15-11-2009, 11:22
(11-11-2009, 10:03)Romero schrieb:Guten Morgen, lieber Romero,(10-11-2009, 18:51)VolkersList schrieb: Wie Du Dir sicher denken kannst, glaube ich fest an ein indeterministisches Universum, aber halte die Einteilung nach deterministisch oder indeterministisch für typisch für das menschenzentrierte Denken mit dem berühmten Balken im Auge des Betrachters. Wieder setzt bei mir diese ebenfalls typische christianische Denkweise ein: Innerhalb deterministischer weil unveränderlicher ewiger Gesetze bleibt genügend Raum für nicht vorhersehbare und nicht im voraus festgelegte Abläufe und Entwicklungen. Das ist zunächst nur eine Behauptung des Christianentums. Der Beweis wird mir schwer fallen, weil es sich eher um Analogien handelt und nicht um schlüssige Beweise nach Menschenart. Ich versuche es.
Guten Morgen, Volker
Innerhalb eines deterministischen Universums gibt es in der Tat genügend Raum für nicht vorhersehbare Begebenheiten. Nicht vorhersehbar, weil zu komplex für uns. Hingegen "nicht im Voraus festgelegt" ist ein direkter Widerspruch zum Wort "deterministisch", es ist das genaue Gegenteil davon, kann also nicht sein. Wenn in einem Universum irgend etwas "nicht im Voraus festgelegt" ist, dann ist es ein indeterministisches Universum.
ich hoffe, daß ich das Schlimmste bei der Spiegelung meines EDV-Systems überstanden haben.
In Bezug auf die Einteilung "deterministisch" und "indeterministisch" habe ich mich mal wieder unklar ausgedrückt. Was Du mit Deiner Korrektur im obigen Text meinst, ist natürlich richtig. Ich habe mich in meiner christianischen Denkweise mal wieder hinreissen lassen, Sachverhalte zu behaupten, die der Logik widersprechen. Du kannst es mir glauben, ich selbst habe mit dieser Denkweise meine Probleme. Aber ich will meinen Denkproblemen und meinen Sprachproblemen nicht ausweichen. Also mache ich, wie so oft einen neuen Versuch.
Das Christianentum geht von einem indeterministischen Universum aus. Als Beweis führe ich die These 102 an:" Wer glaubt, daß Gott einen vollkommenen Plan hat und nicht würfelt, hat ihn nicht begriffen. Jeder seiner neuen Versuche ist ein Würfelspiel, bei dem er versucht, seine schlechten Würfe als Irrtum auszusortieren."
Aber jetzt kommt die christianische Denkweise ins Spiel, die behauptet, daß innerhalb eines indeterministischen Systems auch deterministische Gesetze herrschen können. Als Beispiel nenne ich die unheimliche Kraft der Natur, fast immer und fast überall jedes Lebewesen zur Verbesserung und zur Leistungssteigerung zu drängen. Aber nur fast, weil es unzählige Sackgassen gibt, wie zum Beispiel die heutigen Einzeller, die seit 3 Milliarden Jahren in einer Sackgasse leben, obwohl die damaligen Einzeller sich zum Menschen bergan entwickelt haben. Eine Sackgasse in der Evolution kann doch nicht als Beweis angeführt werden, daß es keine Evolution gegeben hat. Beides, die bergan-Entwicklung und die unzähligen Sackgassen leben nebeneinander und bitte frage mich nicht, warum das so ist. Ich weiß es nicht. Aber es kommt noch schlimmer. Die unheimliche weil vorherrschende Kraft der Natur zur bergan-Entwicklung verirrt sich öfter als wir glauben mögen in eine falsche Richtung, zum Beispiel, wenn ein Verbrecher, der immerhin ein Irrtum Gottes ist, diese bergan-Kraft der Natur benutzt, seine verbrecherischen Methoden des Betrügens, des Raubens und des Mordens zu verbessern. Das ist leider so , ich kann es nicht ändern.
Dieses widerspüchliche Gesicht Gottes, dieses Doppelgesicht Gottes hat das Christianentum mit der Muttermilch aufgesogen. Die christianische Denkweise möchte ich als zwittrig bezeichnen. Das Christianentum ist nicht monogam, sondern polygam. Es kommt noch schlimmer. Ich möchte die christianische Art zu denken an einem schlimmen Beispiel der Natur aufzeigen.
Es mögen vielleicht 0,1 Prozent aller menschlichen Geburten sein, also vielleicht 10 Geborene unter 1000 Geburten, bei denen sich die Natur nicht entscheiden konnte, welches Geschlecht sie diesen Menschenkindern mit auf ihren Lebensweg gibt. Das hat dramatische Folgen. Als erstes ist dieser Irrtum Gottes in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. In über 50 Jahren habe ich kein Sterbenswörtchen aus der Kirche gehört, das sich auch nur näherungsweise mit diesen Unglücklichen beschäftigt hätte. Und jetzt kommt zu diesen Irrtümern Gottes etwas hinzu, was das Christianentum dieses verdammte menschenzentrierte Denken nennt. In der überwältigenden Mehrzahl dieser Unglückswürmer entscheidet ein Arzt, daß der Säugling oder das Kleinkind operiert werden muß, und zwar in eine diagnostizierte Richtung vom Buben zum Mädchen oder vom Mädchen zum Buben, mit dem schrecklichen Erfolg, daß im Falle die Diagnose des Arztes falsch war, dieser Unglückliche ein Leben lang in einem falschen Körper leben muß. Glaube mir, Romero, das Christianentum ist die einzige Religion auf der Welt, die diese Dinge beim Namen nennt und diese Vorgehensweise als Verbrechen bezeichnet. Das ist der tiefere Grund, warum das Christianentum zwittrig denkt und zum Beispiel nicht das Vaterunser betet, sondern das VaterundMutter.
Das ist der tiefere Grund, warum das Christianentum das indeterministische Endergebnis so mißtrauisch betrachtet, weil so viele deterministische Gesetze darin vorherrschen. Das ist der tiefere Grund, warum das menschenzentrierte, weil ergebnisorientierte monogame Denken dem Christianentum nicht gefällt und warum das christianische Denken eine kognitive Wende fordert und sie auch lebt.
Wie immer, es tut mir leid, lieber Romero, meine sprachlichen Fähigkeiten sind begrenzt, aber dennoch betrachte ich sie mindestens zur Hälfte als Gottesgeschenk.
Dein Volker