29-05-2009, 02:04
(15-04-2009, 10:58)petronius schrieb: genau das ist der punkt: dem anderen sein denken zugestehen
das können anscheinend viele nicht, weshalb dann eben immer versucht wird, den anderen zu vereinnahmen oder aber sich selber über den anderen zu stellen
ersteres lehne ich strikt ab - ich sehe eine klare trennung zwischen religiösem glauben und säkularen welterklärungsmodellen
zweiteres tu ich immer als antwort auf entsprechende versuche des anders denkenden gegenüber. wenn mir etwa ein gläubiger unterstellt, ich als nichtgläubiger sei deshalb ignorant, so wird er sich von mir anhören müssen, daß man das ja in gleicher weise auch auf ihn zurückspiegeln könne
oder mal ganz klar gesagt: ich mag es weder, wegen meiner haltung als dumm hingestellt zu werden, noch mag ich es, dafür paternalistisch belächelt zu werden. das problem ist dabei natürlich, daß ich mich zu leicht verleiten lasse, in der gegenwehr genauso zu verfahren, bzw. daß die dahinter liegende ironie nicht verstanden wird, wenn ich diskutanden in ihrer eigenen sprache antworte
aber noch mal allgemein: es scheint eine verbreitete menschliche eigenart zu sein, nur einbestimmtes denken für möglich zu halten. vielfalt wird als bedrohlich wahrgenommen, was auch zu den großen kulturellen mißverständnissen (um jetzt mal nicht huntington zu zitieren) beiträgt
Das Problem ist nicht die Vielfalt des menschlichen Denkens, sondern die Unwissenheit ist die Ursache der Vielfalt. Würde man die gleiche Erkenntnis wie sein gegenüber haben haben, würde keiner eine Bedrohung empfinden.
