03-05-2009, 01:33
(01-05-2009, 16:40)fimatex schrieb: http://de.wikipedia.org/wiki/Indoktrination
Man kann darueber diskutieren ob im Falle von "Religion vorleben" bereits Indoktrination vorliegt, fuer mich ist der Tatbestand dadurch aber erfuehlt. Stell dir doch mal vor wenn die Eltern Ihre Religion nicht vorleben wuerden und versuchen dem Kind zum 20. Geburtstag eine Religion anzuerziehen. Funktioniert nicht. Ich bin in einer religionsfreien "Zone" aufgewachsen, und als ich meinen ersten Kontakt damit hatte war ich fuer die Religion verloren...
[...]
...99.5% ist meine Standardzahl um klar zu machen das die Mehrheit die Religion der Eltern annimmt/in dem Glauben lebt (nicht zwangsweise beibehaelt). Ein Muslim erzieht kein christliches Kind, ein Christ kein moslemisches.
Mal ausgegangen von der Wikipedia-Definition: Wo siehst du bei Vorleben (also ohne Zwang und Abschottung von Andersgläubigen) das Manipulative, gezielt Steuernde? Natürlich, wenn jemand einem Kind Religion unbedingt anerziehen will, muss er es tun, während das Kind jung ist, sonst klappt es nicht mehr. Von sich aus religiös werden kann jemand aber in jedem Alter noch – ein atheistisch aufgewachsener Mensch ist nicht zwangsläufig sein Leben lang für Religion unempfänglich (genauso wenig wie ein religiös aufgewachsener sein Leben lang für Atheismus unempfänglich ist), sondern höchstens, wenn er nicht allzu labil ist, für Versuche von außen, ihn zu einer Religion zu bekehren (Schein-Bekehrungen ohne Überzeugung aus irgendwelchen Notsituationen heraus mal ausgeschlossen).
Siehst du es nicht als eine Sache deiner Überzeugung, dass du auch heute noch Atheist bist – nur als ein Werk deiner atheistischen Eltern? *grübel*
Okay, dachte ich mir fast, dass die Zahl einfach den Eindruck einer sehr großen Masse verdeutlichen sollte, aber sicherheitshalber wollte ich doch mal fragen. Und nein, Muslime erziehen sicher keine christlichen Kinder und Christen keine muslimischen, aber Muslime wie Christen können (mir klar, dass es leider nicht alle tun) Kinder erziehen, die später die Möglichkeit haben, selbst zu entdecken, ob sie Christen, Muslime, Atheisten oder sonst was sind. Es gibt ja sogar Kinder aus Familien, in denen mehrere Religionen oder Weltanschauungen vertreten sind, da geht es in der Erziehung nichtmal, ohne eine gewisse Offenheit gleich mit zu vermitteln. Aus so einer Familie kommend, habe ich es tatsächlich eher als heftig erlebt, was ich im schulischen Religionsunterricht so an Indoktrinationsversuchen erlebt habe, die selbst ich auch so bezeichnen würde – ich hoffe irgendwie, dass meine schlechten Erfahrungen da zumindest ebenso selten sind wie meine guten im familiären Umfeld…
(01-05-2009, 16:40)fimatex schrieb: Ich muss sagen ich bin erstaunt ueber diese Forum, bis auf einen besonders spassigen Kollegen (Societycancer) sehr hoeflicher Umgang. Vor allem das man mir "erlaubt" hier zu schreiben gefaellt mir.
Atheisten, die tatsächlich diskutieren wollen (und nicht nur unter jeden Beitrag einsilbig "Schwachsinn!" schreiben) können dem Forum meiner Meinung nach nur gut tun!
(01-05-2009, 16:40)fimatex schrieb: Nein, bis jetzt habe ich keinen Glaeubigen erlebt der Offenheit fuer irgendwas anderes mitbringt als seine eigene Religion. Die Religion die dies zulaesst verliert langfristig. Warum duerfen muslimische Maenner christliche Frauen heiraten (die dann natuerlich Muslima werden), aber mulimische Frauen keine christlichen Maenner (weil der Mann wahrscheinlich die Konvertierung verlangen wuerde)? Das kann die Religion nicht zulassen, mal drueber nachdenken.
Hm, das ist heftig. Da hatte ich mehr Glück mit den Gläubigen, die ich kennengelernt habe. Die Angst, dass durch zuviel Toleranz und Offenheit eine Religion zugrundegeht, gibt es sicherlich und ist hinter so Vorschriften, wie du sie nennst, wahrscheinlich ziemlich präsent.
Ich halte das für ein ziemliches Eigentor der Religionen, denn ein Mensch mit nur ein klein bisschen Freiheitsliebe wird sich vermutlich selbst in einer Religion, in der er sich eigentlich zuhause fühlen würde, dann nicht mehr wohlfühlen, wenn er merkt, dass versucht wird, ihn darin einzuschließen… Aber Menschen loszulassen und sie nur dann bei sich haben zu wollen, wenn sie von sich her bleiben, erfordert bekanntlich Charakterstärke, und was einzelnen Menschen oft schwer fällt, dass lernen Religionsgemeinschaften wohl auch nur mit Mühe, wenn überhaupt. Es wäre zu wünschen, dass sie es lernen.
(01-05-2009, 16:40)fimatex schrieb: Du bist Atheist, du weisst es bloss noch nicht
Hm... falls das so ist, dann weiß ich es tatsächlich nicht ;)
(01-05-2009, 16:40)fimatex schrieb: Diese Art der Indoktrination nennt sich Aufklaerung und begann vor 200-300 Jahren
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitalter_d...%C3%A4rung
Ich gebe zu, ich staune – dass eine geistesgeschichtliche Entwicklung wie die Aufklärung als Indoktrination betrachtet werden kann, überrascht mich. Wo siehst du denn das Gesteuerte, das Manipulative? Und von wem?
Ich gebe auch zu, es ist immerhin fair, dass du die Religiösen und die Atheisten gleichermaßen als indoktriniert bezeichnest. Allerdings frage ich mich dann, ob es sich mit dieser Ansicht lohnen würde, seine Religion aufzugeben und Atheist zu werden, wenn man nur eine Form von Indoktrination gegen eine andere austauscht?
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)