Es geht hier ja nicht darum, ob Gläubige dumm sind oder nicht. Du wolltest eine Art
Gottesbeweis - und der ist, wie wir schon festgestellt haben, nicht möglich.
Um mit Hilfe deiner Analogie einen Gott zu sehen braucht es den Glauben an Gott.
Was dabei das Problem im Hinblick auf einen Beweis ist hat Romero schon dargelegt.
Vielleicht noch eine kleine Annektode zum Thema, weil Du die selbe Richtung selbst
schon eingeschlagen hast.
Gestern abend war ich mit zwei Freunden in einer Vorlesung zum Thema "Wie ist das
Leben auf der Erde entstanden?". Vorgetragen hat der auf dem Gebiet bekannte
Prof. Dr. William Martin von der Uni Düsseldorf, der sich insbesondere mit der
Endosymbiontentheorie beschäftigt.
In seinen Ausführungen zeigte er, wie unwahrscheinlich die Entstehung von
Leben aus Leblosem in einer Ursuppe gewesen wäre (ein chemisches Potential
für Reaktionen fehlte weitgehend, Kompartimente zur Aufkonzentrierung der
nötigen chemischen Bausteine als Grundlage des Lebens fehlten ebenso,...)
und bot eine plausible Alternative mit Hydrothermalquellen wie "Lost City",
aus denen im Gegensatz zu Schwarzen Rauchern (Wassertemperatur ~400°C)
für die Entstehung von Leben angenehm warmes Wasser (~90°) ausströmt und
an denen eine Kompartimentierung zur Konzentration der nötigen Stoffe vorhanden
ist.
Dieser Professor wurde direkt nach seiner Publikation zu einem Treffen von
Vertretern mit der Kirche in Stuttgart eingeladen und unter anderem gefragt,
warum er Gott in seinen Erklärungen nicht berücksichtigte. Woraufhin er sagte,
dass dies in den Naturwissenschaften unmöglich wäre. Erklärt man sich bisher
unbekanntes Wissen mit Gott, fehlt der Anreiz in der Richtung Wissenslücken
zu füllen. Zudem kann Forschung nicht auf Konstrukten, die Gott als Erklärung
beinhalten, aufbauen. Eine auch von mir schon genannte Erklärung und durchaus
plausibel. Zwischen dem Glauben allgemein und einer Tätigkeit als Naturwissen-
schaftler sah er allerdings keinen Konflikt.
Am Ende, als man Fragen stellen konnte, fiel ein Herr hinter uns besonders auf,
der schon während der o.g. Sätze mit den Stuttgarter Theologen vor sich
hingemurmelt hatte "Warum kein Gott, warum kein Gott...". Er fragte nocheinmal,
warum denn nicht mit Gott erklärt werden könne woraufhin Prof. Dr. Martin die
schon erwähnte Erklärung vertiefte und die Unterschiedlichen Einsatzgebiete
von Wissenschaft ("Wie ist alles?") und Religion ("Warum ist alles?") betonte.
Der mutmaßliche christliche Hardliner ließ nicht locker und fing mit Analogien
wie dem Menschen als Schöpfer (z.B. von Autos) und Gott als Schöpfer (z.B.
des Menschen) an, um seine Kritik zu "untermauern". Nach drei Minuten
nervenaufreibender und von Pseudoargumenten seitens des Störenfrieds
geprägter Diskussionen schließlich brach der Prof. ab und gab anderen die
Möglichkeit, Fragen zu stellen.
"Ihr Studenten ihr... lasst euch doch alle verdummen!" hörten wir ein wütendes
Murmeln hinter uns und mussten uns beherrschen nicht drauf einzugehen.
Im Nachhinein waren wir echt sauer und bereuten es, nicht widersprochen zu
haben... was für ein Typ. Das ist genau die Art Mensch, die einen Dialog zwischen
Religion und der eigentlich nicht mit ihr im Konflikt stehenden Wissenschaft
unmöglich machen...
ICH glaube zwar nicht. Mit einem Gott hinter dem Urknall würde ich mich allerdings
zufrieden geben. Auch wenn ich diesen nicht als Wesen sondern abstrakten
Grund für den Beginn allen Seins beschreiben würde, der nicht eingreift, sondern
in irgendeiner Form für den ersten Tag verantwortlich war. Aus meiner Sicht
keine Intelligenz sondern eben ein Grund irgendeiner Art und die Bezeichnung
könnte beliebig anders als "Gott" lauten.
Dennoch verstehe ich nicht, wieso sich viele Gläubige nicht mit einer solchen
Sichtweise zufrieden geben können. Gott, sei es nun eine Intelligenz oder ein
vermutlich für alle Zeiten rätselhafter Grund für den Urknall, hinter selbigem,
hat es immerhin fertig gebracht, ein Gefüge (das Universum) in Gang zu setzen,
das von einfachem Wasserstoff, über große Wasserstoffbälle, die zur Kernfusion
im Stande sind, über Anhäufungen solcher Bälle, über Gesteinsbrocken wie die
Erde, die um sie Kreisen, über komplexere Moleküle bishin zu dem, was wir Leben
nennen, ALL DAS möglich machte, was wir heute sehen.
