegen ist es jedoch nicht, zu befinden, ob andere Gemeinschaften lieben, um dahin zu wechseln.
G0TT ist zu lieben moeglich, und auch der Naechste, das hat ER uns durch das Gebot verheissen, und Liebe ist immer an ein Individuum gerichtet, G0TT ist in der Hinsicht aber immer mit geliebt, wenn wir jemanden lieben - ER mag das und wuenscht es.
Menschen sehn das immer sehr kritisch, ob sie selbst "gemeint" sind - das hab ich schon beschrieben, ist ein Attribut davon, dass wir nicht all_gegenwaertig sind, sondern Personen. Wir kennen es ansatzweise, bei dem, was Psychoanalytiker eine Ich-Entgrenzung nennen:
Beispiel: "Laechel das Kind an, dann freut sich die Mutter" - Mutter und Kind sind anfangs naemlich noch so eng zueinander gehoerig, dass das Baby sich auch daran freut, indem es spuert, wie seine Mutter sich freut.
Es selbst lernt ja erst soeben, dass ein Laecheln nicht nur besagt, der Laechelnde sei satt und harmlos (daraus stammt diese Natur- Gebaerde), sondern Freundlichkeit und Liebe.
Eine ganze Gemeinschaft, das ist einmal eine Institution vieler Einzelner, mit Gemeinschaft-Geist, und wie das Wort es andeutet, ist es zumindest schwierig, zu definieren, ob ein Geist laechelt, liebt, sich erbarmt - man ist auf Worte angewiesen und auf Taten der Mitglieder der Gemeinschaft, und muss daraus auf Liebe folgern - verstehst Du?
Dann spielt es aber wiederum eine Rolle, wieweit die Einzelnen es "rueberbringen" koennen, wozu der Gemeinschaftsgeist oder der eigene Antrieb sie treibt. Gemeinschaftsgeist treibt Menschen erst an, wenn es mindestens drei sind, die zusammen motiviert sind, indem sie sich erinnern, hier fuer das Ganze aktiv sein zu muessen oder moechten. Sicherer ist man sich darueber ab 10 Vereinten derselben Gemeinschaft. - Vielleicht auch ein Einzelner und sein Lernen der Thorah.
Mein Leben wurde mehrmals gerettet, mal von sehr liebesfaehigen Christen - mal von Juden - von letzteren manchmal als Einzelnen und ihrer Kraft, zu vergeben und helfen her, und von ersteren manchmal eher aus dem Gemeinschaftsgeist heraus, wofuer sie sich als Gruppe entschieden und jeder etwas dran mittat.
Auch kann es mal jemand gewesen sein, der glaubte, glaubenslos zu sein.
- Es war selbstlos in all diesen Situationen, denn es war keine Pflicht mehr, und ich konnte nichts zum Dank geben. Das ist ein Kriterium, wo wir lernten, dass dann G0TT Sich ebenfalls spontan geliebt findet.
Gerade vor einigen Tagen habe ich von jemandem erzaehlen koennen, dem ich mehr indirekt mein Leben auch verdanke, der daran starb, uns selbstlos und unter Lebensgefahr zu ueberleben geholfen hatte und dabei schliesslich erschossen wurde - und zwar vermutlich "aus Versehen", es war Nacht und nur sternenhell bei Schnee, der Schuetze konnte aber erkennen, dass er ein paar kath.Geistliche vor sich hatte, die nichts weiter vorhatten, als um das Haus, in dem sie lebten, zum Haupt-Eingang zu gehn, nachdem sie - wie fast jeden Abend, im Hinterhaus etwas Kaffee getrunken hatten.
Der brauchte nur so etwas wie einen "Anlass", welchen von ihnen er abschoss. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass es ein Versehen war und der Schuetze (ein Wachtmann) noch neu war und deren Gewohnheit nicht kannte.
Er hatte aber gerade den getroffen, der noch der physisch Kraeftigste war und fuer deren ganzes Hilfsunternehmen und selbst Ueberleben Lebensmittel von weiter weg zu uns allen heranzuholen imstande gewesen war, und der unter ihnen auch die aufmunterndste Freude ausstrahlte.
