08-10-2003, 17:20
wie ihr wisst und vielleicht auch sehen könnt, entschlossen, nicht nur meine Ruhe, meine Ehre und meine Würde, sondern selbst mein Leben für euch zu opfern. Ja, ich schwöre und versichere euch, dass ich acht Tage lang mit Herz, Seele und Gemüt geweint und geklagt habe, weil zwei führende Persönlichkeiten der Nurdschuluk-Bewegung, anstatt sich bitten und versöhnen zu lassen, einander Schwierigkeiten machten; ein an und für sich unbedeutendes Vorkommnis, das jedoch in diesen Tagen mein Herz gequält hat.
Ich schrie: “Weh mir! Oh weh! Gnade! Hilfe! Oh barmherziger Allerbarmer, steh mir bei! Beschütze uns! rette uns vor der Bosheit dieser Teufel in Dschinnen und Menschengestalt! Erfülle die Herzen meiner Brüder mit dem Gefühl der Freundschaft und Treue, wahrer Brüderlichkeit und echter Liebe!”
Oh ihr meine Brüder, die ihr so fest und unerschütterlich wie Eisen seid! Helft mir! Wir sind in unserer Aufgabe so anfällig, dass sie uns leicht zu einem Problem werden kann. Ich hatte so sehr auf euch vertraut, dass ich alle meine Aufgaben dem Geist eurer brüderlichen Gemeinschaft anvertraut habe. Jetzt müsst auch ihr mit eurer ganzen Kraft zu Hilfe eilen. Es war ja dieses Vorkommnis in der Tat nur ein ganz geringfügiger, unbedeutender und zeitlich begrenzter Zwischenfall, aber es hat doch gestört wie ein Sandkörnchen im Getriebe einer Uhr oder ein Härchen im Auge.
Said Nursi
“Im Namen dessen, der gepriesen sei.”
Meine lieben, treuen und wahrhaftigen Brüder! Es ist für uns eine unabdingbare Notwendigkeit, mit all unserer Kraft und im Rahmen unserer Möglichkeiten die Grundsätze aus der Abhandlung über die Wahrhaftigkeit und das, was der tatsächliche Sinn dieser Wahrhaftigkeit ist unter uns und einer gegenüber dem anderen in die Praxis umzusetzen. Ich habe zuverlässige Nachricht erhalten, dass vor drei Monaten drei Männer geschickt wurden, um in die Atmosphäre hier unter unseren getreuen Brüdern aufgrund ihrer verschiedenen Art zu denken und zu empfinden, Kälte hineinzutragen.
Überdies ziehen sie unseren Prozess ohne jede Veranlassung in die Länge, um die Nurdschus dadurch zu ermüden, sie schwankend werden zu lassen, in denen, die empfindsam sind und nicht genug Ausdauer haben einen Verdacht zu erregen und sie vom Dienst an der Nurdschuluk-Bewegung abzubringen. Hütet euch also und nehmt euch in Acht! Lasst euch in der Opferbereitschaft und Brüderlichkeit, die bisher unter euch herrschte und in der herzlichen Zuneigung untereinander nicht erschüttern! Und sollte es auch nur ein Sandkörnchen gewesen sein, so verursacht es uns dennoch einen großen Schaden. Obwohl es der Dienst am Quran und der Glaube erfordert, notfalls unser Leben für einander zu opfern, sollten wir uns dennoch darum bemühen, dass diejenigen unter uns, die wirklich zu opfern bereit sind, nicht aufgrund einer Intoleranz, die vielleicht aus einer Zwangslage oder anderen Gründen erwächst, aufeinander böse werden, vielmehr ein jeder in vollkommener Selbstverleugnung, Bescheidenheit und Ergebung selbst die Schuld auf sich nimmt, um so die Freundschaft und Herzlichkeit untereinander zu stärken. Es entsteht sonst noch aus einem Maulwurfshügel ein Berg und somit ein Schaden, der sich nicht wieder gut machen lässt. Alles weitere überlasse ich eurem Scharfsinn und breche deshalb hier ab.
Said Nursi
Meine Brüder bitte ich um folgendes:
Wenn einem eurer Kollegen in seiner Notsituation oderseelischen Bedrängnis, aus Mangel an Toleranz, oder verleitet durch die Einflüsterungen des Teufels oder seiner Gier, oder in seiner Unwissenheit ein böses oder hässliches Wort entschlüpft ist, so sollt ihr nicht deswegen aufeinander böse sein und auch nicht sagen: “ Er hat meine Ehre angetastet.” Ich selbst nehme ein solches böses Wort auf mich. Es soll euch nicht auf die Nerven gehen. Und sollte ich selbst tausend Mal meine Ehre verlieren, so opfere ich sie dennoch tausend Mal für die Freundschaft und Herzlichkeit unter meinen Brüdern.
Said Nursi
Zwanzigster Blitz
Eine Abhandlung über die Wahrhaftigkeit
Diese Abhandlung ist der erste von fünf Punkten der zweiten Problemstellung in der siebzehnten Anmerkung, die aus sieben Problemstellungen besteht. Auf Grund ihrer Bedeutsamkeit wurde sie als eigene Abhandlung mit dem Titel “Zwanzigster Blitz” in das Gesamtwerk eingereiht.
“Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Siehe, hinabgesandt haben wir dir das Buch in Wahrheit, drum diene Allah lauteren Glaubens; gebührt nicht Allah lauterer Glaube?” (39, I-2)
“Alle Menschen werden zugrunde gehen außer den Wissenden und auch die Wissenden gehen zugrunde außer denen, die nach diesem Wissen handeln, und auch diese werden zugrunde gehen außer den Wahrhaftigen, und diese sind in großer Gefahr.” - Ewkema qal (= oder wie der Prophet Md. wörtlich gesagt hat).
Diese Ayah und diese Heilige Hadith zeigen uns beide, welche große Wichtigkeit der Wahrhaftigkeit als Grundlage im Islam beizumessen ist. Hier wollen wir nur fünf unter unzähligen Gesichtspunkten dieses Themas über die Wahrhaftigkeit kurz und bündig erklären.
Erster Punkt
Eine Frage von außerordentlicher Bedeutung: Wie können sich die Leute der Welt, die Leute der Gottvergessenheit, die Leute des Irrweges und der Heuchelei so ohne jede Rivalität miteinander einigen? Und warum zerstreiten sich Glaubensbrüder, Angehörige der geistlichen Orden und Leute von Wissen*, obwohl sie doch Leute der Wahrheit und Eintracht sind? Wenn nun Einigkeit den Leuten der Eintracht zukommt und Zwietracht den Streitsüchtigen gut ansteht, weshalb ist dann dieses Recht zur anderen Seite hinüber gewechselt und dieses Unrecht hierher gekommen?
* Anmerkung: Es ist ein dankenswertes, glückliches Geschick dieses gesegneten Isparta; die Gottesfürchtigen, die Leute der geistigen Ordensgemeinschaften und die Leute der Kenntnis sind im Vergleich mit anderen Orten nicht mit rivalisierenden Streitigkeiten beschäftigt. Wenn auch die erforderliche wahrhaftige Zuneigung und Harmonie nicht da ist, so sind doch zumindest nachteilige Auseinandersetzungen und Rivalität im Verhältnis zu anderen Orten nicht vorhanden.
Antwort: Hier wollen wir sieben Gründe von sehr vielen Gründen dieses fürchterlichen Zustandes erläutern, welcher schmerzvoll und entsetzlich ist und engagierte Idealisten zum Weinen bringt.
Erster Grund: Auseinandersetzungen unter Leuten des Glaubens kommen nicht aus einer Unwahrhaftigkeit hervor. So hat auch die Einigung der Gottvergessenen nicht die Wahrhaftigkeit zur Quelle... Es sind vielmehr solche Gruppen, Gemeinschaften und Gesellschaften wie die Leute der Welt und der politischen Organisationen, sowie Angehörige des Lehrkörpers. Sie sind durch eine bestimmte Aufgabe und ihren besonderen Dienst an das soziale Leben ihrer Gesellschaftsschicht gebunden. Ihr Aufgabenbereich ist für sie von vornherein festgelegt und eingeteilt. Entsprechend ihren Aufgaben erhalten sie eine tariflich festgelegte materielle Entlohnung zu ihrem Lebensunterhalt. Ihr ideeller Preis an Ruhm, Ruf und Ehre, das was sie durch die Gunst der Menschen* erhalten, ist gemäß ihrem Rang festgelegt und eingeteilt. Da dies alles schon eingeteilt und bestimmt ist, entstehen nur wenige Überschneidungen, so dass Streit und Rivalität kaum vorkommen. Aus diesem Grund können sich diese Leute untereinander einigen, obgleich sie einem schlechten Weg folgen.
* Mahnung: Die Gunst der Menschen soll man nicht begehren, viel mehr wird sie einem gegeben. Auch wenn sie gegeben wird, soll man nicht daran seinen Gefallen finden. Gefällt man sich in ihr, so verliert man seine Wahrhaftigkeit und verfällt der Heuchelei. Was die Gunst der Menschen betrifft, so ist sie für den, der nach Ruhm und Ansehen verlangt, nicht Lohn noch Belohnung, sondern ein Schlag und eine Strafe, was aus seinem Mangel an Wahrhaftigkeit erwächst. In der Tat schadet die Gunst der Menschen, Ruhm und Ansehen der Wahrhaftigkeit, welche den Geist eines guten Werkes bilden. Sie können vorübergehend eine winzige Freude bis an das Tor des Grabes geben. Da sie jenseits des Grabes eine unangenehme Gestalt wie die Qual des Grabes annimmt, soll man die Gunst der Menschen nicht nur nicht verlangen, sondern sogar vor ihr zurückschrecken und sie fliehen.
Mögen die Ohren der Ruhmesgierigen und derer, die hinter Ruhm und Ansehen herlaufen, klingen!
Was aber die Leute des Glaubens, die Herren der Wissenschaft und die Gefährten der geistlichen Orden betrifft, so bezieht sich die Aufgabe jedes einzelnen von ihnen auf das Ganze. Ihre Bezahlung ist nicht bestimmt, und der soziale Rang eines jeden einzelnen ist nicht festgelegt. Auch ist die Gunst, die ihnen die Menschen entgegenbringen, und die Aufnahme durch die Menschen völlig unbestimmt. Viele kandidieren für einen bestimmten Posten, und nach materiellem und geistigem Lohn können sich viele Hände ausstrecken. Aus diesen Gründen entstehen Konkurrenz und Rivalität. Es verwandelt sich Übereinstimmung in Auseinandersetzung und Eintracht in Zwietracht. Gegen diese fürchterliche Krankheit ist Wahrhaftigkeit die Salbe und Arznei. Das heißt, man muss die Wahrheitsliebe der Eigenliebe vorziehen und den Gefallen an Selbstsucht und Egoismus durch den Gefallen an der Wahrheit überwinden. So wird der Sinn der Ayah ( 11,29)
offenbar, der lautet:
“ Mein Lohn ist allein bei Allah. “
Hält man sich von materiellem und geistigem Lohn durch Menschen zurück*, so findet die folgende Ayah(5,99) ihrer Ausdruck, der lautet:
“ Dem Propheten obliegt nur die Pflicht der Verkündigung. “Von den Menschen gut aufgenommen zu werden, einen guten Eindruck auf sie zu machen und ihre Gunst zu erwerben, obliegt einzig und allein Gott dem Gerechten. Es gehört nicht zur Aufgabe der Verkündigung und ist auch dazu nicht notwendig und es besteht auch dazu keine Verpflichtung. Beachtet man bei seinem Handeln diese Punkte, so gelangt man zur Wahrhaftigkeit. Anderenfalls wird sie zunichte gemacht.
* Man soll den Vonug der Nächstenliebe, mit dem der Quran die Gefährten des Propheten lobt, zu seinem Wegweiser machen. Nämlich; man soll einen anderen sich selber vorziehen, wenn es gilt ein Geschenk oder eine Spende anzunehmen. Einen materiellen Gewinn für seinen Glaubensdienst soll man nur als eine Gabe Gottes ansehen, ohne ihn zu beanspruchen und auch ohne so etwas in seinem Inneren zu verlangen. Damit soll ihm keine Bürde einer Dankesschuld den Menschen gegenüber aufgeladen werden und er soll es auch nicht annehmen als eine Gegenleistung für seinen Glaubensdienst. Denn für einen Glaubensdienst soll man in dieser Welt nicht verlangen, damit die Wahrhaftigkeit nicht zugrunde geht. Zwar haben sie ein Recht darauf, von der Gemeinschaft ihr tägliches Brot zu erhalten. Auch können sie Armensteuer annehmen. Aber das darf man nicht beanspruchen, vielmehr wird sie gegeben. Wenn sie gegeben wird, so sagt man nicht: Sie ist der Lohn für meinen Dienst. Soweit wie möglich soll man genügsam sein und den Wunsch anderer Leute, die dessen noch mehr bedürfen, seinem eigenen Wunsch vorziehen.
So gelangt man die Wahrheit der folgenden Ayah, der besagt:
“ Und wenn sie auch selber bedürftig wären, ziehen sie sie (= die Bedürfnisse der anderen) ihren eigenen Wünschen vor.” (59,9)
um aus dieser fürchterlichen Gefahr errettet zu werden und zur Wahrhaftigkeit zu gelangen.
Zweiter Grund: Die Einigung der Irregehenden entspringt aus ihrer Erniedrigung. Die Auseinandersetzung der Rechtgeleiteten entstammt ihrer Ehre. Die Leute der Welt und des Irrweges in ihrer Gottvergessenheit, sind schwach und verworfen, da sie sich nicht auf Recht und Wahrheit stützen. Infolge ihrer Selbsterniedrigung benötigen sie Kraft. Aus diesem Bedürfnis heraus klammern sie sich an die Hilfe eines anderen und halten innig an der Verbindung mit ihm fest. Auch wenn ihr Weg in die Irre führt, wahren sie ihre Einheit. Fast machen sie Recht aus ihrem Unrecht und Wahrhaftigkeit aus ihrem Irrweg, aus ihrem Unglauben einen glaubenslosen Fanatismus und aus ihrer Uneinigkeit eine Übereinstimmung. Und sie haben Erfolg, denn innere Aufrichtigkeit, selbst im Bösen, bleibt nicht ohne Erfolg. Ja, was immer jemand in Wahrheit und Aufrichtigkeit wünscht, Allah wird es ihm geben*.
*In der tat, ”Wer sucht und sicht bemüht, der wird finden, ”ist ein Leitsatz der Wahrheit. Seine Bandbreite ist universell und kann in ihrer Weite auch unsere Lehre umfassen.
Doch die Leute der Rechtleitung und des Glaubens und die Leute der Kenntnis und der religiösen Ordensgemeinschaft stützen sich auf Recht und Wahrheit. Jeder von ihnen gedenkt auf dem Wege des Rechts nur seines Herrn und beschreitet seinen Weg im vertrauen
auf den Erfolg, den Er verleiht. In ihre Vorstellung haben sie eine Würde, die aus ihre Berufung kommt. Wen sie eine Schwäche fühlen, wenden sie sich an ihren Herrn anstatt an die Menschen. Von Ihm erbitten sie Hilfe. Sie verspüren nicht das Bedürfnis, sich gegenseitig Hilfe zu leisten, weil sie auf Grund der Verschiedenheit ihrer Charaktere einander in ihrer äußeren Haltung entgegengesetzt sind. Eine Notwendigkeit für einen Zusammenschluss können sie nicht sehen. Wenn sie vielleicht auch noch selbstsüchtig und egoistisch sind, halten sie sich selbst für gerecht Stelle von Eintracht und Freundschaft Auseinandersetzung und Konkurrenz. So geht ihre Wahrhaftigkeit verloren und ihre Haltung im Dienst (an Gott) verkehrt sich ins Gegenteil.
So ist die einzige Lösung zur Vermeidung dieser furchtbaren Folgen gefahrvoller Ursachen die Befolgung nachstehender neun Anweisungen:
1. Positiv handeln, d.h. in der Liebe und entsprechend seiner Berufung handeln. Die Feindschaft gegenüber Andersdenkenden sowie die Fehler und Mängel der anderen sollen im eigenen Denken und Wissen keinen Platz finden; man soll sich nicht mit dergleichen beschäftigen.
2. Vielmehr daran denken, dass es viele einigende Bande gibt, die Gegenstand brüderlicher Liebe und Einheit sein können. Dadurch bewahrt man die Eintracht inner halb islamischer Kreise, was immer auch sein mag.
3. Den folgenden Leitsatz eines vernunftgemäßen Verhaltens zum Wegweiser machen; in Hinsicht auf das Nichtantasten der Schule des anderen hat jeder, der einer wahrhaftigen Schule folgt, das Recht, sagen zu können: “Meine Lehre ist richtig, oder schöner.” Andererseits aber kann er nicht sagen: “Richtig ist nur meine eigene Lehre, oder nur meine Auffassung ist schön und vollkommen,” denn dieses würde die Unrichtigkeit oder Unvollkommenheit der Lehre des anderen andeuten.
4. Daran denken, dass die Eintracht der Leute der Wahrheit (des Islam) eine Bedingung des von Gott kommenden Erfolges und Ankergrund der Ehre im religiösen Leben ist.
5. Überdies bilden in heutiger Zeit die Leute des Irrweges und der Unwahrheit durch ihren Gemeinschaftssinn eine mächtige geistige Körperschaft. In einer Zeit, da sie mit der kollektiven Genialität einer solchen Gemeinschaft angreifen, muss man verstehen, dass auch der stärkste individuelle Widerstand gegen sie unterlegen bleibt, und sich darum bemühen, durch die Eintracht auf Seiten der Leute des Glaubens eine geistige Körperschaft zu bilden, wodurch man gegen diese Furcht einflößende geistige Körperschaft des Irrweges die Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit festigt und stärkt.
6. Die Wahrheit vor den Stürmen der Irrlehre zu bewahren...
7. seine Begierde und seinen Egoismus,
8. seine falschen Vorstellungen von Ehre,
9. und seine nebensächlichen Rivalitätsgefühle aufgeben.
So kann man zur Wahrhaftigkeit gelangen und seine
Aufgabe in der rechten Weise erfüllen*.
* Anmerkung: Einer Echten Überlieferung zufolge werden sich in der Endzeit sogar die wahren Gläubigen unter den Christen mit den Leuten des Quran vereinigen und sich der Glaubenslosigkeit, die ihr gemeinsamer Gegner ist, entgegenstellen. Dementsprechend ist es nun in unserer Zeit notwendig, dass die Vertreter der islamischen Religion mit allen wahren Gläubigen, nicht nur mit denen, die uns als Glaubensgenossen und Weggefährten Brüder sind, eine innere Einheit herstellen, ja gegenüber dem Atheismus, der ihr gemeinsamer Gegner ist, selbst eine Einheit mit den wahrhaft Gläubigen unter den christlichen Geistlichen und dabei zunächst einmal alles, was eine Quelle von Streitfragen ist, nicht zu einer Quelle von Debatten und Auseinandersetzungen zu machen.
Dritter Grund: Die Auseinandersetzungen der Leute des Glaubens kommen nicht von ihrem Mangel an Einsatzfreudigkeit und ihrer Niedrigkeit, und die Eintracht der Leute des Irrweges hat nicht eine erhabene Einsatzbereitschaft zur Quelle. Vielmehr entstammen die Auseinandersetzungen der Rechtgeleiteten dem Missbrauch hoher Bestrebungen und die Eintracht unter den Irregehenden einer aus Mangel an Einsatzfreude kommenden Schwäche und Unfähigkeit. Was die Rechtgeleiteten zu diesem Missbrauch hoher Bestrebungen und infolgedessen zu Auseinandersetzungen und Rivalitäten führt, ist das übersteigerte Verlangen nach Gotteslohn und das Ungenügen in dem Wirken, die von einem jenseitigen Gesichtspunkt aus betrachtet als lobenswerte Eigenschaften gelten. D.h. er nimmt einer Person gegenüber, die doch wahrhaftig sein Bruder und ernstlich seiner Liebe, Unterstützung, Brüderlichkeit und Hilfe bedürftig ist, eine rivalisierende Haltung ein, damit er den Gotteslohn selbst verdiene, die Menschen selber auf den richtigen Weg führe, und sie nur sein Wort hören. Dadurch, dass er sagt: “ Warum gehen meine Schüler zu ihm, warum habe ich nicht so viele Schüler wie er?” findet sein Egoismus einen Weg und lässt ihn zum Ehrgeiz neigen, der eine tadelnswerte Eigenschaft ist. So verliert er seine Wahrhaftigkeit und öffnet die Tür zur Heuchelei.
So besteht das Heilmittel gegen diesen Fehler, diese Wunde, diese furchtbare geistige Krankheit darin, dass man das Wohlgefallen Gottes durch Wahrhaftigkeit erwirbt, nicht durch die Vielzahl seiner Anhänger und viel Erfolg. Denn diese Dinge erbittet man nicht, weil sie zum Aufgabenbereich Gottes gehören. Vielmehr werden sie manchmal gegeben. Tatsächlich wird manchmal ein einziges Wort zur Ursache der Errettung und eine Quelle des Wohlgefallens. Die Bedeutung der Quantität sollte nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Denn manchmal wird die Unterweisung eines einzigen Menschen wie die Unterweisung von tausend Menschen zur Quelle des göttlichen Wohlgefallens. Was aber Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe anbetrifft, so muss sie, zum Nutzen der Muslime sein, von wo und von wem sie sie auch bekommen mag. Anderenfalls ist der Gedanke “Sie mögen bei mir Unterricht nehmen und mich Gotteslohn gewinnen lassen,” eine List der Begierde und des Egoismus.
Oh Mensch, der du gierig nach Gotteslohn und unersättlich in den Taten für das Jenseits bist! Es sind zuweilen Propheten aufgetreten, die den grenzenlosen Lohn der heiligen Aufgaben des Prophetentums empfangen haben, obwohl ihnen außer einigen wenigen Leuten niemand folgte. Das heißt, die Kunst liegt nicht in der Vielzahl seiner Gefolgschaft, vielmehr besteht die Kunst im Erwerben von Gottes Wohlgefallen. Wer bist du eigentlich, dass du so gierig sagst: “Alle sollen mich hören,” dabei deine eigene Aufgabe vergisst, aber dich in die Aufgaben Gottes einmischst?!
Dir Anerkennung zu verschaffen und das Volk um dich zu versammeln ist Gottes Werk. Tu deine Pflicht und mische dich nicht in Gottes Sache ein!
Zudem sind es nicht nur die Menschen, durch die der, der die Wahrheit und das Recht hört und es sagt, Gotteslohn verdient, sondern es sind dies auch die bewusstseinstragenden Geschöpfe Gottes des Gerechten, Geistwesen und Engel, die den Kosmos erfüllen und all überall beleben. Da du nun viel Gotteslohn erwerben willst, mache dir die Wahrhaftigkeit zum Grundsatz und denke nur an das Wohlgefallen Gottes. So können die Wahrhaftigkeit und lautere Absicht die Luftteilchen dazu veranlassen, die gesegneten Worte, die deinen Mund verlassen, zu beleben und lebendig zu machen. Sie mögen in die Ohren zahlloser bewusster Wesen dringen und sie erleuchten; mögen sie auch dich Gotteslohn verdienen lassen!
Denn zum Beispiel sagst du: “Elhamdu-Ii'Ilah!” (Lob sei Gott!). Dieses Wort wird mit Millionen großen und kleinen Worten von “Elhamdu-li'Ilah” mit Erlaubnis Gottes in die Luft geschrieben. Da der allweise Schöpfer nichts Sinnloses und Überflüssiges tut, hat Er bestimmt so viele unzählige Ohren erschaffen, die jene unzählige gesegnete Worte hören. Wenn jene Worte in der Luft durch Wahrhaftigkeit und gute Absicht lebendig werden, so treten sie wie je eine wohlschmeckende Frucht in die Ohren der Geistwesen ein. Wenn das Wohlgefallen Gottes und die Wahrhaftigkeit diesen Worten in der Luft kein Leben spenden, so werden sie auch nicht gehört. Gotteslohn bleibt auch nur auf das Wort im Munde beschränkt. Mögen die Ohren der Quranrezitatoren klingen, die wegen Unschönheit ihrer Stimmen und Mangel an Zuhörern unzufrieden sind!
Vierter Grund: So wie die rivalisierenden Auseinandersetzungen unter den Leuten der Rechtleitung nicht vom Nichtbedenken des Endes und ihrer Kurzsichtigkeit kommt, so kommt auch die innige Eintracht der Leute des Irrweges nicht von Bedachtsamkeit des Endes und ihrer Weitsichtigkeit. Vielmehr lassen sich die Leute der Rechtleitung durch die Wirkung von Recht und Wahrheit nicht von den blinden Gefühlen der Begierde verführen und ordnen sich so den weitdenkenden Neigungen des Herzens und des Verstandes unter. Da sie aber dabei die Rechtschaffenheit und die Wahrhaftigkeit nicht bewahrt haben, konnten sie jene hohe Stellung nicht beibehalten. Und so geraten sie miteinander in Streit.
Was aber die Leute des Irrweges anbetrifft, so unterliegen sie dem Einfluss ihrer Lust und Laune und lassen sich von ihren Empfindungen leiten, blind und ohne das Ende zu sehen und ziehen ein Gramm gegenwärtigen Genusses einem Zentner künftigen Genusses vor. Infolgedessen vereinigen sie sich um eines sofortigen Nutzens und eines Augenblicksgenusses willen überaus herzlich miteinander. In der Tat vereinigen und verbinden sich für einen irdischen Augenblicks Genuss und Nutzen minderwertige, herzlose Selbstsüchtige miteinander von Herzen!
Obwohl eine grundlegende Rechtschaffenheit, volle Aufrichtigkeit, und eine zu großen Opfern bereite Eintracht und Gemeinschaft möglich wäre, weil die Rechtgeleiteten durch ein hohes Maß an Herz und Verstand den dereinstigen, künftigen Früchten im Jenseits und der Vollkommenheit zugewandt sind, geht durch Über- und Unterschreitung des Maßes die Eintracht als eine hohe Quelle der Kraft verloren, da sie, die Rechtgeleiteten, sich nicht vom Egoismus befreien konnten. So wird die Wahrhaftigkeit besudelt. Auch die jenseitige Berufung erleidet Schaden. Man erringt auch nicht so leicht das Wohlgefallen Gottes.
Die Salbe und Arznei gegen diese furchtbare Krankheit: Dem Sinn des “ El hub-bu fi'llah” (Um Allahs Willen lieben) entsprechend soll man stolz darauf sein, diejenigen zu begleiten, die auf dem Weg der Wahrheit wandeln und ihnen folgen; und die Ehre des Amtes eines Imam ihnen überlassen; seine Ichsucht aufgeben, verbunden mit der Möglichkeit, dass, wer immer es auch sei, besser ist als man selbst, wenn er nur auf dem Weg des Rechtes geht. So gelangt man zur Wahrhaftigkeit. Wenn man weiß, dass ein Gramm Handlung in Wahrhaftigkeit vor Zentnern weiser Taten ohne Aufrichtigkeit den Vorzug hat und wenn man es dann vorzieht, untergeordnet zu sein statt übergeordnet zu sein, was zwar verantwortungsvoll, aber gefährlich ist, wird man von jener Krankheit errettet, erlangt Wahrhaftigkeit und so kann er seine Aufgabe für das Jenseits recht erfüllen.
Fünfter Grund: Die Uneinigkeit und Auseinandersetzungen der Leute der Rechtleitung kommen nicht von ihrer Schwäche, und so kommt auch die machtvolle Einheit der Leute des Irrweges nicht aus ihrer Stärke. Vielmehr geht die Uneinigkeit unter den Leuten der Rechtleitung von einem aus tiefem Glauben kommenden Stützpunkt und der aus diesem Stützpunkt kommenden Kraft hervor, ebenso wie sich die Einigung der Gottvergessenen und Irregehenden in Anbetracht dessen, dass sie in ihrem Herzen überhaupt keinen Stützpunkt finden, noch gefunden haben, aus ihrer Schwäche und Unfähigkeit ergibt.
Denn da die Schwachen einer Einigung bedürftig sind, so ist ihre Einigkeit gewaltig. Da die Starken dieses Bedürfnis nicht so ganz empfinden, ist ihre Einigkeit schwach. Die Löwen und Füchse leben einzeln, weil sie einer Vereinigung nicht bedürfen. Die Wildziegen bilden zum Schutz gegen Wölfe eine Herde. Das heißt, die Einheit der Schwachen und die innere Struktur einer solchen Vereinigung ist stark, dagegen ist die Einheit* der Starken und ihre innere Struktur schwach,
* Anmerkung: Unter den abendländischen Vereinigungen ist eine der erfolgreichsten und überzeugendsten und in gewisser Hinsicht mächtigsten die Vereinigung der Frauen, welche ein anmutiges Geschlecht und schwach sind, das Komitee für "Das Recht und die Freiheit der Frauen in Amerika”... Und ebenso das Komitee der Armenier, die unter den Völkern nur eine kleine und schwache Minderheit bilden, bestätigen beide unsere Behauptung, indem sie eine starke, opferbereite Haltung zeigen.
Es ist ein schöner Hinweis auf dieses Geheimnis und eine feinsinnige Anmerkung des Quran, wenn er sagt:
“ Und die Frauen in Medina sagten,” (12,30)
indem er für die Gemeinschaft der Frauen das männliche Zeitwort “kale” gebraucht, obwohl diese doppelt weiblich wäre, und wenn er sagt:
“ Und die Beduinen .sagten” (49,14)
und damit für die Gemeinschaft der Männer das weibliche Zeitwort “kalet” anwendet, so macht er fein auf das Folgende aufmerksam:
Die Gemeinschaft der schwachen, sanftmütigen und milden Frauen erstarkt. Sie erlangt Härte und Heftigkeit und erwirbt eine Art Männlichkeit. Da sie so das männliche Zeitwort erfordert, ist es mit dem Ausdruck
“ Und die Frauen .sagten, “
sehr schön getroffen. Aber bei Männern, insbesondere wenn sie Beduinen sind, ist es anders, weil sie auf ihre eigene Kraft vertrauen. Darum ist ihre Gemeinschaft schwach, und da sie sowohl eine Haltung der Vorsichtigkeit als auch der Weichheit angenommen haben, zeigen sie eine Art Eigentümlichkeit des weiblichen Charakters. Da so das weibliche Zeitwort erforderlich ist, ist der Ausdruck
“ Und die Beduinen sagten” ;49.14)
genau am richtigen Platze.
In der Tat ist der Glaube an Allah ein äußerst starker Stützpunkt für die Leute der Wahrheit und es erwächst ihnen daraus Vertrauen und Verlass auf Allah. Dadurch brauchen sie anderen ihre Bedürfnisse nicht zu unterbreiten und verlangen sie nicht nach deren Unterstützung und Hilfeleistung. Auch wenn sie danach verlangen, halten sie sich nicht mit der gleichen Einsatzbereitschaft daran fest.
Die Leute der Welt lassen in ihren weltlichen Angelegenheiten ihren wahrhaftigen Stützpunkt außer Acht und verfallen so in Schwäche und Unfähigkeit. Sie empfinden dadurch auf heftige Weise das Bedürfnis nach Helfern. Sie einigen sich mit einer wahren Hingabe, ja vielleicht sogar Opferbereitschaft. Da die Leute der Wahrheit die aus der Eintracht erwachsende Kraft der Wahrheit nicht bedenken und nicht suchen, fallen sie der Zwietracht anheim; ein rechtswidriges und schadenträchtiges Ergebnis.
Was die ungerechten Irregehenden anbetrifft, so haben sie Einigkeit errungen, die ein außerordentlich wichtiges und zweckentsprechendes Fahrzeug ist, weil sie dank ihrer Schwäche die in der Einigkeit liegende Stärke empfinden. So ist die Salbe und Arznei gegen diese unrechte Uneinigkeit der Leute der Wahrheit, das nachdrückliche Verbot in der Ayah
“Streitet euch nicht miteinander, damit ihr nicht den Mut verliert und der Sieg euch nicht entschwinde, “ (8, 46)
und das in Bezug auf das gesellschaftliche Leben außerordentlich weise Gebot Gottes in der Ayah
“ Und helft euch einander im Guten und in Gottesfurcht,”
zum Leitsatz des Handelns zu machen und zu bedenken, in welchem Grade die Uneinigkeit der Sache des Islam schadet und in welchem Grade sie den Sieg der Leute des Irrwegs über die Leute der Wahrheit erleichtert. So sollte man sich als vollständig schwach und hilflos der Schar der Leute der Wahrheit anschließen, von Herzen bereit zu Einsatz und Opfer, und alles rein Persönliche dabei zur Seite schieben. So rettet man sich vor Täuschung und Verstellung und gelangt zur Wahrhaftigkeit.
Sechster Grund: Die Auseinandersetzungen unter den Leuten der Wahrheit erwachsen nicht aus Niedertracht, Mangel an Begeisterung und fehlender Unterstützung, ebenso wenig wie die innere Einheit gottvergessener Weltleute und der Leute des Irrweges in den das irdische Leben betreffenden Angelegenheiten aus Edelmut, Begeisterung und Wohlwollen hervorsprießt. Vielmehr verteilen sich Edelmut, Begeisterung und Wohlwollen der Leute der Wahrheit oftmals im Gedanken an so viele und wichtige Dinge, wie sie für das Leben im Jenseits von Nutzen sind. Da sie ihre Zeit, welche ein wahrhaftiges Kapital ist, nicht für eine bestimmte Angelegenheit aufwenden, festigt sich ihre Einheit mit ihren Bundesgenossen nicht, denn der Angelegenheiten sind viele und dabei ist das Gebiet noch dazu umfangreich. Was aber die gottvergessenen Weltleute anbetrifft, so kümmern sie sich, weil sie nur an das irdische Leben denken, auf intensive Weise mit ganzem Herzen, mit Geist und Gemüt, um alle das irdische Leben betreffenden Angelegenheiten. Sie halten hartnäckig fest an dem, was ihnen in diesen Angelegenheiten hilft, und so wie ein verrückt gewordener Diamantenhändler, der für ein Stück Glas im Werte von fünf Para einen Preis von fünf Pfund gibt, widmen sie ihre fünfhundert Pfund werte Zeit den Angelegenheiten, die vom Standpunkt der Wahrheit keine fünf Para wert sind und für welche die Leute der Wahrheit keine zehn Para geben. Sicherlich, so einen Preis zu zahlen und sich mit solchem Ungestüm festzuklammern, bringt Erfolg, und zwar auch dem, der auf dem falschen Weg ist, weil er in seinem Herzen aufrichtig ist. Infolgedessen gewinnen sie den Leuten der Wahrheit gegenüber die Oberhand. Als Ergebnis dieses Sieges geraten die Leute der Wahrheit in Schande und werden verurteilt, verfallen der Verstellung und der Heuchelei und haben so ihre Wahrhaftigkeit verloren. Sie werden gezwungen, einem Teil der niederträchtigen, missgünstigen und ehrlosen Weltleute zu schmeicheln.
Oh ihr Leute des Rechts! Oh ihr wahrheitsliebende Leute der Scheriah, und ihr Leute der Wahrheit und ihr Leute der religiösen Ordensgemeinschaften! Gegenüber dieser furchtbaren Krankheit der Auseinandersetzungen schließt eure Augen vor euren gegenseitigen Fehlern, indem ihr untereinander eure Mängel nicht beachtet! Verhaltet euch entsprechend dem Anstand des Quran!
“ Kommen sie dort vorbei, wo leeres Geschwätz ist, gehen sie in vornehmer Gesinnung vorüber. “ (25, 72)
Betrachtet als erste und wichtigste Aufgabe für das Jenseits, während des Angriffes des äußeren Feindes die inneren Streitigkeiten aufzugeben, und die Leute der Wahrheit vor Sturz und Schande zu erretten! Schafft Brüderlichkeit, Liebe und Zusammenarbeit, wie der Quran in seinen hunderten von Versen und unser Prophet mit seinen vielen Hadith entsprechend befehlen!
Schließt euch so mit all euren Gefühlen in noch stärkerem Maße als die Weltlichen mit euren Mitbrüdern und Glaubensgenossen in Eintracht zusammen... d.h. verliert euch nicht in Auseinandersetzungen! Schwächt nicht eure Eintracht, indem ihr sagt: Ehe ich meine kostbare Zeit für solche Kleinigkeiten aufwende, werde ich sie für wertvolle Dinge wie Nachsinnen und Gottesgedenken aufwenden. Denn in diesem geistigen Kampf kann das, was ihr für eine Kleinigkeit haltet, von Bedeutung sein. So wie die Wache eines Soldaten unter besonders schwer wiegenden Umständen manchmal die Bedeutung von einem Jahr Gottesdienst erhält, so kann einer deiner wertvollen Tage, der zur Zeit der Niederlage der Leute der Wahrheit in Angelegenheiten des geistigen Kampfes für eine Kleinigkeit aufgewandt wird, wie die Stunde jenes Soldaten tausendgradigen Wert annehmen. Einer deiner Tage kann so zu tausend Tagen werden. In Anbetracht dessen, dass es im Hinblick auf Allah geschieht, sieht man nicht darauf, ob diese Sache klein oder groß, wertvoll oder wertlos ist. Auf dem Weg der Wahrhaftigkeit und des Wohlgefallens Gottes wird ein Stäubchen zu einem Stern. Man sieht nicht auf die Beschaffenheit des Mittels, sondern auf sein Ergebnis. In Anbetracht dessen, dass sein Ergebnis das Wohlgefallen Gottes ist und sein Ferment die Wahrhaftigkeit, ist es nicht klein, sondern groß.
