07-11-2009, 12:08
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb: der verdreher warst du, wie ich soeben noch mal erläutert habe
Zitat:"das philosophische ergibt sich also erst, wenn über eine sache auch diskutiert wird? der philosophischen abhandlungen zum fußball sind legion" Dergleichen habe ich an keiner Stelle behauptet
was hast du dann gemeint mit
Ich könnte auch sagen, "Fußball ist unser Leben", und nicht mehr weiter diskutieren. Daran wäre nichts Philosophisches
?
Ja, die Gegenüberstellung zeigt doch ganz gut, wie wenig beides zusammen passt.
Sagen wir so. Das Sprachspiel Philosophie folgt anderen Regeln als das Sprachspiel Fußballfachsimpelei. Nicht zuletzt deine Verwendung des Worts vulgäretymologisch zeigt ja, dass du bestimmte Vorstellungen hast, wie man sich philosophisch zu unterhalten hat und wie nicht.
Und jetzt sag nicht wieder eine rhetorische Frage wie, "warum, weil ich möchte, dass man Worte richtig verwendet?", oder dergleichen. Meine Antwort wäre denkbar einfach: "Ja, und auch ohne dieses Sprachspiel auch nur ansatzweise zu beherrschen kann man sich Gedanken zum Sinn des Lebens machen, z.B. wenn man so ungebildet ist nicht zu Wissen, dass Philosophie nicht Liebe zum Wissen bedeutet." Diese Gedanken wären aber nicht philosophisch, weil sie im Sprachspiel Philosophie nicht angenommen würden.
Ich möchte noch kurz klarstellen, dass ich von dir nur ein bestimmtes Verständnis des Worts Wissen übernommen habe (um deutlich zu machen, dass ich in diesem Thread das Wort auf die gleiche Weise benutzen werde), wenn ein anderer Eindruck entstanden ist, tut mir das Leid. Entschuldigung.
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb: ja, du persönlich kannst mein auf die allgemeinheit bezogene aussage nicht nachvollziehen, da bei dir anscheinend alles sofort zur persönlichen sinnkrise führt. aber was soll das als argument über andere als dich selber besagen?
Nein, nicht alles, nur die Trennung von besonders wichtigen Instanzen wie Volk, Familie, Gemeinde, Gott. Die Vorstellung, dass meine Familie oder mein Glaube eine Art Teil von mir ist, kann doch so seltsam nicht sein?
Meine Überlegungen, die dann die Allgemeinheit betreffen, basieren auf der Archetypenlehre C.G. Jungs. Demnach kommt der Mensch nicht wie ein leerer Computer auf die Welt sondern mit einem Vorwissen, z.B. dass er eine Mutter hat (Archetyp Mutter). Im Laufe seines Lebens bildet sich um den Archetyp Mutter ein Komplex, der alle persönlichen Erfahrungen diesen Archetyp betreffend enthält (z.B. Erinnerungen). Wo ein bedeutender Archetyp auf Erfüllung wartet aber diese ausbleibt, da entsteht, laut Jung, ein Gefühl der Leere.
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb: nein, ich sagte nicht, daß ich "so was" erleben mußte wie im grade zitierten absatz von dir beschrieben
ich sagte, daß ich mich von familie und volk getrennt habe, ganz ohne sinnkrise
Ach so, kleines Missverständnis meinerseits.
Eine rein örtliche Trennung habe ich natürlich nicht gemeint. Was das angeht gibt es ganz sicher robuste Charaktere die eine solche Trennung wie nichts wegstecken. Andere bekommen vielleicht so schlimmes Heimweh, dass sie es kaum ertragen können.
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb:Zitat:Gab es keine Zeit der Entscheidung?
sicher gabs die
ich treffe jeden tag entscheidungen. warum soll das ein problem sein?
Du entscheidest aber nicht jeden Tag, dich von Volk und Familie zu trennen. Diese Entscheidung ist dir sicherlich nicht so leicht gefallen wie die Entscheidung, was du dir auf's Frühstückbrot schmierst.
Was ich sage, ist ja lediglich, dass Entscheidungen von großem Ausmaß in engem Zusammenhang mit dem stehen, was man als den Sinn seines Lebens bezeichnet. Und ich gehe davon aus, dass wir da einer Meinung sind. Der Sinn des Lebens sei, dass man etwas daraus macht, meinst du ja. Dann steht ja auch dieser wichtige Schritt, aufzubrechen in ein anderes Land, in engem Zusammenhang mit dem Sinn deines Lebens. Vielleicht hatte diese Einstellung sogar bereits Einfluss auf deine Entscheidung, dergestalt, dass sie dich darin bestärkt hat, den Schritt zu wagen?
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb:Zitat:Wenn ich vom Sinn des Lebens spreche, dann meine ich vor allem etwas, das man mit Worten schwer ausdrücken kann. Ein Feuer, das in mir brennt
das brennt wohl nicht in allen. ich behaupte mal, daß viele dieses feuers nicht bedürfen, um sinn in ihrem dasein zu finden bzw. diesem einen sinn zu geben
Kannst du mir erklären wie?
Was ich bisher so mitbekommen habe von Menschen, die meinen, der Sinn des Lebens sei, etwas daraus zu machen, ist, dass in ihnen sehr wohl eine Art Feuer brennt, und auch, dass sie sich wichtige Entscheidungen nicht einfach machen, eine gewisse (natürliche) Angst dabei verspüren. Dementsprechend fällt es mir schwer aus deinen bisherigen Aussagen abzuleiten, was du denn jetzt als Sinn des Lebens an junge Menschen weiterreichen möchtest.
Sich selbst als Funktion von Bedeutung und Ziel zum Sinn zu verstehen, reicht ja meines Erachtens nicht aus. Bisher hätte ich dich so verstanden, dass es für dich so auch nicht ausreichen würde?
(07-11-2009, 09:50)petronius schrieb:Zitat:Ich bleibe auch dabei, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens zwangsläufig eine philosophische ist. Solange die Philosophie eklatante Lücken aufweist, wie z.B. die Kluft zwischen theoretischer und praktischer Philosophie, wird sie nicht in der Lage sein, diese Frage zufriedenstellend zu beantworten
das ist aber recht ungeschickt - die sinnfrage zu einer philosophischen zu erklären und gleichzeitig sicher zu sein, daß die philosophie sowieso keine antwort geben kann
Pardon, es fehlt ein "nicht" in dem Satz:
Ich bleibe auch dabei, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht zwangsläufig eine philosophische ist.