03-10-2009, 15:51
Hallo :)
Es geht doch bei der juristisch-antiken Kabbalah auch um den Sinn des Ganzen, als Gemeinschaft Volk Israel lange zu leben. Die Hochbluete der juedischen Kabbalah im Interesse der Rechtsfindung lag wohl in der ersten Roemer-Reichs-Zeit. Diese zweigte nicht aus in Nachahmung durch andere Leute.
Eine zweite Hochbluete kam erst im Mittelalter (Sohar) - diese zweigte aus zu niicht-juedischen Betreibern, in den Bereich Aberglauben, Numerologie, wurde "Kabbalistik" bis hin zum Anspruch der magischen Beeinflussung von Ereignissen (diese ist religioesen Juden verboten)
Abgeleitet von der Formel in der Mischnah "Pirqeh Awoth": "Moscheh qibel Thorah..." (=Moses empfing die Lehre...) bedeutet es im Juedischen doch etwas ganz simpel "Kette des Empfangen habens" - also das Wort ist mit dem Wort fuer Verkettung genommen, besehen vom jeweils naechsten Ring, der "empfaengt", indem er in den vorherliegenden Ring hienengreift - sich rund-schliesst, und nun kann der naechste Ring weitermachen.
Ich meine, dies Bild ist wichtig. Darin liegt weder Willkuer noch Zauber, und wie dann in Pirqeh Awoth die Aufzaehlung verlaeuft, liegen mitunter lange Zeitraeume zwischen Ring und Ring, und dann wieder nicht. Das ist eben ein Spiegel dessen, wie bis zu dieser Zeit die Karriere der Texte gelaufen war:
- 1.Moses an Joshua - das ist direkt uebergeben worden, "1.Ring der Kette"
- und schon ist man bei der "Mannschaft der Grossen-Versammlung" und im Exil zu Babel (2.Ring) - ab da geht es mit Hinzunahme der ganzen alten Schreiberschule der Propheten (in welcher auch David mal Schulhaupt war) in eine genaue Aufreihung ueber, wer nun nach der Heimkehr aus Babel unter den Persern und Syrern jeweils der Garant der Thorah, des Hl.Texte-Guts und seiner Bei-Literatur war,
- das muendet in die Lehrhaus-Paare ein (3.Ring), ab wann es je ein "er pflegte zu sagen" zu den Namen gibt, denn sie hinterliessen keine Hl.Schriften, aber erforschten das Thorah-Recht und berieten die Richter
- und nun in die Schule der Patriarchen ab Hillel d.A. (4.Ring: zugleich mit Koenig Herodes), ab wann es verschwimmt, denn da ist schon diese Pirqeh-Awoth-Generation selbst.
Damit sagt die Pharisaeer-Schule, deren erster Martyrer unter den Genannten der Lehrhauspaare von enem hellenisierten juedischen Koenig hingerichtet worden war, weil er die alte Thorah, die muendliche und die schriftliche Ueberlieferung, weiter lehrte, nachdem aus der Priesterschaft eine Koengs-Regierung entstanden war, und dieser Koenig nun genau das machte, weshalb seine Vorfahren doch den Makkabaeer-Aufstand gemacht und sich aus dem Syrer-Reich geloest hatten, um am Befolgen der Thorah nicht mit Gewalt gehindert zu werden - doch der Koenig selber tat es nun selber, die Angleichung an die Hellenen-Kultur weiterzutreiben und das arme eigne Volk in Judaea wurde sozial vernachlaessigt, wogegen nur noch die Pharisaeer auftraten und immer wieder die Thorah inhaltlich der Regierung als Spiegel vorhielten, wie ungerecht sie handelte.
