11-10-2009, 17:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-10-2009, 17:30 von Alanus ab Insulis.)
(11-10-2009, 16:12)Bion schrieb: Dass Frauen in den urchristlichen Gemeinden wichtige Funktionen innehatten, sollte man nicht herunter reden!
Darum soll es in der Tat nicht gehen. Wo gegen ich Position bezogen hab, war eine falche Einordnung des Diakonissenamtes, das es sehr wohl gab.
(11-10-2009, 16:12)Bion schrieb: Phöbe (Röm 16,1) wirkt in der Gemeinde von Kenchreä als Diakonin, Junia (oft hat man versucht, aus ihr einen Junias zu machen) gilt als ausgezeichnet unter den Aposteln (Röm 16,7), Priska ist missionarisch tätig (Apg 1826; Röm 16,3; 1Kor 16,19). Frauen treten als Prophetinnen auf (Apg 21,9; 1Kor11,5), - auch wenn’s Paulus schon nicht mehr so ganz passt.
In Christus sind Mann und Frau gleich (Gal 3,28).
Auch kein Widerspruch. Wobei bei alledem noch unklar ist, welche Aufgaben damit tatsächlich verbunden waren. Erste wirklich Aussagen einer kirchlichen Ordnung haben wir bzgl. der Diakonissen erst in der Didaskalie. Während Episkopat, Presbyterat und Diakonat schon viel früher bei Irenäus und Ignatius ausführlich eingeordnet werden. Aus dem was wir aus den Kirchenordnungen wissen und wie der kirchliche Ordo bzgl. des Weiheamtes sich sonst entwickelt hat, wird das Amt der Diakonisse am besten greifbar als ein weiblicher Subdiakonat der zur Hilfe der Diakone eingesetzt war, besonders bei belangen mit Frauen.
Zu Galalter 3, 28 nur so viel. Er bezieht sich als Aussage über die Taufe vornehmlich auf die Soteriologie, d.h. die Erlösung in Christus. So wird er auch rezipiert von den apostolischen Vätern und Kirchenvätern. Andere Interpretation sind mir nur z.B. aus der Gnosis und dem Montanismus bekannt. Im Montismus war sie zentral für die Begründung, das alle unvermittel die Eingabe des Parakleten bekommen können und somit keine Heilsvermittlung nötig sei. Im Gegensatz zur Kirche und der Heilsvermittlung durch die Sakramente/Mysterien.
(11-10-2009, 16:12)Bion schrieb: Dass Paulus seiner eigenen Aussage widerspricht, indem er den Mann der Frau zum Haupt macht (1Kor 1Kor 11,3), schafft zugegebenermaßen Veränderung.
Vlt. sollte man hier die Aussage des Paulus nicht überbewerten. Es sind vor allem Gemeinden seiner Gründung in denen Frauen in Bezug auf besondere gemeindliche Aufgaben genannt werden. Seine Aussage hat zumindest in den ersten Jahrhunderten geringe Auswirkungen, insofern Frauen vielfach in die christlichen Gemeindeaufgaben eingebundenbleiben. Das Diakonissenamt vor allem östlicher Prägung ist dafür beleg.
(11-10-2009, 16:12)Bion schrieb: Die (kath) Kirche hat die patriarchalische Hausordnung (Eph 5,23f) zur Grundlage ihrer Ekklesiologie gemacht. So ist es nun einmal. Doch ist das meiner Meinung nach biblisch nicht notwendigerweise ableitbar.
Es stimmt das die Rezeption von Eph. 5, 23f auch frauenfeindliche Aussagen von Theologen und Würdenträgern nach sich zog. Interessant ist daran aber, dass dies vornehmlich in einer Zeit geschieht, in der die Frau faktisch keine Rolle mehr in der christlichen Gemeinde hat, also im 4./5./6. Jh. und später.
Für die Theologie des Weiheamtes ist der Text für geringe Bedeutung. Ekklesiologisch und sakramententheologisch ist er eher Interessant in Bezug auf die Verfassung der Kirche als Leib Christi und das Ehesakrament als Vereinigung des Leibes von Mann und Frau. Ich persönlich meine, dass man daraus keine Überordnung des Mannes herleiten kann, denn der Text baut auf einem Gegenüber auf, "ihr Frauen...., ihr Männer aber..." und zum Schluss, "Mann - Frau und Kirche". Obwohl man zugeben muss, dass dieser Text durchaus für einen vulgären Patriachismus missbraucht wurde.
(11-10-2009, 16:12)Bion schrieb: Noch eins:
C. Plinius Secundus ep. 10.96,8
Quo magis necessarium credidi ex duabus ancillis, quae ministrae dicebantur, quid esset veri, et per tormenta quaerere.
Was werden die beiden Sklavinnen (Mägde), die "Dienerinnen" (Helferinnen) genannt werden, wohl anderes gewesen sein als Diakonissinnen?
Und auch die Bedeutung des Diakons innerhalb der Alten Kirche sollte man nicht geringreden. So ist zB der Diakon Damasus, schon in diesem Amt ein mächtiger Mann, 366 zum Bischof von Rom geworden.
Wie gesagt, ich zweifle nicht die Existenz der Diakonissen an, sondern möchte sie nur in ihrem entsprechenden Rahmen sehen. Dass das Amt des Diakons hoch angesehen ist, steht außer Frage. Besonders die römischen Diakone genossen höchstes Ansehen, weil ihre Zahl nach biblischem Vorbild auf 7 beschränkt war (Auch heute gibt es immer noch nur 7 Kardinaldiakone). Hieronymus bietet dazu eine Interessante Anmerkung, wenn er sich darüber beschwert, römische Diakone würden ihr Amt missbrauchen und sich ungeheure Dinge anmaßen. So berichtet er, er habe erst kürzlich erlebt wie ein Diakon sich herausnahm die anwesende Gemeinde samt des Papstes zu segnen.
Soweit Alanus ab Insulis
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