Siebenter Grund: So wie die Auseinandersetzungen und Rivalitäten unter den Leuten der Wahrheit nicht aus Eifersucht und irdischer Begierde entstehen, so rührt auch die Einigung der Weltleute und der Gottvergessenen nicht von Edelmut und hoher Vortrefflichkeit. Vielmehr verloren sich die Leute der Wahrheit, weil sie sich diese hohe Vortrefflichkeit, dieses hohe Streben, wie es aus der Wahrheit erwächst, und das auf dem Weg des Rechtes lobenswerte Wetteifern nicht recht bewahren konnten und durch die Beteiligung und Mitwirkung von Unberufenen in gewissem Grade Missbrauch getrieben wurde, in Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. So haben sie sowohl sich selbst als auch der islamischen Gemeinschaft beträchtlichen Schaden zugefügt. Was aber die Gottvergessenen und Irregehenden anbetrifft, so vereinigen sie sich wegen ihrer Schande, Niedertracht und Ehrlosigkeit bedingungslos mit ihren ergebenen Genossen, selbst wenn sie schändlich, verräterisch und boshaft sind, um sich ihren Vorteil, von dem sie wie berauscht sind, nicht entgehen zu lassen, und um ihre Anführer und die ihrer Genossen, die um dieses Nutzens willen bei ihnen in Ansehen stehen, nicht zu verärgern. Sie machen auch mit ihren Teilhabern, die sich um eines Vorteilswillen gleichgültig in welcher Form zusammenscharen, von Herzen gemeinsame Sache. Und weil sie es von Herzen tun, ist das Ergebnis auch ihr Profit. Oh ihr vom Übel betroffenen und in Auseinandersetzungen verstrickten Gerechten und Wahrhaftigen! Weil ihr in dieser Unglückszeit die Wahrhaftigkeit besudelt und das Wohlgefallen Gottes nicht zum alleinigen Ziel eurer Bestrebungen gemacht habt, so habt ihr diese Schande und Niederlage der Leute der Wahrheit selbst verursacht. In den Angelegenheiten der Religion und des Jenseits sollte es keine Konkurrenz, keinen Neid und keine Eifersucht geben, und vom Standpunkt der Wahrheit betrachtet darf es sie auch nicht geben. Denn die Ursache von Eifersucht und Neid besteht darin, dass sich nach einer Sache viele Hände ausstrecken, sich auf ein Amt viele Augen heften und viele Mägen ein einziges Brot wollen. Damit verfallen sie durch Konkurrenzkämpfe und Rivalitätsstreitigkeiten dem Neid und schließlich der Eifersucht. Da sich in der Welt viele um eine einzige Sache bemühen, und da die Welt, weil sie eng und vergänglich ist, die unzähligen Wünsche der Menschen nicht befriedigen kann, werden sie einander zu Rivalen. Doch mit dem Hinweis darauf, dass im Jenseits einem
Manne ein Paradiesesgarten von fünfhundert Lichtjahren*
* Anmerkung: Eine belangreiche Frage von maßgeblicher Seite. Die Überlieferung erzählt, dass im Paradies einem Manne ein Garten gegeben wird, den zu durchmessen er fünfhundert Jahre benötigt. Wie findet diese Wahrheit Raum im Fassungsvermögen des irdischen Verstandes?
Antwort: So wie jeder in seiner eigenen Welt lebt, die so groß wie diese vorübergehende Welt und sein Leben die tragende Säule dieser seiner Welt ist, so zieht er mit seinen äußeren und inneren Empfindungen Nutzen aus jener seiner Welt. Er sagt: “Die Sonne ist meine Leuchte und die Sterne sind meine Kerzen!” So wie das Vorhandensein anderer Geschöpfe und Lebewesen dem Besitzrecht dieses Mannes nicht hinderlich sind, so beleben sie im Gegenteil seine persönliche Welt und schmücken sie aus. Gleichfalls, aber in einem um tausende höheren Grade gibt es für jeden Gläubigen innerhalb des allgemeinen Paradieses außerdem noch einen besonderen Garten mit tausenden von Schlössern, von lieblichen Wesen belebt, ein Paradies für alle von fünfhundert Jahresreisen Größe. In einem Grade, der dem Verhältnis entspricht, in dem sich seine Gefühle und Empfindungen entwickeln, erwirbt er einen Gewinn, wie er des Paradieses und der Ewigkeit würdig ist. Die Anteilnahme anderer tut seinem Besitzrecht und seinem Nutzen keinen Abbruch, sondern verleiht ihm im Gegenteil noch Kraft. Sie sind ihm ein Schmuck für sein eigenes, weites Paradies.
Jeder kann in dieser Welt einen Garten, einen Park, ein Erholungsgebiet, das er in einer Stunde, einem Tag, einem Monat zu durchwandern vermag, ein Land, durch das er ein Jahr lang reist, mit Mund und Nase, mit Auge und Ohr und mit allen seinen Sinnen genießen. Genauso wie man mit seinen Geruchs- und Geschmacksinnen in diesem vergänglichen Land in einem Garten sich eine Stunde lang erfreuen kann, kann man in jenem Lande, das ein immerwährender Garten ist, ein Jahr lang den gleichen Genuss erfahren. Während aber hier Gehör und Gesichtssinn eine Parklandschaft nur ein Jahr lang genießen können, werden sie dort Parklandschaften in einer Ausdehnung von fünfhundert Jahresreisen genießen dürfen, wie sie jenem prächtigen, mit so überwältigender Schönheit gesegneten Lande würdig sind. Jeder Gläubige findet seinen Geschmack, seinen Genuss seinen Gewinn entsprechend dem Grad und der Verdienste, die er in dieser Welt erworben hat. Und seine Wahrnehmungsfähigkeit wächst und entfaltet sich nach dem Umfang seiner guten Werke.
Größe verliehen, siebzigtausend Schlösser und schöne Wesen geschenkt werden, und jeder von den Leuten des Paradieses mit seinem Anteil vollkommen einverstanden und zufrieden ist, wird angezeigt, dass es im Jenseits nichts gibt, was Gegenstand von Konkurrenzneid wäre, und dass es dort Konkurrenz nicht geben kann. Wenn das aber so ist, dann kann es auch in den das Jenseits betreffenden frommen Taten keine Konkurrenz geben. Da ist kein Platz für Eifersucht. Wer eifersüchtig ist, der ist entweder ein Heuchler, so dass er mit frommen Werken nach irdischen Zielen strebt, oder aber er ist ein Dummkopf, der nicht weiß, worauf fromme Werke gerichtet sind und nicht begreift, dass Geist und Grundlage der frommen Werke die Wahrhaftigkeit ist. Durch seine Rivalität bringt er den Freunden Gottes eine Art Feindschaft entgegen und zweifelt (beschuldigt und kritisiert)die Weite und Größe der Barmherzigkeit Gottes. Dazu ein Vorfall, der diese Wahrheit bestätigt: Einer unserer alten Gefährten hegte eine Feindschaft gegen einen Mann. In der Gegenwart dieses Mannes wurde sein Feind wegen seiner Werke der Frömmigkeit erwähnt, ja sogar als ein Heiliger charakterisiert. Der Mann wurde zunächst nicht eifersüchtig oder verlegen. Dann aber sagte jemand: “Jener, dein Feind, ist tapferund stark.” Da sahen wir, wie in dem Manne eine heftige Eifersucht und der Konkurrenzneid erwachte. Wir sagten zu ihm: “Heiligkeit und Frömmigkeit ist eine Stärke und Größe dem Brillianten des unendlichen ewigen Lebens gleich. In dieser Hinsicht warst du ihm gegenüber nicht eifersüchtig. Obwohl sich irdisch Kraft auch beim Ochsen und Tapferkeit auch bei einem Raubtier finden, sind sie im Vergleich zu Heiligkeit und Frömmigkeit wie ein gewöhnliches Stückchen Glases im Verhältnis zu einem Diamanten.” Der Man sagte: “Auf Rang und Namen haben wir beide in dieser Welt in gleicher Weise unsere Augen gerichtet. Die Stufenleiter, die wir dazu ersteigen müssen, heißt Mut und Tapferkeit. Darum bin ich eifersüchtig geworden. Die Rangstufen im Jenseits sind unbegrenzt. Während er hier mein Gegner ist, kann er dort mein herzlich geliebter Bruder sein.”
Oh ihr Leute der Wahrheit und des geistigen Weges! Der Dienst an der Wahrheit ist wie der Besitz und die Bewahrung eines großen und bedeutenden Schatzes. Diejenigen, die diesen Schatz auf ihren Schulten tragen, freuen sich nur um so mehr und sind es zufrieden, wie viele kräftige Hände auch zu Hilfe eilen, gar nicht zu reden vom Eifersüchtig-Werden. Woher kommt es, dass diese wahrhaftigen Brüder und opferbereiten Helfer als Rivalen betrachtet werden, wo es doch nötig wäre, ihnen mit einer außerordentlich herzlichen Liebe für ihre Kräfte, die jene Dazugekommenen zusätzlich mehr als sie selbst besitzen, und für ihre zusätzliche Tatkraft und Hilfe rühmend Beifall zu spenden. Und durch dieses Verhalten befleckt ihr die Wahrhaftigkeit. Infolge eurer Aufgabe seid ihr verdächtig und so in den Augen der Irregehenden dergleichen furchtbaren Beschuldigungen ausgesetzt, wie der, euch mit eurem Glauben euren Lebensunterhalt zu verdienen, euch mit eurer Wahrheitslehre (Islam) euer täglich Brot zu sichern und in Habsucht und Geiz miteinander zu wetteifern, was um hundert Grad unter euer Würde und Berufung liegt.
Das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist, stets die Schuld bei sich zu suchen, aber nicht sich selbst, sondern stets dem Weggefährten positiv zur Seite zu stehen. Es gibt einen Leitsatz der Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit unter den Gelehrten der Sittenlehre und Wissenschaft der Disputation: “ Wenn es sich bei der Disputation einer Streitfrage herausstellt, dass man selbst das rechte Wort gefunden hat und sich dann darüber freut, dass man selbst recht gehabt hat und dann darüber glücklich ist, dass sein Gegner im Unrecht war und das falsche gesagt hat, so ist das unbillig und herzlos.” Man schadet zudem sich selbst. Denn wenn er recht hat, dann lernt er in der Disputation nichts, was er nicht schon wüsste, erleidet vielmehr durch Stolz möglicherweise einen Schaden. Ist das Recht aber aus Seiten des Gegners, so ist das harmlos. Er lernt etwas, was er nicht wusste, und hat Nutzen davon. Er rettet seine Seele vor Selbstgefälligkeit, d.h. ein gerechter Wahrheitsliebender bricht um der Liebe zur Wahrheit willen den Eigenwille seiner Seele. Findet er, dass sein Gegner recht hat, so nimmt er es wiederum mit Wohlgefallen auf, tritt ihm zur Seite und ist zufrieden.
Wenn so die Leute des Glaubens und der Wahrheit, die Mitglieder der Ordensgemeinschaften und die Vertreter der Wissenschaften sich diesen Leitsatz zum Führer nähmen, so gelangten sie zur Wahrhaftigkeit, und sie würden erfolgreich in ihren Aufgaben für das Jenseits. Sie werden durch die Barmherzigkeit Gottes errettet vor diesem tragischen Sturz und dem gegenwärtigen Unheil.
Einundzwanzigster Blitz
Eine Abhandlung über die Wahrhaftigkeit
Diese Abhandlung war ursprünglich die vierte von sieben Problemstellungen der siebzehnten Anmerkung des siebzehnten Blitzes. Sie ist wegen ihres Zusammenhanges mit der Wahrhaftigkeit zweiter Punkt des Zwanzigsten Blitzes geworden. Aufgrund ihres Glanzes ist sie als Einundzwanzigster Blitz in den Band “Blitze” eingereiht. Diese Abhandlung sollen die Mitschüler mindestens alle fünfzehn Tage ein Mal lesen.
“Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; und streitet nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euer Sieg euch nicht verloren gehe.”(8,46)“Und steht vor Allah in Ehrfurcht.”(2,238)“Wohlergeht es dem, der seine Seele reinigt und zu Schanden wird der, der sie verdirbt. “ (91, 9-10) “ Und verkaufet nicht meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) für ein Geringes.” (2,41)
Oh meine Brüder im Glauben und meine Gefährten im Dienst am Quran! Ihr wisst ja und sollt es wissen, dass in dieser Welt, besonders in den Diensten für das Jenseits der wichtigste Grundsatz, die größte Macht, der am besten aufgenommene Fürsprecher, der dauerhafteste Stützpfeiler, der kürzeste Weg zur Wahrheit, das wirksamste Gebet der Seele, das wunderbarste Fahrzeug zum Ziel, die erhabenste Eigenschaft, der reinste Gottesdienst die Wahrhaftigkeit ist. Aber obwohl nun die Wahrhaftigkeit gleich der oben erwähnten Eigenschaften so viele Kräfte in sich umfasst, und obwohl wir in dieser fürchterlichen Zeit diesen schrecklichen Feinden, der Unterdrückung und dem stürmischen Sittenverfall gegenüber inmitten aller Irrtümer so wenige sind, so schwach und arm, hilflos und kraftlos, hat dennoch die Güte Gottes eine so große und schwere, eine so allumfassende und heilige Aufgabe auf unsere Schultern gelegt. Mit Sicherheit müssen wir mehr als jeder andere, mit unserer ganzen Kraft nach der Wahrhaftigkeit streben, ja dazu sind wir geradezu verpflichtet. Wir haben es in ganz besonderem Maße nötig, dieses Geheimnis der Wahrhaftigkeit fest in uns zu verankern. Sonst geht nicht nur das, was wir bisher durch diesen heiligen Dienst gewonnen haben, zum Teil wieder verloren, setzt sich nicht fort, wir werden auch noch dafür unnachsichtig zur Verantwortung gezogen. Wenn wir stattdessen unsere Wahrhaftigkeit um einiger niederer, gemeiner Gefühle und eines persönlichen Nutzens willen verlustig gehen, weshalb uns das ausdrückliche Verbot Gottes mit einer Drohung trifft, wie es die folgende Ayah ausdrückt,
“ Und verkaufet nicht meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) für ein Geringes,” (2,41)
was uns zugleich auch zum Schaden unserer ewigen Glückseligkeit gereicht und was zudem auch noch sinnlos, nutzlos, schädlich, besorgniserregend, abscheulich und scheinheilig ist, so bedeutet das darüber hinaus einen Anschlag auf das Recht aller Brüder, die in diesem Dienst mit uns zusammen stehen und überdies einen Angriff auf die Dienste am Quran und eine Respektlosigkeit vor der Heiligkeit der Glaubenswahrheiten.
Oh meine Brüder! Vor einer bedeutenden, großen und guten Tat stehen sehr viele Hindernisse und Schwierigkeiten. Die Teufel befassen sich sehr mit denen, die jenen Dienst verrichten. Wegen dieser Hindernisse und dieser Teufel ist es notwendig, sich auf die Kraft der Wahrhaftigkeit zu stützen. Ihr sollt euch von den Ursachen fernhalten, welche die Wahrhaftigkeit zerstören, so wie ihr euch von Schlangen und Skorpionen fernhaltet. So wie unser Ehrwürdiger Prophet Joseph (Friede sei mit ihm) gesagt hat:.
“Wahrlich, die Seele verlangt gierig nach dem Bösen.” (12,53)
Man darf seiner Seele in ihrer Gier nicht vertrauen. Eure Ichsucht und die Gier eurer Seele sollen euch nicht verführen. Um diese Wahrhaftigkeit zu erwerben und zu erhalten und die Hindernisse zu überwinden, sollen die kommenden Grundsätze euer Wegweiser sein.
Erster Grundsatz: Auf euren Werken muss das Wohlwollen Gottes ruhen. Auch wenn die ganze Welt grollt, ist das nicht wichtig; Hauptsache Er ist mit euerem Tun einverstanden. Auch wenn das ganze Volk es ablehnt, hat das keine Wirkung, wenn nur Er (Allah) es angenommen hat. Wenn Er (Allah) damit einverstanden ist und es angenommen hat, wenn Er es dann will und Seine Weisheit es erlaubt, bringt Er auch die Leute dazu, es anzunehmen und damit einverstanden zu sein. Ihr sollt euch nicht davon abhängig machen. Deswegen soll man sich in diesem Dienst allein das Einverständnis Gottes des Gerechten als Ziel unmittelbar vor Augen stellen.
Zweiter Grundsatz: Ihr sollt euch nicht über die Brüder, die in diesem Glaubensdienst stehen, abfällig äußern. Und ihr sollt auch nicht Gefühle von Missgunst und Neid unter den Brüdern wachrufen, indem ihr ihnen eure Überlegenheit demonstriert. Denn, wie eine Hand des Menschen mit seiner anderen Hand keine Rivalität praktiziert, und wie ein Auge das andere Auge nicht kritisiert, wie die Zunge das Ohr nicht anklagt und das Herz die Ungehörigkeiten der Seele übersieht, ja vielmehr deren Unvollkommenheiten ergänzt, ihre Fehler zudeckt, ihr in ihren Bedürfnissen zu Hilfe eilt und sie in ihren Aufgaben unterstützt. So erlischt im gegenteiligen Falle das Leben in jenem Menschenkörper, seine Seele entflieht und sein Körper zerfällt.
Und so wie des Weiteren die Zahnräder einer Maschine nicht gegeneinander konkurrieren und miteinander kämpfen und einander zu überflügeln trachten, sich ihre Fehler nachsehen, einander nicht kritisieren und sich in ihrem Arbeitseifer nicht gegenseitig aufhalten, vielmehr sich bereitwillig um des gemeinsamen Zieles willen gegenseitig in ihren Bewegungen Hilfe leisten und dem Zweck ihrer Herstellung entsprechend in echter Verbundenheit und Übereinstimmung miteinander drehen. Sobald ein Staubkörnchen zwischen sie gerät, sie angreift, behindert, beschädigt, die Fabrikation gestört wird, ohne ein Ergebnis läuft, unproduktiv bleibt, so wird dann also der Fabrikbesitzer diese Fabrik ganz und gar abbauen, demontieren.