Jener Koenig verbannte schliesslich diese Verfechter des gleichen Rechtes aller auf Gerechtigkeit ganz aus dem Hl.Land. Viele retteten sich nach Aegypten, einige in die Wueste, und irgendwann rief sie der Koenig dann doch zurueck. Aus der betruebten Erfahrung, im Asyl Aegyptens einige vorher glaeubige junge Lehrer an verworrene Sekten dort verloren zu haben, kam der Rat von Abtalion (aus assyrischer Abstammung), dem einen Lehrhaus-Vorgaenger Hillels d.A. von dem der die Vollmacht zu lehren (ca.37vdZ) bekam: "Ihr Weisen, nehmt Euch mit Euren Worten in acht, ihr koenntet zu Verbannung verurteilt werden, und an einen Ort boesen Wassers auswandern muessen - die Schueler, die nach Euch kommen, trinken und sterben, und dann wuerde Der Name "HERR" entweiht."
- und von R'Eliezer b.Hyrkan, Schueler des Johanan b.Zaqqaj (Zeit der Zerstoerung des Heiligtums in Jerusalem 70ndZ): "Waerm Dich am Feuer der Weisen, aber gib acht auf die Kohlen - dass Du Dich nicht daran verbrennst ... alle ihre Worte sind gluehende Kohlen"
Diese Epoche wird in Bibeln kaum sichtbar, dazwischen entstand auch das Christentum - man weiss, wie es juedischerseits "von innen" zugling, ja kaum aus dem Neuen Testament, mehr aus anderen zeitgenoessischen Quellen und aus Mischna und Talmud, die zu dieser Zeit schon muendlich entstanden: ab dem gelehrten Hohepriester Schimon haTsadiq und den ihm folgenden Lehrhaus-Paaren lag die Hl.Thorah in Quadratschrift genormt vor. Eine andere koennten wir nicht beruecksichtigen, selbst wenn man Beispiele faende, denn dies ist der "Ring", in dessen Mitte "das" Judentum durchhielt, immer als Gesamt aus G0TTES-Verehrung, systematischer Text-Verlesung jedes Jahr einmal ganz die Hl.Thorah, und ihrer Durchdenkung betreffs des vorliegenden Alltags, Weitergeben des "Zauns" aus anderen heiligen und wichtigen Texten, und Gebraeuchen und Sitten unter locker verwandten Juden in einer damals schon total multi-kulturellen Welt und Heimat.
Diese Mischna steht im normalen juedischen Alltags-Gebetbuch und es wird daran in den 6 "7-Wochen" zwischen Pessach und Schawuoth ("Ostern bis Pfingsten") jedes Jahr wieder gemeinsam gelernt. Bemerkenswert an dieser Mischna ist auch, dass es kein Buch des Talmuds hierzu gibt, und dass die anderen Mischnaoth nicht im Alltags-Gebetbuch stehen.
Es berichtet uns doch ehrlich, dass es halt ein Faktum ist, welches nicht in unserer Macht lag: wieviel Zeit und wieviel Maechte vergangen sind, in denen immer wieder das praktizierte Judentum lebte und in sich abgerundet war, dabei immer wieder, sich an die dann vorliegende Thorah-Lehre und ganze daraus resultierende juedische "Welt" erinnernd, "ungefaehr, aber mitten hinein" einhakte und sich an ihr vergewisserte, Welches unser G0TT ist, und was genau-wir, die Juden, fuer IHN koennen und sollen.
Also der Hintergrund ist etwas Natuerliches:
a) Gesetz und Gebot haben zu wollen, stellt sich zwischen Voelkern ein, und andere Voelker ziehn es vor, dass es etwas auch bei diesem Volk gibt, was feststeht -
b) auch untereinander zieht man es irgendwann vor, sich Regeln zu setzen - das eigene Volk muss und will sich ordnen, einige Leute sind schneller bereit, sich trotz eines Streits wieder den eignen Dingen zu widmen, andere nicht. Gesetz "setzt" einen Punkt, um das zu beschleunigen, d.h.irdische Gerechtigkeit ist ein Opfer an den Alltagsfrieden - auf die Dauer macht jeder Abstriche, und an Gesetz wird darum immer etwas weiter-verbessert, um diese Unzufriedenheits-Rueckstaende zu mindern. Im Prinzip, das zeigt die soziologische, nicht-wertende Verhaltens-Beobachtung, ist der Mensch ein geselliges Wesen, das Friedlichkeit vorzieht
- (ja, kaum zu glauben *g*)
c) man hat nun einen geschriebenen Text von frueher da, sogar mehrere: die Thorah, diverse Annalen aus der Geschichte, Propheten-Buecher, hoefische Gebets-Lieder, Weisheits-Wettbewerbs-Sammlungen, u.a.m.
