05-04-2010, 02:52
Hallo Gundi
Ich würde meine Fragen folgendermassen beantworten:
Diese Frage habe ich eingentlich auf dein vorhergehendes Posting zugeschnitten, wenn ich mich recht erinnere, deswegen das "nicht verurteilen" in Anführungszeichen.
Beachte, dass ich - so wie du sicher auch - von einer nach schweizerischem, bzw. in deinem Fall deutschem Recht legalen Abtreibung spreche, was Schwangerschaftswoche etc. angeht.
"Nicht verurteilen" würde ich einen Schwangerschaftsabbruch in allen Fällen. Ganz besonders bei einer Schwangerschaft nach Vergewaltigung hätte ich Verständnis (nicht, dass mein Verständnis relevant wäre). Vielleicht hätte die Entscheidung einen bitteren Nachgeschmack, wenn sie rein aus "Das Kind passt mir grad nicht in den Kram/die Karriere etc." - Überlegungen getroffen würde. Aber letztendlich ist das die Entscheidung der schwangeren Frau.
Nun, ich würde einer schwangeren Frau eher nicht zur Abtreibung raten, letztlich ist es ihre Entscheidung, wie ich bereits sagte. Wenn sie von mir schwanger wäre, hätte ich natürlich gerne ein Mitspracherecht, wobei ich nicht denke, dass ich zu einer Abtreibung raten würde, ist ja mein Kind *G*
Würde mich eine vergewaltigte Frau um meinen Rat bitten, was sie tun solle, würde ich wohl sagen, dass ich es mir als Mann kaum vorstellen kann, wie sie sich in dieser Situation fühlt. Rein theoretisch, wenn ich mich so gut wie möglich in ihre Situation zu versetzen suche, würde ich an Ihrer Stelle wohl abtreiben, weil ich schlicht nicht das Kind meines Vergewaltigers austragen wollen würde.
Nein, ich glaube nicht.
Auch ich denke, dass die gesetzlichen Vorgaben wohl begründet sind.
In der Tat eine schwere Frage, um das zu definieren, müsste man erstmal Kriterien dafür aufstellen, was ein Mensch überhaupt ist. Das ist aber mehr eine philosophische Frage, als eine Wissenschaftliche. Wann Mensch Mensch ist, kann man wissenschaftlich so nicht bestimmen - weil eben jeder anders definiert.
Dass Ei- und Samenzelle bereits Menschlich sind, das behauptet wohl kein vernünftiger Mensch, jedoch bereits bei der Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle scheiden sich die Geister. Bis noch ins 19te Jahrhundert haben katholische Theologen die Auffassung vertreten, dass ein Embryo in den ersten 30 – 40 Tagen noch unbeseelt – kein Mensch – sei. Manche jüdische und muslimische Gelehrte halten heute noch daran fest. Im Katholizismus tendiert man, soviel ich weiss, inzwischen aber eher dazu, sogar schon seit der „Verschmelzung“ der Samen- mit der Eizelle von „Mensch“ zu sprechen.
Die „Verschmelzung“ dauert ca. 1 Tag, dann beginnt sich die befruchtete Eizelle zu teilen, wobei noch nicht klar ist, aus welchem Teil sich der Embryo, und aus welchem Teil sich die Plazenta entwickeln wird. Mehr als die Hälfte der Blastozysten sterben bis zum 5. Tag ab und werden bei der Menstruation ausgeschieden. Wer würde hier einen sterbenden Menschen wähnen?
Nach ca. 2 Wochen ist die Einnistung in die Gebärmutterwand abgeschlossen, nach 3 Wochen bilden sich die ersten Organe, der Blutkreislauf entwickelt sich. Nach 4 Wochen entstehen die ersten Hirnzellen, ab dem 33. Tag kann man zwischen Rückenmark und Gehirn unterscheiden. Die Bildung der Hirnzellen wird aber bis mehrere Monate NACH der Geburt andauern.
Nach 6 Wochen erkennen wir die ersten Anlagen der Hirnrinde. Nach 10 Wochen sind die Anlagen für alle Organe da, sie funktionieren aber noch nicht. Ab dann bilden sich auch die Verbindungen zwischen den Nervenzellen.
