11-03-2009, 15:25
Ekkard schrieb:Ist diese Formulierung nicht dasselbe, wie die naturwissenschaftliche Formulierung? "Ex nihilo" heißt ja nichts anderes, als dass wir über den Schöpfungsakt prinzipiell nichts wissen können. Das NICHTS ist ja nur ein hilfloser Name für "nichts wissen". Ich deute diese Formulierung jetzt einfach mal so!
Techisch gesehen stimmt dies Ekkard. Wie die Schöpfung sich vollzog, d.h. die Art und Weise wie sie vom Nicht-Sein ins Sein trat ist sprachlich und denkerisch nicht zufassen.
Dennoch wissen wir etwas über die Schöpfung. Die Schöpfungsberichte der Genesis und andere Stellen der Bibel, geben uns immer wieder Auskunft über das Wesen dieses Schöpfungsaktes, d.h. seinen Grund, sein Ziel, seine Bedeutsamkeit. Dies ist der grundlegende Unterschied zu einem ewig gedachten Weltzustand. Der christliche Schöpfungsglaube beinhaltet auch die Wertigkeit und die Bestimmung des Zustands der Schöpfung, z.B. die Unantastbare Würde menschlichen Lebens, die naturmäßige Ordnung (lex naturalis), die Hoffnung auf Erlösung, etc. pp.
Der Sinngehalt des Schöpfungsglauben liegt also nicht darin pseudowissenschaftliche Aussagen über die physikalische Entstehung der Welt zu machen, sondern über die geistige und göttliche Dimension dieser Tatsache.
Ekkard schrieb:Hierin besteht aber ein zutiefst menschlicher Akt, eine Konvention aufzurichten, wie wir die Tatsache einer Welt um uns herum für uns deuten wollen (= Glaube).
Wenn man es rein geistesgeschichtlich betrachten möchte ja. Wenn man hingegen der Überzeugung ist, dass Glaube nicht nur menschliche Konvention im Denken über Gott ist, sondern auch durch göttliche Inspiration folgt, dann wird man darin mehr sehen als eine historischen geschlossenen Konsens so über Gott reden zu wollen. Dann wird man darin auch eine das eigene Sein bestimmende Wahrheit entdecken können.
Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)