Seht, ihr Schüler der Risale-i Nur und Diener des Quran! Ihr und wir bilden die Organe einer geistigen Verkörperung, die der Bezeichnung eines vollkommenen Menschen würdig ist. Wir stellen die Zahnräder einer Fabrik dar, welche im Ewigen Leben die ewige Glückseligkeit als Ergebnis zeitigt. Und wir sind Schauerleute, die auf einem Schiff des Herrn arbeiten, welches die Gemeinschaft Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, zum Ort des Friedens an der Küste der Geborgenheit trägt. Mit Sicherheit bedürfen wir eines Gemeinschaftsgeistes und wahrhaften Sinnes für die Einheit, ja müssen ihn im Geheimnis der Wahrhaftigkeit zu gewinnen trachten, welcher vier Einzelpersonen die Geisteskräfte von 1111Personen verleiht.
Wenn drei Einser sich nicht vereinigen, ist ihr Wert in der Tat nur Drei, vereinigen sie sich aber nach dem Geheimnis der Zahlen, so nehmen sie den Wert von 111 an. Schreibt man vier mal vier getrennt, ergibt sich der Wert von sechzehn. Wenn sie aber mit dem Geheimnis der Bruderschaft und mit der Einheit im Ziel und mit der Übereinstimmung in den Aufgaben in Einklang kommen und in einer Reihe Schulter an Schulter gehen, dann werden sie zu einer Macht mit dem Wert von 4444. Genauso legen auch sehr viele geschichtliche Begebenheiten Zeugnis dafür ab, dass wirklich im Geheimnis der Wahrhaftigkeit Macht und geistige Kraft von sechzehn opferbereiten Brüdern die Viertausend übersteigt. Der Sinn dieses Geheimnisses ist folgend:
In einer wahrhaftigen und aufrichtigen Gemeinschaft kann jede Einzelne mit den Augen der anderen Brüder sehen und auch mit ihren Ohren hören. Bilden zehn Männer eine wirkliche Einheit, so hat jeder einzelne in gewissem Maße eine geistige Kraft und Macht, als ob er mit zwanzig Augen sähe, mit zehn Gehirnen dächte, mit zwanzig Ohren hörte, mit zwanzig Händen arbeitete*.
* Anmerkung: So wie innige Verbundenheit in der Gemeinschaft im Geheimnis der Wahrhaftigkeit die Quelle zahlloser Vorteile ist, so bildet sie auch einen bedeutenden Schutzwall und Rückhalt gegen Ängste, ja sogar gegen den Tod. Denn wenn der Tod kommt, nimmt er nur eine einzige Seele mit. Weil jeder durch das Geheimnis wahrer Bruderschaft auf dem Wege des Wohlwollens Gottes und in den Arbeiten, die auf das Jenseits gerichtet sind, so viele Seelen hat wie die Zahl seiner Brüder, so sagt er, wenn einer von ihnen stirbt: ” Meine übrigen Seelen sollen gesund bleiben, weil diese Seelen mir ihre Belohnungen jeder Zeit weiterhin als meinen Gewinn zukommen lassen und so ihr geistiges Leben weiterführen, sterbe ich nicht. ”So kann er “mit einem Lächeln” dem Tod gegenübertreten. “Ich lebe durch jene Seelen hinsichtlich der Belohnungen und sterbe nur hinsichtlich meiner Sünden.” Sagt er und kann sich in Ruhe (zum Schlafe) niederlegen.
Dritter Grundsatz: Ihr sollt wissen, dass eure ganze Kraft aus der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit er wächst. In der Tat liegt Kraft in der Gerechtigkeit und in der Wahrhaftigkeit. Auch die Ungerechten gewinnen Kraft aus ihrer Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, die sie in ihrem Unrecht zeigen. Beweis dafür, dass die Kraft in der Gerechtigkeit und in der Wahrhaftigkeit liegt, ist unser Dienst hier. Ein ganz klein wenig Wahrhaftigkeit in diesem unseren Dienst beweist diese Behauptung und ist in sich selbst ein Beweis. Denn im Vergleich zu dem Dienst an Wissenschaft und Glauben, den wir seit mehr als zwanzig Jahren in meiner Heimat und Istanbul verrichtet haben, wurde hier mit euch in sieben, acht Jahren hundertfach mehr geleistet. Während ich in meiner Heimat und Istanbul hundert- ja sogar tausendfach mehr Helfer hatte als Brüder, die hier mit mir arbeiten, bin ich einsam und ohne Angehörige, ein Fremdling und ein halber Analphabet. Ich habe absolut keinen Zweifel mehr daran, dass der Dienst, den ich seit sieben, acht Jahren trotz der unmenschlichen Überwachung und der Unterdrückung durch die Beamten mit euch getan habe und die geistige Kraft, die hundertfach mehr Erfolg als die früheren Dienste zeitigt, aus eurer Wahrhaftigkeit erwachsen sind.
Zudem muss ich euch gestehen, dass ihr mich mit eurer aufrichtigen Wahrhaftigkeit gewisser Maßen vor der Scheinheiligkeit bewahrt habt, die unter dem Deckmantel von Ruhm und Ruf meiner Seele schmeichelte. Und so werdet ihr dann, nachdem ihr - mit Gottes Hilfe - die vollkommene Wahrhaftigkeit errungen habt, auch mich in alle Wahrhaftigkeit einführen. Ihr wisst ja, dass Hasret Ali (Allahs Wohlwollen sei mit ihm) mit diesem seinem an die Zeiten der alten Propheten gemahnenden Wunder und Hasret Ghaus Asam (Allah heilige seine Geheimnisse) mit jener seiner zukunftsweisenden Wundergabe euch auf Grund des Geheimnisses der Wahrhaftigkeit ihre Gunst und Anerkennung bezeigen. Sie unterstützen und trösten euch und spenden euch für euren Dienst geistigerweise Beifall.
In der Tat sollt ihr überhaupt keinen Zweifel daran haben, dass euch diese ihre Anerkennung aus eurer Wahrhaftigkeit erwächst. Wenn ihr wissentlich nicht an der Wahrhaftigkeit festhaltet, werden euch ihre Schläge ereilen. (Doch es sind Schläge von liebender Hand, die euch den Zehnten Blitz wieder in Erinnerung rufen sollen.) Wenn ihr euch derartige hervorragende Leute zu eurer Unterstützung als Lehrer über euch wünscht, dann bemüht euch um vollkommene Wahrhaftigkeit nach dem Geheimnis
“ Sie geben euren Brüdern den Vorzug vor sich selbst. “ (59, 9)
Der Seele eurer Brüder sollt ihr vor eurer eigenen Seele hinsichtlich der Würde, dem Rang, dem Wohlwollen der Leute, ja sogar der materiellen Vorteile und solcher Dinge den Vorzug geben, die eurer Seele angenehm erscheinen. Ja, einem Gläubigen eine tief greifende Glaubenswahrheit, deren er bedarf, in ihrer ganzen Schönheit darzulegen, ist sogar mit aller kindlichen Unschuld von großem Nutzen ohne jeden Schaden. Soweit möglich solltet ihr euch freuen, wenn ihr einen Kollegen, der eigentlich gar nicht möchte, doch noch dafür gewinnen könnt, damit eure Seele nicht der Selbstzufriedenheit anheim falle. Wenn ihr den Wunsch habt: “ Ich will etwas Verdienstvolles tun. Ich möchte über dieses schöne Thema sprechen. “ Dann ist das so weit noch keine Sünde und kein Fehler. Doch kann dies dem Geheimnis der Wahrhaftigkeit unter euch zum Schaden gereichen.
Vierter Grundsatz: Die Vorzüge eurer Brüder sollt ihr eurer eigenen Persönlichkeit zugehörig und ihre Tugenden als in euch selbst befindlich vorstellen und in ihrer Würde (berechtigterweise) stolz und dankbar sein. Die Mystiker verwenden unter sich die Fachbezeichnungen: “in der Seele seines Lehrers aufgehen” und “in der Persönlichkeit des Gesandten Gottes Md. Aufgehen”.
Ich bin kein Sufi. Aber ihr Grundsatz ist auch auf unserem Weg ein schöner Grundsatz und heißt: “in der Persönlichkeit der Gemeinschaft der Brüder aufgehen”. Unter den Mitbrüdern nennt man es “tefani”. Das heißt: Sich aufgeben und ineinander auflösen. Mit anderen Worten: “Seine eigenen egoistischen Gefühle soll man vergessen und in den Vorzügen und Empfindungen seiner Mitbrüder gedanklich mitleben.” Grundlage unseres Weges ist ja die Bruderschaft. Sie ist nicht das Band zwischen Vater und Sohn, auch nicht zwischen Scheich und Murid, sondern das Band wahrhaftiger Bruderschaft. Da kann es dann höchstens noch einen Lehrer (im Sinne eines älteren Bruders - A.d.Ü) dazwischen geben. Damit unser Weg “Freundschaft” sei, ist es unsere Lebensart “Freund zu sein”. Was aber eine Freundschaft erfordert, ist, ein besonders nahe stehender Freund, ein zu jedem Einsatz bereiter Kamerad, ein über alles schätzenswerter Gefährte und ein vertrauenswürdiger und zuverlässiger Bruder zu sein.
Der Grundstein dieser Freundschaft ist aber aufrechte Wahrhaftigkeit. Der Mann, welcher diese aufrechte Wahrhaftigkeit zerbricht, verliert in höchsten Höhen auf dem obersten Gipfel dieser Freundschaft seinen Halt; und es ist möglich, dass er in den tiefsten Abgrund hinunterstürzt. Er wird dazwischen nichts mehr finden, woran er sich noch festhalten könnte.
In der Tat bieten sich zwei Wege an. Es ist möglich, dass diejenigen, die diesen unseren Weg, die Große Straße, die der Quran ist, verlassen haben, ohne es zu merken, der atheistischen Streitkraft, die uns Feind ist, Hilfe leisten. Inscha-a'llah werden diejenigen, die durch Risale-i Nur in den heiligen Kreis des Quran eingetreten sind, dessen Worte ein Wunder sind, immer das Licht der Erkenntnis, die aus dem Quran erwächst, mehren, in der Wahrhaftigkeit wachsen und den Glauben (untereinander) stärken und so nicht in solche Abgründe stürzen.
Oh meine Freunde im Dienst am Quran! Einer der wirksamsten Gründe, Wahrhaftigkeit zu erwerben und zu bewahren, ist: “Mit dem Tod verbunden” zu sein. In der Tat ist das, was die Wahrhaftigkeit beeinträchtigt und zur Scheinheiligkeit und einem weltlichen Leben führt “die Länge der Wünsche”. Was vor der Scheinheiligkeit Abscheu hervorruft und die Wahrhaftigkeit erlangen lässt, ist, “mit dem Tod verbunden” zu sein. Das heißt: Man soll an seinen Tod erwägen und bedenken, dass die Welt vergänglich ist, um sich vor den Einflüsterungen der Begierde zu retten.
In der Tat haben Ordensleute und die Kenner der Wahrheit aus den folgenden Ayat des weisen Quran ihre Lehren empfangen:
“Jede Seele wird den Tod schmecken” (3,185) “mit Sicherheit wirst du (Oh mein Gesandter) sterben, und mit Sicherheit werden sie (die Ungläubigen) auch sterben. “(39,30)
und für die Erwählung ihres Weges die “ Verbundenheit mit dem Tod” zur Grundlage genommen. Sie haben die Vorstellung, ewig (auf Erden) zu leben, welche den “Längengrad der Wünsche” (= Begierden) bildet, durch jene Verbundenheit ausgelöscht.
Als eine Art von Arbeitshypothese oder Bild (vor dem geistigen Auge) stellen sie es sich vor und malen sie es sich aus, schon gestorben zu sein... gewaschen zu werden; nehmen an, ins Grab gelegt zu werden. Indem sie diese Überlegungen immer weiter fortsetzen, wird die triebverhaftete Seele von diesen Erwägungen und Vorstellungen betrübt und entsagt bis zu einem gewissen Grade ihren ausschweifenden Wünschen. Diese Verbundenheit hat sehr viele Vorteile. Da eine Überlieferung unseres Propheten Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, lautet:
“Ihr sollt euch den Tod, der die Genüsse bitter werden lässt und sie Zunichte macht, oft ins Gedächtnis rufen, “
erteilt sie uns diese Verbundenheit als Lektion. Da wir aber nicht die Berufung der Ordensleute haben, es uns vielmehr um Tatsachen geht, ist es nicht notwendig, dass wir uns nach Art der Ordensleute Bilder und Vorstellungen ausmalen. Außerdem stimmt das nicht mit dem wahren Weg überein. Wenn man versucht, sich die Folgen auszumahlen, so sollte man nicht die Zukunft in die Gegenwart herüberholen, vielmehr von den Tatsachen ausgehend von der Gegenwart in die Zukunft hinüberdenken, sie in den Blick bekommen. In der Tat kann man seine eigene Leiche als einzige Frucht am Gipfel dieses kurzen Lebensbaumes betrachten, ohne dass es dazu einer Arbeitshypothese oder bildlichen Vorstellung bedürfte. So wie er dabei einzig seinen eigenen Tod erblickt, so erblickt er dort auch das Ende seiner Zeit, sobald er nur ein wenig zur anderen Seite hinübergeht. Sobald er noch ein wenig weiter zur anderen Seite hinübergeht, wird er auch Zeuge des Endes der Welt. So öffnet sich ihm der Weg zur vollkommenen Wahrhaftigkeit. Ein zweiter Grund: In der Kraft eines durchforschten Glaubens und in dem Licht, das aufstrahlt, wenn wir über den Glauben nachsinnen, so wie er der Schöpfung immanent ist und uns in der Erkenntnis ihres Meisters gegeben wird, gelangen wir zu einer Art von (göttlicher) Gegenwart, bedenken, dass der barmherzige Schöpfer allgegenwärtig und allschauend ist, suchen bei keinen anderen nach Seinem Wohlwollen außer bei Ihm. Sich in Seiner Gegenwart noch mit anderen zu beschäftigen, ja von ihnen Hilfe zu erwarten, widerspricht dem Anstand, den Seine (göttliche) Gegenwart erfordert. Zieht man dies in Betracht, so bewahrt man sich vor Scheinheiligkeit und gelangt zur Wahrhaftigkeit. Wie dem auch sei... es gibt dabei noch viele Grade und Abstufungen. Jeder hat daran seinen Anteil, zieht daraus seinen Nutzen und hat dementsprechend davon seinen Gewinn. Da in der Risale-i Nur viele Wahrheiten erwähnt wurden, die den Menschen vor der Scheinheiligkeit bewahren und zur Wahrhaftigkeit führen, überlassen wir das Weitere den übrigen Risale-i Nur Abhandlungen. Und so beenden wir diese hier.
Wir wollen hier nun zwei, drei unter sehr vielen Ursachen, die von der Wahrhaftigkeit weg und zur Heucheleihinführen, kurz erläutern.
Erstens: Ein Konkurrenzkampf, der um eines materiellen Vorteils willen entsteht, untergräbt nach und nach die Wahrhaftigkeit. Zum einen vereitelt er das Ziel dieses Dienstes, zum anderen vernichtet er auch den materiellen Gewinn selbst.
In der Tat hat dieses Volk immer den Gedanken der Hochachtung und der Unterstützung für diejenigen, die für die Wahrheit des Islam und für die jenseitige Welt arbeiten, genährt. Und sie haben sich tatsächlich um die Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse gekümmert, der Absicht, an ihrer aufrichtigen Wahrhaftigkeit und an ihren treuen Diensten auf ihre Weise Anteil zu haben. Damit sie keine Zeit verlieren sollten, haben sie ihnen mit materiellen Gütern wie Spenden und Geschenken, geholfen und ihnen ihre Verehrung bezeigt. Aber diese Unterstützung und Hilfe darf man nicht verlangen, vielmehr werden sie frei gegeben. Ja man sollte noch nicht einmal in seinem Herzen einen Wunsch hegen, auch nicht durch seine Haltung eine Hoffnung zum Ausdruck bringen. Vielmehr wird alles auf unerhoffte Weise gegeben. Anderenfalls erleidet die Wahrhaftigkeit Schaden. Außerdem gerät man so in die Nähe des in folgender Ayah ausgesprochenen Gebotes:
“Ihr sollt meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) nicht um ein Geringes verkaufen.” (2,4I)
Dadurch ist der Wert der guten Taten teilweise abgebrannt (und vernichtet). Wer sich also nach einem materiellen Vorteil sehnt und in dieser Hoffnung verweilt, der wird danach in der Triebhaftigkeit seiner Seele und durch seine Eigenliebe, um sich einen solchen Vorteil nicht von einem anderen wegnehmen zu lassen, gegen seinen wahren Bruder und Kollegen im gemeinsamen Dienst ein Gefühl der Rivalität in sich entwickeln. Die Wahrhaftigkeit erleidet Schaden; der heilige Dienst geht zugrunde. In den Augen der Leute der Wahrheit entsteht eine beklemmende Situation. Und auch der materielle Gewinn geht verloren. Nun ja... Dieser Teich benötigt noch viel Wasser. Ich will hier abbrechen und nur noch zwei Beispiele erzählen, um das Geheimnis der Wahrhaftigkeit und die herzliche Gemeinschaft unter meinen wahren Brüdern zu bestärken.
Erstes Beispiel: Um großen Reichtum zu erlangen und gewaltig an Macht zu gewinnen, haben Weltleute, ja sogar ein Teil der Politiker und bedeutende Komiteen im menschlichen Gemeinschaftsleben den Grundsatz der Gütergemeinschaft für sich zur Richtschnur gemacht. Trotz aller Missbräuche und Nachteile gewinnen sie ganz erstaunlich an Macht und erzielen einen großen Gewinn. Aber trotz aller Nachteile einer solchen Gütergemeinschaft ändert sich durch die Gemeinschaft im Wesentlichen nichts. Jeder einzelne ist wie einem Besitzer über das Ganze vergleichbar, wenn auch nur unter bestimmten Umständen und in gewisser Hinsicht; aber einen Vorteil davon hat er nicht. Nun gut...
