08-01-2010, 19:46
(08-01-2010, 09:29)petronius schrieb: auch wer an gott glaubt, steht unter dem einfluß menschlicher und politischer macht. in der gängigen praxis eben zusätzlich auch noch kirchlicherDas Problem wurde, zumindest auf protestantischer Seite erkannt. Es besteht, gerade nach den Erfahrungen mit "Preußens Idealen" und deren Perversion im Dritten Reich, die Rückbesinnung auf die Freiheit durch den Glauben gegen die allgemeine Konformität.
Gundi schrieb:... die Ausgangsfrage war doch, weshalb ein Gott (sofern es ihn gibt), so viel Leid zulässt. Und ich behaupte eben, dass es Freiheit ist, selbst Entscheidungen zu treffen und für diese auch verantwortlich zu sein. Wenn du jetzt sagst, dass man diese Freiheit auch ohne eine Existenz Gottes hat, so hast du recht, jedoch muss dann an die Stelle Gottes etwas anderes stehen z.B. Moral. ...... und Petronius antwortet: so ist es ja auch.
Würde man davon ausgehen, dass jeder Mensch moralfrei auf die Welt kommt, dann wäre er ja ausschließlich ein Produkt seiner Umwelt, dann würde die jeweilige Gesellschaft entscheiden was gut und böse ist, und niemand könnte sich darüber aufregen, weil es ja keinen gemeinsamen Konsens gibt...
Ich selbst finde diese Vorstellung schrecklich.
Dass die durch Gott gewährte Freiheit zu Leid führt, ist meines Erachtens eine Folgerung, die man nicht ziehen sollte. Freiheit und Leid sind in dieser Weise nicht gekoppelt. Und Petronius hat Recht: Handlungsvorbereitungen werden neben puren physischen Unmöglichkeiten beschränkt durch die Frage, wem die Handlung schaden wird. Und nur die Moral entscheidet für oder gegen die Gemeinschaft der Mitmenschen.
Leid tritt aber völlig unabhängig von solchen Erwägungen auf, Beispiele: Ressourcenmangel, Naturkatastrophen, Unfälle, Alterung, Krankheit.
D. h. es gibt in ethischen Fragen eine Äquivalenz (Gleichheit) zwischen atheistischer (Orientierung an der Menschlichkeit) und theistischer Weltanschauung. Als Gläubiger bevorzuge ich persönlich eine lange Tradition, in der die Fallstricke der Ethik bereits bekannt sind, im Gegensatz zu neueren Ideologien, die auch heute noch über Leichen gehen.
Gott ist nicht der Garant dafür, dass ethische Maximen unter Menschen gelten. Aber das ist nur ein Teilaspekt auftretenden Leidens.
In Gott zu leben bedeutet weit mehr! Nämlich Leiden anzunehmen bis hin zur Aufgabe der Existenz zugunsten anderer, Aussöhnung anzustreben, Vergeben zu können, ausgleichend zu wirken, Verantwortung wahrzunehmen usw. immer mit Blick darauf, zu dem Großen Ganzen zu gehören.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

