02-02-2010, 01:26
Duree Totale,
zunächst ist es einmal ein gutes Argument, anhand atheistischer Vorstellungen, das eigene Glaubenskonzept zu prüfen. Dann aber folgt eine Argumentationskette, die das Anliegen des Glaubens verkennt übrigens jeder Weltanschauung auch diejenige, die man gemeinhin "Atheismus" nennt. Ich denke, dass es sich eher um materialistischen Humanismus dreht, so, wie ich Argumente verstehe.
Auf Alwins Einwand gehst du nur scheinbar ein und klammerst dich an das Wort von den "logischen Ansprüchen". Weltanschauung ist keine Frage der Logik sondern eine Frage des sich Anpassens an die Erfordernisse des Zusammenlebens. Diese Anpassung bedingt, dass archetypische Verhaltensansätze des Menschen trainiert werden. Das hat zwei Folgen: Achtsamkeit den Mitgliedern einer Gesellschaft gegenüber und Wohlfühlen in eben dieser Gesellschaft. Wo das nicht gelingt, geht es ständig um Konflikte und Kämpfe also um vollkommen unökonomisches Verhalten.
Dazu gibt es verschiedene philosophische Systeme, die ich mal der Einfachheit halber als "theoretischen Überbau" (TÜ) bezeichnen will. Der TÜ ist in allen, wie immer gearteten Fällen nicht logisch widerspruchsfrei und konsistent zu haben. Spätestens seit dem großen Mathematiker Kurt Gödel wissen wir auch, woran das liegt. TÜe müssen mächtig genug sein, die Komplexität des Systems "menschliche Gesellschaft" zu beschreiben. Dadurch bekommen sie auch die Macht des Selbstbezuges und können damit Paradoxa enthalten.
Das alles bewegt sich durchaus im Rahmen der Vernunft. Wir wissen, dass es im menschlichen Zusammenleben auf eine gewisse Regelkonformität ankommt. Wir wissen weiter, dass man dies nicht durch Auswendiglernen nämlicher Regeln erreicht. Also werden die TÜe so konstruiert, dass ihre Wirkung aus ihrer gefühlsmäßigen Annahme folgen. Traditionell schaffen dies die mythischen Vorstellungen. Statt "mythische Vorstellungen" kann man sich auch andere Vorstellungen konstruieren. Aber auch hier gilt: Widerspruchsfrei bekommt man sie nicht. Und die naturwissenschaftlichen Methoden schaffen es auch nicht.
Du hast völlig Recht: Alle weltanschaulichen Konstrukte bestehen letztlich aus einer bestimmten Ansammlung von aufeinander bzw. auf die wahrnehmbaren Realitäten der Welt bezogenen menschlichen Aussagen, wodurch sich die Zuständigkeit der sprachlichen Logik ergibt. Aber das war's dann. Irgendwo im Hintergrund werden sich Paradoxa, einseitig gelöste Konflikte oder gar ungewollte Machtstrukturen auftun. Das hat mit der Mächtigkeit von TÜ zu tun.
Die Realität menschlichen Zusammenlebens ist auf keiner Ebene konsistent lösbar. Deshalb ist direkt zu erwarten, dass mythische Vorstellungen irgendwo diese Widersprüchlichkeiten abbilden.
Folglich wundert man sich auch nicht über Inkonsistenzen bezogen auf das menschliche Zusammenleben.
Die von dir angesprochene Inkonsistenz bezieht sich auf antikes Sachwissen, wie es in alten Schriften insbesondere der Bibel auftritt. Nun gut, das wissen sehr viele Gläubige natürlich auch. Deshalb auch immer wieder die Frage nach einer modernen Interpretation kritischer Stellen - oder im Gegenteil: das fundamentalistische Beharren auf den alten Vorstellungen.