Er nutzte diese naturgegebene "Sonnigkeit" sogar dazu aus, um durchzukommen, wohin er wanderte, und zurueck - und er war uns wertvoll, weil viele Menschen so sehr niedergeschlagen waren.
Die wenigen Prozent Auftrieb aus dem eigentlich Irrationalen einer persoenlichen Ausstrahlung konnten entscheiden, ob man aufgibt oder durchhaelt. Er war schon eigener Pflichten ledig, und hatte mehrere Moeglichkeiten gehabt, aus dieser Lage zu fliehen, und niemand haette ihm daraus einen Vorwurf gemacht, doch er kam wieder zu uns zurueck in die Lebensgefahren.
- Gerade deshalb hatte er sicher auch Feinde, denen das gar nicht gefiel, dass es einen solchen Menschen gab, und diese Hasser wuenschten uns allen weder Freude noch Leben noch letzte Liebe.
Doch selbst jene, die uns nicht leiden konnten, waren damals nicht so gut drauf, koerperlich, dass etwa sich jemand auf die Lauer gelegt haette, um genau diesen Mann zu erschiessen.
Wie gesagt, Liebe einer Koerperschaft wie Kirche ist sehr komplex
- vielleicht kannte er mich gar nicht persoenlich, ich war ein Baby, aber mithilfe der von ihm beschafften Zusatznahrung lebte meine Mutter kraeftig genug weiter, mich zu naehren. Es war eben eine unbeschreibliche Hungersnot, damals.
Wie kamen wir an diese Geistlichen als Helfer? Als ich gerade geboren war, starb mein Grossvater an Entkraeftung, und diese Geistlichen dienten als Totengraeber am Seuchen-Lazarett. Wir wollten ein Einzelgrab fuer unseren Lieben, darum konnte man diese auch bitten. Derjenige, der also zum Bestatten kam, sah erschrocken, dass eine aeltere Frau und ein 6-Jaehriger da allein hinterblieben, und diese berichteten von meiner Geburt, es sei also noch eine juengere Frau dabei, die fuer sie sorgen wuerde.
Der Geistliche erschrak dann doppelt, weil er wusste, dass es im Entbindungs-Krankenhaus eigentlich gar kein geeignetes Essen fuer Muetter gab und daher in letzter Zeit nie ein Baby zwei Wochen ueberlebte, es oblag Angehoerigen oder Freunden, denen im Krankenhaus etwas Essbares zu bringen. Seitdem schickten sie uns immer wieder eine Nonne mit etwas zum Essen.
So blieben wir etwas bei Kraeften, zwei Jahre lang standen sie uns immer wieder bei. Einmal fing ich, das Baby, mir eine Seuche ein, und wohin wir in Quarataene kamen, sind alle gestorben, ich fast auch, und wieder ging es darum, dass meine Familie fuer mich ein Einzelgrab wollte. Als ich also fast hin war, durfte ich deshalb auch aus der toedlichen Quarantaene raus. Meine Mutter wollte aber, dass ich lebe, ich als Kind gab ihr diese "Sonnigkeit", noch durchhalten zu koennen fuer uns alle 4.
Diesmal schlug eine Aerztin vor, eine Bluttransfusion wuerde mich retten koennen, wenn ueberhaupt noch was. Es war aber fuer jeden Spender eventuell lebensgefaehrlich, noch etwas Blut zu verlieren, weil uns schon so lange jedes richtige Essen fehlte. Da boten sich wieder die Familie, diese Geistlichen und ihre Nonne und ein paar andere "Totengraeber" vom anderen Krankenhaus an, die waren gefangene Soldaten. Aber es passte die Blutgruppe nicht. Da haben die Soldaten ihre "kleinen Freundinnen" ueberredet und davon passte eine mit der Blutgruppe. Ihre Religionen waren also sehr verschieden - aber es war praktizierte selbstlose Liebe, denn dafuer geben konnten wir nur "Danke" - und ich noch gar nichts ausser nun denn auch zu leben.