d) man hoerte von frueher, dass es dies Gebot schon lange gibt, es sei sogar besser gewesen als das von den Voelkern, die im Moment die "halbe Welt" regieren - Leute bereuen, dass man zu wenig darueber erinnert, was an der "guten alten Zeit" denn soviel gerechter funktioniert hatte.
Das ist der eigentliche Antrieb, sich diese Art Ueberlieferung immer wieder neu "mitteln" zu lassen, rund um G0TT und die Thorah, also hier definiert im Bild der "Kette aus empfangenden Ringen".
Der Nachdruck liegt im Judentum eben nicht darauf, Ueberliefertes den naechsten aufzudraengen und zu "schieben". Im Empfangen liegt ein Wollen der Juengeren. Im Folgen der ineinander greifenden Ringe ist auch ausgesagt, dass es je nur eine Teil-Uebereinstimmung ist, was die Pharisaeer damals als Ihre Lehr-Existenz begriffen. Niemand kopierte eine fruehere Zeit, aber man fusste darin durch das Ueberlappen der Generationen und Bezeugen durch Alte, was damals wesentlich war. Alter erinnert sich doch stets am besten daran, wie es war, als man selbst jung war. Das haelt es jung.
Es gibt ja auch viele Dinge, die z.B.zur Zeit des Augustus Rom nicht gesetzlich interessieren, die aber im Lande die Alltage regeln koennten, und Israel erinnerte sich, dass es so aehnlich beim Reich von Persien war, auch unter Babel - Voelker konnten nach der Unterwerfung ihr eignes Leben auch wieder selbst regeln. Juden arbeiteten in babylonischer Gefangenschaft ja mit am Hofe und weit herum im Lande als Marktrichter. Wenn nichts anderes geschrieben war (etwa im Codex Hamurabi), berieten wir doch die Markt-Streitigkeiten nach dem, was uns bekannt war, nach juedischen Kriterien. Es kamen daher auch nicht mehr alle zurueck nach Jerusalem, als wir es durften, sondern hielten dann nur Kontakt und arbeiteten unter Perser-Gesetz weiter, und sogar bis in die Gegenwart
- man sieht Leute Dinge tun, die behaupten, das sei "immer so" getan worden
- da hinein mischt sich aber wieder, dass unklar ist, was die Quelle des "immer so" war? Berichtet doch die Bibel vom Hang der Menschen, immer wieder auch heidnische Braeuche aufgenommen zu haben, etwa im Zuge einer speziellen Berufstaetigkeit, wo andere sie nur pauschal mitsamt Riten am Stueck gelernt hatten, wie die Landwirte und Gaertner in Kanaan.
Es war also noch wichtiger, das, was als gute eigene Lehre zu sichern moeglich war, bis in Braeuche hinein genau durchzusieben. Das ging nur durch massives Lernen und Kreuz-und-Quer-Vernetzen der sicher eigenen Text-Quellen, trotz der Sprach-Probleme daran, und dies fuehrte zum buchstaben-genauen Untersuchen der Manuskripte. Das waren nur immer angestrengte Epochen, den neuen "Ring" abzurunden, um G0TT inmitten und Volk identisch drumherum.
Nein, ist nicht verboten, das Wort "Zeichen" ist hier Ziman, z.B.Sternbild-Deutung. Buchstabe-Ziffer ist Oth, Othioth.
mfG WiT :)
Zitat:Petronius: (lange vorher gelernt zu haben boete doch die beste) ... gewaehr dafuer, dass nicht erst luecken gesucht oder der sinn unterlaufen werden koennteNun, ich denke da an einen anderen Aspekt:
Es geht doch bei der juristisch-antiken Kabbalah auch um den Sinn des Ganzen, als Gemeinschaft Volk Israel lange zu leben. Die Hochbluete der juedischen Kabbalah im Interesse der Rechtsfindung lag wohl in der ersten Roemer-Reichs-Zeit. Diese zweigte nicht aus in Nachahmung durch andere Leute.
