02-07-2009, 14:07
Hallo Thelmar,
eins vielleicht vorweg:
Mir läge daran, dass wir das, was uns in unserem Anliegen trennt, und das, was uns verbindet, herausfinden, damit wir uns auf das, was uns verbindet, stützen können. Ich habe nicht das Bedürfnis, die Gedankenwege anderer zu verändern.
Wenn sich herausstellen sollte, dass das Gemeinsame dann doch sehr gering ist oder der jeweils eigene Gedankengang sich nicht vermitteln lässt, dann werde ich von meiner Seite aus lieber aufhören.
Die Ablehnung von Dualismus setzt nicht voraus, dass man undifferenziert die Dinge betrachtet, sondern ganz im Gegenteil die Undifferenziertheit ablehnt.
Der Dualismus ist für mich in Descartes verkörpert, der von einem mechanistischen Weltbild ausging. Da sind Natur und Geist radikale Gegensätze, und so auch Körper und Geist. Der Körper ist für Descartes eine Art Maschine.
Auch unterscheide ich streng Dualität von Dualismus. Letzteres ist eine Weltanschauung, meist sogar eine Ideologie (es gibt nur zwei Substanzen, und sie sind unabhängig voneinander). Ersteres ist für mich eine Wahrnehmungsform, an die unser Denken zumeist gebunden ist. Wir haben die Farbe „Schwarz“ in unser Sprachsystem aufgenommen und damit gleichzeitig das Gegenteil davon: „Nicht-Schwarz. „Schwarz“ können wir überhaupt nur erkennen, wenn wir es von „Nicht-Schwarz“ unterscheiden können. Auch „Schmerz“ ist nur erkennbar, wenn wir „Nicht-Schmerz“ kennen.
Dass es ein Jenseits von dieser Dualität gibt, mag sein – aber hier will ich nur darauf hinaus, dass das duale Empfinden und Denken nicht die Ideologie des Dualismus einschließt.
Für mich auch nicht, das habe ich ja oft geschrieben. Der Reduktionismus, den Du ansprichst, will ja per „Zwang“ gewisse Realittäsbereiche des Menschen auf die mechanistisch verstandene Materie reduzieren, ist also eine Ideologie (falls sie sich wissenschaftlich gebärdet), ansonsten eine Weltanschauung.
Diese halte ich – falls sie sich wissenschaftlich gebärdet – für fatal, da sie eben ein festes Menschenbild voraussetzt und dieses unbedingt als Prämisse durchsetzen will. Da wird dann die Wissenschaft missbraucht, um ideologische Sichtweisen durchzusetzen.
Nein, ich beziehe mich nicht auf irgendwelche philosophischen Systeme. Wirkliche Forschung – oder bescheidener: wirklliches Erforschen – muss solche lang mitgeschleppten und nicht überprüften Begrifflichkeiten über Bord werfen.
Aber hier „philosophierst“ Du im Sinne von Spekulation – und vielleicht trennen sich an diesem Punkt dann doch unsere beiden Wege.
Mich interessieren diese Spekulationen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: ich empfinde sie als Blockaden, die eine wirkliche Untersuchung dessen, was der Mensch für „Wirklichkeiten“ ständig hat oder produziert, verhindert.
Offenbar suchst Du nach einem kohärenten philosophischen Weltbild, während ich in Deinem Thema auf das Wort „wissenschaftlich“ angesprungen bin.
Vielleicht sollten wir hier erst einmal innehalten, Stoff genug ist ja schon da.
In den beiden Threads „Wirklichkeit“ und „“Was ist Religion? Was ist Religiosität“ habe ich dazu einige Gedanken formuliert, das schrieb ich schon. Ich mag es hier nicht wiederholen, denn es ist ja so leicht, das dort zu lesen.
Sicher ist das nicht ausreichend, aber die Entwicklung einer Methodik ist für mich die Zielvorstellung, ich habe kein fertiges Ergebnis. Die ganze Geisteswissenschaft hat keine fertigen Ergebnisse – sie ist, methodisch gesehen, zum einen schwer vernachlässigt worden, zum anderen von Haus aus um ein Vielfaches komplexer als die naturwissenschaftliche.
Allerdings ist die naturwissenschaftliche, sobald sie den Menschen untersucht, ebenfalls kompex, und auch sie hat nicht im Ansatz fertige Ergebnisse.
Auf so etwas reagiere ich sauer. Wenn ich eine Methodik suche, dann ist das eben mein Weg. Ich gehe wissenschaftlich vor, ich habe das gelernt, und ich tue das vorsichtig und Schritt für Schritt.