Das war aber nur die Erste Hilfe, wir brauchten wirklich nun noch etwas Kraftnahrung. Hier half uns schliesslich eine Juedin, die "Beziehungen" zu Ei-, und Milch-Pulver sowie etwas Weizenmehl hatte und je 1 kg fuer uns stahl. Das Lebensmittel-Abzweigen war besonders streng verboten, und es standen im Minimum 7 Jahre Zwangsarbeit drauf, und konnte auch nur einmal riskiert werden.
Wenn es um einen Preis fuer heroische Liebe gegangen waere, haetten wir ihn nun dieser Frau zugesprochen, so viel zu riskieren fuer ein Baby, das sie nicht kannte, nur weil wir so hilflos waren.
Fingerhutweise wurde ich wieder aufgepaeppelt, niemand in der ueberbesetzten Not-Wohnung durfte ahnen, dass wir einen solchen "Schatz" hatten und an ein inzwischen gelaehmtes Baby "verschwendeten", das immer noch sofort erloeschen konnte.
Etwas spaeter kriegte ich nun noch Keuchhusten dazu. Diesmal nahmen mich diese Nonnen zu sich ins Seuchenkrankenhaus auf und sparten es sich ab, womit sie mich durchbrachten.
Notzeiten, zumal politisch erzeugte, sind schrecklich und gewiss kommt auch das Unterste, dessen Menschen faehig sind, dabei zur Anwendung - das praegte die Tage und Naechte bei allen, damals, und, bis 9 von 10 binnen 2 Jahren darin gestorben oder ermordet worden waren, war das Boese in so viel Facetten entfaltet, dass man es kaum beschreiben konnte - und g=ttlose Lehren haetten reichlich Argumente gehabt, sollte man denken.
Aber gerade diese verloren unter diesen Umstaenden an Reiz.
Wir wurden Bekenner der Liebe, es stellte sich heraus, dass gerade hier sich zeigte, wer laenger zur Liebe erzogen worden war, sowohl darin, sie zu geben als auch darin, sie wahrzunehmen, selbst in der Verduennung einer ihr offiziell widersprechenden Ideologie, der jemand dennoch unterstellte, gerecht und fair sein zu sollen, und sich dazu bekannte, aber im Tun dann doch Liebe und Erbarmen selbst mit einem "Feind" bevorzugte.
Jam, versteh mich, ich werde es nicht billigen koennen, ganze Koerperschaften und damit deren einzelne Mitglieder als Konstrast zu benutzen, um etwas Anderes als gut hervorzuheben.
Die Ebene des Vergleichens der Lehren ist eins, und man mag auch Institution neben Institution halten, um zu ueberlegen, welcher man zugehoeren moechte, und welche einem persoenlich die Kraft zu garantieren scheint, einen auch geistig dazu auszuruesten, ein Mensch zu werden, dem man nachher nachsagen kann: Das war ein wirklicher Freund!
Erst dann kann man einen Schritt naeher herangehen und fragen, bei wem eine gut klingende Lehre im Haertefall am laengsten gut bleibt, also in punkto Liebe: wer schafft es, noch selbstlos einem anderen Gutes zu tun, ohne dass seine Lehre ihn davon abhaelt, indem das vielleicht einer ist, der zu "den anderen" gehoert?
Daran, was man in dieser Hinsicht selbst erlebte, und was man von Leuten, denen man es glauben kann, hoert, prueft dann das Gerechtigkeits-Gefuehl natuerlich subjektiv, wem er den "Zuschlag" geben sollte, "dazu" zu gehoeren, und ob ueberhaupt. Es ist sehr verfaenglich im Guten wie im Boesen, sich auf erweitert selbst Erlebtes zu verlassen.
Wer uns damals offiziell und so toedlich wirksam hasste, hatte auch etwas erlebt und war zu diesen grausamen Folgerungen gekommen, es an uns abzustrafen, was ihnen ziemlich sicher nicht wir angetan hatten. Ihnen selbst ging es schlecht genug durch ihre eigne - aber nicht selbst gewaehlte - Regierung.