Vielleicht noch ein kleiner Denkanstoß hinterher, den Du nicht direkt auf Dich
beziehen solltest, miriam. Von Kreationisten wird sehr gerne und sehr oft der
Punkt angeführt, dass die heutige Welt (sei damit nun das ganze Universum
gemeint oder nur die Erde) derart komplex und "aufeinander abstimmt" zu sein
scheint, dass dahinter ein allmächtiger Schöpfer stehen MÜSSE.
Und dass alles so, wie es heute nach >13 Milliarden Jahren ist, rückblickend
unfassbar unwahrscheinlich sei und daher erschaffen sein MÜSSE.
Kleines Gedankenexperiment. Nimm einen Würfel und wirf ihn 100x. Schreib jeden
Wurf auf. Am Ende hast Du eine Abfolge von 100 Zahlen in der Reihenfolge wie
Du sie geworfen hast. Nun kannst Du Dir mal ausrechnen, wie unfassbar
unwahrscheinlich es ist, dass ausgerechnet diese Zahlen in dieser Reihenfolge
aufgetreten sind. Beinahe unmöglich - also gottgewollt?
Die Wahrscheinlichkeit für diese Abfolge von Zahlen jedenfalls ist rückblickend (!)
betrachtet folgende: eine beliebige Zahl bei einem Wurf hat die Chance von 1/6
zu erscheinen. Bei zwei Würfen ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von (1/6)*(1/6)
oder (1/6)²... dementsprechend haben wir nach 100 Würfen (1/6)^100, was
etwa 0,000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.
000.000.000.000.000.000.000.001.531% entspricht.
Man möge mir die eine oder andere Null, die beim Abschreiben verloren gegangen
oder dazugekommen ist, verzeiehen - aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht
gering...
PS: wenn sich jemand für die Inhalte der gestrigen Vorlesung interessiert, dem sei
die Institutsseite empfohlen, auf der Prof. Dr. Martins seine Publikationen an den
wissenschaftlichen Journals vorbei, mehr oder weniger illegal bereitstellt.
"Es kann nicht angehen, dass Publikationen, die mit Ihren Steuergeldern finanziert
wurden, nur durch den Kauf einer Fachzeitschrift, also erneutes Bezahlen, für sie
einsehbar sind." Symphatischer Kerl...
molevol.de/main/index.html
Gottesbeweis - und der ist, wie wir schon festgestellt haben, nicht möglich.
Um mit Hilfe deiner Analogie einen Gott zu sehen braucht es den Glauben an Gott.
Was dabei das Problem im Hinblick auf einen Beweis ist hat Romero schon dargelegt.
Vielleicht noch eine kleine Annektode zum Thema, weil Du die selbe Richtung selbst
schon eingeschlagen hast.
Gestern abend war ich mit zwei Freunden in einer Vorlesung zum Thema "Wie ist das
Leben auf der Erde entstanden?". Vorgetragen hat der auf dem Gebiet bekannte
Prof. Dr. William Martin von der Uni Düsseldorf, der sich insbesondere mit der
Endosymbiontentheorie beschäftigt.
In seinen Ausführungen zeigte er, wie unwahrscheinlich die Entstehung von
Leben aus Leblosem in einer Ursuppe gewesen wäre (ein chemisches Potential
für Reaktionen fehlte weitgehend, Kompartimente zur Aufkonzentrierung der
nötigen chemischen Bausteine als Grundlage des Lebens fehlten ebenso,...)
und bot eine plausible Alternative mit Hydrothermalquellen wie "Lost City",
aus denen im Gegensatz zu Schwarzen Rauchern (Wassertemperatur ~400°C)
für die Entstehung von Leben angenehm warmes Wasser (~90°) ausströmt und
an denen eine Kompartimentierung zur Konzentration der nötigen Stoffe vorhanden
ist.
Dieser Professor wurde direkt nach seiner Publikation zu einem Treffen von
Vertretern mit der Kirche in Stuttgart eingeladen und unter anderem gefragt,
warum er Gott in seinen Erklärungen nicht berücksichtigte. Woraufhin er sagte,
dass dies in den Naturwissenschaften unmöglich wäre. Erklärt man sich bisher
unbekanntes Wissen mit Gott, fehlt der Anreiz in der Richtung Wissenslücken
zu füllen. Zudem kann Forschung nicht auf Konstrukten, die Gott als Erklärung
beinhalten, aufbauen. Eine auch von mir schon genannte Erklärung und durchaus
plausibel. Zwischen dem Glauben allgemein und einer Tätigkeit als Naturwissen-
schaftler sah er allerdings keinen Konflikt.
Am Ende, als man Fragen stellen konnte, fiel ein Herr hinter uns besonders auf,
der schon während der o.g. Sätze mit den Stuttgarter Theologen vor sich
hingemurmelt hatte "Warum kein Gott, warum kein Gott...". Er fragte nocheinmal,
warum denn nicht mit Gott erklärt werden könne woraufhin Prof. Dr. Martin die
schon erwähnte Erklärung vertiefte und die Unterschiedlichen Einsatzgebiete
von Wissenschaft ("Wie ist alles?") und Religion ("Warum ist alles?") betonte.