Innerhalb der Wissenschaft gibt es immer mehrere Wege, und sie sind nicht „falsch“ oder „richtig“, sondern eben verschiedene Herangehensweisen. Die Prämissen verschiedener Wissenschaftler sind notgedrungen unterschiedlich.
Ja, das habe ich in diesem Thread ziemlich oft bestätigt. Das ändert trotzdem nichts daran, dass man wissenschaftlich vorgehen muss – wenn man schon Wissenschaftlichkeit beansprucht.
Dein Weg, spirituelle oder sog. außerkörperliche Erfahrungen messen zu lassen, beruht ja auf der naturwissenschaftlichen Methodik, nicht auf der geisteswissenschaftlichen.
Da ich aber nach einer geisteswissenschaftlichen Methodik suche, die wissenschaftlich begründet ist, sind für mich diese Messungen zunächst nicht ausschlaggebend in dem Sinne, dass sie die geisteswissenschaftliche begründen.
Du hast ja auch ständig von einer geisteswissenschaftlichen Methodik gesprochen, die die naturwissenschaftliche ergänzen solle.
Eben darum habe ich mich in diesem Thread engagiert.
Allerdings denke ich zusätzlich interdisziplinär, darum sollte eine übergeordnete Wissenschaft beide Richtungen in sich vereinen und für deren Ergebnisse ein Gesamtmodell schaffen.
Aber das ist Zukunftsmusik, erst mal muss man dafür sorgen, dass nicht nur die physische Realität untersucht und beschrieben wird.
Und darin sind wir ja offenbar einer Meinung – nur nicht in dem Weg.
Bis dahin erst mal.
Wir sollten uns vielleicht besser immer nur jeweils auf einen Punkt beschränken?
eins vielleicht vorweg:
Mir läge daran, dass wir das, was uns in unserem Anliegen trennt, und das, was uns verbindet, herausfinden, damit wir uns auf das, was uns verbindet, stützen können. Ich habe nicht das Bedürfnis, die Gedankenwege anderer zu verändern.
Wenn sich herausstellen sollte, dass das Gemeinsame dann doch sehr gering ist oder der jeweils eigene Gedankengang sich nicht vermitteln lässt, dann werde ich von meiner Seite aus lieber aufhören.
(02-07-2009, 09:22)Thelmar schrieb:Zitat:Für mich war das erst mal ein konstruktiver Gedanke, weil es dem Konstrukt "Dualismus" - dem ich nicht traue - etwas entgegensetzt.Ich konnte mich nie ganz von dualistischen Positionen lösen, ganz einfach deshalb, weil ich mich immer gezwungen sah körperliches, emotionales, psychisches, mentales usw. als differenziert zu betrachten.
Die Ablehnung von Dualismus setzt nicht voraus, dass man undifferenziert die Dinge betrachtet, sondern ganz im Gegenteil die Undifferenziertheit ablehnt.
Der Dualismus ist für mich in Descartes verkörpert, der von einem mechanistischen Weltbild ausging. Da sind Natur und Geist radikale Gegensätze, und so auch Körper und Geist. Der Körper ist für Descartes eine Art Maschine.
Auch unterscheide ich streng Dualität von Dualismus. Letzteres ist eine Weltanschauung, meist sogar eine Ideologie (es gibt nur zwei Substanzen, und sie sind unabhängig voneinander). Ersteres ist für mich eine Wahrnehmungsform, an die unser Denken zumeist gebunden ist. Wir haben die Farbe „Schwarz“ in unser Sprachsystem aufgenommen und damit gleichzeitig das Gegenteil davon: „Nicht-Schwarz. „Schwarz“ können wir überhaupt nur erkennen, wenn wir es von „Nicht-Schwarz“ unterscheiden können. Auch „Schmerz“ ist nur erkennbar, wenn wir „Nicht-Schmerz“ kennen.
Dass es ein Jenseits von dieser Dualität gibt, mag sein – aber hier will ich nur darauf hinaus, dass das duale Empfinden und Denken nicht die Ideologie des Dualismus einschließt.
Zitat:In meinen Augen lässt sich psychisches z.b. einfach nicht vollständig auf körperliches reduzieren, im Gegenteil.
Für mich auch nicht, das habe ich ja oft geschrieben. Der Reduktionismus, den Du ansprichst, will ja per „Zwang“ gewisse Realittäsbereiche des Menschen auf die mechanistisch verstandene Materie reduzieren, ist also eine Ideologie (falls sie sich wissenschaftlich gebärdet), ansonsten eine Weltanschauung.
Diese halte ich – falls sie sich wissenschaftlich gebärdet – für fatal, da sie eben ein festes Menschenbild voraussetzt und dieses unbedingt als Prämisse durchsetzen will. Da wird dann die Wissenschaft missbraucht, um ideologische Sichtweisen durchzusetzen.
