04-11-2009, 02:18
Lieber Romero,
danke dafür, daß wir beide uns so leicht tun, miteinander zu disputieren und ich füge hinzu, wenn ich es recht verstehe, in der von Martin Luther mit begründeten Tradition, über die ich leider noch viel zuwenig weiß.
Das Wissen, daß meine Fähigkeiten nicht nur von mir stammen können, habe ich erst vor zwei Jahren im Alter von 68 Jahren erworben. Ich hatte bei einer eindrucksvollen Feier zu Ehren Martin Luthers am 31. Oktober 2007 plötzlich die Idee, das alles , was ich kann, nicht nur von mir stammt und nicht nur von mir allein erarbeitet wurde. Ich habe dann wochenlang stumme Selbstgespräche geführt und wußte lange nicht mit wem. In der folgenden Zeit wurde mir langsam klar, daß es sich um ein Zwiegespräch handeln mußte, da ich mit mir oft nicht einig war und auch gemerkt habe, daß ich ergebnisoffen denken konnte. Daß ich diesen Vorgang nicht beweisen kann, ist völlig klar. Ich habe ja selbst die Schwierigkeit, mir zu beweisen, daß da zwei Seelen in meiner Brust miteinander heftig disputiert haben. Aber eine Tatsache steht wie die 1000jährige Eiche in Rellingen, unter der ich das Christianentum am 9. November 2008 inauguriert habe, diese Tatsache steht wie ein Fels in der Brandung meiner Gedanken oder Disputationen: Immer versucht die Natur in mir, etwas zu verbessern , versucht sie zu höherer Leistung zu gelangen. Dann habe ich mich umgeschaut und wohin ich auch in meiner Familie oder im Bekanntenkreis blickte, jeder war ständig bemüht, irgendetwas zu verbessern oder seine Leistung zu steigern. Und das, lieber Romero, tut die Natur seit 3,5 Milliarden Jahren. Ab dem göttlichen Moment der Schöpfung, als eine unheimliche Kraft tote Materie zum Leben erweckte, drängt diese Kraft das Leben zu mehr Leistung, als sei sie auf der Flucht vor dem Rückfall in den alten Zustand toter Materie. In der Konzentration meiner Gedanken auf diese Kraft, die mich ständig antreibt und in dem ständigen Hin und Her meiner Gedanken, deren stumme Sprache ich fast hören kann, kam ich zu dem Schluß, das kann ich unmöglich alleine denken, da ist etwas in mir, daß mit mir disputieren will und endlich habe ich die These angenommen, daß in mir einer mit mir und ich mit ihm disputiere. Wie kann ich diese von mir erfahrene Kraft zur Verbesserung, von der ich weiß, daß sie genau das Gleiche seit 3,5 Milliarden Jahre tut, wie kann ich diese Kraft anders nennen als Gott.
Du willst Beweise ? Ist die Tatsache, daß vor 3,5 Milliarden Jahren aus toter Materie eine lebende Materie entstand, noch nicht Beweis genug ? Ist die Tatsache, daß diese Kraft seit 3,5 Milliarden Jahren jede Stunde, jede Minute, jetzt und bis in alle Ewigkeit alles Leben zur Verbesserung und zu mehr Leistung drängt, noch nicht Beweis genug ? An dieser Stelle möchte ich Dir gern die These 22 des Christianentums sagen: " Warum wollen die Menschen Gott beweisen, wenn 6,8 Milliarden von ihnen nicht einmal ein vertrocknetes Blatt, daß von meinem Baum gefallen ist, erschaffen können ?" Und Du willst Beweise ?
Es tut mir leid, lieber Romero, ich kann nicht anders antworten.
Dein Volker
danke dafür, daß wir beide uns so leicht tun, miteinander zu disputieren und ich füge hinzu, wenn ich es recht verstehe, in der von Martin Luther mit begründeten Tradition, über die ich leider noch viel zuwenig weiß.
Zitat:VolkersList schrieb:Romero antwortete:
Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders, als mit dem Christianentum auf meinen Schultern, weiter zu gehen, nicht wissend wo das enden wird.
Auch auf die Gefahr hin, daß ich eines Tages, wie in den zwei vergangenen Jahren, völlig allein und einsam da stehe, kann ich nicht davon lassen, weitere Kernthesen des Christianentums zur Diskussion zu stellen. Die These 27 sagt: Wer den Menschen nach der Stärke seines Glaubens fragt, hat Gott nicht begriffen. Wieso denn glauben, wo die Menschen doch wissen, wie kraftvoll Gottes Aufmerksamkeit und seine Konzentration und seine Vorsicht und seine Liebe in den Menschen arbeiten, die wissen, daß diese Fähigkeiten mindestens zur Hälfte Gottesgeschenke sind."