Von manchem hatte man sie glauben lassen, dass auch das eine Folge von Aktivitaeten unserer "Seite" gewesen sei. Wem Morden nichts ausmacht, der hat auch kein Problem mit dem Luegen.
Weil es aber dann letztlich doch wieder um den Einzelnen und dessen Wahrnehmungs-Moeglichkeiten geht, ist es uns Menschen dann doch unentwirrbar, wer an was "schuld" war, warum dieser und jener so schrecklich handelte - und das muss nicht
- kleine Szene, die ein damals 17-Jaehriger erzaehlte:
eine Gruppe fas schon hungertoter Kinder schlich sich heran zu jemandem, der grad einen Apfel ass oder eine Suppe loeffelte, hoffend, dass der den Apfel-Griepsch auslaesst oder etwas von der Suppe nicht mag. Manche gaben ja einem kleinen Kind einen Loeffelvoll ab, sich sehnsuechtig an eigne erinnernd. Derjenige war bewaffnet, also keine Gefahr, dass man versucht haette, ihm das Essbare zu entreissen - dazu waren die Kinder nun auch schon zu schwach, es reichte nichtmal mehr dazu, sich um das Restchen dann etwa zu pruegeln.
- Wenn dejenige dann aber dieses Restchen Suppe von den Augen der wartenden Kinder langsam und bedeutungsvoll auf die Erde schuettete oder den Apfelgriepsch mit dem Stiefel ganz gruendlich zertrat - das brach dem von ferne zuschauenden Jungen dann beinah das Herz.
Warum dies - und nicht die taeglich 40 bis 60 Verhungerten, die teils gefroren im Dunkeln dasassen, ueber die man da immer mal stolperte, bis sie nach Tagen ein Karren absammelte - nicht diese auch haeufigen, so veraechtlichen Niederschiessungen anderer mit und ohne Anlass - nicht die zwei Jahre lang nicht aufhoerende koerperlich schwaechende und seelisch entsetzliche immer neue "Demuetigung" aller unterworfenen Frauen - auch nicht das Angeschrien- und immer mal von irgendwem einfach ganz brutal Geschlagen-Werden - nicht das Schikanieren auf Behoerden, deren man weit auseinander liegende 4 aufsuchen musste fuer eine Brotkarten-Aktivierung der sowieso knappen Ration fuer schwerste Arbeiten? - warum nicht der ausgerechnet nun sehr kalte Winter jener Jahre, und man hatte kein Heizmaterial?
Es war diese Szene:
garantiert hilflose Kleine in garantiert tiefster Not - nur ganz wenige, also zum Wahrnehmen geeignet, und das, was sie erhofften, war derart gering, aber ihnen das ganze Leben fuer vielleicht eins von ihnen, 1 Tag laenger - aber Hass oder gut verhehlte Verzweiflung des im Moment so Ueberlegenen waehlte, auch dass zu zerstoeren.
Der zuschauende Junge hatte ja auch nichts und torkelte durch die Tage auf der Suche nach etwas zum Leben fuer sich und seine Eltern, und er sagt auch selbst, wenn er mal etwas zu Essen fand, zu gering, es nachhaus zu tragen und zu teilen, ass er es sofort und heimlich, ganz schnell, eh es ein Staerkerer ihm aus der Hand raubte, und er hatte auch nichtmehr selber den Nerv, sich um diese herrenlosen Kinder zu kuemmern, es gab zunaechst noch derer zu viele, bis auch sie ihren Muettern nachstarben.
Aber dies war ihm zuviel:
diese Kleinen nicht nur-sowieso sterben zu lassen, sondern mit deren Hoffnung auch dann noch so empoerend zu quaelen, indem man das Bisschen zerstoerte.
So zu handeln griff etwas Heiliges an.
Unserer Familie ging es aehnlich, und man haertete sich auch schon bald ab, sich zu konzentrieren auf einen kleinen Kreis, mit dem man noch etwas teilte, ein Promille von dem Prozent, das man uns hatte abgeben koennen oder wir durch eine Arbeit oder Suche zu Essen fanden. Wir kamen aber noch an heisses Wasser, und als Weihnachten nahte, und diese armen Kinderhorden zogen heran zu den bewohnten Winkeln der Truemmer und - sangen um Brot. Diesen einen Abend wenigstens sollten sie etwas bekommen, fand meine Familie, also bekam jedes ein Schaelchen heiss Wasser mit wohl Bohnenkaffee und etwas hinein-gekruemeltem letzten Brot drin. Wir speisten Kartoffelschalen, eine festliche "Beute" des Tages.
