05-06-2009, 22:20
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-06-2009, 22:55 von Alanus ab Insulis.)
(05-06-2009, 20:47)SchmetterMotte schrieb:(05-06-2009, 20:30)Presbyter schrieb: Was mich nun sehr interessieren würde ist. Bist du generell gegen die Nutztierhaltung oder nur gegen die Art und Weise wie dies geschieht? Denn die Frage nach Nutztierhaltung ist letztendlich auch die Frage nach der kulturellen Disposition es Menschen. Schließlich ist es der Übergang vom Jäger und Sammler zum Acker- und Viehbauern im Neolithikum - die sogenannte neolithische Revolution -, der Übergang, der die Entwicklung der menschlichen Hochkulturen erst möglich gemacht hat.
Damit implizierst du schon, welche Antwort dir als die bessere erscheint
Das stimmt wohl. Es ging mir vor allem um den Kontrast und die Bedeutung, die die Beantwortung dieser frage nach sich zieht.
(05-06-2009, 20:47)SchmetterMotte schrieb: "Nutz"Tier ist weit gefaßt. Ein Tier, das einen Nutzen hat. Dieser liegt ja nicht nur in der Fleischgewinnung. Auch ein Pferd, welches einen gefällten Baum zieht ist in dem Moment in Nutztier.
Das ist sehr richtig. Und man kann die Nutztier Nutzung, nicht nur auf den Fleischgewinn reduzieren, steht doch beides in seiner frühen Entwicklung in besonderer Wechselwirkung. Die Domestizierung von Tieren hat den "massenhaften" Anbau von Lebensmitteln im Neolithikum erst möglich gemacht. Gleiches gilt natürlich für die Tierhaltung im Hinblick auf den Fleischerwerb. Die heutige Haltung unterscheidet sich durch die maschinelle Erneuerung dieses Konzeptes. Auf die neolithische Revolution folgt also agrar- und lebensmitteltechnisch als nächstbedeutsame Entwicklung die industrielle und später die genetische Revolution.
(05-06-2009, 20:47)SchmetterMotte schrieb: Ich beschränke den Begriff "Nutztier" jetzt mal auf die Fleisch-, Ei- und Milchproduktion ect. Da denke ich, sind es auf jeden Fall die Haltungsbedingungen, die ich ablehne. Wenn man jedoch die Haltung ändern würde, müßte man weit mehr Platz pro Tier einkalkulieren, da dieser aber nicht unbedingt vorhanden ist, könnte jeder Betrieb weniger Tiere halten, was höhere Kosten aber weniger Gewinn bringt. Der Preis würde steigen, das Mengenangebot von Fleisch, Eiern und Milch sinken. Das wieder würde bedeuten, dass der Mensch Alternativen wie Tofu, Soja und Getreide bräuchte. Das funktioniert durchaus, denn die reinen Futtermengen, die heutzutage an Nutztieren gehen, könnten riesige Mengen an Menschen ernähren. Das heißt insgesamt, das weniger Menschen Fleisch und tierische Produkte konsumieren müßten oder dürften.
Die Möglichkeit der Verringerung einer Produktion ist unbestritten. Gleiches gilt übrigens auch für Agrarprodukte, die in der EU immer noch im Überschuss produziert werden.
Die eigentliche Frage ist, wozu sollte man den Fleischkonsum senken (nicht die Produktion)? Die Möglichkeit einer Ernährung der Gesellschaft sowohl durch tierische, als auch pflanzliche Produkte ist ein völlig normales Geschehen. Die Missstände innerhalb der Lebensmittelindustrie machen meines Erachtens nicht einsichtig, wozu ein geringerer Fleischkonsum von Nutzen wäre. Zumal, wie petronius richtig anmerkte, die Belastung der pflanzlischen Lebensmittel nicht weniger gering sind. Schließlich geschieht die Belastung nicht nur durch pestidzide, fungizide usw., sondern auch über Monokulturen und Nährstoffentzug in den Böden.
Wie gesagt, dass ist kein Plädoyer gegen nachhaltige Agrarpolitik! Vielmehr präferiere auch ich nachhaltig produzierte Lebensmittel und bin für eine bewusstes Konsumverhalten.
(05-06-2009, 20:47)SchmetterMotte schrieb: Ich persönlich halte Milch für absolut unnatürlich. Kein Tier auf diesem Planeten, außer domestizierte Katzen, denen es angeboten wird, trinken Muttermilch über das Säuglingsalter hinweg und kein Tier dieser Welt trinkt die Milch einer anderen Spezies, außer ganz selten mal ein Katzenbaby die Milch einer säugenden Hündin, was aber ebenso Menscheninduziert ist. Ich persönlich würde auch dann keine Milch trinken, wenn dieser Optimalfall einträte.
Ich wäre mit naturalistischen Überlegungen zur Stärkung der veganischen Überzeugung vorsichtig. Betrachtet man den Menschen nämlich streng nach seiner natürlichen Herkunft und Bedingung, so muss man ihn zu den Omnivoren, den Allesfressern, zählen. Es ist daher für ihn das natürlichste auf der Welt Milch, Fleisch und Eier, ebenso wie Gemüse und Obst zu verzehren. Die Möglichkeit dich dagegen zu entscheiden hast du erst auf Grund deiner sittlich und moralischen Kompetenz und nicht durch naturale Voraussetzung.
(05-06-2009, 20:47)SchmetterMotte schrieb: Ich denke generell würde ich sagen: Ich glaube, dass es diesem Planeten und den auf ihr lebenden Tieren besser ginge, wäre der Mensch von vornherein Veganer.
Kühne These. Schließlich gibt es viele Tiere die Fleisch- oder Allesfressend sind. Die entstanden Probleme für Umwelt und Natur liegen wohl weniger im Nahrungsverhalten des Menschen, als viel mehr in Überpopulation und schamloser Ausbeutung der natürlichen Ressourcen (nicht nur durch die Agrarindustrie).
Nur als kleine Anmerkung, Exkurs zum obigen Thema: Ist dir eigentlich die Personifizierung der Erde in deiner These aufgefallen? Ich wüsste nicht, dass es dem Merkur oder dem Mars schlechter ginge, als der Erde nur weil sie keine lebendige Strukturen aufweisen. Ebenso das es der Erde besser ginge, weil sie ein vielzahl von Leben beherbergt. Folglich kann man auch nicht behaupten, dass das eine oder andere Verhalten eines dieser Lebewesen unserem Planeten schadet oder nicht, nur das es ihn verändert. Dieser Bewertungsmaßstab ist ein Urteil des Menschen über die natürliche Ordnung des Planeten Erde. Folglich ist was besser und schlechter für die Erde ist, abhängig von den Werturteilen des Menschen über sich vollziehende Veränderungen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)