05-10-2009, 01:53
Romero schrieb:Es ist zwar inzwischen unbestritten, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen, doch nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber dem Gleichgewicht der Natur nicht im Geringsten wahr.
Es ist zwar interessant, Romero, das du einerseits jede Sonderstellung des Menschen bestreitest, andererseits aber eine Verantwortung des Menschen zur Natur postulierst. Dies ist eine beliebte Behauptung, aber ein Fehlschluss.
Zu erst wird gesagt, der Mensch sei nur Tier. Letztlich ziehlt diese Aussage darauf ab, dass der Mensch innheralb der Natur keine Sonderrolle habe, sondern diese Sonderrolle nur mythisch-religiöse Hybris, Selbstüberschätzung sei. Beide Tendenzen sieht man bei euch Schmettermotte und Romero. Andererseit wird behauptet der Mensch habe eine Verantwortung für die Natur, gegenüber dem Gleichgewicht des Ökosystems oder ähnliches.
Beide Behauptungen schließen einander aus.
Ich schrieb dazu in anderen Beiträgen:
Also entweder gibt es diese Dychotomie Mensch - Natur oder es gibt sie nicht. Wenn nicht, dann gibt es aber auch keinen Grund für die Verantwortung der Folgen menschlichen Handelns, weil menschliches Handeln natürliches Handeln wäre. (Nachzulesen hier)
und
Mir ging es um folgendes:
Wenn man den Menschen im naturalistischen Sinne nur als einen Teil der Natur sieht, d.h. er ist aus ihr entstanden und wird auch durch sie wieder vergehen. Wenn man weiterhin annimmt, dass der Mensch darin allen anderen Lebewesen gleich ist, dann ist auch menschliches Handeln, ob schädlich oder nicht, nur näturliches Handeln. Dann gibt es kein Recht oder keine Verpflichtung auf Umweltschutz, dass kennt die Natur nämlich auch nicht. Wenn es zuviel Rotwild gibt, dann leidet der Wald, da gibt es auch niemanden der den Hirsch zur Verantwortung zieht, es passiert. In der Erdgeschichte nennt man das signifikante Umwälzung der natürlichen Ordnung durch veränderte Bedingungen von Flora und Fauna. Ergebnis ist, dass die Erde am Ende anders aussieht als vorher.
Jetzt erleben wir aber, und Gruppen wie Attac oder Greenpeace weißen oft und viel daraufhin, dass es eine ökologische Krise des 20./21. Jahrhunderts gäbe. So eine Krise, samt schuldhaften Handeln des Menschen, kann es aber nur geben, wenn man dem Menschen eine Sonderstellung in der Natur einräumt, die ihn verantwortlich macht für seine Handlungen an und in der Natur (der Hirsch kann den Wald nicht wieder aufforsten).
Dieser Gedanke ist aber maßgeblich durch den Schöpfungsauftrag des Christentums geprägt. Das ist kein Beweis Gottes, aber eine geistesgeschichtliche Grundlage, die nicht wegzunivellieren ist. Der Schöpfungsauftrag ist damit kein Freibrief zur Herrschaft über die Natur, im Gegenteil, er ist die Pflicht zur Verantwortung und Rechenschaft für die Handlung des Menschen an und in der Natur. (Nachzulesen hier)
Romero schrieb:Ich schliesse mit dem euch sicher bekannten Zitat aus dem Film Matrix:
"Es fiel mir auf als ich versuchte eure Spezies zu klassifizieren. Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere! Jetwede Art von Säugern auf diesen Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht! Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet und vermehrt euch, und vermehrt euch bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet. Es gibt noch einen Organismus auf diesen Planeten der genauso verfährt! Wissen sie welcher? Das Virus! Der Mensch ist eine Krankheit, das Geschwür dieses Planeten! Ihr seid wie die Pest! Und wir sind die Heilung."
(Abgesehen davon, dass die Pest keine Viren- sondern eine Bakterienkrankheit ist, sehr treffend.)
Auch zu diesem Argument hab ich schon Stellung genommen und möchte dies hier wiederholen:
"[Auch] die Natur [hat] ihre Probleme mit sich selbst. Das Plagen, d.h. ökologische Missverhältnisse, eine Bestandteil dieser Ordnung sind. Insofern ist dieser Pessimismus und der Vergleich Mensch-Virus einseitig und ungenau. Man bedenke, dass die Natur durch die Evolution, d.h. gerade duch Missverhältnisse und Selektion ihre heutige, sicherlich nicht finale, Gestalt erhalten hat. (Nachzulesen hier)
Dazu noch ein weiteres Wort. Die Aburteilung des Menschen als Virus, der "Geschür des Planeten" sei, ist eine Wertung in zweifacher Hinsicht. Erstens, dass die Art und Weise des Seins als Virus unnatürlich ist, d.h. auch Viren an sich, nicht nur im übertragenden Sinne auf den Menschen, sind schlecht und schädigend. Zweitens, die Abwertung des Menschen als ein nicht in die Natur hineinpassendes Wesen.
Hier wird eine Dychotomie postuliert die wesentlich extremer ist als die Sonderrolle des Menschen innerhalb der christlichen Schöpfungsordnung. Der Mensch als "Geschwür des Planeten" hat keine Existenzberechtigung, seine virale Seinsweise ist per se schlecht. Diese vulgäre Betrachtung steht im krassen Gegensatz zu der Behauptung der Mensch sei ein Tier, wie alle anderen auch.
Weiterhin ist es ein moralisches Urteil über den Menschen und seine Beziehung zur Natur. Das Gegenüber von Mensch und Natur, nicht seine Einheit, wird hier in einem moralischen Verdikt zementiert und nicht gelöst. Folglich ist der Mensch-Virus-Vergleich nicht nur unangebracht, sondern sachlich unkorrekt und in Verbindung mit dem Argument der Mensch habe keine Sonderrolle logisch falsch.
Soweit Alanus ab Insulis
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