Zitat:Aber ich vermute du beziehst dich auf den Einheitsgrund, der hinter all diesen Ebenen ist, und der nicht weiter teilbar ist.
Nein, ich beziehe mich nicht auf irgendwelche philosophischen Systeme. Wirkliche Forschung – oder bescheidener: wirklliches Erforschen – muss solche lang mitgeschleppten und nicht überprüften Begrifflichkeiten über Bord werfen.
Zitat:Meine Gedanken dazu sind so, dass dieser Einheitsgrund etwas metaphysisches und transzendentes ist, dass quasi die einheitstiftende Grundlage all der anderen Ebenen ist.
Aber hier „philosophierst“ Du im Sinne von Spekulation – und vielleicht trennen sich an diesem Punkt dann doch unsere beiden Wege.
Mich interessieren diese Spekulationen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: ich empfinde sie als Blockaden, die eine wirkliche Untersuchung dessen, was der Mensch für „Wirklichkeiten“ ständig hat oder produziert, verhindert.
Offenbar suchst Du nach einem kohärenten philosophischen Weltbild, während ich in Deinem Thema auf das Wort „wissenschaftlich“ angesprungen bin.
Vielleicht sollten wir hier erst einmal innehalten, Stoff genug ist ja schon da.
Zitat:Was wäre denn ein akzeptables wissenschaftliches Instrumentarium für dich, um Emotionen usw. zu erfassen ?
In den beiden Threads „Wirklichkeit“ und „“Was ist Religion? Was ist Religiosität“ habe ich dazu einige Gedanken formuliert, das schrieb ich schon. Ich mag es hier nicht wiederholen, denn es ist ja so leicht, das dort zu lesen.
Sicher ist das nicht ausreichend, aber die Entwicklung einer Methodik ist für mich die Zielvorstellung, ich habe kein fertiges Ergebnis. Die ganze Geisteswissenschaft hat keine fertigen Ergebnisse – sie ist, methodisch gesehen, zum einen schwer vernachlässigt worden, zum anderen von Haus aus um ein Vielfaches komplexer als die naturwissenschaftliche.
Allerdings ist die naturwissenschaftliche, sobald sie den Menschen untersucht, ebenfalls kompex, und auch sie hat nicht im Ansatz fertige Ergebnisse.
Zitat:Oder anders ausgedrückt: Ist das überhaupt die richtige Herangehensweise bzw. kann es das überhaupt sein ?
Auf so etwas reagiere ich sauer. Wenn ich eine Methodik suche, dann ist das eben mein Weg. Ich gehe wissenschaftlich vor, ich habe das gelernt, und ich tue das vorsichtig und Schritt für Schritt.
Innerhalb der Wissenschaft gibt es immer mehrere Wege, und sie sind nicht „falsch“ oder „richtig“, sondern eben verschiedene Herangehensweisen. Die Prämissen verschiedener Wissenschaftler sind notgedrungen unterschiedlich.
Zitat:Wie ich in einigen Posts vorher versucht habe anzudeuten, kann es in meinen Augen schonmal garnicht gelingen psychisches, geschweigendenn spirituelles, naturwissenschaftlich, also z.b. neurobiologisch zu erklären oder zu erfassen. Für mich sind da eher geisteswissenschaftliche Zugänge gefragt.
Ja, das habe ich in diesem Thread ziemlich oft bestätigt. Das ändert trotzdem nichts daran, dass man wissenschaftlich vorgehen muss – wenn man schon Wissenschaftlichkeit beansprucht.
Dein Weg, spirituelle oder sog. außerkörperliche Erfahrungen messen zu lassen, beruht ja auf der naturwissenschaftlichen Methodik, nicht auf der geisteswissenschaftlichen.
Da ich aber nach einer geisteswissenschaftlichen Methodik suche, die wissenschaftlich begründet ist, sind für mich diese Messungen zunächst nicht ausschlaggebend in dem Sinne, dass sie die geisteswissenschaftliche begründen.
Du hast ja auch ständig von einer geisteswissenschaftlichen Methodik gesprochen, die die naturwissenschaftliche ergänzen solle.
Eben darum habe ich mich in diesem Thread engagiert.
Allerdings denke ich zusätzlich interdisziplinär, darum sollte eine übergeordnete Wissenschaft beide Richtungen in sich vereinen und für deren Ergebnisse ein Gesamtmodell schaffen.
Aber das ist Zukunftsmusik, erst mal muss man dafür sorgen, dass nicht nur die physische Realität untersucht und beschrieben wird.
Und darin sind wir ja offenbar einer Meinung – nur nicht in dem Weg.
Bis dahin erst mal.
Wir sollten uns vielleicht besser immer nur jeweils auf einen Punkt beschränken?
