(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb:Zitat:Mit Floskel meinte ich das hier:
"daß du was draus machst"
Erläutert hast du das nicht weiter
nun, ich dachte, das wäre klar. was genau verstehst du nicht an der vorstellung davon, aus seinem leben etwas zu machen?
versuchen wir es mal so: wer am ende seines lebens zurückblicken kann auf das, was war, und dabei zufriedenheit empfindet - der hat "aus seinem leben etwas gemacht"
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb:Zitat:verantwortung ist das, was jeder für sein tun hat. schrieb ich das nicht bereits?
Nein, das hast du bisher nicht geschrieben
ich schrieb von der
ohnehin gegebenen verantwortung für mein verhalten
und meinte damit, daß selbstverständlich jeder zu verantworten hat, was er tut (oder auch nicht tut). die verantwortung eines jeden für sein tun halte ich für gegeben
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Ich halte Verantwortung für eine sehr schwierige Sache und sehe nicht, wie aus der Antwort, "daß was du daraus machst", eine Verankerung von Verantwortung folgen sollte
verantwortung ist selbstverständlich nicht in einer meiner antworten verankert, aber eben in dem, was man macht. die bewertung, was man aus etwas - in toto seinem leben - gemacht hat, leitet sich nicht zuletzt daraus her, wofür man qua verhalten verantwortung übernommen und wie man ihr gerecht worden ist
was ich meinte (ich sagte nämlich nicht, daß der sinn des lebens darin bestünde, verantwortung zu tragen), ist folgendes: wenn du dich hinstellst und anderen vorschreibst, was sie als den sinn ihres lebens anzusehen hätten, entbindest du sie zumindest von der verantwortung, ihr leben selbst aus ihrem verhalten, ihren taten und unterlassenen handlungen, deren aus- und nachwirkungen heraus im hinblick auf sinnhaftigkeit zu bewerten
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Außerdem ist für mich Verantwortung etwas, was es nur in einer Gemeinschaft von Menschen gibt, nicht aber bei einem einzigen Mensch allein. Daher verstehe ich deine Ausführungen hierzu immer noch nicht
der mensch lebt nun aber mal in der gemeinschaft von menschen, orientiert sich an dieser, definiert sich über dieselbe. er ist ein zoon politicon
ich verstehe deshalb nicht, wie du zu dem ansatz kommst, verantwortung gäbe es nicht "bei einem einzigen Mensch allein". selbst der eremit trägt immer noch zumindest verantwortung für sich selbst
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Ich sehe keine Möglichkeit zu beschreiben wer ich bin, ohne dass ich auf die Kultur zurückgreifen müsste, in der ich lebe. Wenn du eine kennst, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du sie mir nennen könntest
um die möglichkeit, sich zu beschreiben, ging es mir nicht und davon habe ich auch nichts gesagt. mir ging es um die bedeutung eines menschen, die du, wie mir schien, kulturell definieren wolltest
leider bist du hier in eine rhetorische riposte ausgewichen, anstatt zu präzisieren, was du meintest
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Menschenwürde ist ja schon wesentlich konkreter als alles, was du bisher gesagt hast
ich habe nie für mich in anspruch genommen, hier die menschenwürde umfassend zu referieren. das ginge wohl auch am thema vorbei. die frage nach der bedeutungeines menschen hat mit dessen bzw. der allgemeinen menschenwürde zu tun. wo du hier die verbindung zur bedeutung eines menschen siehst, ist mir noch nicht klar
natürlich spricht man landläufig gern von "bedeutenden menschen", etwa großen wissenschaftlern oder künstlern. nur: wenn es um das konkrete leben des inviduums geht, hat kein mensch mehr bedeutung als der andere. die menschenwürde ist unantastbar und damit auch unteilbar
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Es besteht eine gewisse Variabilität, da hast du recht. Ich werde aber keinem Jugendlichen empfehlen, für seine Lieblingsfußballmannschaft zu leben. Und ich bin mir recht sicher: Du auch nicht
zweifellos. und warum ich das nicht tue, liegt wohl auf der hand
was aber bringt dich dazu, jugendlichen zu empfehlen, für wen sie leben sollten?
und wer ist das?
ich hab da zwar eine ahnung, möchte aber deiner eigenen erklärung nicht vorgreifen
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Welche Alternativen könntest du z.B. zu Volk und Familie nennen?
ich habe nicht vor, hierzu alternativen zu nennen. warum auch?
