09-02-2010, 19:50
(06-02-2010, 15:58)petronius schrieb: liebe freunde, ich habe soeben ein kriterium entdeckt, wie gläubige von nicht gläubigen unterschieden werden könnenGläubige unterscheiden sich von Ungläubigen nicht im Geringsten. Beide sind in erster Linie vergesellschaftete Menschen. Beide Gruppen bauen ihre Überzeugungen und Urteile aus dem Baukasten der in ihrer Umgebung (wozu ich auch Bücher und andere Medien zähle) zusammen. Darin gibt es zwei Traditionen: einmal die Religiöse und einmal die Materialistische. Dabei darf man darauf vertrauen, dass die Ansichten darüber, was relativ gut und was relativ schlecht ist, unter allen Teilnehmern derselben Gesellschaft irgendwie ausgekungelt wird mal mehr diktatorisch, mal mehr durch Palaver, mal mit Sanktionen, mal freiwillig.
Und nun setzt das ein, was aus der Psychologie bestens bekannt ist: Gruppen beginnen, ihre Unterschiede zu entdecken und zu pflegen. Im Grunde aber bleiben alle gesellschaftlich relevanten Regeln solange irrational, bis ihre Wirkungsgeschichte sich als tragfähig erweist oder als schädlich für die Gesellschaft.
Jetzt kann man die Grundregeln der wissenschaftlichen Methoden anführen, und sagen: Na, waren die nicht ungemein erfolgreich?
Da sage ich: Selbstverständlich! Aber diese Methoden beschränken sich allein auf die Sachebene.
Damit bleiben alle üblicherweise "dem Herzen" des Menschen wichtige Themen ausgeklammert: Wie fühle ich mich in der Welt? Wie stehe ich vor meinen Mitmenschen da? Wie wichtig bin ich mir selbst und anderen? Welche Beziehungen konnte ich aufbauen und halten? Kann ich lieben, werde ich geliebt? Oder gibt es Gründe, warum andere mich nicht mögen? Welche Geschichten möchte ich gerne lesen oder hören? Kann ich loswerden, was ich auf dem Herzen habe? Werde ich daran gehindert, warum und wie? Was kann ich für mein Image tun? Na, und so weiter ...
Es ist einfach unsinnig, sich auf eine der Herzensangelegenheiten zu konzentrieren, da eine Differenz zu konstruieren und diese dann aufzubauschen.
Richtig spannend wird die Sache nicht dadurch, dass man Gottesbilder angreift, weil dadurch der Eindruck verletzt wird, sich in diesen Bildern wohl fühlen zu dürfen.
Was hier dem Gottesbild passiert, gelingt mit jeder anderen Vorstellung, die uns lieb geworden ist.
Und deshalb entarten alle diese Diskussionen früher oder später: Sie verletzen Gefühle, und das lässt sich mit der Ratio nicht aus der Welt schaffen. Darin sind wir uns alle fürchterlich ähnlich.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard