30-08-2009, 16:30
(29-08-2009, 21:47)hsin schrieb: Und wo ist 'Gebot' emotional besetzt?
Und wo 'Vergebung'?
Ich verstehe Gebot als Gebot und Vergebung kann es nur geben, wenn man völig emotionslos sich mit der Verletzung der "Gebote" auseinandergesetzt hat.
Zumindest wenn man sich in christichen Kontext bewegt, gibt es meiner Ansicht nach sowas wie Vergebung.
Schuld ist meiner Ansicht nach etwas anderes als nur kausal Verursacher zu sein. Und Schuld ist für mich was SEHR emotionales. Wenn ich mich in der geistigen und emotionalen Welt des Christums bewege, dass gibt es für mich definitiv Vergebung. Dadurch wird die Schuld von mir heruntergenommen.
Das Herunternehmen der Schuld ist dabei ähnlich "irrational" wie das aufladen. Es lastet selbst dann eine Schuld auf mir, auch wenn ich eigentlich gar nicht anders handeln konnte, als ein Gebot zu verletzen.
Weil Vergebung für viele nicht mehr möglich ist, versuchen meiner Ansicht nach viele durch eine Gesinnungsethik jede Formn von Schuld von vornherein zu vermeiden, so nach dem Prinzip: "ich wollte ja wirklich das Beste, also kann mir niemand einen Vorwurf machen".
Das Ergebnis sind dann penetrante Gesinnungethiker, die ein permantent gutes Gewissen haben, das durch nichts zu erschüttern ist. Die Vorstellung, dass ihre Handlungen und ihre Einstellungen nicht richtig sein konnte wird vehement angelehnt, denn die Schuld wäre untragbar, da nicht vergebbar. Eine Umkehr wird dadurch weitestgehend unmöglich. Was bleibt sind leere Bußrituale, die ohne persönliche Anteilnahme zelebriert werden.
Diese ganze Entwicklung, die ich vorallem in Kreisen linksliberaler Leute aus einem postchristlichen Bürgertum sehe, finde ich zunehmend abstoßend.
PS.: Gebote selbst sind natürlich nicht emotional besetzt, sondern das Brechen von Geboten, wie etwa das Töten von Menschen.
Leider ist das keine menschliche Universalie, es gibt Kulturen, die das Töten bestimmer Menschen nicht negativ besetzen.