Der mutmaßliche christliche Hardliner ließ nicht locker und fing mit Analogien
wie dem Menschen als Schöpfer (z.B. von Autos) und Gott als Schöpfer (z.B.
des Menschen) an, um seine Kritik zu "untermauern". Nach drei Minuten
nervenaufreibender und von Pseudoargumenten seitens des Störenfrieds
geprägter Diskussionen schließlich brach der Prof. ab und gab anderen die
Möglichkeit, Fragen zu stellen.
"Ihr Studenten ihr... lasst euch doch alle verdummen!" hörten wir ein wütendes
Murmeln hinter uns und mussten uns beherrschen nicht drauf einzugehen.
Im Nachhinein waren wir echt sauer und bereuten es, nicht widersprochen zu
haben... was für ein Typ. Das ist genau die Art Mensch, die einen Dialog zwischen
Religion und der eigentlich nicht mit ihr im Konflikt stehenden Wissenschaft
unmöglich machen...
ICH glaube zwar nicht. Mit einem Gott hinter dem Urknall würde ich mich allerdings
zufrieden geben. Auch wenn ich diesen nicht als Wesen sondern abstrakten
Grund für den Beginn allen Seins beschreiben würde, der nicht eingreift, sondern
in irgendeiner Form für den ersten Tag verantwortlich war. Aus meiner Sicht
keine Intelligenz sondern eben ein Grund irgendeiner Art und die Bezeichnung
könnte beliebig anders als "Gott" lauten.
Dennoch verstehe ich nicht, wieso sich viele Gläubige nicht mit einer solchen
Sichtweise zufrieden geben können. Gott, sei es nun eine Intelligenz oder ein
vermutlich für alle Zeiten rätselhafter Grund für den Urknall, hinter selbigem,
hat es immerhin fertig gebracht, ein Gefüge (das Universum) in Gang zu setzen,
das von einfachem Wasserstoff, über große Wasserstoffbälle, die zur Kernfusion
im Stande sind, über Anhäufungen solcher Bälle, über Gesteinsbrocken wie die
Erde, die um sie Kreisen, über komplexere Moleküle bishin zu dem, was wir Leben
nennen, ALL DAS möglich machte, was wir heute sehen.
Vielleicht noch ein kleiner Denkanstoß hinterher, den Du nicht direkt auf Dich
beziehen solltest, miriam. Von Kreationisten wird sehr gerne und sehr oft der
Punkt angeführt, dass die heutige Welt (sei damit nun das ganze Universum
gemeint oder nur die Erde) derart komplex und "aufeinander abstimmt" zu sein
scheint, dass dahinter ein allmächtiger Schöpfer stehen MÜSSE.
Und dass alles so, wie es heute nach >13 Milliarden Jahren ist, rückblickend
unfassbar unwahrscheinlich sei und daher erschaffen sein MÜSSE.
Kleines Gedankenexperiment. Nimm einen Würfel und wirf ihn 100x. Schreib jeden
Wurf auf. Am Ende hast Du eine Abfolge von 100 Zahlen in der Reihenfolge wie
Du sie geworfen hast. Nun kannst Du Dir mal ausrechnen, wie unfassbar
unwahrscheinlich es ist, dass ausgerechnet diese Zahlen in dieser Reihenfolge
aufgetreten sind. Beinahe unmöglich - also gottgewollt?
Die Wahrscheinlichkeit für diese Abfolge von Zahlen jedenfalls ist rückblickend (!)
betrachtet folgende: eine beliebige Zahl bei einem Wurf hat die Chance von 1/6
zu erscheinen. Bei zwei Würfen ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von (1/6)*(1/6)
oder (1/6)²... dementsprechend haben wir nach 100 Würfen (1/6)^100, was
etwa 0,000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.
000.000.000.000.000.000.000.001.531% entspricht.
Man möge mir die eine oder andere Null, die beim Abschreiben verloren gegangen
oder dazugekommen ist, verzeiehen - aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht
gering...
PS: wenn sich jemand für die Inhalte der gestrigen Vorlesung interessiert, dem sei
die Institutsseite empfohlen, auf der Prof. Dr. Martins seine Publikationen an den
wissenschaftlichen Journals vorbei, mehr oder weniger illegal bereitstellt.
"Es kann nicht angehen, dass Publikationen, die mit Ihren Steuergeldern finanziert
wurden, nur durch den Kauf einer Fachzeitschrift, also erneutes Bezahlen, für sie
einsehbar sind." Symphatischer Kerl...
molevol.de/main/index.html
Der Wissenschaftler denkt über seine Umwelt nach, entwirft eine Theorie die sie erklären soll, überprüft seine Theorie anhand von Experimenten an der Realität, verwirft sie wenn sie sich als falsch erweist und sucht nach einer besseren Erklärung.

