10-05-2009, 21:32
(09-05-2009, 16:50)Reni schrieb: Deshalb fand ich es interessant, wie Ekkard Glauben beschrieben hat. Es stimmt, dass Menschen ohne Vertrautheit mit ihrer Umgebung und ohne ein Grundvertrauen in andere nicht leben können. Das ist aber eine ganz andere Art von "Glauben" als auch ich mir bisher unter religiösem Glauben vorgestellt habe. Mag sein, dass da ein Kategorienfehler vorliegt, was ja bedeuten würde, dass Begriffe unterschiedlich verwendet werden. Es wäre schade, wenn das nicht deutlicher werden könnte.Ich versuche es noch mal: „Glaube“ ist die persönliche Reaktion auf mitgeteilte Beurteilungen Anderer. Glaube ist damit viel allgemeiner, als „religiöser Glaube im engeren Sinne“. Es gibt eine Reihe von Synonymen wie Vertrauen, Ausgangspunkt, Standpunkt.
Man kann vielleicht sagen: Glaube macht uns unsere Welt „wertvoll“. Ohne Glauben gibt es keine Werteordnung, kein Vertrauen und letztlich auch keinen Beweis. Denn dem unwiderlegbar Bewiesenen muss ich schon vertrauen, anderenfalls kann ich das Bewiesene nicht anwenden (Mathematik, Ingenieurskunst).
Wovon z. B. Petronius häufiger schreibt, ist Glaube im religiösen Sinn. Aber selbst da gibt es Missverständnisse; denn häufig wird die Dogmatik der römisch-katholischen Kirche als Glauben bezeichnet. Im strengen Sinn ist dies Unsinn; denn Glaube ist immer das, was in (m)einem Kopf aus den Lehren (also auch aus der Dogmatik) heraus destilliert wird.
Selbstverständlich gehört ein Satz wie: „Ist an allem ist zu zweifeln" den Grundsätzen und kann daher Gegenstand des Glaubens sein. Aus der objektiven Welt der empirischen Wissenschaften stammt er nicht. Er ergibt sich, soviel ich weiß, auch nicht aus anderen Grundsätzen philosophischer Axiomatik.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard