18-12-2009, 12:22
(18-12-2009, 10:54)Dornbusch schrieb: Ich möchte Euch hier dazu einladen, über die Legitimation von Strafe zu diskutieren.
Legitim sei eine Strafe stets dann, wenn
- mit der Strafe ein gutes Ziel beabsichtig wird
- mit der Strafe dieses Ziel auch erreicht wird
- der Strafende einen gesetzlichen Auftrag dazu hat
- die Strafe eine gesetzliche Grundlage hat
da wird wohl niemand widersprechen. der ärger fängt aber schon an, wenn man definieren will, was ein "gutes ziel" ist
was mir in deiner auflistung fehlt, ist, daß die strafe gerecht und angemessen sein muß (nicht, daß ich das eindeutig und allgemein gültig konkret definieren könnte)
(18-12-2009, 10:54)Dornbusch schrieb: Ich persönlich trete dafür ein,
- daß nach der Todesstrafe auch Haftstrafen abgeschafft werden
- daß aus allen zielführenden Strafen die humanste und
geringste gewählt wird
- daß die Strafe an persönlicher Schuld gemessen wird und nicht am
Schaden oder gar an Interessen Dritter
auch kein widerspruch - nur:
wann ist eine strafe zielführend? ohne daß sie "weh tut", wird sie nur in seltensten fällen dem täter die einsicht vermitteln, daß er schon im eigenen interesse keine tat mehr begehen sollte. "zielführend" steht da also in einem gewissen konflikt mit "geringstmöglich"
ein weiteres problem, beim ersatz von haft- durch andere strafen:
man kann davon ausgehen, daß haft jedem "weh tut". die verhängung von haftstrafen ist insofern "gerecht", als drei jahre für den bankräuber grundsätzlich das gleiche bedeuten wie für den betrügerischen bankdirektor. bei anderen strafen ist das nicht mehr so: 3000 euro sind für den bankräuber viel, für den betrügerischen bankdirektor "peanuts". für den einen wäre internetentzug eine schwere strafe, den anderen interessiert das net gar nicht. wir kämen also zu einer zerfaserung von bestrafungsmöglichkeiten, die einen unheimlichen aufwand erfordert, jedem täter und jeder tat auch gerecht zu werden - in der praxis kann das imho nicht geleistet werden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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