Wenn dieser Grundsatz der Gütergemeinschaft in dem Bemühen um das Jenseits praktiziert wird, bewirkt er einen gewaltigen Gewinn ohne einen Nachteil. Denn der gesamte Besitz bringt es als ein Geheimnis mit sich, dass er vollständig in die Hände jedes einzelnen Teilhabers dieser Gesellschaft übergeht. Wenn nämlich von vier, fünf Männern, welche die Absicht haben, eine Gesellschaft zu begründen, einer Petroleum, einer einen Docht, einer einen Lampensockel, einer einen Zylinder und einer ein Streichholz herbeibringt, so können sie die Lampe entz
Ich schrie: “Weh mir! Oh weh! Gnade! Hilfe! Oh barmherziger Allerbarmer, steh mir bei! Beschütze uns! rette uns vor der Bosheit dieser Teufel in Dschinnen und Menschengestalt! Erfülle die Herzen meiner Brüder mit dem Gefühl der Freundschaft und Treue, wahrer Brüderlichkeit und echter Liebe!”
Oh ihr meine Brüder, die ihr so fest und unerschütterlich wie Eisen seid! Helft mir! Wir sind in unserer Aufgabe so anfällig, dass sie uns leicht zu einem Problem werden kann. Ich hatte so sehr auf euch vertraut, dass ich alle meine Aufgaben dem Geist eurer brüderlichen Gemeinschaft anvertraut habe. Jetzt müsst auch ihr mit eurer ganzen Kraft zu Hilfe eilen. Es war ja dieses Vorkommnis in der Tat nur ein ganz geringfügiger, unbedeutender und zeitlich begrenzter Zwischenfall, aber es hat doch gestört wie ein Sandkörnchen im Getriebe einer Uhr oder ein Härchen im Auge.
Said Nursi
“Im Namen dessen, der gepriesen sei.”
Meine lieben, treuen und wahrhaftigen Brüder! Es ist für uns eine unabdingbare Notwendigkeit, mit all unserer Kraft und im Rahmen unserer Möglichkeiten die Grundsätze aus der Abhandlung über die Wahrhaftigkeit und das, was der tatsächliche Sinn dieser Wahrhaftigkeit ist unter uns und einer gegenüber dem anderen in die Praxis umzusetzen. Ich habe zuverlässige Nachricht erhalten, dass vor drei Monaten drei Männer geschickt wurden, um in die Atmosphäre hier unter unseren getreuen Brüdern aufgrund ihrer verschiedenen Art zu denken und zu empfinden, Kälte hineinzutragen.
Überdies ziehen sie unseren Prozess ohne jede Veranlassung in die Länge, um die Nurdschus dadurch zu ermüden, sie schwankend werden zu lassen, in denen, die empfindsam sind und nicht genug Ausdauer haben einen Verdacht zu erregen und sie vom Dienst an der Nurdschuluk-Bewegung abzubringen. Hütet euch also und nehmt euch in Acht! Lasst euch in der Opferbereitschaft und Brüderlichkeit, die bisher unter euch herrschte und in der herzlichen Zuneigung untereinander nicht erschüttern! Und sollte es auch nur ein Sandkörnchen gewesen sein, so verursacht es uns dennoch einen großen Schaden. Obwohl es der Dienst am Quran und der Glaube erfordert, notfalls unser Leben für einander zu opfern, sollten wir uns dennoch darum bemühen, dass diejenigen unter uns, die wirklich zu opfern bereit sind, nicht aufgrund einer Intoleranz, die vielleicht aus einer Zwangslage oder anderen Gründen erwächst, aufeinander böse werden, vielmehr ein jeder in vollkommener Selbstverleugnung, Bescheidenheit und Ergebung selbst die Schuld auf sich nimmt, um so die Freundschaft und Herzlichkeit untereinander zu stärken. Es entsteht sonst noch aus einem Maulwurfshügel ein Berg und somit ein Schaden, der sich nicht wieder gut machen lässt. Alles weitere überlasse ich eurem Scharfsinn und breche deshalb hier ab.
Said Nursi
Meine Brüder bitte ich um folgendes:
Wenn einem eurer Kollegen in seiner Notsituation oderseelischen Bedrängnis, aus Mangel an Toleranz, oder verleitet durch die Einflüsterungen des Teufels oder seiner Gier, oder in seiner Unwissenheit ein böses oder hässliches Wort entschlüpft ist, so sollt ihr nicht deswegen aufeinander böse sein und auch nicht sagen: “ Er hat meine Ehre angetastet.” Ich selbst nehme ein solches böses Wort auf mich. Es soll euch nicht auf die Nerven gehen. Und sollte ich selbst tausend Mal meine Ehre verlieren, so opfere ich sie dennoch tausend Mal für die Freundschaft und Herzlichkeit unter meinen Brüdern.
Said Nursi
Zwanzigster Blitz
Eine Abhandlung über die Wahrhaftigkeit
Diese Abhandlung ist der erste von fünf Punkten der zweiten Problemstellung in der siebzehnten Anmerkung, die aus sieben Problemstellungen besteht. Auf Grund ihrer Bedeutsamkeit wurde sie als eigene Abhandlung mit dem Titel “Zwanzigster Blitz” in das Gesamtwerk eingereiht.
“Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Siehe, hinabgesandt haben wir dir das Buch in Wahrheit, drum diene Allah lauteren Glaubens; gebührt nicht Allah lauterer Glaube?” (39, I-2)
“Alle Menschen werden zugrunde gehen außer den Wissenden und auch die Wissenden gehen zugrunde außer denen, die nach diesem Wissen handeln, und auch diese werden zugrunde gehen außer den Wahrhaftigen, und diese sind in großer Gefahr.” - Ewkema qal (= oder wie der Prophet Md. wörtlich gesagt hat).
Diese Ayah und diese Heilige Hadith zeigen uns beide, welche große Wichtigkeit der Wahrhaftigkeit als Grundlage im Islam beizumessen ist. Hier wollen wir nur fünf unter unzähligen Gesichtspunkten dieses Themas über die Wahrhaftigkeit kurz und bündig erklären.
Erster Punkt
Eine Frage von außerordentlicher Bedeutung: Wie können sich die Leute der Welt, die Leute der Gottvergessenheit, die Leute des Irrweges und der Heuchelei so ohne jede Rivalität miteinander einigen? Und warum zerstreiten sich Glaubensbrüder, Angehörige der geistlichen Orden und Leute von Wissen*, obwohl sie doch Leute der Wahrheit und Eintracht sind? Wenn nun Einigkeit den Leuten der Eintracht zukommt und Zwietracht den Streitsüchtigen gut ansteht, weshalb ist dann dieses Recht zur anderen Seite hinüber gewechselt und dieses Unrecht hierher gekommen?
* Anmerkung: Es ist ein dankenswertes, glückliches Geschick dieses gesegneten Isparta; die Gottesfürchtigen, die Leute der geistigen Ordensgemeinschaften und die Leute der Kenntnis sind im Vergleich mit anderen Orten nicht mit rivalisierenden Streitigkeiten beschäftigt. Wenn auch die erforderliche wahrhaftige Zuneigung und Harmonie nicht da ist, so sind doch zumindest nachteilige Auseinandersetzungen und Rivalität im Verhältnis zu anderen Orten nicht vorhanden.
Antwort: Hier wollen wir sieben Gründe von sehr vielen Gründen dieses fürchterlichen Zustandes erläutern, welcher schmerzvoll und entsetzlich ist und engagierte Idealisten zum Weinen bringt.
Erster Grund: Auseinandersetzungen unter Leuten des Glaubens kommen nicht aus einer Unwahrhaftigkeit hervor. So hat auch die Einigung der Gottvergessenen nicht die Wahrhaftigkeit zur Quelle... Es sind vielmehr solche Gruppen, Gemeinschaften und Gesellschaften wie die Leute der Welt und der politischen Organisationen, sowie Angehörige des Lehrkörpers. Sie sind durch eine bestimmte Aufgabe und ihren besonderen Dienst an das soziale Leben ihrer Gesellschaftsschicht gebunden. Ihr Aufgabenbereich ist für sie von vornherein festgelegt und eingeteilt. Entsprechend ihren Aufgaben erhalten sie eine tariflich festgelegte materielle Entlohnung zu ihrem Lebensunterhalt. Ihr ideeller Preis an Ruhm, Ruf und Ehre, das was sie durch die Gunst der Menschen* erhalten, ist gemäß ihrem Rang festgelegt und eingeteilt. Da dies alles schon eingeteilt und bestimmt ist, entstehen nur wenige Überschneidungen, so dass Streit und Rivalität kaum vorkommen. Aus diesem Grund können sich diese Leute untereinander einigen, obgleich sie einem schlechten Weg folgen.
* Mahnung: Die Gunst der Menschen soll man nicht begehren, viel mehr wird sie einem gegeben. Auch wenn sie gegeben wird, soll man nicht daran seinen Gefallen finden. Gefällt man sich in ihr, so verliert man seine Wahrhaftigkeit und verfällt der Heuchelei. Was die Gunst der Menschen betrifft, so ist sie für den, der nach Ruhm und Ansehen verlangt, nicht Lohn noch Belohnung, sondern ein Schlag und eine Strafe, was aus seinem Mangel an Wahrhaftigkeit erwächst. In der Tat schadet die Gunst der Menschen, Ruhm und Ansehen der Wahrhaftigkeit, welche den Geist eines guten Werkes bilden. Sie können vorübergehend eine winzige Freude bis an das Tor des Grabes geben. Da sie jenseits des Grabes eine unangenehme Gestalt wie die Qual des Grabes annimmt, soll man die Gunst der Menschen nicht nur nicht verlangen, sondern sogar vor ihr zurückschrecken und sie fliehen.
Mögen die Ohren der Ruhmesgierigen und derer, die hinter Ruhm und Ansehen herlaufen, klingen!
Was aber die Leute des Glaubens, die Herren der Wissenschaft und die Gefährten der geistlichen Orden betrifft, so bezieht sich die Aufgabe jedes einzelnen von ihnen auf das Ganze. Ihre Bezahlung ist nicht bestimmt, und der soziale Rang eines jeden einzelnen ist nicht festgelegt. Auch ist die Gunst, die ihnen die Menschen entgegenbringen, und die Aufnahme durch die Menschen völlig unbestimmt. Viele kandidieren für einen bestimmten Posten, und nach materiellem und geistigem Lohn können sich viele Hände ausstrecken. Aus diesen Gründen entstehen Konkurrenz und Rivalität. Es verwandelt sich Übereinstimmung in Auseinandersetzung und Eintracht in Zwietracht. Gegen diese fürchterliche Krankheit ist Wahrhaftigkeit die Salbe und Arznei. Das heißt, man muss die Wahrheitsliebe der Eigenliebe vorziehen und den Gefallen an Selbstsucht und Egoismus durch den Gefallen an der Wahrheit überwinden. So wird der Sinn der Ayah ( 11,29)
offenbar, der lautet:
“ Mein Lohn ist allein bei Allah. “
Hält man sich von materiellem und geistigem Lohn durch Menschen zurück*, so findet die folgende Ayah(5,99) ihrer Ausdruck, der lautet:
“ Dem Propheten obliegt nur die Pflicht der Verkündigung. “Von den Menschen gut aufgenommen zu werden, einen guten Eindruck auf sie zu machen und ihre Gunst zu erwerben, obliegt einzig und allein Gott dem Gerechten. Es gehört nicht zur Aufgabe der Verkündigung und ist auch dazu nicht notwendig und es besteht auch dazu keine Verpflichtung. Beachtet man bei seinem Handeln diese Punkte, so gelangt man zur Wahrhaftigkeit. Anderenfalls wird sie zunichte gemacht.
* Man soll den Vonug der Nächstenliebe, mit dem der Quran die Gefährten des Propheten lobt, zu seinem Wegweiser machen. Nämlich; man soll einen anderen sich selber vorziehen, wenn es gilt ein Geschenk oder eine Spende anzunehmen. Einen materiellen Gewinn für seinen Glaubensdienst soll man nur als eine Gabe Gottes ansehen, ohne ihn zu beanspruchen und auch ohne so etwas in seinem Inneren zu verlangen. Damit soll ihm keine Bürde einer Dankesschuld den Menschen gegenüber aufgeladen werden und er soll es auch nicht annehmen als eine Gegenleistung für seinen Glaubensdienst. Denn für einen Glaubensdienst soll man in dieser Welt nicht verlangen, damit die Wahrhaftigkeit nicht zugrunde geht. Zwar haben sie ein Recht darauf, von der Gemeinschaft ihr tägliches Brot zu erhalten. Auch können sie Armensteuer annehmen. Aber das darf man nicht beanspruchen, vielmehr wird sie gegeben. Wenn sie gegeben wird, so sagt man nicht: Sie ist der Lohn für meinen Dienst. Soweit wie möglich soll man genügsam sein und den Wunsch anderer Leute, die dessen noch mehr bedürfen, seinem eigenen Wunsch vorziehen.
So gelangt man die Wahrheit der folgenden Ayah, der besagt:
“ Und wenn sie auch selber bedürftig wären, ziehen sie sie (= die Bedürfnisse der anderen) ihren eigenen Wünschen vor.” (59,9)
um aus dieser fürchterlichen Gefahr errettet zu werden und zur Wahrhaftigkeit zu gelangen.
Zweiter Grund: Die Einigung der Irregehenden entspringt aus ihrer Erniedrigung. Die Auseinandersetzung der Rechtgeleiteten entstammt ihrer Ehre. Die Leute der Welt und des Irrweges in ihrer Gottvergessenheit, sind schwach und verworfen, da sie sich nicht auf Recht und Wahrheit stützen. Infolge ihrer Selbsterniedrigung benötigen sie Kraft. Aus diesem Bedürfnis heraus klammern sie sich an die Hilfe eines anderen und halten innig an der Verbindung mit ihm fest. Auch wenn ihr Weg in die Irre führt, wahren sie ihre Einheit. Fast machen sie Recht aus ihrem Unrecht und Wahrhaftigkeit aus ihrem Irrweg, aus ihrem Unglauben einen glaubenslosen Fanatismus und aus ihrer Uneinigkeit eine Übereinstimmung. Und sie haben Erfolg, denn innere Aufrichtigkeit, selbst im Bösen, bleibt nicht ohne Erfolg. Ja, was immer jemand in Wahrheit und Aufrichtigkeit wünscht, Allah wird es ihm geben*.
*In der tat, ”Wer sucht und sicht bemüht, der wird finden, ”ist ein Leitsatz der Wahrheit. Seine Bandbreite ist universell und kann in ihrer Weite auch unsere Lehre umfassen.
Doch die Leute der Rechtleitung und des Glaubens und die Leute der Kenntnis und der religiösen Ordensgemeinschaft stützen sich auf Recht und Wahrheit. Jeder von ihnen gedenkt auf dem Wege des Rechts nur seines Herrn und beschreitet seinen Weg im vertrauen
auf den Erfolg, den Er verleiht. In ihre Vorstellung haben sie eine Würde, die aus ihre Berufung kommt. Wen sie eine Schwäche fühlen, wenden sie sich an ihren Herrn anstatt an die Menschen. Von Ihm erbitten sie Hilfe. Sie verspüren nicht das Bedürfnis, sich gegenseitig Hilfe zu leisten, weil sie auf Grund der Verschiedenheit ihrer Charaktere einander in ihrer äußeren Haltung entgegengesetzt sind. Eine Notwendigkeit für einen Zusammenschluss können sie nicht sehen. Wenn sie vielleicht auch noch selbstsüchtig und egoistisch sind, halten sie sich selbst für gerecht Stelle von Eintracht und Freundschaft Auseinandersetzung und Konkurrenz. So geht ihre Wahrhaftigkeit verloren und ihre Haltung im Dienst (an Gott) verkehrt sich ins Gegenteil.
So ist die einzige Lösung zur Vermeidung dieser furchtbaren Folgen gefahrvoller Ursachen die Befolgung nachstehender neun Anweisungen:
1. Positiv handeln, d.h. in der Liebe und entsprechend seiner Berufung handeln. Die Feindschaft gegenüber Andersdenkenden sowie die Fehler und Mängel der anderen sollen im eigenen Denken und Wissen keinen Platz finden; man soll sich nicht mit dergleichen beschäftigen.
2. Vielmehr daran denken, dass es viele einigende Bande gibt, die Gegenstand brüderlicher Liebe und Einheit sein können. Dadurch bewahrt man die Eintracht inner halb islamischer Kreise, was immer auch sein mag.
3. Den folgenden Leitsatz eines vernunftgemäßen Verhaltens zum Wegweiser machen; in Hinsicht auf das Nichtantasten der Schule des anderen hat jeder, der einer wahrhaftigen Schule folgt, das Recht, sagen zu können: “Meine Lehre ist richtig, oder schöner.” Andererseits aber kann er nicht sagen: “Richtig ist nur meine eigene Lehre, oder nur meine Auffassung ist schön und vollkommen,” denn dieses würde die Unrichtigkeit oder Unvollkommenheit der Lehre des anderen andeuten.
4. Daran denken, dass die Eintracht der Leute der Wahrheit (des Islam) eine Bedingung des von Gott kommenden Erfolges und Ankergrund der Ehre im religiösen Leben ist.
5. Überdies bilden in heutiger Zeit die Leute des Irrweges und der Unwahrheit durch ihren Gemeinschaftssinn eine mächtige geistige Körperschaft. In einer Zeit, da sie mit der kollektiven Genialität einer solchen Gemeinschaft angreifen, muss man verstehen, dass auch der stärkste individuelle Widerstand gegen sie unterlegen bleibt, und sich darum bemühen, durch die Eintracht auf Seiten der Leute des Glaubens eine geistige Körperschaft zu bilden, wodurch man gegen diese Furcht einflößende geistige Körperschaft des Irrweges die Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit festigt und stärkt.
6. Die Wahrheit vor den Stürmen der Irrlehre zu bewahren...
7. seine Begierde und seinen Egoismus,
8. seine falschen Vorstellungen von Ehre,
9. und seine nebensächlichen Rivalitätsgefühle aufgeben.
So kann man zur Wahrhaftigkeit gelangen und seine
Aufgabe in der rechten Weise erfüllen*.
* Anmerkung: Einer Echten Überlieferung zufolge werden sich in der Endzeit sogar die wahren Gläubigen unter den Christen mit den Leuten des Quran vereinigen und sich der Glaubenslosigkeit, die ihr gemeinsamer Gegner ist, entgegenstellen. Dementsprechend ist es nun in unserer Zeit notwendig, dass die Vertreter der islamischen Religion mit allen wahren Gläubigen, nicht nur mit denen, die uns als Glaubensgenossen und Weggefährten Brüder sind, eine innere Einheit herstellen, ja gegenüber dem Atheismus, der ihr gemeinsamer Gegner ist, selbst eine Einheit mit den wahrhaft Gläubigen unter den christlichen Geistlichen und dabei zunächst einmal alles, was eine Quelle von Streitfragen ist, nicht zu einer Quelle von Debatten und Auseinandersetzungen zu machen.
