(30-08-2009, 17:48)humanist schrieb: Da wären wir ja beim Kern der Sache.
Auf Glaube muss man sich emotional einlassen.
Das hat nichts mit rationalem Denken zu tun.
Dann kann man aber nicht, wie andere hier im Religionsforum, davon sprechen, dass sich einem die Anwesenheit Gottes logisch durch Sinnieren erschließt.
Ich glaube, über die Zeit, in der man meinte "Gottesbeweise" finden zu können, sind die meisten hinweg.
Dennoch, so etwas wie eine persönliche Überzeugung, dass es Gott oder das Heilige oder ähnliches gibt, die keineswegs der Logik widerspricht, kann man erlangen. Wie schon gesagt, zur Erklärung von Phänomenen in der Natur kommt man heute wunderbar auch ohne Gott aus, wenn es aber um Orientierung geht, wesentlich weniger.
Ich dachte lange es geht auch ohne die religiöse Orientierung und im Prinzip wäre das wohl auch möglich. Was man aber in der Wirklichkeit beoachten kann, ist eine völlige Orientierungslosigkeit unserer postchristlichen Diskurseliten.
Die Vorstellung, alle Kulturen und Religionen seien gleichwertig, alles sei Ansichtssache, es gebe keine Wahrheit, alles sei relativ und so weiter und so fort, genau das ist Ausdrück dieser völligen Orientierungslosigkeit.
"Wenn die europäische Kultur untergeht, was solls, aber wenn man sich vorstellt, was das alles an phanthastischen Möglichkeiten bietet..."
Wo solche Sätze nicht allgemeine Bestürzung auslösen, (und das tun sie nicht, wenn sie im geisteswissenschaftlichen Milieu gesprochen werden, ganz im Gegenteil!) läuft etwas grundsätzlich falsch.
Das es etwas Heiliges, nicht Antastbares geben muss, damit Gesellschaften auf Dauer bestehen können, das ist mir sehr klar geworden, in Situationen, wo solches gesprochen wurde.
Dieses Heilige, diese unendlich Größere als da eigene, begrenzte Leben, das kann man erspüren und wenn ganze Gesellschaften es nicht mehr erkennen, sind sie dem Untergang geweiht.