Eine zweite Hochbluete kam erst im Mittelalter (Sohar) - diese zweigte aus zu niicht-juedischen Betreibern, in den Bereich Aberglauben, Numerologie, wurde "Kabbalistik" bis hin zum Anspruch der magischen Beeinflussung von Ereignissen (diese ist religioesen Juden verboten)
Abgeleitet von der Formel in der Mischnah "Pirqeh Awoth": "Moscheh qibel Thorah..." (=Moses empfing die Lehre...) bedeutet es im Juedischen doch etwas ganz simpel "Kette des Empfangen habens" - also das Wort ist mit dem Wort fuer Verkettung genommen, besehen vom jeweils naechsten Ring, der "empfaengt", indem er in den vorherliegenden Ring hienengreift - sich rund-schliesst, und nun kann der naechste Ring weitermachen.
Ich meine, dies Bild ist wichtig. Darin liegt weder Willkuer noch Zauber, und wie dann in Pirqeh Awoth die Aufzaehlung verlaeuft, liegen mitunter lange Zeitraeume zwischen Ring und Ring, und dann wieder nicht. Das ist eben ein Spiegel dessen, wie bis zu dieser Zeit die Karriere der Texte gelaufen war:
- 1.Moses an Joshua - das ist direkt uebergeben worden, "1.Ring der Kette"
- und schon ist man bei der "Mannschaft der Grossen-Versammlung" und im Exil zu Babel (2.Ring) - ab da geht es mit Hinzunahme der ganzen alten Schreiberschule der Propheten (in welcher auch David mal Schulhaupt war) in eine genaue Aufreihung ueber, wer nun nach der Heimkehr aus Babel unter den Persern und Syrern jeweils der Garant der Thorah, des Hl.Texte-Guts und seiner Bei-Literatur war,
- das muendet in die Lehrhaus-Paare ein (3.Ring), ab wann es je ein "er pflegte zu sagen" zu den Namen gibt, denn sie hinterliessen keine Hl.Schriften, aber erforschten das Thorah-Recht und berieten die Richter
- und nun in die Schule der Patriarchen ab Hillel d.A. (4.Ring: zugleich mit Koenig Herodes), ab wann es verschwimmt, denn da ist schon diese Pirqeh-Awoth-Generation selbst.
Damit sagt die Pharisaeer-Schule, deren erster Martyrer unter den Genannten der Lehrhauspaare von enem hellenisierten juedischen Koenig hingerichtet worden war, weil er die alte Thorah, die muendliche und die schriftliche Ueberlieferung, weiter lehrte, nachdem aus der Priesterschaft eine Koengs-Regierung entstanden war, und dieser Koenig nun genau das machte, weshalb seine Vorfahren doch den Makkabaeer-Aufstand gemacht und sich aus dem Syrer-Reich geloest hatten, um am Befolgen der Thorah nicht mit Gewalt gehindert zu werden - doch der Koenig selber tat es nun selber, die Angleichung an die Hellenen-Kultur weiterzutreiben und das arme eigne Volk in Judaea wurde sozial vernachlaessigt, wogegen nur noch die Pharisaeer auftraten und immer wieder die Thorah inhaltlich der Regierung als Spiegel vorhielten, wie ungerecht sie handelte.
