06-06-2009, 23:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-06-2009, 23:39 von Alanus ab Insulis.)
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:(06-06-2009, 16:26)Presbyter schrieb: Was wäre denn einfach so? So das es keiner merkt?
ohne vorbedingung. vergebung als akt aus sich geraus, nicht als kuhhandel (do ut des)
Genau das ist es ja auch. Und für die ersten Jünger und Christen ist genau das in Jesus Christus offenbar geworden. Paulus formuliert es so:
"Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt." (Röm 3, 23-26)
"Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann." (Eph 2, 8f)
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:Presbyter schrieb:Das kann man so nur bedingt sagen, auch wenn viele Evangelikale es so darstellen. Ehrlicher Weise muss man nämlich sagen, dass für das Erlösungshandeln Christi nicht nur sein Tod von Bedeutung ist, sondern sein ganzes Leben, beginnend bei seiner Menschwerdung. Die Scholastik des Mittelalter gibt der Incarnation sogar einen höheren soteriologischen Stellenwert als der Kreuzigung. Ihr Argument: ohne die Menschwerdung Christi, wäre sein Tod am Kreuz gar nicht möglich. Und die Annahme des Menschen und seiner Sünden geschehe vor allem in seiner Menschwerdung. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Scholastik die Kreuzigung für belanglos hält. Aber die Kreuzigung wird viel mehr im Zusammenhang des gesamten Pascha-Mysteriums gesehen, nämlich dem letzten Abendmahl, der Kreuzigung und seiner Auferstehung. Insgesamt muss man daher sagen ist die Kreuzigung nur ein Teil dieses Erlösungsgeschehen
viele schöne worte - aber was ist jetzt deine antwort auf meine frage?
wozu war die kreuzigung gut, wofür war sie notwendig, warum muß ein christ jesus dafür dankbar sein, daß er gekreuzigt wurde/ sich hat kreuzigen lassen? was hat der christ davon?
Die Antwort habe ich dir genau in diesem Abschnitt gegeben. Die Erlösung geschieht sowohl in der Menschwerdung, in der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu Christi. Das heißt die Erlösung geschah auch durch die Kreuzigung, aber nicht nur! Dankbar sollte man als Christ deshalb sein, weil Jesus Christus durch sein Leben insgesamt diese Erlösung wirksam hat werden lassen, die Kreuzigung ist ein Teil davon. Was aus dieser Erlösung resultiert ist die erneuerte Gemeinschaft mit Gott und die Hoffnung auf das ewige Leben!
"Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen." (1. Thess. 4, 14)
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:Presbyter schrieb:Damit ist aber die Frage nur bedingt geklärt, warum der Kreuzestod. Die verschiedenen Generationen von Theologen haben darauf unterschiedliche Antworten gegeben
heißt also: mer waas es net, mer munkelts nur...
nun, das ist wenigstens eine ehrliche antwort - die ich mehr zu schätzen weiß als eben so manche platte ausführung von evangelikaler seite
Offensichtlich wolltest du aber so ein platte Antwort auch von mir oben, als du meine vielen schönen Worte kritisiert hast. Theologische Antworten in einem Satz sind meist immer bedenklich. Evangelikale haben davon eine Menge parat, die meisten sind aber auch so kurzsichtig wie die kürze dieser Sentenzen. Das die theologischen Fragen bzgl. der Erlösung immer wieder neu diskutiert werden, in jeder Generation, und dabei auch die Bedeutung der Kreuzigung, dürfte selbstevident sein. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Grundaussage, dass die Erlösung auch durch den Kreuzestod geschah wegniveliert wird.
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:Presbyter schrieb:Anselm von Canterbury z.B. wagte die Deutung mittels der sogenannten Satisfaktionslehre, wonach die Schuld des Menschen nicht durch einen Menschen getilgt werden könne, sondern Gott sich für den Menschen aufopfern musste
ergibt für mich keinen sinn. bei wem muß denn diese "schuld getilgt werden"? doch nur bei dem, der sich dann selber opfert - sorry, das ist doch vollkommen daneben. "du hast mich so geärgert, daß ich dir eins in die fresse hauen müßte. warte mal - ich hau mir selber in die fresse, und gut ist" - so ungefähr?
Es würde jetzt zu weitführen Anselms Interpretation der Erlösung und seine Satisfaktionslehre darzustellen. Mit deiner Vulgärinterpretation haben die durchaus scharfsinnigen Beoabchtungen und zum Teil seiner Zeit verschuldeten Überlegungen wenig gemeinsam.
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:Presbyter schrieb:Wenn Gott in seiner Menschwerdung das Menschsein angenommen hat, dann wollte er offenbar bis in die tiefesten Abgründe menschlichen Leids (Kreuzestod als schändlichster Tod) gehen, damit er alles Leid mit sich versöhne. Das Leiden Jesu ist also Mitleid(en) mit dem Menschen. Sogar bis zum Punkt der gefühlten Gottverlassenheit, die wir Menschen so oft kennen
ein durchaus sympathischer gedanke, daß der herr gott auch mal am eigenen leib erleben und damit nachvollziehen will, was seine geschöpfe ja tagtäglich durchmachen. aber das geht ja wohl doch nur ihn was an, dieser göttliche selbsterfahrungstrip bringt dem menschen erst mal nichts und ist kein grund, gott dafür noch extra dankbar zu sein -oder nicht?
Ganz genau das ist der Kern der Kreuzesbotschaft, dass Jesus für uns und mit uns gelitten hat. Und das geht nicht nur Gott etwas an, sondern auch den Menschen, weil er uns eben dadurch erlöst hat. Man kann das Leiden Jesu aber nicht isoliert von seinem sonstigen Leben betrachten, sondern kann es nur in seinem Gesamtzusammenhang verstehen. Menschwerdung und Kreuzigung sind genauso erlösungsnotwendig, wie seine Auferstehung, die das Leid erst überwindet.
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb:Presbyter schrieb:Der Glaube an Gott und im besonderen an sein Erlösungshandeln ist die Annahme jener Versöhnung die er erwirkt hat
hat aber nix mit dem kreuz zu tun, richtig?
Es hat insofern damit zu tun, dass das Kreuz ein Teil des göttlichen Erlösungshandeln ist, andas wir glauben und auf welches wir unsere Hoffnung setzen.
(06-06-2009, 19:36)petronius schrieb: zusammengefaßt also: die kreuzestheologie wie von itsjustme nahegelegt ist eine evangelikale sonderlehre, allgemein hat im christentum jesu kreuzestod keine relevanz für die erlösung, sondern nur das bekenntnis zu gott?
Das stimmt so nicht. In meinem Beitrag hab ich nicht gesagt, dass der Kreuzestod gar keine Bedeutung hat. Im Gegenteil er ist ein sehr wichtiger und zentraler Teil. Nur kann man ihn nicht isoliert betrachten. Dies führt zu jenen einseitigen Betrachtungen, die den Kreuzestod nur noch als blutrünstiges Genugtuungsopfer sehen, anstatt darin die im gesamten Leben Jesu verwirklichte Ganzhingabe aus Liebe, die auch bereit ist in den Tod zu gehen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

