26-02-2010, 11:37
(20-02-2010, 19:08)Gundi schrieb: Mich beschäftigt schon seit einiger Zeit die Frage wie Religionen, die die Evolution ablehnen, sich das Vorhandensein von Fossilien erklären.
Überhaupt wie sie zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Erdgeschichte (Alter, Prozesse etc.) stehen.
Nach dem mir ein Anhänger des Islam sagte, dass er alle Fossis für Fälschungen hält, würde ich gernen mal wissen wie Anhänger anderer Religionen das Thema betrachten (vor allem auch Hinduismus und Buddhismus).
Das soll kein Thread Wissenschaft vs. Religion sein, sondern lediglich dazu dienen herauszufinden wie Religionen sich bestimmte Dinge erklären, die nun einmal da sind (z.B. Fossis) aber eventuell im Gegensatz zu ihrer Lehre stehen.
Religion und Evolution
Lieber Gundi,
Du hast mit Deiner Frage, wie Religionen, die die Evolution leugnen, deren "natürliche Artefakten" und deren lebende Fossilien erklären können, eine Lawine losgetreten.
Es wird immer wieder bezweifelt, ob Evolution und Religion etwas miteinander zu tun haben, aber es bleibt dabei, unsere Fragen nach woher, wo sind wir und wohin gehen wir, brennen in uns lichterloh.
Als gläubiger Christianer bin ich in dieser Diskussion eigentlich eine Fehlbesetzung, denn das Chistianentum findet in den Thesen 50, 110, 232 und 233 beweislose emotionale Beschreibungen, daß zwischen der Entstehung des Lebens vor 3500 Millionen Jahren und dem Leben des heutigen Tages als Brücke nur eine ungeheuerlich langsame Entwicklung in der Startphase existiert haben muß, die wir Evolution nennen.
Verwirrend für diesen von der Wissenschaft allgemein anerkannten Entwicklungsprozeß, ist die Tatsache, daß auf unzähligen Stationen dieser Entwicklung des Lebens das Leben in unzähligen Fällen parallel zu einer Weiterentwicklung gleichzeitig stehen geblieben ist, indem auf dem Weg zum Menschen in einer Entwicklungsnische oder auf einem Abzweig zum Beispiel Ameisen sich uns als scheinbar vollendete Ameisen präsentieren.
Diese Choreographie scheinbar vertikaler und scheinbar horizontaler Entwicklungslinien, die scheinbare Endzustände verbinden, verwirrt uns über unser menschliches Maß hinaus, weil sie uns widersprüchlich zu sein scheint.
Das Christianentum hat nicht den blassesten Schimmer, warum das alles so geschehen ist und sogar heute noch geschieht, wie wir es uns anhand der "natürlichen Artefakte" und der lebenden Fossilien und der heute lebenden Wesen versuchen vorzustellen.
Gleicht die Evolution einem Baum, dessen Spitze der Mensch ist, dessen Zweige die Arten sind, dessen Blätter die heute lebenden Wesen darstellen und dessen Wurzeln im dunklen Ursprung Gottes wurzeln ?
Nein, dieses Bild ist nicht schlüssig und ist höchstens ein Symbol für unsere Hilflosigkeit gegenüber dem Phänomen der Evolution.
Vielleicht hilft uns ein anderes Bild. Mir erscheint die Evolution in der Startphase als ein Bummelzug mit unbekanntem Ziel, der an jeder lausigen oder großartigen Station hält und dort jedesmal auf Wunsch der Passagiere, diese zur Erschließung von Wasser, Land und Luft und Weltenraum aussteigen läßt und dann weiter zuckelt (oder rast ? ) auf einer nur scheinbar und nur im Rückblick gradlinigen Schiene.
Was mich an der Evolutionstheorie stört, ist ihre retrograde Denkweise, die sich auf Anpassung, Selektion, Selektionsdruck, Überlebensstrategie etc. als Hauptantriebskraft stützt.
Das Christianentum leugnet diese Kräfte nicht, hält sie jedoch für nachgeschaltet, als Reaktion auf eine vorgeschaltete, sagen wir unheimliche, weil unbeweisbare Antriebskraft.
Das Christianentum als offenes Scheunentor für interreligiöse Gedanken wartet sehnsüchtig auf nachvollziehbare Vorschläge zur Weiterentwicklung von der einfachen Rippung zur gegabelten Rippung der Ammoniten der menschlichen Erkenntnis.
Danke im voraus.
Volker