Dritter Grund: Die Auseinandersetzungen der Leute des Glaubens kommen nicht von ihrem Mangel an Einsatzfreudigkeit und ihrer Niedrigkeit, und die Eintracht der Leute des Irrweges hat nicht eine erhabene Einsatzbereitschaft zur Quelle. Vielmehr entstammen die Auseinandersetzungen der Rechtgeleiteten dem Missbrauch hoher Bestrebungen und die Eintracht unter den Irregehenden einer aus Mangel an Einsatzfreude kommenden Schwäche und Unfähigkeit. Was die Rechtgeleiteten zu diesem Missbrauch hoher Bestrebungen und infolgedessen zu Auseinandersetzungen und Rivalitäten führt, ist das übersteigerte Verlangen nach Gotteslohn und das Ungenügen in dem Wirken, die von einem jenseitigen Gesichtspunkt aus betrachtet als lobenswerte Eigenschaften gelten. D.h. er nimmt einer Person gegenüber, die doch wahrhaftig sein Bruder und ernstlich seiner Liebe, Unterstützung, Brüderlichkeit und Hilfe bedürftig ist, eine rivalisierende Haltung ein, damit er den Gotteslohn selbst verdiene, die Menschen selber auf den richtigen Weg führe, und sie nur sein Wort hören. Dadurch, dass er sagt: “ Warum gehen meine Schüler zu ihm, warum habe ich nicht so viele Schüler wie er?” findet sein Egoismus einen Weg und lässt ihn zum Ehrgeiz neigen, der eine tadelnswerte Eigenschaft ist. So verliert er seine Wahrhaftigkeit und öffnet die Tür zur Heuchelei.
So besteht das Heilmittel gegen diesen Fehler, diese Wunde, diese furchtbare geistige Krankheit darin, dass man das Wohlgefallen Gottes durch Wahrhaftigkeit erwirbt, nicht durch die Vielzahl seiner Anhänger und viel Erfolg. Denn diese Dinge erbittet man nicht, weil sie zum Aufgabenbereich Gottes gehören. Vielmehr werden sie manchmal gegeben. Tatsächlich wird manchmal ein einziges Wort zur Ursache der Errettung und eine Quelle des Wohlgefallens. Die Bedeutung der Quantität sollte nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Denn manchmal wird die Unterweisung eines einzigen Menschen wie die Unterweisung von tausend Menschen zur Quelle des göttlichen Wohlgefallens. Was aber Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe anbetrifft, so muss sie, zum Nutzen der Muslime sein, von wo und von wem sie sie auch bekommen mag. Anderenfalls ist der Gedanke “Sie mögen bei mir Unterricht nehmen und mich Gotteslohn gewinnen lassen,” eine List der Begierde und des Egoismus.
Oh Mensch, der du gierig nach Gotteslohn und unersättlich in den Taten für das Jenseits bist! Es sind zuweilen Propheten aufgetreten, die den grenzenlosen Lohn der heiligen Aufgaben des Prophetentums empfangen haben, obwohl ihnen außer einigen wenigen Leuten niemand folgte. Das heißt, die Kunst liegt nicht in der Vielzahl seiner Gefolgschaft, vielmehr besteht die Kunst im Erwerben von Gottes Wohlgefallen. Wer bist du eigentlich, dass du so gierig sagst: “Alle sollen mich hören,” dabei deine eigene Aufgabe vergisst, aber dich in die Aufgaben Gottes einmischst?!
Dir Anerkennung zu verschaffen und das Volk um dich zu versammeln ist Gottes Werk. Tu deine Pflicht und mische dich nicht in Gottes Sache ein!
Zudem sind es nicht nur die Menschen, durch die der, der die Wahrheit und das Recht hört und es sagt, Gotteslohn verdient, sondern es sind dies auch die bewusstseinstragenden Geschöpfe Gottes des Gerechten, Geistwesen und Engel, die den Kosmos erfüllen und all überall beleben. Da du nun viel Gotteslohn erwerben willst, mache dir die Wahrhaftigkeit zum Grundsatz und denke nur an das Wohlgefallen Gottes. So können die Wahrhaftigkeit und lautere Absicht die Luftteilchen dazu veranlassen, die gesegneten Worte, die deinen Mund verlassen, zu beleben und lebendig zu machen. Sie mögen in die Ohren zahlloser bewusster Wesen dringen und sie erleuchten; mögen sie auch dich Gotteslohn verdienen lassen!
Denn zum Beispiel sagst du: “Elhamdu-Ii'Ilah!” (Lob sei Gott!). Dieses Wort wird mit Millionen großen und kleinen Worten von “Elhamdu-li'Ilah” mit Erlaubnis Gottes in die Luft geschrieben. Da der allweise Schöpfer nichts Sinnloses und Überflüssiges tut, hat Er bestimmt so viele unzählige Ohren erschaffen, die jene unzählige gesegnete Worte hören. Wenn jene Worte in der Luft durch Wahrhaftigkeit und gute Absicht lebendig werden, so treten sie wie je eine wohlschmeckende Frucht in die Ohren der Geistwesen ein. Wenn das Wohlgefallen Gottes und die Wahrhaftigkeit diesen Worten in der Luft kein Leben spenden, so werden sie auch nicht gehört. Gotteslohn bleibt auch nur auf das Wort im Munde beschränkt. Mögen die Ohren der Quranrezitatoren klingen, die wegen Unschönheit ihrer Stimmen und Mangel an Zuhörern unzufrieden sind!
Vierter Grund: So wie die rivalisierenden Auseinandersetzungen unter den Leuten der Rechtleitung nicht vom Nichtbedenken des Endes und ihrer Kurzsichtigkeit kommt, so kommt auch die innige Eintracht der Leute des Irrweges nicht von Bedachtsamkeit des Endes und ihrer Weitsichtigkeit. Vielmehr lassen sich die Leute der Rechtleitung durch die Wirkung von Recht und Wahrheit nicht von den blinden Gefühlen der Begierde verführen und ordnen sich so den weitdenkenden Neigungen des Herzens und des Verstandes unter. Da sie aber dabei die Rechtschaffenheit und die Wahrhaftigkeit nicht bewahrt haben, konnten sie jene hohe Stellung nicht beibehalten. Und so geraten sie miteinander in Streit.
Was aber die Leute des Irrweges anbetrifft, so unterliegen sie dem Einfluss ihrer Lust und Laune und lassen sich von ihren Empfindungen leiten, blind und ohne das Ende zu sehen und ziehen ein Gramm gegenwärtigen Genusses einem Zentner künftigen Genusses vor. Infolgedessen vereinigen sie sich um eines sofortigen Nutzens und eines Augenblicksgenusses willen überaus herzlich miteinander. In der Tat vereinigen und verbinden sich für einen irdischen Augenblicks Genuss und Nutzen minderwertige, herzlose Selbstsüchtige miteinander von Herzen!
Obwohl eine grundlegende Rechtschaffenheit, volle Aufrichtigkeit, und eine zu großen Opfern bereite Eintracht und Gemeinschaft möglich wäre, weil die Rechtgeleiteten durch ein hohes Maß an Herz und Verstand den dereinstigen, künftigen Früchten im Jenseits und der Vollkommenheit zugewandt sind, geht durch Über- und Unterschreitung des Maßes die Eintracht als eine hohe Quelle der Kraft verloren, da sie, die Rechtgeleiteten, sich nicht vom Egoismus befreien konnten. So wird die Wahrhaftigkeit besudelt. Auch die jenseitige Berufung erleidet Schaden. Man erringt auch nicht so leicht das Wohlgefallen Gottes.
Die Salbe und Arznei gegen diese furchtbare Krankheit: Dem Sinn des “ El hub-bu fi'llah” (Um Allahs Willen lieben) entsprechend soll man stolz darauf sein, diejenigen zu begleiten, die auf dem Weg der Wahrheit wandeln und ihnen folgen; und die Ehre des Amtes eines Imam ihnen überlassen; seine Ichsucht aufgeben, verbunden mit der Möglichkeit, dass, wer immer es auch sei, besser ist als man selbst, wenn er nur auf dem Weg des Rechtes geht. So gelangt man zur Wahrhaftigkeit. Wenn man weiß, dass ein Gramm Handlung in Wahrhaftigkeit vor Zentnern weiser Taten ohne Aufrichtigkeit den Vorzug hat und wenn man es dann vorzieht, untergeordnet zu sein statt übergeordnet zu sein, was zwar verantwortungsvoll, aber gefährlich ist, wird man von jener Krankheit errettet, erlangt Wahrhaftigkeit und so kann er seine Aufgabe für das Jenseits recht erfüllen.
Fünfter Grund: Die Uneinigkeit und Auseinandersetzungen der Leute der Rechtleitung kommen nicht von ihrer Schwäche, und so kommt auch die machtvolle Einheit der Leute des Irrweges nicht aus ihrer Stärke. Vielmehr geht die Uneinigkeit unter den Leuten der Rechtleitung von einem aus tiefem Glauben kommenden Stützpunkt und der aus diesem Stützpunkt kommenden Kraft hervor, ebenso wie sich die Einigung der Gottvergessenen und Irregehenden in Anbetracht dessen, dass sie in ihrem Herzen überhaupt keinen Stützpunkt finden, noch gefunden haben, aus ihrer Schwäche und Unfähigkeit ergibt.
Denn da die Schwachen einer Einigung bedürftig sind, so ist ihre Einigkeit gewaltig. Da die Starken dieses Bedürfnis nicht so ganz empfinden, ist ihre Einigkeit schwach. Die Löwen und Füchse leben einzeln, weil sie einer Vereinigung nicht bedürfen. Die Wildziegen bilden zum Schutz gegen Wölfe eine Herde. Das heißt, die Einheit der Schwachen und die innere Struktur einer solchen Vereinigung ist stark, dagegen ist die Einheit* der Starken und ihre innere Struktur schwach,
* Anmerkung: Unter den abendländischen Vereinigungen ist eine der erfolgreichsten und überzeugendsten und in gewisser Hinsicht mächtigsten die Vereinigung der Frauen, welche ein anmutiges Geschlecht und schwach sind, das Komitee für "Das Recht und die Freiheit der Frauen in Amerika”... Und ebenso das Komitee der Armenier, die unter den Völkern nur eine kleine und schwache Minderheit bilden, bestätigen beide unsere Behauptung, indem sie eine starke, opferbereite Haltung zeigen.
Es ist ein schöner Hinweis auf dieses Geheimnis und eine feinsinnige Anmerkung des Quran, wenn er sagt:
“ Und die Frauen in Medina sagten,” (12,30)
indem er für die Gemeinschaft der Frauen das männliche Zeitwort “kale” gebraucht, obwohl diese doppelt weiblich wäre, und wenn er sagt:
“ Und die Beduinen .sagten” (49,14)
und damit für die Gemeinschaft der Männer das weibliche Zeitwort “kalet” anwendet, so macht er fein auf das Folgende aufmerksam:
Die Gemeinschaft der schwachen, sanftmütigen und milden Frauen erstarkt. Sie erlangt Härte und Heftigkeit und erwirbt eine Art Männlichkeit. Da sie so das männliche Zeitwort erfordert, ist es mit dem Ausdruck
“ Und die Frauen .sagten, “
sehr schön getroffen. Aber bei Männern, insbesondere wenn sie Beduinen sind, ist es anders, weil sie auf ihre eigene Kraft vertrauen. Darum ist ihre Gemeinschaft schwach, und da sie sowohl eine Haltung der Vorsichtigkeit als auch der Weichheit angenommen haben, zeigen sie eine Art Eigentümlichkeit des weiblichen Charakters. Da so das weibliche Zeitwort erforderlich ist, ist der Ausdruck
“ Und die Beduinen sagten” ;49.14)
genau am richtigen Platze.
In der Tat ist der Glaube an Allah ein äußerst starker Stützpunkt für die Leute der Wahrheit und es erwächst ihnen daraus Vertrauen und Verlass auf Allah. Dadurch brauchen sie anderen ihre Bedürfnisse nicht zu unterbreiten und verlangen sie nicht nach deren Unterstützung und Hilfeleistung. Auch wenn sie danach verlangen, halten sie sich nicht mit der gleichen Einsatzbereitschaft daran fest.
Die Leute der Welt lassen in ihren weltlichen Angelegenheiten ihren wahrhaftigen Stützpunkt außer Acht und verfallen so in Schwäche und Unfähigkeit. Sie empfinden dadurch auf heftige Weise das Bedürfnis nach Helfern. Sie einigen sich mit einer wahren Hingabe, ja vielleicht sogar Opferbereitschaft. Da die Leute der Wahrheit die aus der Eintracht erwachsende Kraft der Wahrheit nicht bedenken und nicht suchen, fallen sie der Zwietracht anheim; ein rechtswidriges und schadenträchtiges Ergebnis.
Was die ungerechten Irregehenden anbetrifft, so haben sie Einigkeit errungen, die ein außerordentlich wichtiges und zweckentsprechendes Fahrzeug ist, weil sie dank ihrer Schwäche die in der Einigkeit liegende Stärke empfinden. So ist die Salbe und Arznei gegen diese unrechte Uneinigkeit der Leute der Wahrheit, das nachdrückliche Verbot in der Ayah
“Streitet euch nicht miteinander, damit ihr nicht den Mut verliert und der Sieg euch nicht entschwinde, “ (8, 46)
und das in Bezug auf das gesellschaftliche Leben außerordentlich weise Gebot Gottes in der Ayah
“ Und helft euch einander im Guten und in Gottesfurcht,”
zum Leitsatz des Handelns zu machen und zu bedenken, in welchem Grade die Uneinigkeit der Sache des Islam schadet und in welchem Grade sie den Sieg der Leute des Irrwegs über die Leute der Wahrheit erleichtert. So sollte man sich als vollständig schwach und hilflos der Schar der Leute der Wahrheit anschließen, von Herzen bereit zu Einsatz und Opfer, und alles rein Persönliche dabei zur Seite schieben. So rettet man sich vor Täuschung und Verstellung und gelangt zur Wahrhaftigkeit.
Sechster Grund: Die Auseinandersetzungen unter den Leuten der Wahrheit erwachsen nicht aus Niedertracht, Mangel an Begeisterung und fehlender Unterstützung, ebenso wenig wie die innere Einheit gottvergessener Weltleute und der Leute des Irrweges in den das irdische Leben betreffenden Angelegenheiten aus Edelmut, Begeisterung und Wohlwollen hervorsprießt. Vielmehr verteilen sich Edelmut, Begeisterung und Wohlwollen der Leute der Wahrheit oftmals im Gedanken an so viele und wichtige Dinge, wie sie für das Leben im Jenseits von Nutzen sind. Da sie ihre Zeit, welche ein wahrhaftiges Kapital ist, nicht für eine bestimmte Angelegenheit aufwenden, festigt sich ihre Einheit mit ihren Bundesgenossen nicht, denn der Angelegenheiten sind viele und dabei ist das Gebiet noch dazu umfangreich. Was aber die gottvergessenen Weltleute anbetrifft, so kümmern sie sich, weil sie nur an das irdische Leben denken, auf intensive Weise mit ganzem Herzen, mit Geist und Gemüt, um alle das irdische Leben betreffenden Angelegenheiten. Sie halten hartnäckig fest an dem, was ihnen in diesen Angelegenheiten hilft, und so wie ein verrückt gewordener Diamantenhändler, der für ein Stück Glas im Werte von fünf Para einen Preis von fünf Pfund gibt, widmen sie ihre fünfhundert Pfund werte Zeit den Angelegenheiten, die vom Standpunkt der Wahrheit keine fünf Para wert sind und für welche die Leute der Wahrheit keine zehn Para geben. Sicherlich, so einen Preis zu zahlen und sich mit solchem Ungestüm festzuklammern, bringt Erfolg, und zwar auch dem, der auf dem falschen Weg ist, weil er in seinem Herzen aufrichtig ist. Infolgedessen gewinnen sie den Leuten der Wahrheit gegenüber die Oberhand. Als Ergebnis dieses Sieges geraten die Leute der Wahrheit in Schande und werden verurteilt, verfallen der Verstellung und der Heuchelei und haben so ihre Wahrhaftigkeit verloren. Sie werden gezwungen, einem Teil der niederträchtigen, missgünstigen und ehrlosen Weltleute zu schmeicheln.
Oh ihr Leute des Rechts! Oh ihr wahrheitsliebende Leute der Scheriah, und ihr Leute der Wahrheit und ihr Leute der religiösen Ordensgemeinschaften! Gegenüber dieser furchtbaren Krankheit der Auseinandersetzungen schließt eure Augen vor euren gegenseitigen Fehlern, indem ihr untereinander eure Mängel nicht beachtet! Verhaltet euch entsprechend dem Anstand des Quran!
“ Kommen sie dort vorbei, wo leeres Geschwätz ist, gehen sie in vornehmer Gesinnung vorüber. “ (25, 72)
Betrachtet als erste und wichtigste Aufgabe für das Jenseits, während des Angriffes des äußeren Feindes die inneren Streitigkeiten aufzugeben, und die Leute der Wahrheit vor Sturz und Schande zu erretten! Schafft Brüderlichkeit, Liebe und Zusammenarbeit, wie der Quran in seinen hunderten von Versen und unser Prophet mit seinen vielen Hadith entsprechend befehlen!
Schließt euch so mit all euren Gefühlen in noch stärkerem Maße als die Weltlichen mit euren Mitbrüdern und Glaubensgenossen in Eintracht zusammen... d.h. verliert euch nicht in Auseinandersetzungen! Schwächt nicht eure Eintracht, indem ihr sagt: Ehe ich meine kostbare Zeit für solche Kleinigkeiten aufwende, werde ich sie für wertvolle Dinge wie Nachsinnen und Gottesgedenken aufwenden. Denn in diesem geistigen Kampf kann das, was ihr für eine Kleinigkeit haltet, von Bedeutung sein. So wie die Wache eines Soldaten unter besonders schwer wiegenden Umständen manchmal die Bedeutung von einem Jahr Gottesdienst erhält, so kann einer deiner wertvollen Tage, der zur Zeit der Niederlage der Leute der Wahrheit in Angelegenheiten des geistigen Kampfes für eine Kleinigkeit aufgewandt wird, wie die Stunde jenes Soldaten tausendgradigen Wert annehmen. Einer deiner Tage kann so zu tausend Tagen werden. In Anbetracht dessen, dass es im Hinblick auf Allah geschieht, sieht man nicht darauf, ob diese Sache klein oder groß, wertvoll oder wertlos ist. Auf dem Weg der Wahrhaftigkeit und des Wohlgefallens Gottes wird ein Stäubchen zu einem Stern. Man sieht nicht auf die Beschaffenheit des Mittels, sondern auf sein Ergebnis. In Anbetracht dessen, dass sein Ergebnis das Wohlgefallen Gottes ist und sein Ferment die Wahrhaftigkeit, ist es nicht klein, sondern groß.
