(12-08-2009, 14:22)jam schrieb: Wie kann man sicher sein, dass diese Kirche von Jeshua und nicht von jemand anderem ist?Ich habe gerade in meiner Illustrierten Kirchengeschichte in Farbe "2000 Jahre Christentum" (ISBN 3 86070 305 6) geblättert. Danach waren die für die spätere Entwicklung maßgeblichen Schritte nach der Hinrichtung Jesu die Sammlung der Jünger, eine konsequente Strukturierung der noch kleinen Gemeinde und die Anpassung an die politischen Verhältnisse. Letztere wird in dem Werk als „Verbürgerlichung“ des Christentums bezeichnet, deren Grundzüge bereits in den Evangelien und in den Pastoralbriefen wiederzufinden sind.
Man muss sich das zunächst ohne überörtliche Ämter vorstellen: an vielen Stellen wurden Gemeinden mit unterschiedlichen Ausprägungen gebildet, denen unterschiedliche Schriften vorlagen. Nicht alle davon sind in das spätere Neue Testament übernommen worden.
Es ist aber auch nicht zu leugnen, dass je mehr sich das Christentum in seinem überwiegend heidnischen Umfeld etablierte, jene Vorurteile übernahm, die gegenüber dem Judentum bestanden bis hin zu einer Anbiederung an Rom. So wurde – und das schon in neutestamentlichen Schriften – Rom von der Hinrichtung Jesu freigesprochen (und stattdessen die Schuld bei „den Juden“ gesucht).
Es gibt also niemand anderen, als den jüdischen Rabbi Jesus (oder Jeshua). Aber es gibt eine Vielzahl von Gemeindebildungen in denen um den rechten Glauben gerungen wurde.
(12-08-2009, 14:22)jam schrieb: Erschreckt man sich nicht, wenn der verlauf dann so anders ist, als das Nt wollte?Der Antisemitismus IST erschreckend. Und er ist historisch nicht gerechtfertigt. Richtig. Doch die neutestamentlichen Schriften sind keineswegs so eindeutig, dass sich einheitliche Christengemeinden gebildet hätten. Das Einzige, was man feststellen kann: Sie waren erstaunlich straff organisiert und auf den himmlischen Christus (Herrn) fixiert, ein Umstand, der sie später für das Imperium Romanum nach seinen Bürgerkriegen als einheitliche Staatsreligion interessant gemacht hatte (aus den 10 Filmen „Apokalypse“ bei ARTE).
(12-08-2009, 14:22)jam schrieb: Weil immerhin geht es um das Ewige Heil und nicht nur um eine kurze Zeit?Das war auch einer der Gründe, warum die Christen im Rom der Spätantike so akzeptabel waren: Ihre Auskünfte galten als verlässlich, weil für sie „das ewige Heil“ auf dem Spiel stand.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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