Zitat:Nun, dieses Wissen ist natürlich ein heikles Thema. Um etwas zu wissen, muss man es ja zumindest in irgend einer Form beweisen können, bzw. erfahren haben. Das haben nicht alle Menschen. Wenn du persönlich etwas erfahren hast, was du als Gottes Aufmerksamkeit oder Liebe interpretierst, bzw. für dich Gottes Liebe IST, dann kann dir das auch keiner nehmen. Es sei denn er könnte klipp und klar die Nichtexistenz eines höheren Wesens (Nenn es Gott, Natur, Treibende Kraft) beweisen. Soviel ich weiss, hat das noch keiner hingekriegt.Lieber Romero, es ist schwierig für mich mit meiner christianischen Denke darauf zu antworten. Ich versuche es.
Das Wissen, daß meine Fähigkeiten nicht nur von mir stammen können, habe ich erst vor zwei Jahren im Alter von 68 Jahren erworben. Ich hatte bei einer eindrucksvollen Feier zu Ehren Martin Luthers am 31. Oktober 2007 plötzlich die Idee, das alles , was ich kann, nicht nur von mir stammt und nicht nur von mir allein erarbeitet wurde. Ich habe dann wochenlang stumme Selbstgespräche geführt und wußte lange nicht mit wem. In der folgenden Zeit wurde mir langsam klar, daß es sich um ein Zwiegespräch handeln mußte, da ich mit mir oft nicht einig war und auch gemerkt habe, daß ich ergebnisoffen denken konnte. Daß ich diesen Vorgang nicht beweisen kann, ist völlig klar. Ich habe ja selbst die Schwierigkeit, mir zu beweisen, daß da zwei Seelen in meiner Brust miteinander heftig disputiert haben. Aber eine Tatsache steht wie die 1000jährige Eiche in Rellingen, unter der ich das Christianentum am 9. November 2008 inauguriert habe, diese Tatsache steht wie ein Fels in der Brandung meiner Gedanken oder Disputationen: Immer versucht die Natur in mir, etwas zu verbessern , versucht sie zu höherer Leistung zu gelangen. Dann habe ich mich umgeschaut und wohin ich auch in meiner Familie oder im Bekanntenkreis blickte, jeder war ständig bemüht, irgendetwas zu verbessern oder seine Leistung zu steigern. Und das, lieber Romero, tut die Natur seit 3,5 Milliarden Jahren. Ab dem göttlichen Moment der Schöpfung, als eine unheimliche Kraft tote Materie zum Leben erweckte, drängt diese Kraft das Leben zu mehr Leistung, als sei sie auf der Flucht vor dem Rückfall in den alten Zustand toter Materie. In der Konzentration meiner Gedanken auf diese Kraft, die mich ständig antreibt und in dem ständigen Hin und Her meiner Gedanken, deren stumme Sprache ich fast hören kann, kam ich zu dem Schluß, das kann ich unmöglich alleine denken, da ist etwas in mir, daß mit mir disputieren will und endlich habe ich die These angenommen, daß in mir einer mit mir und ich mit ihm disputiere. Wie kann ich diese von mir erfahrene Kraft zur Verbesserung, von der ich weiß, daß sie genau das Gleiche seit 3,5 Milliarden Jahre tut, wie kann ich diese Kraft anders nennen als Gott.
Du willst Beweise ? Ist die Tatsache, daß vor 3,5 Milliarden Jahren aus toter Materie eine lebende Materie entstand, noch nicht Beweis genug ? Ist die Tatsache, daß diese Kraft seit 3,5 Milliarden Jahren jede Stunde, jede Minute, jetzt und bis in alle Ewigkeit alles Leben zur Verbesserung und zu mehr Leistung drängt, noch nicht Beweis genug ? An dieser Stelle möchte ich Dir gern die These 22 des Christianentums sagen: " Warum wollen die Menschen Gott beweisen, wenn 6,8 Milliarden von ihnen nicht einmal ein vertrocknetes Blatt, daß von meinem Baum gefallen ist, erschaffen können ?" Und Du willst Beweise ?
Es tut mir leid, lieber Romero, ich kann nicht anders antworten.
Dein Volker