Siebenter Grund: So wie die Auseinandersetzungen und Rivalitäten unter den Leuten der Wahrheit nicht aus Eifersucht und irdischer Begierde entstehen, so rührt auch die Einigung der Weltleute und der Gottvergessenen nicht von Edelmut und hoher Vortrefflichkeit. Vielmehr verloren sich die Leute der Wahrheit, weil sie sich diese hohe Vortrefflichkeit, dieses hohe Streben, wie es aus der Wahrheit erwächst, und das auf dem Weg des Rechtes lobenswerte Wetteifern nicht recht bewahren konnten und durch die Beteiligung und Mitwirkung von Unberufenen in gewissem Grade Missbrauch getrieben wurde, in Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. So haben sie sowohl sich selbst als auch der islamischen Gemeinschaft beträchtlichen Schaden zugefügt. Was aber die Gottvergessenen und Irregehenden anbetrifft, so vereinigen sie sich wegen ihrer Schande, Niedertracht und Ehrlosigkeit bedingungslos mit ihren ergebenen Genossen, selbst wenn sie schändlich, verräterisch und boshaft sind, um sich ihren Vorteil, von dem sie wie berauscht sind, nicht entgehen zu lassen, und um ihre Anführer und die ihrer Genossen, die um dieses Nutzens willen bei ihnen in Ansehen stehen, nicht zu verärgern. Sie machen auch mit ihren Teilhabern, die sich um eines Vorteilswillen gleichgültig in welcher Form zusammenscharen, von Herzen gemeinsame Sache. Und weil sie es von Herzen tun, ist das Ergebnis auch ihr Profit. Oh ihr vom Übel betroffenen und in Auseinandersetzungen verstrickten Gerechten und Wahrhaftigen! Weil ihr in dieser Unglückszeit die Wahrhaftigkeit besudelt und das Wohlgefallen Gottes nicht zum alleinigen Ziel eurer Bestrebungen gemacht habt, so habt ihr diese Schande und Niederlage der Leute der Wahrheit selbst verursacht. In den Angelegenheiten der Religion und des Jenseits sollte es keine Konkurrenz, keinen Neid und keine Eifersucht geben, und vom Standpunkt der Wahrheit betrachtet darf es sie auch nicht geben. Denn die Ursache von Eifersucht und Neid besteht darin, dass sich nach einer Sache viele Hände ausstrecken, sich auf ein Amt viele Augen heften und viele Mägen ein einziges Brot wollen. Damit verfallen sie durch Konkurrenzkämpfe und Rivalitätsstreitigkeiten dem Neid und schließlich der Eifersucht. Da sich in der Welt viele um eine einzige Sache bemühen, und da die Welt, weil sie eng und vergänglich ist, die unzähligen Wünsche der Menschen nicht befriedigen kann, werden sie einander zu Rivalen. Doch mit dem Hinweis darauf, dass im Jenseits einem
Manne ein Paradiesesgarten von fünfhundert Lichtjahren*
* Anmerkung: Eine belangreiche Frage von maßgeblicher Seite. Die Überlieferung erzählt, dass im Paradies einem Manne ein Garten gegeben wird, den zu durchmessen er fünfhundert Jahre benötigt. Wie findet diese Wahrheit Raum im Fassungsvermögen des irdischen Verstandes?
Antwort: So wie jeder in seiner eigenen Welt lebt, die so groß wie diese vorübergehende Welt und sein Leben die tragende Säule dieser seiner Welt ist, so zieht er mit seinen äußeren und inneren Empfindungen Nutzen aus jener seiner Welt. Er sagt: “Die Sonne ist meine Leuchte und die Sterne sind meine Kerzen!” So wie das Vorhandensein anderer Geschöpfe und Lebewesen dem Besitzrecht dieses Mannes nicht hinderlich sind, so beleben sie im Gegenteil seine persönliche Welt und schmücken sie aus. Gleichfalls, aber in einem um tausende höheren Grade gibt es für jeden Gläubigen innerhalb des allgemeinen Paradieses außerdem noch einen besonderen Garten mit tausenden von Schlössern, von lieblichen Wesen belebt, ein Paradies für alle von fünfhundert Jahresreisen Größe. In einem Grade, der dem Verhältnis entspricht, in dem sich seine Gefühle und Empfindungen entwickeln, erwirbt er einen Gewinn, wie er des Paradieses und der Ewigkeit würdig ist. Die Anteilnahme anderer tut seinem Besitzrecht und seinem Nutzen keinen Abbruch, sondern verleiht ihm im Gegenteil noch Kraft. Sie sind ihm ein Schmuck für sein eigenes, weites Paradies.
Jeder kann in dieser Welt einen Garten, einen Park, ein Erholungsgebiet, das er in einer Stunde, einem Tag, einem Monat zu durchwandern vermag, ein Land, durch das er ein Jahr lang reist, mit Mund und Nase, mit Auge und Ohr und mit allen seinen Sinnen genießen. Genauso wie man mit seinen Geruchs- und Geschmacksinnen in diesem vergänglichen Land in einem Garten sich eine Stunde lang erfreuen kann, kann man in jenem Lande, das ein immerwährender Garten ist, ein Jahr lang den gleichen Genuss erfahren. Während aber hier Gehör und Gesichtssinn eine Parklandschaft nur ein Jahr lang genießen können, werden sie dort Parklandschaften in einer Ausdehnung von fünfhundert Jahresreisen genießen dürfen, wie sie jenem prächtigen, mit so überwältigender Schönheit gesegneten Lande würdig sind. Jeder Gläubige findet seinen Geschmack, seinen Genuss seinen Gewinn entsprechend dem Grad und der Verdienste, die er in dieser Welt erworben hat. Und seine Wahrnehmungsfähigkeit wächst und entfaltet sich nach dem Umfang seiner guten Werke.
Größe verliehen, siebzigtausend Schlösser und schöne Wesen geschenkt werden, und jeder von den Leuten des Paradieses mit seinem Anteil vollkommen einverstanden und zufrieden ist, wird angezeigt, dass es im Jenseits nichts gibt, was Gegenstand von Konkurrenzneid wäre, und dass es dort Konkurrenz nicht geben kann. Wenn das aber so ist, dann kann es auch in den das Jenseits betreffenden frommen Taten keine Konkurrenz geben. Da ist kein Platz für Eifersucht. Wer eifersüchtig ist, der ist entweder ein Heuchler, so dass er mit frommen Werken nach irdischen Zielen strebt, oder aber er ist ein Dummkopf, der nicht weiß, worauf fromme Werke gerichtet sind und nicht begreift, dass Geist und Grundlage der frommen Werke die Wahrhaftigkeit ist. Durch seine Rivalität bringt er den Freunden Gottes eine Art Feindschaft entgegen und zweifelt (beschuldigt und kritisiert)die Weite und Größe der Barmherzigkeit Gottes. Dazu ein Vorfall, der diese Wahrheit bestätigt: Einer unserer alten Gefährten hegte eine Feindschaft gegen einen Mann. In der Gegenwart dieses Mannes wurde sein Feind wegen seiner Werke der Frömmigkeit erwähnt, ja sogar als ein Heiliger charakterisiert. Der Mann wurde zunächst nicht eifersüchtig oder verlegen. Dann aber sagte jemand: “Jener, dein Feind, ist tapferund stark.” Da sahen wir, wie in dem Manne eine heftige Eifersucht und der Konkurrenzneid erwachte. Wir sagten zu ihm: “Heiligkeit und Frömmigkeit ist eine Stärke und Größe dem Brillianten des unendlichen ewigen Lebens gleich. In dieser Hinsicht warst du ihm gegenüber nicht eifersüchtig. Obwohl sich irdisch Kraft auch beim Ochsen und Tapferkeit auch bei einem Raubtier finden, sind sie im Vergleich zu Heiligkeit und Frömmigkeit wie ein gewöhnliches Stückchen Glases im Verhältnis zu einem Diamanten.” Der Man sagte: “Auf Rang und Namen haben wir beide in dieser Welt in gleicher Weise unsere Augen gerichtet. Die Stufenleiter, die wir dazu ersteigen müssen, heißt Mut und Tapferkeit. Darum bin ich eifersüchtig geworden. Die Rangstufen im Jenseits sind unbegrenzt. Während er hier mein Gegner ist, kann er dort mein herzlich geliebter Bruder sein.”
Oh ihr Leute der Wahrheit und des geistigen Weges! Der Dienst an der Wahrheit ist wie der Besitz und die Bewahrung eines großen und bedeutenden Schatzes. Diejenigen, die diesen Schatz auf ihren Schulten tragen, freuen sich nur um so mehr und sind es zufrieden, wie viele kräftige Hände auch zu Hilfe eilen, gar nicht zu reden vom Eifersüchtig-Werden. Woher kommt es, dass diese wahrhaftigen Brüder und opferbereiten Helfer als Rivalen betrachtet werden, wo es doch nötig wäre, ihnen mit einer außerordentlich herzlichen Liebe für ihre Kräfte, die jene Dazugekommenen zusätzlich mehr als sie selbst besitzen, und für ihre zusätzliche Tatkraft und Hilfe rühmend Beifall zu spenden. Und durch dieses Verhalten befleckt ihr die Wahrhaftigkeit. Infolge eurer Aufgabe seid ihr verdächtig und so in den Augen der Irregehenden dergleichen furchtbaren Beschuldigungen ausgesetzt, wie der, euch mit eurem Glauben euren Lebensunterhalt zu verdienen, euch mit eurer Wahrheitslehre (Islam) euer täglich Brot zu sichern und in Habsucht und Geiz miteinander zu wetteifern, was um hundert Grad unter euer Würde und Berufung liegt.
Das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist, stets die Schuld bei sich zu suchen, aber nicht sich selbst, sondern stets dem Weggefährten positiv zur Seite zu stehen. Es gibt einen Leitsatz der Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit unter den Gelehrten der Sittenlehre und Wissenschaft der Disputation: “ Wenn es sich bei der Disputation einer Streitfrage herausstellt, dass man selbst das rechte Wort gefunden hat und sich dann darüber freut, dass man selbst recht gehabt hat und dann darüber glücklich ist, dass sein Gegner im Unrecht war und das falsche gesagt hat, so ist das unbillig und herzlos.” Man schadet zudem sich selbst. Denn wenn er recht hat, dann lernt er in der Disputation nichts, was er nicht schon wüsste, erleidet vielmehr durch Stolz möglicherweise einen Schaden. Ist das Recht aber aus Seiten des Gegners, so ist das harmlos. Er lernt etwas, was er nicht wusste, und hat Nutzen davon. Er rettet seine Seele vor Selbstgefälligkeit, d.h. ein gerechter Wahrheitsliebender bricht um der Liebe zur Wahrheit willen den Eigenwille seiner Seele. Findet er, dass sein Gegner recht hat, so nimmt er es wiederum mit Wohlgefallen auf, tritt ihm zur Seite und ist zufrieden.
Wenn so die Leute des Glaubens und der Wahrheit, die Mitglieder der Ordensgemeinschaften und die Vertreter der Wissenschaften sich diesen Leitsatz zum Führer nähmen, so gelangten sie zur Wahrhaftigkeit, und sie würden erfolgreich in ihren Aufgaben für das Jenseits. Sie werden durch die Barmherzigkeit Gottes errettet vor diesem tragischen Sturz und dem gegenwärtigen Unheil.
Einundzwanzigster Blitz
Eine Abhandlung über die Wahrhaftigkeit
Diese Abhandlung war ursprünglich die vierte von sieben Problemstellungen der siebzehnten Anmerkung des siebzehnten Blitzes. Sie ist wegen ihres Zusammenhanges mit der Wahrhaftigkeit zweiter Punkt des Zwanzigsten Blitzes geworden. Aufgrund ihres Glanzes ist sie als Einundzwanzigster Blitz in den Band “Blitze” eingereiht. Diese Abhandlung sollen die Mitschüler mindestens alle fünfzehn Tage ein Mal lesen.
“Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; und streitet nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euer Sieg euch nicht verloren gehe.”(8,46)“Und steht vor Allah in Ehrfurcht.”(2,238)“Wohlergeht es dem, der seine Seele reinigt und zu Schanden wird der, der sie verdirbt. “ (91, 9-10) “ Und verkaufet nicht meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) für ein Geringes.” (2,41)
Oh meine Brüder im Glauben und meine Gefährten im Dienst am Quran! Ihr wisst ja und sollt es wissen, dass in dieser Welt, besonders in den Diensten für das Jenseits der wichtigste Grundsatz, die größte Macht, der am besten aufgenommene Fürsprecher, der dauerhafteste Stützpfeiler, der kürzeste Weg zur Wahrheit, das wirksamste Gebet der Seele, das wunderbarste Fahrzeug zum Ziel, die erhabenste Eigenschaft, der reinste Gottesdienst die Wahrhaftigkeit ist. Aber obwohl nun die Wahrhaftigkeit gleich der oben erwähnten Eigenschaften so viele Kräfte in sich umfasst, und obwohl wir in dieser fürchterlichen Zeit diesen schrecklichen Feinden, der Unterdrückung und dem stürmischen Sittenverfall gegenüber inmitten aller Irrtümer so wenige sind, so schwach und arm, hilflos und kraftlos, hat dennoch die Güte Gottes eine so große und schwere, eine so allumfassende und heilige Aufgabe auf unsere Schultern gelegt. Mit Sicherheit müssen wir mehr als jeder andere, mit unserer ganzen Kraft nach der Wahrhaftigkeit streben, ja dazu sind wir geradezu verpflichtet. Wir haben es in ganz besonderem Maße nötig, dieses Geheimnis der Wahrhaftigkeit fest in uns zu verankern. Sonst geht nicht nur das, was wir bisher durch diesen heiligen Dienst gewonnen haben, zum Teil wieder verloren, setzt sich nicht fort, wir werden auch noch dafür unnachsichtig zur Verantwortung gezogen. Wenn wir stattdessen unsere Wahrhaftigkeit um einiger niederer, gemeiner Gefühle und eines persönlichen Nutzens willen verlustig gehen, weshalb uns das ausdrückliche Verbot Gottes mit einer Drohung trifft, wie es die folgende Ayah ausdrückt,
“ Und verkaufet nicht meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) für ein Geringes,” (2,41)
was uns zugleich auch zum Schaden unserer ewigen Glückseligkeit gereicht und was zudem auch noch sinnlos, nutzlos, schädlich, besorgniserregend, abscheulich und scheinheilig ist, so bedeutet das darüber hinaus einen Anschlag auf das Recht aller Brüder, die in diesem Dienst mit uns zusammen stehen und überdies einen Angriff auf die Dienste am Quran und eine Respektlosigkeit vor der Heiligkeit der Glaubenswahrheiten.
Oh meine Brüder! Vor einer bedeutenden, großen und guten Tat stehen sehr viele Hindernisse und Schwierigkeiten. Die Teufel befassen sich sehr mit denen, die jenen Dienst verrichten. Wegen dieser Hindernisse und dieser Teufel ist es notwendig, sich auf die Kraft der Wahrhaftigkeit zu stützen. Ihr sollt euch von den Ursachen fernhalten, welche die Wahrhaftigkeit zerstören, so wie ihr euch von Schlangen und Skorpionen fernhaltet. So wie unser Ehrwürdiger Prophet Joseph (Friede sei mit ihm) gesagt hat:.
“Wahrlich, die Seele verlangt gierig nach dem Bösen.” (12,53)
Man darf seiner Seele in ihrer Gier nicht vertrauen. Eure Ichsucht und die Gier eurer Seele sollen euch nicht verführen. Um diese Wahrhaftigkeit zu erwerben und zu erhalten und die Hindernisse zu überwinden, sollen die kommenden Grundsätze euer Wegweiser sein.
Erster Grundsatz: Auf euren Werken muss das Wohlwollen Gottes ruhen. Auch wenn die ganze Welt grollt, ist das nicht wichtig; Hauptsache Er ist mit euerem Tun einverstanden. Auch wenn das ganze Volk es ablehnt, hat das keine Wirkung, wenn nur Er (Allah) es angenommen hat. Wenn Er (Allah) damit einverstanden ist und es angenommen hat, wenn Er es dann will und Seine Weisheit es erlaubt, bringt Er auch die Leute dazu, es anzunehmen und damit einverstanden zu sein. Ihr sollt euch nicht davon abhängig machen. Deswegen soll man sich in diesem Dienst allein das Einverständnis Gottes des Gerechten als Ziel unmittelbar vor Augen stellen.
Zweiter Grundsatz: Ihr sollt euch nicht über die Brüder, die in diesem Glaubensdienst stehen, abfällig äußern. Und ihr sollt auch nicht Gefühle von Missgunst und Neid unter den Brüdern wachrufen, indem ihr ihnen eure Überlegenheit demonstriert. Denn, wie eine Hand des Menschen mit seiner anderen Hand keine Rivalität praktiziert, und wie ein Auge das andere Auge nicht kritisiert, wie die Zunge das Ohr nicht anklagt und das Herz die Ungehörigkeiten der Seele übersieht, ja vielmehr deren Unvollkommenheiten ergänzt, ihre Fehler zudeckt, ihr in ihren Bedürfnissen zu Hilfe eilt und sie in ihren Aufgaben unterstützt. So erlischt im gegenteiligen Falle das Leben in jenem Menschenkörper, seine Seele entflieht und sein Körper zerfällt.
Und so wie des Weiteren die Zahnräder einer Maschine nicht gegeneinander konkurrieren und miteinander kämpfen und einander zu überflügeln trachten, sich ihre Fehler nachsehen, einander nicht kritisieren und sich in ihrem Arbeitseifer nicht gegenseitig aufhalten, vielmehr sich bereitwillig um des gemeinsamen Zieles willen gegenseitig in ihren Bewegungen Hilfe leisten und dem Zweck ihrer Herstellung entsprechend in echter Verbundenheit und Übereinstimmung miteinander drehen. Sobald ein Staubkörnchen zwischen sie gerät, sie angreift, behindert, beschädigt, die Fabrikation gestört wird, ohne ein Ergebnis läuft, unproduktiv bleibt, so wird dann also der Fabrikbesitzer diese Fabrik ganz und gar abbauen, demontieren.