"volk" hat für mich keine große bedeutung, und "familie" kann auch jedes menschen private hölle sein. ist sie zum glück nicht immer, und hoffentlich für die meisten nie
aber bevor wir wieder erfolgreich hinter der soeben erzeugten nebelwand verschwinden:
was hat das damit zu tun, daß
"Gott, Volk, Gemeinde, Familie dem Menschen seine Bedeutung verleihen"?
das hätte ich bitte doch etwas konkreter ausgeführt. wie definierest du hier bedeutung, kommt es bei der bedeutung eines menschen wirklich darauf an, ob andere sie ihm auch zusprechen, und welche rolle soll "gott" hier gleichberechtigt neben "volk", fußballverein und "familie" spielen?
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Nur weil sich jemand fragt, wofür er lebt, ist er noch lange kein Philosoph
auch das hat keiner behauptet. nur weil jemand eine philosophische frage stellt, ist er ebensowenig philosoph, wie ich theologe bin, nur weil ich fragen zu deinem gottesverständnis stelle
die bisher leider ins leere laufen, anscheinend bin ich nicht deutlich genug
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Philosophie drängt die Menschen dazu alles verstehen zu wollen und was noch schlimmer ist, eine Weltanschauung aufzubauen, die theoretisch widerspruchsfrei ist
du hältst es also für schlimm, daß und wenn menschen alles verstehen wolen?
verstehe
und widerspruchsfreiheit ist für dich ein abscheulicher makel?
ja, ich verstehe...
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Das ergibt oft theoretische Antworten wie: "Der Sinn des Lebens ist das, was du daraus machst." Schöne Sprüche, die an sich nicht viel Inhalt haben. Hier sogar ganz bewusst ein Satz, der lediglich ein Platzhalter ist
platzhalter wofür?
es ist die aufforderung, selber zu denken und zu handeln
was - jetzt darf ich auch mal fragen - hast du denn besseres als alternative zu bieten?
und warum hältst du es für besser?
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Was machst du aus deinem Leben und soll ich das auch tun? Ist wohl die Frage, die ich als Jugendlicher dir stellen sollte
nein!
der mensch ist keine schwebfliege, und mimikry gehört nicht zu seinem natürlichen verhalten
wenn der jugendliche mich fragt, was ich aus meinem leben mache und ob er das auch tun soll - dann antworte ich ihm auf ersteres wahrheitsgetreu und auf zweiteres, daß er nicht ich ist. was für mich gut und richtig war, muß das nicht auch für ihn sein. ich kann versuchen, ihm meine z.b. ethischen grundsätze so plausibel zu machen, daß er sie nachvollziehen und übernehmen kann. ich werde ihm aber nicht vorschreiben, wie er sein leben zu gestalten hat
dazu hat - nach meinung nicht weniger christen, auch wenn du das vielleicht anders sehen magst - der liebe gott ihm seinen kopf gegeben. der taugt nämlich zu mehr als nur zum hut draufsetzen
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Denn das ist die Antwort, die du wirklich auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gibst
sorry, da muß ich grad was verpaßt haben. welche antwort soll ich jetzt auf die "Frage nach dem Sinn des Lebens" gegeben haben?
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Aber dazu schweigst du zu Gunsten der Philosophie
ach so, ich hab ja doch nichts gesagt. ich schweige, und noch dazu "zu Gunsten der Philosophie"...
ich seh noch nicht so recht, wo du mich hinführst, aber es läßt sich schon mal recht spannend an
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Da wo Autoritäten variabel werden, Gefühle chaotisch, Handlungen widersprüchlich, wo Fehler begangen werden, kurz: da wo es spannend wird
ja, da ist leben
und welchem sinn gibst du ihm?
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Ob ich morgens aufstehe um zur Arbeit zu gehen, hat nichts mit Philosophie aber viel mit dem Sinn meines Lebens zu tun. Dass es sinnvoll ist morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, ist durch meine Kultur verbindlich festgelegt
oh
da stelle ich dann doch ein wenig höhere ansprüche an mein leben und dessen sinn
und den sinn des lebens im früh aufstehen hat dir gott gegeben, oder wie finden wir jetzt wieder zu deinem thema zurück?
(17-10-2009, 17:46)Heinrich schrieb: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.
Die Bedeutung eines Menschens ist seine Stellung in der Kultur.
bevor ich nicht genauer weiß, was du in dieser hinsicht mit "Bedeutung eines Menschens" meinst, bin ich, wie ausgeführt, anderer meinung
aber nachdem wir nun so nett über mich geplaudert haben, möchte ich auf deinen eingangsbeitrag zurückkommen und gerne von dir wissen
was meinst du damit, daß "der Sinn den Menschen findet"
wie sieht so was aus?
und warum meinst du, daß wir resp. die von dir angesprochenen christen "der Weg"sind, "auf dem der junge Mensch ihn finden soll?"
was wäre zu tun, um den jungen menschen auf diesen weg zu locken?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

