Ekkard schrieb:Warum der christliche Gott? Vielleicht ist eine der Antworten: Weil ER für Haltung und Rückhalt eines jeden Menschen "zuständig" ist bzw. war. Wenn man denn will, gibt es in der Lehre durchaus Ansätze gegen die Perspektivlosigkeit.Von den Gläubigen der germanischen Götter hat wohl auch jeder geglaubt, für sich persönlich Haltung und Rückhalt von seinem jeweiligen Gott zu finden.
"Der christliche Gott" wohl eher, weil er - wegen der bereits genannten quasimilitärischen Struktur, Befehlsgewalt von oben nach unten und so, am ehesten geeignet war, die Macht der einflußreichen und praktisch über alle Angelegenheiten (einschließlich Religion) bestimmenden Familienklans zu zerschlagen. Zu germanischen Zeiten war der Klan fast alles und der einzelne so gut wie nichts. Diese Vereinzelung, hin zur (heute üblichen!) Kleinfamilie, diente natürlich nicht irgendwelchen humanitären Zwecken, sondern der besseren Kontrolle dieser familiären Klein-Einheiten, und wenn Bedarf bestand, auch der einfacheren Entrechtung derselben (etwa als, wann war das, irgendwann im frühen Mittelalter?) alle freien Bauern kurzerhand per fürstlichem Dekret zu Leibeigenen erklärt wurden und fortan wie Sklaven behandelt werden konnten. Die früheren germanischen Sippenverbände hätten sich so etwas nie gefallen lassen, die hätten den verantwortlichen König kurzerhand abgesägt... aber das Christentum, das als allmählicher Haupt-Großgrundbesitzer selber auf möglichst viel billige/sprich kostenlose Arbeiter (Sklaven) angewiesen war, machte es möglich... "leider" schlug das Perpendikel dann weiter in die einmal eingeschlagene Richtung und führte zu dem, was heute von den Kirchen unter dem Schlagwort "Individualismus" beklagt wird. Kleinfamilien lassen/ließen sich noch so lala unter der Knute halten, aber wenn alles einzeln auseinanderläuft und seine eigene, individuelle (!) Richtung wählt, haben die Kirchen nix mehr zu melden...