Jetzt bleibt natürlich die Frage, mit welchem Wissen wir heute unsere Vorstellungen formulieren. Da mag man vorschnell von den modernen Erkenntnissen ausgehen. Doch Vorsicht: Wie gesellschaftsrelevant sind sie, wenn es um die einfachen Dinge des Lebens geht, wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Solidarität?
zunächst ist es einmal ein gutes Argument, anhand atheistischer Vorstellungen, das eigene Glaubenskonzept zu prüfen. Dann aber folgt eine Argumentationskette, die das Anliegen des Glaubens verkennt übrigens jeder Weltanschauung auch diejenige, die man gemeinhin "Atheismus" nennt. Ich denke, dass es sich eher um materialistischen Humanismus dreht, so, wie ich Argumente verstehe.
Auf Alwins Einwand gehst du nur scheinbar ein und klammerst dich an das Wort von den "logischen Ansprüchen". Weltanschauung ist keine Frage der Logik sondern eine Frage des sich Anpassens an die Erfordernisse des Zusammenlebens. Diese Anpassung bedingt, dass archetypische Verhaltensansätze des Menschen trainiert werden. Das hat zwei Folgen: Achtsamkeit den Mitgliedern einer Gesellschaft gegenüber und Wohlfühlen in eben dieser Gesellschaft. Wo das nicht gelingt, geht es ständig um Konflikte und Kämpfe also um vollkommen unökonomisches Verhalten.
Dazu gibt es verschiedene philosophische Systeme, die ich mal der Einfachheit halber als "theoretischen Überbau" (TÜ) bezeichnen will. Der TÜ ist in allen, wie immer gearteten Fällen nicht logisch widerspruchsfrei und konsistent zu haben. Spätestens seit dem großen Mathematiker Kurt Gödel wissen wir auch, woran das liegt. TÜe müssen mächtig genug sein, die Komplexität des Systems "menschliche Gesellschaft" zu beschreiben. Dadurch bekommen sie auch die Macht des Selbstbezuges und können damit Paradoxa enthalten.
Das alles bewegt sich durchaus im Rahmen der Vernunft. Wir wissen, dass es im menschlichen Zusammenleben auf eine gewisse Regelkonformität ankommt. Wir wissen weiter, dass man dies nicht durch Auswendiglernen nämlicher Regeln erreicht. Also werden die TÜe so konstruiert, dass ihre Wirkung aus ihrer gefühlsmäßigen Annahme folgen. Traditionell schaffen dies die mythischen Vorstellungen. Statt "mythische Vorstellungen" kann man sich auch andere Vorstellungen konstruieren. Aber auch hier gilt: Widerspruchsfrei bekommt man sie nicht. Und die naturwissenschaftlichen Methoden schaffen es auch nicht.
Du hast völlig Recht: Alle weltanschaulichen Konstrukte bestehen letztlich aus einer bestimmten Ansammlung von aufeinander bzw. auf die wahrnehmbaren Realitäten der Welt bezogenen menschlichen Aussagen, wodurch sich die Zuständigkeit der sprachlichen Logik ergibt. Aber das war's dann. Irgendwo im Hintergrund werden sich Paradoxa, einseitig gelöste Konflikte oder gar ungewollte Machtstrukturen auftun. Das hat mit der Mächtigkeit von TÜ zu tun.
Die Realität menschlichen Zusammenlebens ist auf keiner Ebene konsistent lösbar. Deshalb ist direkt zu erwarten, dass mythische Vorstellungen irgendwo diese Widersprüchlichkeiten abbilden.
Folglich wundert man sich auch nicht über Inkonsistenzen bezogen auf das menschliche Zusammenleben.
Die von dir angesprochene Inkonsistenz bezieht sich auf antikes Sachwissen, wie es in alten Schriften insbesondere der Bibel auftritt. Nun gut, das wissen sehr viele Gläubige natürlich auch. Deshalb auch immer wieder die Frage nach einer modernen Interpretation kritischer Stellen - oder im Gegenteil: das fundamentalistische Beharren auf den alten Vorstellungen.
Jetzt bleibt natürlich die Frage, mit welchem Wissen wir heute unsere Vorstellungen formulieren. Da mag man vorschnell von den modernen Erkenntnissen ausgehen. Doch Vorsicht: Wie gesellschaftsrelevant sind sie, wenn es um die einfachen Dinge des Lebens geht, wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Solidarität?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

