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Gottesbeweise
#9
(24-04-2010, 12:34)Bion schrieb:
(23-04-2010, 23:55)Gundi schrieb:
(23-04-2010, 23:31)Bion schrieb: Mit Kants moralischem Gottesbeweis, wonach das Vorhandensein Gottes ein Postulat der reinen praktischen Vernunft (das heißt ein praktischer, aber als solcher nicht beweisbarer Satz) sei, war die Verabschiedung der Philosophie von diesem Thema eingeläutet, auch wenn das der eine oder andere Denker, zB Robert Spaemann, nicht hinnehmen wollte.

Es stimmt zwar dass Kant den praktischen Versuch der Gottesbeweise radikal abgelehnt hat. Er hat aber an diese Stellen seinen eigenen moralischen Gottesbeweis gestellt (wie du ja auch schon sagtest):

"Ohne also einen Gott , und eine für uns jetzt nicht sichtbare, aber gehoffte Welt, sind die herrlichen Ideen der Sittlichkeit zwar Gegenstände des Beifalls und der Bewunderung, aber nicht Triebfedern des Vorsatzes und der Ausübung." (Zitat: basisreligion.de)

Solch eine ähnliche Argumentation finden wir auch heute noch vielfach in gläubigen Kreisen, nach denen Moral überhaupt erst durch Gott wirksam wird.
Der Gedanke Kants ist also auch heute noch aktuell (wenn auch für bestimmte Zwecke missbraucht).

Ja, das von Dir angeführte Zitat entstammt Kants "Kritik der reinen Vernunft". Solche Zitate lassen sich wunderbar ge- aber auch missbrauchen.

Kants philosophische Religionslehre tritt, denke ich, in "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" sehr deutlich hervor. Dort wird das, was für Kant Religion ist, am treffendsten umschrieben. Viele Aussagen, die Kant in jüngeren Jahren, insbesondere in seiner "Magisterzeit", zu religiösen Fragen tätigte, werden von ihm später relativiert.

Für den späten Kant gilt: Religion müsse vom Kirchenglauben zum Vernunftglauben führen: Mit dem praktischen Glauben an den Sohn Gottes oder, was dasselbe ist, an die Idee der Menschheit kann der Mensch hoffen, Gott wohlgefällig zu werden. Zu einem solchen Streben sind wir jedoch fähig nur in Gemeinschaft, in einem ethischen Gemeinwesen, einer Kirche.

Kant setzt seine unsichtbare Kirche in Gegensatz zur sichtbaren Kirche, die von einem historischen Offenbarungsglauben bzw. von einem statuarischen Geschichtsglauben ausgeht. Die vielen sichtbaren Kirchen, so Kant, verdanken ihre Existenz nur der Schwäche der menschlichen Natur.

Im Sinne Lessings sieht Kant die Offenbarung nur in ihrer Bedeutung für den geistigen Fortschritt der Menschheit gerechtfertigt, die ihr nur solange bedurfte, als sie geistig unmündig war.

Im Übergang vom Kirchenglauben zum reinen Religions- oder Vernunftglauben nähern wir uns nunmehr dem Reich Gottes.



Sehr deutlich wurde Kant mit dieser religionskritischen Aussage:

Die religiöse Praxis der historischen Religionsgemeinschaften ist "Afterdienst" eines die vermeintlichen Gnadenmittel verwaltenden "Pfaffentums", das für Zweck an sich erklärt, was doch nur Mittel eines rechten Lebenswandel sein sollte.

Dass sich Kant damit eine heftige Rüge durch Friedrich Wilhelm II. eingefangen hat, sei abschließend angemerkt.

Sehr interessant deine Erklärung. Das mit dem Kirchen- und Vernunftglauben war mir neu. Muss ich mich unbedingt mal näher mit befassen.
Der Kant war schon eine interessante Person...Eusa_think
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Gottesbeweise - von Bion - 23-04-2010, 23:31
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