Jener Koenig verbannte schliesslich diese Verfechter des gleichen Rechtes aller auf Gerechtigkeit ganz aus dem Hl.Land. Viele retteten sich nach Aegypten, einige in die Wueste, und irgendwann rief sie der Koenig dann doch zurueck. Aus der betruebten Erfahrung, im Asyl Aegyptens einige vorher glaeubige junge Lehrer an verworrene Sekten dort verloren zu haben, kam der Rat von Abtalion (aus assyrischer Abstammung), dem einen Lehrhaus-Vorgaenger Hillels d.A. von dem der die Vollmacht zu lehren (ca.37vdZ) bekam: "Ihr Weisen, nehmt Euch mit Euren Worten in acht, ihr koenntet zu Verbannung verurteilt werden, und an einen Ort boesen Wassers auswandern muessen - die Schueler, die nach Euch kommen, trinken und sterben, und dann wuerde Der Name "HERR" entweiht."
- und von R'Eliezer b.Hyrkan, Schueler des Johanan b.Zaqqaj (Zeit der Zerstoerung des Heiligtums in Jerusalem 70ndZ): "Waerm Dich am Feuer der Weisen, aber gib acht auf die Kohlen - dass Du Dich nicht daran verbrennst ... alle ihre Worte sind gluehende Kohlen"
Diese Epoche wird in Bibeln kaum sichtbar, dazwischen entstand auch das Christentum - man weiss, wie es juedischerseits "von innen" zugling, ja kaum aus dem Neuen Testament, mehr aus anderen zeitgenoessischen Quellen und aus Mischna und Talmud, die zu dieser Zeit schon muendlich entstanden: ab dem gelehrten Hohepriester Schimon haTsadiq und den ihm folgenden Lehrhaus-Paaren lag die Hl.Thorah in Quadratschrift genormt vor. Eine andere koennten wir nicht beruecksichtigen, selbst wenn man Beispiele faende, denn dies ist der "Ring", in dessen Mitte "das" Judentum durchhielt, immer als Gesamt aus G0TTES-Verehrung, systematischer Text-Verlesung jedes Jahr einmal ganz die Hl.Thorah, und ihrer Durchdenkung betreffs des vorliegenden Alltags, Weitergeben des "Zauns" aus anderen heiligen und wichtigen Texten, und Gebraeuchen und Sitten unter locker verwandten Juden in einer damals schon total multi-kulturellen Welt und Heimat.
Diese Mischna steht im normalen juedischen Alltags-Gebetbuch und es wird daran in den 6 "7-Wochen" zwischen Pessach und Schawuoth ("Ostern bis Pfingsten") jedes Jahr wieder gemeinsam gelernt. Bemerkenswert an dieser Mischna ist auch, dass es kein Buch des Talmuds hierzu gibt, und dass die anderen Mischnaoth nicht im Alltags-Gebetbuch stehen.
Es berichtet uns doch ehrlich, dass es halt ein Faktum ist, welches nicht in unserer Macht lag: wieviel Zeit und wieviel Maechte vergangen sind, in denen immer wieder das praktizierte Judentum lebte und in sich abgerundet war, dabei immer wieder, sich an die dann vorliegende Thorah-Lehre und ganze daraus resultierende juedische "Welt" erinnernd, "ungefaehr, aber mitten hinein" einhakte und sich an ihr vergewisserte, Welches unser G0TT ist, und was genau-wir, die Juden, fuer IHN koennen und sollen.
Also der Hintergrund ist etwas Natuerliches:
a) Gesetz und Gebot haben zu wollen, stellt sich zwischen Voelkern ein, und andere Voelker ziehn es vor, dass es etwas auch bei diesem Volk gibt, was feststeht -
b) auch untereinander zieht man es irgendwann vor, sich Regeln zu setzen - das eigene Volk muss und will sich ordnen, einige Leute sind schneller bereit, sich trotz eines Streits wieder den eignen Dingen zu widmen, andere nicht. Gesetz "setzt" einen Punkt, um das zu beschleunigen, d.h.irdische Gerechtigkeit ist ein Opfer an den Alltagsfrieden - auf die Dauer macht jeder Abstriche, und an Gesetz wird darum immer etwas weiter-verbessert, um diese Unzufriedenheits-Rueckstaende zu mindern. Im Prinzip, das zeigt die soziologische, nicht-wertende Verhaltens-Beobachtung, ist der Mensch ein geselliges Wesen, das Friedlichkeit vorzieht
- (ja, kaum zu glauben *g*)
c) man hat nun einen geschriebenen Text von frueher da, sogar mehrere: die Thorah, diverse Annalen aus der Geschichte, Propheten-Buecher, hoefische Gebets-Lieder, Weisheits-Wettbewerbs-Sammlungen, u.a.m.
