17-10-2009, 09:33
(15-10-2009, 23:19)alwin schrieb:Bion schrieb:Mag sein, dass Acapella das mit ihrer Antwort verkürzend gemeint hat.Das mag sein.Muß aber nicht.
Die unterschiedlichen Ansichten zu eigenen Religion zwischen tiefreligiösen und liberalreligiösen Menschen prallen ja nicht nur im Islam zum Teil erbarmungslos aufeinander. Wenn man christl. Bewegungen (in und außerhalb der beiden großen christl. Kirchen) betracxhtet, ist das gleiche Problem ja auch zu finden. Nur tritt es hier unter gesellschaftlichem Aspekt nicht als "Gefahr" in der Form auf. Hier wird die Religionsausübung eher als private Angelegenheiten des Einzelnen gesehen. Und da unterscheiden sich christl. und muslimischer (Glaubens)-Anspruch sehr wohl.
in dieser plattheit und pauschalität ist diese aussage nicht haltbar. in der modernen westlichen gesellschaft wird religion als privatsache gesehen, in der z.b. wahabitischen gesellschaft der arabischen halbinsel nicht. im mittelalter hat die christliche gesellschaft geleugnet, daß religion privatsache sein könne, und andersgläubige (auch anders gläubige christen) massenweise abgeschlachtet, während in der muslimischen gesellschaft z.b. andalusiens ein weitaus höheres maß an religionsfreiheit gewährt wurde
man sollte nicht den fehler begehen und kulturell-historische sachverhalte so monokausal wie sinnentstellend auf die frage "islam oder christentum" zu reduzieren
das gilt auch und besonders für die integrationsdebatte. daß angehörige einer - im vergleich zur kultur des einwanderungslands - eher archaischen kultur größere probleme haben, sich anzupassen, als angehörige einer vergleichsweise "moderneren" kultur (man stelle sich hier beispielhaft den analphabeten aus dem anatolischen hochland vor im vergleich zum vorgebildeten und weiter bildungs- und aufstiegswilligen vietnamesen) - das liegt ja wohl auf der hand. daß ihnen vielleicht eher mit ausgrenzung und nichtakzeptanz begegnet wird, wohl ebenfalls. und daß sich die derart abgelehnten, aber auch selber weniger integrationswilligen und -fähigen in selbstgebastelte ghettos zurückziehen, leider auch
nur läßt sich dieser geringere integrationswille, die geringere integrationsfähigkeit eben auch nicht allein und verkürzend auf "den islam" zurückführen. muslime oder türken hierzulande sind eben nicht nur arbeitslose ehrenmörder, bestenfalls gemüsehändler - es gibt auch die vural ögers, lale akgüns, renan demirkans, hilal sezgins, emine demirbükens, feridun zaimoglus, zafer senocaks, ja auch necla keleks. und viele, viele andere bestens integrierte - man muß sie nur zur kenntnis nehmen wollen und seinen eigenen blick nicht auf die scheuklappenbeengte sicht auf die wenigen konzentrieren, die so schizophren sind, hier leben zu wollen, sich aber nicht den gesellschaftlichen gegebenheiten zu fügen
in der diskussion um migranten und nichtchristen geht es nicht darum, probleme zu verschweigen. natürlich gibt es jene, die sich nicht einfügen wollen - und selbstverständlich gilt für sie kein sonderrecht. mord ist mord, und wenn noch so oft versucht wird, ihn mit "ehre" in verbindung zu bringen. häusliche gewalt ist häusliche gewalt, und versuchte man sie auch mit koran- oder bibelzitaten zu rechtfertigen. all das ist zu thematisiren, und die verantwortlichen zur rechenschaft zu ziehen
aber bitte nicht im verallgemeinernden anklageton: "ihr muslime" oder "ihr türken" seid so und so, während "wir" da ja viel weiter sind und deshalb auch mit "euch" nichts zu tun haben wollen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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