Seht, ihr Schüler der Risale-i Nur und Diener des Quran! Ihr und wir bilden die Organe einer geistigen Verkörperung, die der Bezeichnung eines vollkommenen Menschen würdig ist. Wir stellen die Zahnräder einer Fabrik dar, welche im Ewigen Leben die ewige Glückseligkeit als Ergebnis zeitigt. Und wir sind Schauerleute, die auf einem Schiff des Herrn arbeiten, welches die Gemeinschaft Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, zum Ort des Friedens an der Küste der Geborgenheit trägt. Mit Sicherheit bedürfen wir eines Gemeinschaftsgeistes und wahrhaften Sinnes für die Einheit, ja müssen ihn im Geheimnis der Wahrhaftigkeit zu gewinnen trachten, welcher vier Einzelpersonen die Geisteskräfte von 1111Personen verleiht.
Wenn drei Einser sich nicht vereinigen, ist ihr Wert in der Tat nur Drei, vereinigen sie sich aber nach dem Geheimnis der Zahlen, so nehmen sie den Wert von 111 an. Schreibt man vier mal vier getrennt, ergibt sich der Wert von sechzehn. Wenn sie aber mit dem Geheimnis der Bruderschaft und mit der Einheit im Ziel und mit der Übereinstimmung in den Aufgaben in Einklang kommen und in einer Reihe Schulter an Schulter gehen, dann werden sie zu einer Macht mit dem Wert von 4444. Genauso legen auch sehr viele geschichtliche Begebenheiten Zeugnis dafür ab, dass wirklich im Geheimnis der Wahrhaftigkeit Macht und geistige Kraft von sechzehn opferbereiten Brüdern die Viertausend übersteigt. Der Sinn dieses Geheimnisses ist folgend:
In einer wahrhaftigen und aufrichtigen Gemeinschaft kann jede Einzelne mit den Augen der anderen Brüder sehen und auch mit ihren Ohren hören. Bilden zehn Männer eine wirkliche Einheit, so hat jeder einzelne in gewissem Maße eine geistige Kraft und Macht, als ob er mit zwanzig Augen sähe, mit zehn Gehirnen dächte, mit zwanzig Ohren hörte, mit zwanzig Händen arbeitete*.
* Anmerkung: So wie innige Verbundenheit in der Gemeinschaft im Geheimnis der Wahrhaftigkeit die Quelle zahlloser Vorteile ist, so bildet sie auch einen bedeutenden Schutzwall und Rückhalt gegen Ängste, ja sogar gegen den Tod. Denn wenn der Tod kommt, nimmt er nur eine einzige Seele mit. Weil jeder durch das Geheimnis wahrer Bruderschaft auf dem Wege des Wohlwollens Gottes und in den Arbeiten, die auf das Jenseits gerichtet sind, so viele Seelen hat wie die Zahl seiner Brüder, so sagt er, wenn einer von ihnen stirbt: ” Meine übrigen Seelen sollen gesund bleiben, weil diese Seelen mir ihre Belohnungen jeder Zeit weiterhin als meinen Gewinn zukommen lassen und so ihr geistiges Leben weiterführen, sterbe ich nicht. ”So kann er “mit einem Lächeln” dem Tod gegenübertreten. “Ich lebe durch jene Seelen hinsichtlich der Belohnungen und sterbe nur hinsichtlich meiner Sünden.” Sagt er und kann sich in Ruhe (zum Schlafe) niederlegen.
Dritter Grundsatz: Ihr sollt wissen, dass eure ganze Kraft aus der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit er wächst. In der Tat liegt Kraft in der Gerechtigkeit und in der Wahrhaftigkeit. Auch die Ungerechten gewinnen Kraft aus ihrer Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, die sie in ihrem Unrecht zeigen. Beweis dafür, dass die Kraft in der Gerechtigkeit und in der Wahrhaftigkeit liegt, ist unser Dienst hier. Ein ganz klein wenig Wahrhaftigkeit in diesem unseren Dienst beweist diese Behauptung und ist in sich selbst ein Beweis. Denn im Vergleich zu dem Dienst an Wissenschaft und Glauben, den wir seit mehr als zwanzig Jahren in meiner Heimat und Istanbul verrichtet haben, wurde hier mit euch in sieben, acht Jahren hundertfach mehr geleistet. Während ich in meiner Heimat und Istanbul hundert- ja sogar tausendfach mehr Helfer hatte als Brüder, die hier mit mir arbeiten, bin ich einsam und ohne Angehörige, ein Fremdling und ein halber Analphabet. Ich habe absolut keinen Zweifel mehr daran, dass der Dienst, den ich seit sieben, acht Jahren trotz der unmenschlichen Überwachung und der Unterdrückung durch die Beamten mit euch getan habe und die geistige Kraft, die hundertfach mehr Erfolg als die früheren Dienste zeitigt, aus eurer Wahrhaftigkeit erwachsen sind.
Zudem muss ich euch gestehen, dass ihr mich mit eurer aufrichtigen Wahrhaftigkeit gewisser Maßen vor der Scheinheiligkeit bewahrt habt, die unter dem Deckmantel von Ruhm und Ruf meiner Seele schmeichelte. Und so werdet ihr dann, nachdem ihr - mit Gottes Hilfe - die vollkommene Wahrhaftigkeit errungen habt, auch mich in alle Wahrhaftigkeit einführen. Ihr wisst ja, dass Hasret Ali (Allahs Wohlwollen sei mit ihm) mit diesem seinem an die Zeiten der alten Propheten gemahnenden Wunder und Hasret Ghaus Asam (Allah heilige seine Geheimnisse) mit jener seiner zukunftsweisenden Wundergabe euch auf Grund des Geheimnisses der Wahrhaftigkeit ihre Gunst und Anerkennung bezeigen. Sie unterstützen und trösten euch und spenden euch für euren Dienst geistigerweise Beifall.
In der Tat sollt ihr überhaupt keinen Zweifel daran haben, dass euch diese ihre Anerkennung aus eurer Wahrhaftigkeit erwächst. Wenn ihr wissentlich nicht an der Wahrhaftigkeit festhaltet, werden euch ihre Schläge ereilen. (Doch es sind Schläge von liebender Hand, die euch den Zehnten Blitz wieder in Erinnerung rufen sollen.) Wenn ihr euch derartige hervorragende Leute zu eurer Unterstützung als Lehrer über euch wünscht, dann bemüht euch um vollkommene Wahrhaftigkeit nach dem Geheimnis
“ Sie geben euren Brüdern den Vorzug vor sich selbst. “ (59, 9)
Der Seele eurer Brüder sollt ihr vor eurer eigenen Seele hinsichtlich der Würde, dem Rang, dem Wohlwollen der Leute, ja sogar der materiellen Vorteile und solcher Dinge den Vorzug geben, die eurer Seele angenehm erscheinen. Ja, einem Gläubigen eine tief greifende Glaubenswahrheit, deren er bedarf, in ihrer ganzen Schönheit darzulegen, ist sogar mit aller kindlichen Unschuld von großem Nutzen ohne jeden Schaden. Soweit möglich solltet ihr euch freuen, wenn ihr einen Kollegen, der eigentlich gar nicht möchte, doch noch dafür gewinnen könnt, damit eure Seele nicht der Selbstzufriedenheit anheim falle. Wenn ihr den Wunsch habt: “ Ich will etwas Verdienstvolles tun. Ich möchte über dieses schöne Thema sprechen. “ Dann ist das so weit noch keine Sünde und kein Fehler. Doch kann dies dem Geheimnis der Wahrhaftigkeit unter euch zum Schaden gereichen.
Vierter Grundsatz: Die Vorzüge eurer Brüder sollt ihr eurer eigenen Persönlichkeit zugehörig und ihre Tugenden als in euch selbst befindlich vorstellen und in ihrer Würde (berechtigterweise) stolz und dankbar sein. Die Mystiker verwenden unter sich die Fachbezeichnungen: “in der Seele seines Lehrers aufgehen” und “in der Persönlichkeit des Gesandten Gottes Md. Aufgehen”.
Ich bin kein Sufi. Aber ihr Grundsatz ist auch auf unserem Weg ein schöner Grundsatz und heißt: “in der Persönlichkeit der Gemeinschaft der Brüder aufgehen”. Unter den Mitbrüdern nennt man es “tefani”. Das heißt: Sich aufgeben und ineinander auflösen. Mit anderen Worten: “Seine eigenen egoistischen Gefühle soll man vergessen und in den Vorzügen und Empfindungen seiner Mitbrüder gedanklich mitleben.” Grundlage unseres Weges ist ja die Bruderschaft. Sie ist nicht das Band zwischen Vater und Sohn, auch nicht zwischen Scheich und Murid, sondern das Band wahrhaftiger Bruderschaft. Da kann es dann höchstens noch einen Lehrer (im Sinne eines älteren Bruders - A.d.Ü) dazwischen geben. Damit unser Weg “Freundschaft” sei, ist es unsere Lebensart “Freund zu sein”. Was aber eine Freundschaft erfordert, ist, ein besonders nahe stehender Freund, ein zu jedem Einsatz bereiter Kamerad, ein über alles schätzenswerter Gefährte und ein vertrauenswürdiger und zuverlässiger Bruder zu sein.
Der Grundstein dieser Freundschaft ist aber aufrechte Wahrhaftigkeit. Der Mann, welcher diese aufrechte Wahrhaftigkeit zerbricht, verliert in höchsten Höhen auf dem obersten Gipfel dieser Freundschaft seinen Halt; und es ist möglich, dass er in den tiefsten Abgrund hinunterstürzt. Er wird dazwischen nichts mehr finden, woran er sich noch festhalten könnte.
In der Tat bieten sich zwei Wege an. Es ist möglich, dass diejenigen, die diesen unseren Weg, die Große Straße, die der Quran ist, verlassen haben, ohne es zu merken, der atheistischen Streitkraft, die uns Feind ist, Hilfe leisten. Inscha-a'llah werden diejenigen, die durch Risale-i Nur in den heiligen Kreis des Quran eingetreten sind, dessen Worte ein Wunder sind, immer das Licht der Erkenntnis, die aus dem Quran erwächst, mehren, in der Wahrhaftigkeit wachsen und den Glauben (untereinander) stärken und so nicht in solche Abgründe stürzen.
Oh meine Freunde im Dienst am Quran! Einer der wirksamsten Gründe, Wahrhaftigkeit zu erwerben und zu bewahren, ist: “Mit dem Tod verbunden” zu sein. In der Tat ist das, was die Wahrhaftigkeit beeinträchtigt und zur Scheinheiligkeit und einem weltlichen Leben führt “die Länge der Wünsche”. Was vor der Scheinheiligkeit Abscheu hervorruft und die Wahrhaftigkeit erlangen lässt, ist, “mit dem Tod verbunden” zu sein. Das heißt: Man soll an seinen Tod erwägen und bedenken, dass die Welt vergänglich ist, um sich vor den Einflüsterungen der Begierde zu retten.
In der Tat haben Ordensleute und die Kenner der Wahrheit aus den folgenden Ayat des weisen Quran ihre Lehren empfangen:
“Jede Seele wird den Tod schmecken” (3,185) “mit Sicherheit wirst du (Oh mein Gesandter) sterben, und mit Sicherheit werden sie (die Ungläubigen) auch sterben. “(39,30)
und für die Erwählung ihres Weges die “ Verbundenheit mit dem Tod” zur Grundlage genommen. Sie haben die Vorstellung, ewig (auf Erden) zu leben, welche den “Längengrad der Wünsche” (= Begierden) bildet, durch jene Verbundenheit ausgelöscht.
Als eine Art von Arbeitshypothese oder Bild (vor dem geistigen Auge) stellen sie es sich vor und malen sie es sich aus, schon gestorben zu sein... gewaschen zu werden; nehmen an, ins Grab gelegt zu werden. Indem sie diese Überlegungen immer weiter fortsetzen, wird die triebverhaftete Seele von diesen Erwägungen und Vorstellungen betrübt und entsagt bis zu einem gewissen Grade ihren ausschweifenden Wünschen. Diese Verbundenheit hat sehr viele Vorteile. Da eine Überlieferung unseres Propheten Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, lautet:
“Ihr sollt euch den Tod, der die Genüsse bitter werden lässt und sie Zunichte macht, oft ins Gedächtnis rufen, “
erteilt sie uns diese Verbundenheit als Lektion. Da wir aber nicht die Berufung der Ordensleute haben, es uns vielmehr um Tatsachen geht, ist es nicht notwendig, dass wir uns nach Art der Ordensleute Bilder und Vorstellungen ausmalen. Außerdem stimmt das nicht mit dem wahren Weg überein. Wenn man versucht, sich die Folgen auszumahlen, so sollte man nicht die Zukunft in die Gegenwart herüberholen, vielmehr von den Tatsachen ausgehend von der Gegenwart in die Zukunft hinüberdenken, sie in den Blick bekommen. In der Tat kann man seine eigene Leiche als einzige Frucht am Gipfel dieses kurzen Lebensbaumes betrachten, ohne dass es dazu einer Arbeitshypothese oder bildlichen Vorstellung bedürfte. So wie er dabei einzig seinen eigenen Tod erblickt, so erblickt er dort auch das Ende seiner Zeit, sobald er nur ein wenig zur anderen Seite hinübergeht. Sobald er noch ein wenig weiter zur anderen Seite hinübergeht, wird er auch Zeuge des Endes der Welt. So öffnet sich ihm der Weg zur vollkommenen Wahrhaftigkeit. Ein zweiter Grund: In der Kraft eines durchforschten Glaubens und in dem Licht, das aufstrahlt, wenn wir über den Glauben nachsinnen, so wie er der Schöpfung immanent ist und uns in der Erkenntnis ihres Meisters gegeben wird, gelangen wir zu einer Art von (göttlicher) Gegenwart, bedenken, dass der barmherzige Schöpfer allgegenwärtig und allschauend ist, suchen bei keinen anderen nach Seinem Wohlwollen außer bei Ihm. Sich in Seiner Gegenwart noch mit anderen zu beschäftigen, ja von ihnen Hilfe zu erwarten, widerspricht dem Anstand, den Seine (göttliche) Gegenwart erfordert. Zieht man dies in Betracht, so bewahrt man sich vor Scheinheiligkeit und gelangt zur Wahrhaftigkeit. Wie dem auch sei... es gibt dabei noch viele Grade und Abstufungen. Jeder hat daran seinen Anteil, zieht daraus seinen Nutzen und hat dementsprechend davon seinen Gewinn. Da in der Risale-i Nur viele Wahrheiten erwähnt wurden, die den Menschen vor der Scheinheiligkeit bewahren und zur Wahrhaftigkeit führen, überlassen wir das Weitere den übrigen Risale-i Nur Abhandlungen. Und so beenden wir diese hier.
Wir wollen hier nun zwei, drei unter sehr vielen Ursachen, die von der Wahrhaftigkeit weg und zur Heucheleihinführen, kurz erläutern.
Erstens: Ein Konkurrenzkampf, der um eines materiellen Vorteils willen entsteht, untergräbt nach und nach die Wahrhaftigkeit. Zum einen vereitelt er das Ziel dieses Dienstes, zum anderen vernichtet er auch den materiellen Gewinn selbst.
In der Tat hat dieses Volk immer den Gedanken der Hochachtung und der Unterstützung für diejenigen, die für die Wahrheit des Islam und für die jenseitige Welt arbeiten, genährt. Und sie haben sich tatsächlich um die Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse gekümmert, der Absicht, an ihrer aufrichtigen Wahrhaftigkeit und an ihren treuen Diensten auf ihre Weise Anteil zu haben. Damit sie keine Zeit verlieren sollten, haben sie ihnen mit materiellen Gütern wie Spenden und Geschenken, geholfen und ihnen ihre Verehrung bezeigt. Aber diese Unterstützung und Hilfe darf man nicht verlangen, vielmehr werden sie frei gegeben. Ja man sollte noch nicht einmal in seinem Herzen einen Wunsch hegen, auch nicht durch seine Haltung eine Hoffnung zum Ausdruck bringen. Vielmehr wird alles auf unerhoffte Weise gegeben. Anderenfalls erleidet die Wahrhaftigkeit Schaden. Außerdem gerät man so in die Nähe des in folgender Ayah ausgesprochenen Gebotes:
“Ihr sollt meine Ayat (Quranverse, Wunderzeichen) nicht um ein Geringes verkaufen.” (2,4I)
Dadurch ist der Wert der guten Taten teilweise abgebrannt (und vernichtet). Wer sich also nach einem materiellen Vorteil sehnt und in dieser Hoffnung verweilt, der wird danach in der Triebhaftigkeit seiner Seele und durch seine Eigenliebe, um sich einen solchen Vorteil nicht von einem anderen wegnehmen zu lassen, gegen seinen wahren Bruder und Kollegen im gemeinsamen Dienst ein Gefühl der Rivalität in sich entwickeln. Die Wahrhaftigkeit erleidet Schaden; der heilige Dienst geht zugrunde. In den Augen der Leute der Wahrheit entsteht eine beklemmende Situation. Und auch der materielle Gewinn geht verloren. Nun ja... Dieser Teich benötigt noch viel Wasser. Ich will hier abbrechen und nur noch zwei Beispiele erzählen, um das Geheimnis der Wahrhaftigkeit und die herzliche Gemeinschaft unter meinen wahren Brüdern zu bestärken.
Erstes Beispiel: Um großen Reichtum zu erlangen und gewaltig an Macht zu gewinnen, haben Weltleute, ja sogar ein Teil der Politiker und bedeutende Komiteen im menschlichen Gemeinschaftsleben den Grundsatz der Gütergemeinschaft für sich zur Richtschnur gemacht. Trotz aller Missbräuche und Nachteile gewinnen sie ganz erstaunlich an Macht und erzielen einen großen Gewinn. Aber trotz aller Nachteile einer solchen Gütergemeinschaft ändert sich durch die Gemeinschaft im Wesentlichen nichts. Jeder einzelne ist wie einem Besitzer über das Ganze vergleichbar, wenn auch nur unter bestimmten Umständen und in gewisser Hinsicht; aber einen Vorteil davon hat er nicht. Nun gut...
Wenn dieser Grundsatz der Gütergemeinschaft in dem Bemühen um das Jenseits praktiziert wird, bewirkt er einen gewaltigen Gewinn ohne einen Nachteil. Denn der gesamte Besitz bringt es als ein Geheimnis mit sich, dass er vollständig in die Hände jedes einzelnen Teilhabers dieser Gesellschaft übergeht. Wenn nämlich von vier, fünf Männern, welche die Absicht haben, eine Gesellschaft zu begründen, einer Petroleum, einer einen Docht, einer einen Lampensockel, einer einen Zylinder und einer ein Streichholz herbeibringt, so können sie die Lampe entz