Obwohl bereits Reflexbewegungen ab der 8. Schwangerschaftswoche möglich sind, ist ein Schmerzempfinden vor der 22. Woche nicht möglich, da die Hirnrinde noch nicht funktionstüchtig ist, und vor der 30-40. Woche nicht wahrscheinlich, da das Nervensystem noch nicht entsprechend ausgebildet ist.
Ab der 23. Woche rechnet man mit minimalen Überlebenschancen – sofern alle technischen Mittel der Moderne zur Verfügung stehen - , sollte eine Frühgeburt der Fall sein. Ich persönlich würde ab hier von einem Menschen sprechen.
Frühestens ab der 24. Woche treten regelmässige Hirnströme auf. Zwischen dieser und der 30. Woche Bildung von Synapsen, im 7. Monat hat das Kleinhirn seine endgültige Form.
Mir persönlich fällt es schwer, hier eine Grenze zu ziehen. Wenn ich sage, dass ein Mensch ein Mensch ist, wenn er auf die Welt kommt, dann ist ein Kind u.U. bereits in der 25. Woche ein Mensch, da Frühgeburt… (wer würde es nicht als Mensch bezeichnen?), aber wenn es KEINE Frühgeburt wäre, wäre es für mich noch weitere Wochen kein Mensch, solange es im Mutterleib ist? Schwierig.
So aus dem Stehgreif würde ich das „Menschsein“ auf frühestens Woche 23. ansetzen. Meinungsänderungen vorbehalten.
(01-04-2010, 01:43)Gundi schrieb: Wie würdest du selbst die Fragen beantworten?
Ich würde meine Fragen folgendermassen beantworten:
(01-04-2010, 00:57)Romero schrieb: 1. In welchen Fällen würdest du Abtreibung "nicht verurteilen"?
Diese Frage habe ich eingentlich auf dein vorhergehendes Posting zugeschnitten, wenn ich mich recht erinnere, deswegen das "nicht verurteilen" in Anführungszeichen.
Beachte, dass ich - so wie du sicher auch - von einer nach schweizerischem, bzw. in deinem Fall deutschem Recht legalen Abtreibung spreche, was Schwangerschaftswoche etc. angeht.
"Nicht verurteilen" würde ich einen Schwangerschaftsabbruch in allen Fällen. Ganz besonders bei einer Schwangerschaft nach Vergewaltigung hätte ich Verständnis (nicht, dass mein Verständnis relevant wäre). Vielleicht hätte die Entscheidung einen bitteren Nachgeschmack, wenn sie rein aus "Das Kind passt mir grad nicht in den Kram/die Karriere etc." - Überlegungen getroffen würde. Aber letztendlich ist das die Entscheidung der schwangeren Frau.
(01-04-2010, 00:57)Romero schrieb: 2. In welchen Fällen würdest du zu einer Abtreibung raten?
Nun, ich würde einer schwangeren Frau eher nicht zur Abtreibung raten, letztlich ist es ihre Entscheidung, wie ich bereits sagte. Wenn sie von mir schwanger wäre, hätte ich natürlich gerne ein Mitspracherecht, wobei ich nicht denke, dass ich zu einer Abtreibung raten würde, ist ja mein Kind *G*
Würde mich eine vergewaltigte Frau um meinen Rat bitten, was sie tun solle, würde ich wohl sagen, dass ich es mir als Mann kaum vorstellen kann, wie sie sich in dieser Situation fühlt. Rein theoretisch, wenn ich mich so gut wie möglich in ihre Situation zu versetzen suche, würde ich an Ihrer Stelle wohl abtreiben, weil ich schlicht nicht das Kind meines Vergewaltigers austragen wollen würde.
(01-04-2010, 00:57)Romero schrieb: 3. Gibt es konkrete Beispiele von Fällen, in denen du keinesfalls zur Abtreibung raten würdest, obwohl es andere hier im Forum tun (es gibt ja inzwischen mehrere Threads zum Thema, das ist nicht der erste...)
