05-02-2010, 12:00
(05-02-2010, 05:55)Killstrong schrieb: Wie stellt ihr euch eigentlich das Universum vor?Ja, es ist schon viel spekuliert worden! Ich frage mich dabei, welches Anliegen würde durch eine Antwort gelöst?
Ohne jeden Zweifel besteht das Universum in dem Sinne, dass wir seine Strahlung und deren Verteilung messen (z. T. sehen) können. Ferner können wir aufgrund der Bewegungen der Himmelskörper auf die Schwere und Trägheit derselben schließen. Und tatsächlich kann man die Schwere und Trägheit im Labor messen und, siehe da, im Weltall bewegen sich die Körper exakt nach den im Labor festzustellenden Naturgesetzen.
Also, das Universum existiert durch seine Beziehungen zu uns.
Ist es unendlich? Zumindest ist es, gemessen an lokalen Entfernungen unvorstellbar riesig und für erdrelevante Fragestellungen, d. h. für Fragen nach Wirkungen aus dem Universum reicht eine Entfernung von rund 15 Milliarden Lichtjahren. Denn alles, was weiter weg liegt, hat keine Wirkungen mehr auf uns, weil dazu das Weltalter nicht reicht.
Aus kosmologischen Überlegungen schätzt man die Raumausdehnung gegenwärtig auf rund 45 Milliarden Lichtjahre von uns aus gesehen in alle Richtungen.
Das Kuriose daran ist, dass es in diesem Universum keine "ausgezeichneten Punkte", also keinen Rand und keine Mitte gibt. Nach astronomischen Erkenntnissen sieht das Universum von allen Punkten gleichartig aus (nicht identisch! Die Sternbilder sind selbstverständlich verschieden). Nur die mittlere Massenverteilung, die mittlere Strahlung, die mittleren Kraftfeldgrößen und die stetige Raumdehnung sind gleich.
Unter praktischen Gesichtspunkten ist das Universum für uns ohne ein Ende und auch nicht periodisch. D. h. man kann (virtuell natürlich) immer geradeaus fliegen, ohne in einer anderen Welt zu landen, auf eine "Mauer" zu stoßen oder sich dem eigenen Standort wieder anzunähern.
Gleichwohl kann das Universum endlich sein, was den vorstehend geschilderten Raumeigenschaften nicht widerspricht. Analog zu einer Kugeloberfläche: Diese hat keinen Anfang und kein Ende und auch sonst keine ausgezeichneten Punkte, trotzdem ist ihre Oberfläche endlich. Die Analogie zur Kugel stimmt aber nicht vollständig, denn beim Universum kommt man bei exaktem Geradeausflug nicht mehr am eigenen Standort aus! Im Gegensatz zur Kugel. Bei einem Geradeausflug (entlang einem Großkreis) kommt man sehr wohl wieder am Startflughafen an! Also Vorsicht mit solchen Analogien!
(05-02-2010, 05:55)Killstrong schrieb: Wie stellt ihr euch den "Anfang" vor?Auch hier meine Frage: Welches weltanschauliche Problem hängt von dieser Antwort ab?
Aus unserer Sicht hat das Universum einen explosionsartigen Anfang genommen. Auch hier versagt die Analogie zu einer irdischen Explosion. Denn der Anfangszustand des Universums war ein solcher mit einer, gemessen an heutigen Zuständen (Sterne, Felder, Teilchen), minimalen Entropie oder einem Maximum an thermodynamischer Ordnung. Deshalb ist es noch die Frage, ob man den gegenwärtigen Verlauf der zeitlichen Entwicklung des Universums so ohne Weiteres rückwärts extrapolieren darf. (Näheres unter 'Glaube und Wissen' #112). Vom Ende sehen wir derzeit nichts. Nach momentaner Kenntnis ist die Raumgeometrie "flach"; d. h. es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die derzeit "fliehenden" Galaxien irgendwann wieder aufeinander zu stürzen.
Kometen, Sternenstaub usw. kommen aus Sternen, die bereits vor mehreren Milliarden Jahren explodiert sind, wie das auch heute gelegentlich geschieht. Wir, d. h. unser Sonnensystem ist mindestens eine Sterngeneration weiter. Wir sind gewissermaßen in den primären Sternen "erbrütet" worden.
(05-02-2010, 05:55)Killstrong schrieb: Also ich frage mich -!?-Was war das "erste" was gabs? War schon immer etwas da? Wie kann eig schon immer was da sein, es muss doch etwas haben damits Entstehen kann - Oder ist iwann mal aus "NICHTS" etwas entstanden , ist doch unmöglich?Das Erste, von dem wir etwas wissen können (Information haben), ist der aus dem Urknall (s. o.) entstandene Wasserstoff.
Selbst Gott muss doch mal iwie entstanden sein?.
Nein, der war nicht "schon immer da", sondern ist aus einem (sehr energiereichen) Strahlungszustand "auskondensiert". Das verhält sich so ähnlich wie Wasserdampf in Luft, der sich bei Unterschreitung der Taupunkttemperatur zu Nebeltröpfchen zusammenballt.
NICHTS ist ein schwieriger Begriff für den Anfang des Universums. Man muss sich immer klarmachen, dass alle Dinge nur in Bezug zueinander existieren. Welche Beziehung könnte aber ein Vor-Urknall-Zustand zu nichts anderem haben? Wir geraten hier in die Falle der klassischen (Newton) Physik, die wenigstens von einem absoluten Raum ausging. Nach den neuesten Erkenntnissen gibt es aber keinen "absoluten Raum", sondern nur einen solchen in Bezug auf Masse, Strahlung und Feldern darin. Mit anderen Worten: als es ur-knallte, entstand erst das Beziehungsgeflecht aus Raum, Zeit und Strahlung und später Materie, welches wir messtechnisch erfassen können. Ein „Davor“ gibt es nicht im Sinne unserer Philosophie oder Religion!
Gott muss deshalb aber nicht „entstanden“ sein. Magnetfelder „entstehen“ z. B. auch nicht bevor Dipole anwesend sind. Gleichwohl bestimmt das gemeinsame Magnetfeld das Verhalten von Dipolen.
Gott ist also die gemeinsame Feldgröße für das Denken und Fühlen von Menschenwesen. Diese können sich im Einzelnen ganz in Analogie zum quantenmechanischen Verhalten, darin ausrichten (Theisten) oder es bleiben lassen (Atheisten).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

