16-04-2009, 11:11
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: mir geht es ja genau um den religiösen glauben…, den du angreifst. Warum?
Wenn es dir allein um den im engeren Sinne "religiösen Glauben" geht, dann ist das eben ein Segment deiner Weltanschauung, die du ablehnst. Aber was genau lehnst du ab, außer die an sich leere Aussage: ich denke mir Gott als Schöpfer alles dessen, was ich als Welt erlebe. Auch der (im engeren Sinne Gläubige) muss diese Leerformel ja mit konkreten Haltungen, Verhaltensweisen, Gefühlen (z. B. für Verantwortung), die Nächstenliebe nicht zu vergessen, füllen.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: mir geht es um religiösen glauben, der nicht zu verwechseln oder vermischen ist mit säkularen anschauungenD'accord! Nur diese Aussage ist zunächst nur eine leere Hülse. Was verbindest du als Atheist damit. Mir fehlen konkrete Anhaltspunkte abgesehen von der Verweigerung transzendenter Annahmen, bei der du bei mir "offene Türen" einrennst.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: es besteht ein glasklarer unterschied zwischen religiösem glauben (an eine transzendente autorität) und der bloßen einhaltung von konventionenNatürlich. Ich suche nur vergeblich, welche konkreten Haltungen und "soziale Gefühle" damit bei dir verbunden sind, einem Vertreter atheistischer Weltanschauung. Oder umgekehrt: Was genau kritisierst du an konkreten religiösen Wertvorstellungen wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, freundlichem Umgang, Vertrauen, Tötungsverbot, Vertragstreue, Achtung der Lebensgrundlagen (auch des Eigentums) usw.
Bei konkreten Idealen scheint es keine großen Unterschiede zu geben. Und dann wäre die große Frage, woher nimmst du als Atheist deine Ideale?
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: ich als nicht gläubiger will nicht mit religiös gläubigen in denselben topf geworfen werden, weil wir uns auf ein völlig verschiedenes referenzsystem beziehenIch bin mir keiner Schuld bewusst. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass humanistische und christliche Ideale vielfach äquivalent sind. Dein "Referenzsystem" ist mir nach wie vor nicht klar.
Auch mein "Referenzsystem" ist keineswegs "transzendent", sondern stützt sich auf den allgemeinen sozialen Hintergrund, also die Teilnahme an der menschlichen Gesellschaft. Nur fußen die konkreten Wertvorstellungen auf der christlichen Tradition. Soweit deren Wirkungsgeschichte Verwerfungen zeitigt, bin ich geneigt, gewisse Ideale zu modifizieren oder durch pragmatische Strategien ("Abstimmung") zu ersetzen.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: dann brauchst du dich hier ja nicht angesprochen zu fühlenDas ist zum Teil auch so. Gleichwohl interessieren mich deine Ideale oder soziale Strategien.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: deine stellungnahmen in diskussionen geben nicht deine tatsächliche haltung wieder?Sagen wir so: Ich nutze eine Strategie, von der ich annehme, dass sie Widerspruch oder Erläuterungen erzeugt. Manchmal spiele ich den advocatus diaboli. Dann entspricht die These tatsächlich nicht meiner Haltung.
Ich hatte geschrieben:
(16-04-2009, 00:22)Ekkard schrieb: Du kannst ja gerne sagen, dass du glaubensmäßig nicht vereinnahmt werden willst. Aber du schweigst beredt, wenn jemand nachbohrt
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: gib mir bitte ein beispiel dafür, wovon du hier sprichstWas ich vermisse, geht aus dem oben Gesagten hervor: Wo nimmt ein Atheist die Postulate her. Wie lauten sie konkret. Und wie sind sie "aufgehängt".
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: ich sagte, daß nicht religiös gläubige (in der regel) auch mal ein "ich weiß es nicht" als antwort auf die "letzten fragen" stehen lassen können, ohne dieses "ich weiß es nicht" mit dem begriff "gott (unerforschlich)" zu verbrämen… und du meinst, dies treffe auf Gläubige allgemein zu? Es mag solche Menschen geben. Aber genau das tun sie in der Regel nicht.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: erzähl mir mehr. wie lauten die antworten auf die "letzten fragen", die "man" so hat?...Sagen wir lieber "die Welt". Wir reden über die Seinsweise des Menschen in dieser Frage. Darin unterscheide ich mich als reflektierender Mensch von den Dingen der Welt. Und ich sehe mich als Teilnehmer einer oder mehrerer soziologischer Strukturen. Die Frage nach dem Ursprung dieser Welt ist also eine Frage nach meiner Stellung darin und gar nicht eine nach der kosmologischen Entstehungsgeschichte. Also ist es eine weltanschauliche Frage, die ich beispielsweise durch die Aufrichtung bestimmter Vorstellungen von mir selbst und meiner Nächsten beantworte, ganz einfach: weil ich hier und jetzt physisch und soziologisch überleben will.
was ist da bei dir herausgekommen? welche antwort hat dir dieses nachdenken z.b. auf die frage gegeben, was der ursprung des universums ist?
Die Frage nach der physischen Entstehung meiner Person kann ich weltanschaulich-religös den Biologen und Medizinern überlassen, die zuvor notwendige Entstehung des Kosmos den Kosmologen.
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: ich bin, wie ich bin - genetisch wie von meiner umwelt geprägt. da gibt es keine einfache antwortKonkret? Ideale, Menschenbild, Selbstbild? Woher – Wohin?
(16-04-2009, 09:34)petronius schrieb: gottes auffassung dürfte für den gläubigen in aller regel wohl unumstößlich sein - unterhalte dich doch einfach mal mit religiös gläubigenKlar gibt es die so genannten Fundamentalisten. Man muss aber doch auch fragen dürften: Welche idealtypische Vorstellungen sollen denn geändert werden? Und da treffen oft nicht die wenigen Gottesgebote aufeinander, sondern ganz simple "sozial gewachsene Menschenbilder". Bestes Beispiel: Sexualität bzw. deren Beurteilung. Außer dass in den Zehn Geboten der Ehebruch negativ beurteilt wird, findet man nicht viel Belastbares quer durch die Bibel. Wenn ich mir als liberaler Christ die Folgen zerbrochener Beziehungen (jedweder sexuellen Orientierung) ansehe, dann mag ich das Hineindrängen in eine Beziehung jedenfalls nicht als gut oder erstrebenswert bezeichnen. Es passiert halt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