Auch das war uns so etwas Heiliges, der Appell dieses Tags und der Lieder. Dies "bestanden" zu haben, gab den Kindern Kraft, auch wenn sicherlich noch in dieser Nacht einige starben - man sah es schon vorher - aber auch uns machte es Mut, irgendwie: und zwar auch durch die Lehre unserer Religionen bedingt.
Man handhabt in solchen Situationen einen solchen Glauben nicht sonderlich engagiert oder erhaben, sondern ganz praktisch, als etwas, das "muss" oder man koennte sich selbst nicht mehr achten.
Manche blieben allerdings auch damit in einer Routine, faellt mir ein, auch einer jener Priester, die uns halfen, der schon im Sommer an Typhus gestorben war, war pietistisch und wuerzte die Situationen eher als andere mit Bibelzitaten - das empfand man aber eher als persoenliche Variante, zumal er auch vorher "so" war.
Warum sollte es einer noch aendern, wo wir alle doch nun-sterben sollten? - haette mancher gesagt, wenn wir uns erlaubt haetten, uns die Situation je von aussen her zu objektivieren. Das aber verboten wir uns sehr diszipliniert. Man durfte nicht vergleichen oder um Verlorenes trauern.
Am Pruefstein einer grossen Not zeigt sich Kraft einer Lehre nicht darin, sie nun noch zu rezitieren oder eben erst zu erlernen, sondern nun funktioniert das, was man geuebt hatte, eben ohne Wort weiter - oder nicht. Manche vermeiden es dann sogar, damit es einem noch fuer bessere Tage wirklich heilig bleibt.
"Not lehrt Beten", sagen manche - das gilt aber nur begrenzt. Es stimmt, dass in jenen Tagen viele in ihre Religion wieder zurueck gingen, die sie vorher mal irgendwo abgelegt zu haben glaubten.
Es war nicht etwa deswegen, nun etwa von einem Allmaechtigen Wunder zu erbitten oder sowas wie Bevorzugung im Ueberleben, sondern etwas viel Einfacheres, meine ich: einen Freund, der nicht auch sterben kann wie die alle - Einen, der auch-ueberall ist, wo die sind, von denen man gar nichts erfuhr, die man gebraucht haette und denen man gern geholfen haette, die man liebte, falls sie einen gebraucht haetten - also auf der Basis von gegenseitiger Treue und Hilfe.
Ja, ich denke, es ging einem nur noch um IHN Selbst, um im Falle des eigenen Zugrundegehens in Seine Schar zu gehoeren, die Seite der Liebe und Gerechtigkeit, die alleine Ewigkeit zu erreichen verdient.
Die gehabte Lehre gab einem so etwas wie ein Mass, meine ich, eine Grenze, unter die man nun nicht mehr zu sinken bereit war, auch nicht um selbst zu ueberleben. In dem Moment wird man mutig und entwickelt Reserven - und kann dann spontan lieben.
Das koennte ich von Juden und Christen aus der damaligen Zeit sagen, ist gemeinsam. Der einzige Ueberzeugungs-Buddhist, von dem ich hoerte, hat das nicht gehabt, und bei denen, die auch nicht als Kinder ein bisschen der biblischen Lehre erhielten, war davon gar nichts, unter denen hielten am ehesten Geschwister-Kinder laenger durch - eins dem anderen beistehend
- also nicht die Natur befaehigt den Menschen, "edel, hilfreich und gut" durchzuhalten.
Verstehst Du, das ist biografisch bedingt eben mein Blickwinkel auf die Konfessionen, daran messe ich sie eben. Manche anderen Zugaenge sind mir daher nicht attraktiv genug, dazu etwas zu sagen.
mfG WiT