d) man hoerte von frueher, dass es dies Gebot schon lange gibt, es sei sogar besser gewesen als das von den Voelkern, die im Moment die "halbe Welt" regieren - Leute bereuen, dass man zu wenig darueber erinnert, was an der "guten alten Zeit" denn soviel gerechter funktioniert hatte.
Das ist der eigentliche Antrieb, sich diese Art Ueberlieferung immer wieder neu "mitteln" zu lassen, rund um G0TT und die Thorah, also hier definiert im Bild der "Kette aus empfangenden Ringen".
Der Nachdruck liegt im Judentum eben nicht darauf, Ueberliefertes den naechsten aufzudraengen und zu "schieben". Im Empfangen liegt ein Wollen der Juengeren. Im Folgen der ineinander greifenden Ringe ist auch ausgesagt, dass es je nur eine Teil-Uebereinstimmung ist, was die Pharisaeer damals als Ihre Lehr-Existenz begriffen. Niemand kopierte eine fruehere Zeit, aber man fusste darin durch das Ueberlappen der Generationen und Bezeugen durch Alte, was damals wesentlich war. Alter erinnert sich doch stets am besten daran, wie es war, als man selbst jung war. Das haelt es jung.
Es gibt ja auch viele Dinge, die z.B.zur Zeit des Augustus Rom nicht gesetzlich interessieren, die aber im Lande die Alltage regeln koennten, und Israel erinnerte sich, dass es so aehnlich beim Reich von Persien war, auch unter Babel - Voelker konnten nach der Unterwerfung ihr eignes Leben auch wieder selbst regeln. Juden arbeiteten in babylonischer Gefangenschaft ja mit am Hofe und weit herum im Lande als Marktrichter. Wenn nichts anderes geschrieben war (etwa im Codex Hamurabi), berieten wir doch die Markt-Streitigkeiten nach dem, was uns bekannt war, nach juedischen Kriterien. Es kamen daher auch nicht mehr alle zurueck nach Jerusalem, als wir es durften, sondern hielten dann nur Kontakt und arbeiteten unter Perser-Gesetz weiter, und sogar bis in die Gegenwart
- man sieht Leute Dinge tun, die behaupten, das sei "immer so" getan worden
- da hinein mischt sich aber wieder, dass unklar ist, was die Quelle des "immer so" war? Berichtet doch die Bibel vom Hang der Menschen, immer wieder auch heidnische Braeuche aufgenommen zu haben, etwa im Zuge einer speziellen Berufstaetigkeit, wo andere sie nur pauschal mitsamt Riten am Stueck gelernt hatten, wie die Landwirte und Gaertner in Kanaan.
Es war also noch wichtiger, das, was als gute eigene Lehre zu sichern moeglich war, bis in Braeuche hinein genau durchzusieben. Das ging nur durch massives Lernen und Kreuz-und-Quer-Vernetzen der sicher eigenen Text-Quellen, trotz der Sprach-Probleme daran, und dies fuehrte zum buchstaben-genauen Untersuchen der Manuskripte. Das waren nur immer angestrengte Epochen, den neuen "Ring" abzurunden, um G0TT inmitten und Volk identisch drumherum.
Zitat:eigentlich gings mir ja darum, ob die einfuehrung einer willkuerlich hinter die buchstabenebene gelegte zweiten bedeutungsebene der kabbalistisch gedeuteten zahlen nicht dem gleichkommt, was die thora als "zeichendeuterei" verbietet
Nein, ist nicht verboten, das Wort "Zeichen" ist hier Ziman, z.B.Sternbild-Deutung. Buchstabe-Ziffer ist Oth, Othioth.
mfG WiT :)