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Bedingtes Entstehen
#4
(14-06-2009, 17:39)Ekkard schrieb: Zunächst ist das Leben nach christlicher Auffassung einmalig und ewig.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Hier hätte ich die folgende Frage: Wenn das Leben einmalig ist, bedeutet es meinem Verständnis nach, dass jeder Mensch beispielsweise von "Gott" erschaffen wurde. Jedes neugeborene Baby dass ich persönlich kennengelernt habe hatte verschiedene Tendenzen und Eigenschaften. Meinem Verständnis nach würde dies bedeuten dass somit jedes Wesen bereits "vorprogrammiert" wäre, was ich nicht nachvollziehen kann.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Sorry, ich verstehe deine Folgerung auch nicht! Du müsstest schon deutlicher werden, warum du meinst, dass "jedes Neugeborene 'vorprogrammiert' sein müsste.


(14-06-2009, 17:39)Ekkard schrieb: Dabei ist Ewigkeit nicht: "beliebig lange" sondern sondern eine Dimension, die über Raum und Zeit hinausreicht in das "ewige" Reich Gottes.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Glaubst du also, dass du nach dem Tod in Gottes Reich "ewig" lebst, also du als Person wie du hier auch auf Erden bist, mit all deinen Tendenzen, Gewohnheiten, Stärken und Schwächen?
Nein. Das hatte ich später aber auch erklärt.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Dann wäre das Reich Gottes nicht rein oder? Oder wird nach dem Tod, derjenige der in den Himmel gelangt, von allem "gereinigt"? Oder erreicht nur derjenige Gottes Reich, der sich schon in diesem Leben vollkommen gereinigt hat?
Diesen Reinheitsbegriff teile ich in der Form nicht. Wir dürfen Gott doch nicht als Despoten sehen, sondern eher als eine Art Potenzial, dem wir uns anvertrauen und zwar im Leben und im Sterben. Wenn du auf einer "himmlischen Reinheit" (des Gottesreiches) bestehst, dann musst du – oder müssen diejenigen, die sich diese Reinheit ausdenken – ihrerseits erklären, wie die Reinheit zustande kommen soll.

Ich hatte mit Bedacht geschrieben:
(14-06-2009, 17:39)Ekkard schrieb: Dort geht das Leben mit seinen Bedürfnissen und Mühen, mit Beziehungskonflikten und Versagen nicht einfach dauernd weiter! Das tatsächlich vollzogene Leben - und nur dieses - geht im "ewigen Leben aller" auf, wie ein Tropfen im Ozean.
(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Was genau meinst du mit "aufgehen"? Ich meine zu lesen, dass du der Meinung bist, dass man also, so wie man jetzt ist, in das Reich Gottes eingehen kann also mit allen Charaktereigenschaften. Was passier also mit ihnen danach? Gehen sie alle auf? Auch die negativen?
Du vertrittst die Auffassung, das Gottesreich sei "rein" oder habe "rein zu bleiben". Daraus resultiert dann auch diese Frage.

Dagegen setze ich eine Auffassung, dass der Mensch deshalb versöhnungsbedürftig ist, weil er seinen irdischen Bedürfnissen verhaftet ist und damit in Konflikt mit anderen gerät. In der Ewigkeitsdimension sind diese Bedürfnisse gar nicht mehr relevant.

Vielleicht ist das deine "Reinheit"? Du wirst integraler Bestandteil der "Dimension Gott" also einer ganzen Welt, worin die Erde mit ihren Bedingtheiten einen kleinen Unterraum bildet.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: … dieser Geburten Kreislauf ist auch aus buddhistischer Sicht nicht sehr wünschenswert. Deshalb versuchen Buddhisten ja auch durch die Praxis der Meditation, der Moral und der Weisheit daraus auszubrechen.
Demgegenüber steht der christliche Glaube, der Gott als die erlösende Kraft sieht.

Unsere Aufgabe besteht darin, dieses eine Leben zu meistern, und uns deshalb um gute Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu kümmern. Das Gottesreich ist quasi ein Naturbestandteil, auf den wir keinen Einfluss haben. Worum es geht, ist allein unser Leben und das unserer Gesellschaften, jenes (Zusammen-) Leben, welches wir zu gestalten haben. Das ist die uns von Gott gesandte Verpflichtung (durch Propheten und Christus).

Ich hatte dies so ausgedrückt:
(14-06-2009, 17:39)Ekkard schrieb: Aber das Christentum überwindet diese Gefahr durch den Regelkreis: Sündigen - Erkennen (der Schuld) - Umkehren - Versöhnen (Ausgleichen) - Vergeben.

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Also dieser Satz klingt ja sehr interessant. Klingt für mich wie die 4 edlen Wahrheiten (cattaro ariya sacca).

Sündigen = unheilsam handeln durch Körper, Sprache und Geist.
Erkennen = Erkennen der Ursachen des unheilsamen Handelns: Begierde, Hass, Unwissen
Umkehren = Das praktizieren in die "richtige" Richtung, 8facher Pfad
Ja, warum nicht. Ich denke, dass solche Erkenntnisse nicht einfach vom Himmel fallen, sondern den Bedürfnissen vergesellschafteten Lebens auf Erden entspringen. Was Wunder, wenn solche Pfade auch anderswo gefunden wurden/werden?

(14-06-2009, 19:13)huephap schrieb: Was genau meinst du mit Versöhnen?
Am ehesten ist dies mit dem Verfahren des "Täter-Opfer-Ausgleichs" beschrieben. Nein, ganz bestimmt ist dieser Prozess nicht vom Selbst bestimmt, sondern von einer Sonderform des Dialogs, der sich an das Erkennen und Anerkennen einer Schuld (= für andere nachteiliges Ergebnis meiner Handlungsweise) anschließt. Das funktioniert wie eine Verhandlung. Die Schuld wird anerkannt und vor der Gesellschaft und dem Opfer bekannt. Daran schließt sich ein Verhandlungsprozess an, der nach und nach auch auf die Gefühlsebene übertragen wird. Der Schuldige muss auch emotional seine Schuld fühlen und anbieten, diese zu begleichen.
Umgekehrt muss das Opfer (engl. victim) der Verhandlung zustimmen und bereit sein, die Änderungen (Opfer, engl. sacrifice), die der Schuldige anbietet, zu akzeptieren. Die Gesellschaft/die Gemeinde besiegelt dann das neue "Vertragsverhältnis" zwischen den beiden Partnern (vormals Feinden, die sich jetzt wieder vertragen!).
Der ganze Prozess ist emotional bei Weitem schwieriger, als das vielfach im Munde geführte Wort "Sündenvergebung" in unseren Kirchen ahnen lässt. (Was da in unseren Kirchen gemacht wird, ist schlicht zu einfach und in seiner ganzen Geheimhaltung blasphemisch!).

Das alles hat nach meinem persönlichen Glauben absolut gar nichts mit dem "ewigen Leben" zu tun, sondern nur mit der gesellschaftlichen Dimension des Lebens hier in diesem 3-dimensionalen Unterraum mit der jeweiligen Lebenszeit.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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