Nein, ich glaube nicht.
(01-04-2010, 00:57)Romero schrieb: 4. Bis in welche Schwangerschaftswoche würdest du Abtreibung erlauben, und weshalb?
Auch ich denke, dass die gesetzlichen Vorgaben wohl begründet sind.
(01-04-2010, 00:57)Romero schrieb: 5. Ab wann gilt für dich ein Embryo als Mensch?
In der Tat eine schwere Frage, um das zu definieren, müsste man erstmal Kriterien dafür aufstellen, was ein Mensch überhaupt ist. Das ist aber mehr eine philosophische Frage, als eine Wissenschaftliche. Wann Mensch Mensch ist, kann man wissenschaftlich so nicht bestimmen - weil eben jeder anders definiert.
Dass Ei- und Samenzelle bereits Menschlich sind, das behauptet wohl kein vernünftiger Mensch, jedoch bereits bei der Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle scheiden sich die Geister. Bis noch ins 19te Jahrhundert haben katholische Theologen die Auffassung vertreten, dass ein Embryo in den ersten 30 – 40 Tagen noch unbeseelt – kein Mensch – sei. Manche jüdische und muslimische Gelehrte halten heute noch daran fest. Im Katholizismus tendiert man, soviel ich weiss, inzwischen aber eher dazu, sogar schon seit der „Verschmelzung“ der Samen- mit der Eizelle von „Mensch“ zu sprechen.
Die „Verschmelzung“ dauert ca. 1 Tag, dann beginnt sich die befruchtete Eizelle zu teilen, wobei noch nicht klar ist, aus welchem Teil sich der Embryo, und aus welchem Teil sich die Plazenta entwickeln wird. Mehr als die Hälfte der Blastozysten sterben bis zum 5. Tag ab und werden bei der Menstruation ausgeschieden. Wer würde hier einen sterbenden Menschen wähnen?
Nach ca. 2 Wochen ist die Einnistung in die Gebärmutterwand abgeschlossen, nach 3 Wochen bilden sich die ersten Organe, der Blutkreislauf entwickelt sich. Nach 4 Wochen entstehen die ersten Hirnzellen, ab dem 33. Tag kann man zwischen Rückenmark und Gehirn unterscheiden. Die Bildung der Hirnzellen wird aber bis mehrere Monate NACH der Geburt andauern.
Nach 6 Wochen erkennen wir die ersten Anlagen der Hirnrinde. Nach 10 Wochen sind die Anlagen für alle Organe da, sie funktionieren aber noch nicht. Ab dann bilden sich auch die Verbindungen zwischen den Nervenzellen.
Obwohl bereits Reflexbewegungen ab der 8. Schwangerschaftswoche möglich sind, ist ein Schmerzempfinden vor der 22. Woche nicht möglich, da die Hirnrinde noch nicht funktionstüchtig ist, und vor der 30-40. Woche nicht wahrscheinlich, da das Nervensystem noch nicht entsprechend ausgebildet ist.
Ab der 23. Woche rechnet man mit minimalen Überlebenschancen – sofern alle technischen Mittel der Moderne zur Verfügung stehen - , sollte eine Frühgeburt der Fall sein. Ich persönlich würde ab hier von einem Menschen sprechen.
Frühestens ab der 24. Woche treten regelmässige Hirnströme auf. Zwischen dieser und der 30. Woche Bildung von Synapsen, im 7. Monat hat das Kleinhirn seine endgültige Form.
Mir persönlich fällt es schwer, hier eine Grenze zu ziehen. Wenn ich sage, dass ein Mensch ein Mensch ist, wenn er auf die Welt kommt, dann ist ein Kind u.U. bereits in der 25. Woche ein Mensch, da Frühgeburt… (wer würde es nicht als Mensch bezeichnen?), aber wenn es KEINE Frühgeburt wäre, wäre es für mich noch weitere Wochen kein Mensch, solange es im Mutterleib ist? Schwierig.
So aus dem Stehgreif würde ich das „Menschsein“ auf frühestens Woche 23. ansetzen. Meinungsänderungen vorbehalten.

