18-11-2009, 20:26
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Mir scheint, daß du "Transzendenz" und "Metaphysik" etwas anders verwendest als ich.
Das ist ganz offensichtlich der Fall...!
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: diesem Satz:
(18-11-2009, 16:46)DureeTotale schrieb: Die "Gesetze" der Physik sind nichts weiter als systematische Beschreibungen der beobachteten Eigenschaften der Materie.
kann ich als Physiker nicht wirklich zustimmen.
In dem Moment, in dem ein Physiker aus der Beobachtung der Welt einen Schluß zieht auf etwas, seinen Beobachtungen zwar Zugrundeliegendem, selbst aber nicht Beobachtbarem, betritt er den Bereich der Metaphysik.
"Meta" heißt soviel wie "danach", "dahinter", "jenseits"; "Metaphysik" bezeichnet also etwas, das "jenseits" des "Physischen" liegt, also nicht das Physische selbst. Eine metaphysische Fragestellung wäre z.B. warum überhaupt etwas existiert und warum das, was existiert, so beschaffen ist, wie es beschaffen ist.
Das aber ist nicht Gegenstand der Physik, sondern diese beschäftigt sich ausschließlich mit dem Physischen, also mit der Frage, wie das, was nachweislich und nachprüfbar ("physisch") existiert, beschaffen ist und wie die daraus resultierenden phsikalischen Phänomene durch Ursache und Wirkung miteinander verbunden sind. Und wenn dabei auf etwas geschlossen wird, das, aus welchem Grunde auch immer, nicht beobachtbar ist, dann hat das mit Metaphysik nichts zu tun, sondern es handelt sich in diesem Falle um eine Voraussage bzw. ein Postulat im Rahmen einer physikalisch-wissenschaftlichen Theorie - denn wir bewegen uns natürlich noch immer und ausschließlich im Bereich der Eigenschaften des Physischen und der darin herrschenden Ursache-Wirkungsbeziehungen. Die Annahme der Existenz von Atomen z.B. hatte auch zu der Zeit, da man noch keine Möglichkeit hatte, diese zu beobachten, nichts mit "Metaphysik" oder "Transzendenz" zu tun...
Aus der Erkenntnis über die Beschaffenheit der existierenden Dinge lässt sich nun aber mitnichten die metaphysische Frage beantworten, warum überhaupt etwas existiert und warum das, was existiert, so beschaffen ist, wie wir es beobachten!
Zitat:Wenn er dann noch ein "Gesetz" erkennt, das auch völlig unabhängig von seinen Beobachtungen ist, dann transzendiert er seine Beobachtungen.
Naturgesetze gelten immer unabhängig davon, ob sie von einem erkennenden Subjekt beobachtet und als Gesetzmäßigkeiten erkannt werden oder nicht.
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Die Frage will ich aufgreifen:
Gibt es Beobachtbares in der Welt, das den Glaubenden - im Sinne von Religion - in seinem Glauben bestätigen könnte?
Ich meine Ja
Wenig verwunderlich: Dem Glaubenden gelingt es bekanntlich, mal mehr mal weniger mühelos, das meiste in sein Glaubensgebäude einzupassen. Was hingegen nicht passt, wird entweder passend gemacht oder unter den Tisch fallen gelassen...
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Das sind die Menschen, die als Glaubenszeugen auftreten
Was für eine Überzeugungskraft sollten die Aussagen von Gläubigen haben, die das bezeugen, von dem sie zutiefst wollen, dass es so sei, wie sie es wünschen, dass es sein soll?
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Das ist die Schöpfung, die zeigt, daß etwas ist und das Nichts nicht ist
Dass etwas ist und nicht nichts, zeigt lediglich, dass etwas ist und nicht nichts. Aus dieser Tatsache zu "folgern", dass das, was ist, eine "Schöpfung" einer Art "Person" sei, muss man geradezu als das glatte Gegenteil eines sequitur bezeichnen!
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Das sind die Religionen der Welt
Und alle behaupten, im Gegensatz zu jeweils allen anderen, die "wahre" Auskunft über metaphysische Fragestellungen zu geben. Doch nicht nur, dass die Vielzahl verschiedener und oft höchst gegensätzlicher angeblicher "Auskünfte" zu diesen metaphysischen Fragen geradezu zwingend darauf hindeutet, dass deren grundsätzliche Unbeantwortbarkeit der mit Abstand wahrscheinlichste Fall ist. Auch leisten diese besagten "Antworten" letztlich nichts weiter, als lediglich die nächste metaphysische Frage aufzuwerfen, z.B.: Warum existiert Gott und warum ist er so bschaffen, wie behauptet wird, dass er beschaffen sei...? usw.
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: Das sind die Wunder...
Ach ja, die "Wunder" - da erlaube ich mir mal bequemerweise auf David Hume zu verweisen...
(18-11-2009, 17:52)Dornbusch schrieb: meine Frage oben wurde Kant genannt. Als Philosoph meine ich, daß Kant nicht allgemein als Atheist bezeichnet werden sollte. Oder kennt einer von euch dazu einen eindeutigen Beleg in seinen Schriften?
Wie Kant bezeichnet werden sollte oder wie er sich selbst bezeichnet hat, ist eigentlich ziemlich zweitrangig. Auf jeden Fall hat er mit seiner Kritik der reinen Vernunft jeglicher philosophischer Anmaßung der spekulativen Theologie, welche bis zu ihm als "Wissenschaft" aufzutreten sich versteigert hat, ein für allemal den Boden unter den Füßen weggezogen.
Das ist doch schon mal was...!